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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.10.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1883-10-08
- Erscheinungsdatum
- 08.10.1883
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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4432 Nichtamtlicher Theil. Hk 234, 8. October. gelebt hättest. Wie ganz anders ist es, wenn heut ein Werk über Buchhaltung erscheint, das in demselben Jahre vielleicht das 20ste seiner Art ist, deren Autoren immer Einer vom Andern abgeschrieben haben. Da gibt es keine Lobgedichte und Dcdi- cationen und dergleichen, keine feierlichen Anreden, die von den inneren schweren Seelenkämpfen des Autors Zeugniß ablegen, sondern nur eine Vorrede, aus wenigen Zeilen bestehend, etwa des Inhalts: „Da ich gefunden, daß alle bisher in allen Sprachen erschienenen Werke über Buchführung nur Unsinn enthalten und vollständig unbrauchbar sind, so übergebe ich hiermit dem kaufmännischen Publicum ein Buch, welches infolge meines Scharfsinnes auf einer ganz neuen Methode beruht, der einzig richtigen, die bis jetzt existirte. Punktum." ll'smpoes. matantur. WirlebenebenjetztinderPeriodederleichtherzigeren Autoren. L.H. Jenseits und diesseits des Rheines. Die namentlich in den letzten Wochen in diesem Blatte veröffentlichten Artikel über die gegenwärtige Lage des Buch handels in Deutschland haben mich zu den nachfolgenden Aus führungen veranlaßt, von welchen ich hoffe, daß sie vielleicht Manchen interessiren werden, der mit den buchhändlerischen Ver hältnissen jenseits des Rheines weniger bekannt ist. Die Buch händler der neueren Aera haben gelegentlich öffentlicher Polemiken zu ihrer Vertheidigung vielfach die Behauptung aufgestellt, daß der deutsche Buchhandel, wie jedes andere Waarengeschäft und der Buchhandel anderer Länder, nach rein kaufmännischen Prin zipien betrieben werden müsse. Ich halte es nicht für unmöglich, daß nicht Alle, die diese Behauptung aufstellen, eine klare Vor stellung haben, wie der Buchhandel mit kaufmännischer Betriebs weise aussieht, und welche Folgen ein solcher Betrieb nothwendig haben muß. Deshalb unternahm ich es, in kurzen Zügen ein Bild des französischen Buchhandels zu entwerfen, der durch seine stricte Durchführung vollkommen kaufmännischer Grundsätze wohl berechtigt sein dürfte, eventuell als ein Vorbild der neuen Be triebsweise zu dienen. Die hervorragende Stellung des Verlagshandels über den übrigen Zweigen des Buchhandels tritt in Frankreich viel augen scheinlicher und in kräftigeren Zügen zu Tage, als dies bei uns der Fall ist. Die rein kaufmännische Ausbeutung erlaubt dem Verlagsgeschäft, sein Fabrikat ebenso an den Buchhandel wie an Private direct zu vertreiben und dadurch seine Beziehungen weit über das bei uns übliche Maaß auszudehnen. Alle französischen Verleger liefern ihren Verlag direct an Private, sie denken gar nicht daran, ein Geschäft nicht selbst zu machen, welches ihnen von Seiten eines Privaten irgend eines Ortes angeboten wird, und es fällt ihnen gar nicht ein, es einem Sortimenter ebenda zu übertragen, selbst wenn sie mit demselben in den besten Be ziehungen stehen. Der Privatmann, hauptsächlich der Pariser, wendet sich für seine Bücherbedürfnisse keineswegs immer an den Sortimenter, sondern in vielen Fällen direkt an den Verleger und kauft bei ihm. Reclamirt er keinen Rabatt, ein Fall, der selten ist, so rechnet man ihm den Ordinärpreis, im anderen Falle erhält er 10—20 °/o Rabatt. In den Häusern, die Schulbücher ediren, erhält jeder, der sich als Schulmeister, Lehrer oder Ge lehrter irgend welcher Facultät legitimirt, den Bedarf fzum Buchhändler-Nettopreis. Ich spreche hier nicht von Ausnahmen, sondern vom Usus. Die Verlagshandlungen ziehen oft den directen Verkehr mit dem Publicum vor, weil sie diesem nur gegen Baarzahlung geben, während sie an den Buchhandel nur auf drei Monate Ziel verkaufen können. Alle französischen Ver lagskataloge sowie alle Bücher tragen die genaue Adresse des Verlegers; der Zweck ist klar und verständlich. Was den Privat mann noch direct zum Verleger zieht, und das ist namentlich bei Geschäften mit ausgesprochener Richtung der Fall, ist der Umstand, daß dergleichen Verlagshäuser oft gleichzeitig Sortiment, hauptsächlich aber ein reiches Antiquariat ihrer Specialität haben. Der Mediciner, der Jurist, der Philologe, wenn sie in Paris studiren, und das ist der Fall wenigstens für einen Theil ihrer Studienzeit, knüpfen dort ihre Geschäftsverbindungen an, die sie meistens für immer bewahren, erstens weil sie ihre Bedürfnisse sofort finden und zweitens weil sie sie billiger haben. So schön dieses Resultat anscheinend für beide Theile ist, so schädlich ist es dem allgemeinen Ganzen. Abgesehen davon, daß nur der Pariser Geschäftsmann daraus Nutzen zieht, daß dabei kein wirk licher Sortimentsbuchhandel existiren kann und thatsächlich mit Ausnahme von ca. 50 Firmen nicht besteht, sind diese Verhältnisse für den Verleger wie für die Literatur traurig genug. Der einzige, der sich ins Fäustchen dabei lachen kann, ist der Bücher käufer. Wie oft habe ich die Stoßseufzer französischer Verleger gehört, die nicht begreifen konnten, daß der oder jener deutsche College ein wissenschaftliches Werk in zweiter oder dritter Auf lage brachte, das sie kaum gewagt hätten herauszugeben. „Ja, wenn uns die Hilfe des Sortimentshandcls zur Seite stände, wie den deutschen Verlegern!" war in der Regel der Schluß des Klageliedes. In der That, der französische Verleger wissen schaftlicher Werke hat seinen Absatz weit mehr im Auslande und an seine Privatkunden direct als an den Sortimenter der Pro vinz, der nur einen sehr, sehr bescheidenen Bruchtheil bezieht. Ich kenne mehrere Häu;er ernster wissenschaftlicher Richtung, die nur mit ca. 40 bis 50 Firmen in Rechnung stehen und denen sie ihre Novitäten senden. Davon befindet sich mehr als die Hälfte im Auslande. Ist es bei solchen Verhältnissen möglich, einen Absatz zu erzielen, der zu neuen Publicationen anspornt und so der Literatur und dem geistigen Fortschritt Nutzen bringt? und würden unsere Verleger zwischen unseren Verhältnissen und den französischen wählen? Um die Verleger zu ermuthigen zur Pu- blication guter Bücher schwierigen Absatzes und um ihnen zu helfen bei langathmigen Unternehmungen, hat das Unterrichtsministerium einen Fond geschaffen, aus welchem Subscriptionen in der Höhe von 10 bis 100 Exemplaren auf wissenschaftliche Werke gedeckt werden. Die so vom Staate subscribirten und zum Nettopreis zu liefernden Exemplare werden an die verschiedenen Staats und Stadtbibliotheken zur Verkeilung gebracht. Daß diese Sub scriptionen nicht immer auf wissenschaftliche Werke, sondern auch auf irgend welche andere Werke gemacht werden, hängt davon ab, daß der Verleger zufällig einen sorgenden Freund und Gönner in der die Auswahl treffenden Commission hat. Obgleich in Frankreich der wissenschaftliche Verlag an Be deutung weit hinter dem populären, schönwissenschaftlichen und Prachtwerk-Verlage zurücksteht, so glaubte ich doch näher von ihm sprechen zu müssen, weil er im Vergleich mit den deutschen Verhältnissen uns ganz besonders interessiren muß. Die Pro duction an populären, belletristischen und Prachtwerken ist in Frankreich enorm und für uns ganz unverständlich, während bei uns diese Richtungen mit wenigen Ausnahmen keine außer gewöhnlichen Erfolge aufzuweisen haben. Die Gründe dafür liegen nicht allein in den verschiedenen Neigungen der beiden Völker, sondern auch in den Gründen, die Hr. O. Welten in seinem kürzlich in diesem Blatte abgedruckten Artikel über die Leihbibliotheken des Näheren dargelegt hat und auf die ich des halb nicht zurückkomme. Ueber den inneren Verkehr des Verlagshandels mit den Sortimentern nur einige Worte. Offene laufende Rechnung wird in Frankreich nur eröffnet nach den Prinzipien, die im
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