Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1893

3016 Nichtamtlicher Teil. 113, 18. Mai 1893. fahrungsgemäß führt dies zu einer finanziellen Belastung des Publikums und zu einer zerstreuenden Ablenkung der Schüler auf einzelne, vielleicht an sich fruchtbare, aber die gleichmäßige Lösung der ganzen Lehraufgabe erschwerende Teile des Untere richtes. In jedem Falle ist auch für solche zum Gebrauche in der Klasse den Schülern zu empfehlende Bücher die Genehmigung des Königlichen Provinzial-Schulkollegiums erforderlich. Sämtliche hier einzureichenden und auf das Notwendigste zu beschränkenden Vorschläge sind nach Fächern geordnet in einer tabellarischen Uebersicht zusammenzustellen, welche enthalten muß: den Titel des Buches nebst Namen des Verfassers, die gedrängte Zusammenfassung der Begründung des Vorschlages und des Gutachtens eines Fachmannes, die Anstalten, an denen das Buch cingeführt werden soll, den kurzen Inhalt des von dem Provinzial- Schulkollcgium erforderten Gutachtens, Bemerkungen des Pro vinzial-Schulkollegiums zu dem Vorschläge. Nach Vorstehendem wolle das Königliche Provinzial-Schul- kollegium sofort das Erforderliche in die Wege leiten. Der Minister der geistlichen rc. Angelegenheiten. Bosse. An sämmtliche Königliche Provinzial-Schulkollegen. II. II. 657. Die Ruchgewerbliche Iahresausstellung im Deutsche« AuchHäudkerhause zu Leipzig, Kantate-Messe 1893. (Schluß aus Nr. 110.) In dem speziell zur Aufnahme der Neuigkeiten dienenden Saale des Seitenflügels sind in einem nach einer Zeichnung des Architekten Weichart geschnitzten schwarzgebeizten Wandregal die bis jetzt erschienenen Bände der vierzehnten Auflage von Brockhaus' Konversationslexikon ausgestellt, denen zur Vervollständigung des Werkes die Bände der dreizehnten Auflage beigesügt sind, die noch nicht in der Neubearbeitung vorliegen. Eine Reihe vortrefflich ausgeführter Tafeln, die alle in den eigenen graphischen Instituten der Firma hergestcllt sind, legen nicht allein Zeugnis von deren Leistungsfähigkeit ab, sondern geben auch Kunde, mit welcher bis in das kleinste gehenden Sorgfalt die Neubearbeitung des Lexikons vorgenommen worden ist. Mit ausgestellt sind die ersten Bände der ersten bis dreizehnten Auflage des Lexikons und ermöglichen so eine leichte Uebersicht über das stetige Wachsen und Gedeihen des Unternehmens. Der erste Band der ersten Auflage (Amsterdam 1809, im Kunst- und Industrie-Comptoir,) behandelt aus 400 Seiten klein 8". die Buchstaben A—E, die in der neuesten vierzehnten Auflage fünf Bände ganz und vom sechsten Bande 490 Seiten Lexikon-8°. einnehmcn. Der erste Band der zweiten Auflage (Leipzig 1812, im Verlage des Kunst- und Industrie-Comptoirs von Amsterdam) ist schon bei etwas größerem Format um 238 Seiten gewachsen und behandelt die Artikel A—Comparativ, während der erste Band der dritten Auflage (Leipzig und Altenburg 1814, F. A. Brockhaus), der dem Fürsten Metternich gewidmet ist, die Artikel A bis Bohle auf 848 Seiten umfaßt. Von der dritten bis zur zwölften Auflage ist jedem Bande ein alphabetisches Verzeichnis der darin enthaltenen Artikel beigegeben. Die vierte Auflage (Altenburg und Leipzig 1817, F. A. Brockhaus) ist König Friedrich Wilhelm III. gewidmet. Bei dem gleichen Format und Druck wächst das Lexikon von Auflage zu Auflage; so enthält der jedesmal erste Band der vierten bis sechsten Auflage die Artikel A bis Bohle auf 872, 935, 944 Seiten. Der Titel, der bei der vierten Auslage geändert war in »Allgemeine Hand-Encyclopädie für die gebildeten Stände», lautet bei der fünften Auflage »All gemeine deutsche Real-Encyclopädie für die gebildeten Stände (Conversations-Lexicon)» und wird in dieser Fassung bis zur elften Auslage beibehalten. Von da ab tritt der Titel, unter dem das Werk zuerst erschienen war und der für ähnliche Unter nehmungen typisch geworden ist, »Konversations-Lexikon«, wieder an die erste Stelle, während der frühere Hauptitel »Allgemeine deutsche Realencyklopüdie»' noch bis zur dreizehnten Auflage beibehalten wird, um bei der jetzigen neuesten Auflage ganz zu verschwinden und dem Titel, der sich im Volksmunde gebildet hat, zu seinem Rechte zu verhelfen: »Brockhaus' Konversations-Lexikon»*). Die siebente bis neunte Auflage erscheinen in einem Groß-Oktav- format und wachsen von 12 Bänden der siebenten und achten Auflage zu 15 Bänden gleichen Formats und Umfangs der neunten Auflage. Von da an nimmt Format und Umfang einer jeden neuen Auflage stetig zu. In der dreizehnten Auflage wird zuerst der Text zweispaltig gedruckt und werden ferner zur Er läuterung der einzelnen Artikel dienende Tafeln dem Werke bei gebunden. Die Lebenskraft von Brockhaus' Konversations-Lexikon hat sich in dem seit dem Erscheinen der ersten Auflage verflossenen ersten Jahrhundert glänzend bewährt; ist doch durchschnittlich alle sieben Jahre eine neue Auflage erforderlich gewesen. Nach der neuesten gründlichen Umgestaltung und Umarbeitung des ganzen Textes und der außerordentlichen Bereicherung an bildlichem Material wird sich »der Brockhaus« noch weitere Kreise erobern als bisher. Eine kleine sorgfältig ausgewählte Anzahl von Werken in vortrefflichen Einbänden hat das Barsortiment von K. F. Koehler in Leipzig ausgestellt. Bei allen diesen Einbänden ist eine übermäßige Verwendung von Gold glücklich vermieden, so daß die schönen Farben des Leders zur Geltung kommen. Recht praktisch sind die zur Verzierung der Einbände auf Deckel und Rücken verwendeten Embleme bei der technischen Litteratur. Alle Bände sind aus Faden geheftet und machen einen soliden und haltbaren Eindruck. Neben den Halbsranzbänden ist für besonders häufig zu benutzende Werke (Nachschlage- und Hand bücher) Molleskin benutzt, der bis jetzt hauptsächlich zu Conto- und Rechnungsbüchern verwendet wird. Die in diesem Jahre zur Ausstellung gelangten rund 2400 Neuigkeiten des Buch- und Kunsthandels, die von rund 750 Verlegern zur Ausstellung eingesandt worden sind, ver zeichnet der sorgfältig bearbeitete Katalog auf 114 Seiten. Wir müssen es uns aus Mangel an Raum versagen, eine ausführ liche Besprechung dieser Abteilung jetzt zu bringen, werden aber die Haupterscheinungen, die zur Ausstellung gelangt sind, zu kleineren Gruppen vereinigt, systematisch behandeln. Im allge meinen läßt sich ohne Rühmen sagen, daß der deutsche Buch handel bestrebt ist, seinen Erzeugnissen durch eine immer ge diegenere Ausstattung, durch sorgfältigen Druck, durch besseres Papier und einen geschmackvollen, vielfach gerade durch seine Einfachheit anziehenden Einband ein immer weiteres Absatzgebiet zu sichern. Herr Generalkonsul Lorck, der neben der großen im ver gangenen und laufenden Jahre ihm mit der Durchführung der buchgewerblichen Collectiv-Ausstellung in Chicago erwachsenen Arbeitslast auch diese Ausstellung angeordnet hat, verdient für sein unermüdliches Wirken den lebhaften Dank aller beteiligten Kreise, den wir uns nicht versagen können ihm an dieser Stelle auszudrücken. *) Wer gewohnt ist darauf zu achten, wie das Volk spricht, wird schon gehört haben: -Mein Brockhaus ist von Meyer». Wir verweisen übrigens auf eine in der National-Zeitung erschienene hübsche Plauderei von Max Horwitz über das Brockhaus'sche Konversations-Lexikon. Vermischtes. Die Verlagsordnung des Börsenvereins in italienischer Uebersetzung. — Die neueste Nummer des -Oioroals ckella. lüdeotta- eines Vereinsorgans, das in Mailand erscheint und für Italien unserem Börsenblatt entspricht, bringt eine wortgetreue italienische Uebersetzung der in Nr. 54 des Börsenblattes 1893 veröffentlichten Verlagsordnung für den deutschen Buchhandel.