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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.02.1922
- Strukturtyp
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- 1922-02-25
- Erscheinungsdatum
- 25.02.1922
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>i» 48, 25. Februar 1822. Redaktioneller Teil. LörscnblaU f. d. Dtschn. Buchhandel. N0MNKN, daß sie an ihr auch später, selbst noch zu einer Zeit sesthielr, als jene durch die Ausbreitung des Verkehrs und die damit bedingte Notwendigkeit der Arbcitsersparnis kaum mehr aufDdcht erhalten wer den konnte. Als dann am Anfang dieses Jahrhunderts der österreichische Zei- tungsstempcl in Wegfall kam, begann eine Bewegung zugunsten der Einführung des Zeitungspostdienstes nach deutschem Muster auch in Österreich, die hauptsächlich von dem außerordentlich rührigen Karls bader Hofbuchhändler Hans Feiler geführt wurde. Sie hatte eine geradezu klassische Denkschrift zur Folge, die der Verein der öster reichisch-ungarischen Buchhändler 1901 an das Handelsministerium rich tete, in der die Verhältnisse genau geschildert wurden und eine weit gehende Reform durch Einführung des fakultativen Zeitungspvstdienstes nach deutschem Muster verlangt wurde. Die Verwirklichung dieser Forderungen wäre das Ideal gewesen: sie hätten die Vorteile des Zeitungspostdienstes für die regulären Versendungen verbunden mit den Vorteilen, die die Zeitungsmarke in besonderen Fällen gewährt. Damals war bereits die Verwendung der österreichischen Zeitungs marke um so bedeutender angcwachsen, als nach dem Rezept eines findigen Wiener Buchhändlers (Max Herzig) eine lange Reihe reichs- deutscher Zeitschriften sich entschlossen hatte, zuerst österreichische Pa rallelausgaben, später nur mehr österreichische Scheinausgabcn her auszugeben, um sich die Vorteile der Zeitungsmarke zu sichern. Da mals wurden durch Aufstellung von Strohmännern als österreichische verantwortliche Redakteure die bekanntesten reichsdeutschen populären Wochenschriften fiktiv zu »österreichischem Blättern« gemacht. Mitten während des Krieges schritt Österreich dann zu einer Re form seiner alten Zeitungspostcinrichtungcn, erließ eine neue Zeitungs postordnung, die weder das deutsche System ganz, noch das vom Buch- händlervcrcin vorgeschlagene gemischte System annahm, sondern ein außerordentlich kompliziertes Gebäude schuf, das sicherlich mit einem ganz außerordentlichen Krach zusammengebrochen wäre, wenn nicht Österreich selbst in seiner damaligen Zusammensetzung kurze Zeit darauf zu existieren aufgehört hätte. Der neue Versendungsmodus, bet welchem für die Tageszeitungen und einzelne Wochenblätter die Verwendung der Zettungsmarke bereits in Wegfall kam, die Gebühren bar erlegt wurden und ein Mittelding zwischen Postabonncment und direkter Versendung ausgeklügelt worden war, blieb in Demsch-Oster- reich, für das allein er noch halbwegs durchführbar war, mit einigen praktischen Modifikationen in Anwendung. Dem dankenswerten, energischen Vorgehen der Organisation der österreichischen Zcitungsherausgeber, insbesondere dem Zentralvercin der Zeitungsunternchmungen ist es nun vor wenigen Tagen gelungen, die marken lose Versendung sämtlicher Zeitungen und Zeitschriften Osterreichsab 1. März d. I. durchzusetzen. Die Exemplare sind nach wie vor mit Schleifen oder Adreßzctteln, je doch ohne Zeitungsmarke zu expedieren, nur müssen auf den Adreß- zetteln die Buchstaben »V. b. b.« (d. h. Versandgebühr bar bezahlt) durch Vordruck oder Stampiglienaufdruck vermerkt werden. Die Ausliefe rung erfolgt mittels besonderer Lieferscheine. Die Postgebühren bleiben in dem bisherigen Ausmaß (bis 35 Z 45 Heller, für 50 Z 75 Heller) aufrecht und werden bei der Auslieferung bar bezahlt. Die jeweils zur Zahlung kommende Gesamtgcbtthr wird durch Stichproben im Bei sein des Auflieferers seitens des Postamts ermittelt. Uber das Prinzip und insbesondere über die vorläufig vorge schriebenen Maßnahmen zur praktischen Durchführung desselben mag man sehr geteilter Meinung sein. Das eine ist aber sicher, daß die österreichische Zeitungsmarke mit dem 1. März zu den gewesenen Din gen zu rechnen sein wird. Alte gültige Zeitungsmarken werden von der Markenausgabestelle zurückgekauft. Bekanntlich ist vor kurzem erst ein neuer Typ dieser Marken geschaffen worden, und so dürfte das Ende der Zeitungsmarke künftig mit ihrem Anfang in einem überein stimmen: daß die erste und die letzte Ausgabe philatelistisch besonders interessant sein wird. Wien. Carl Junker. Thomas Mann: Rede und Antwort. Gesammelte Abhandlungen und kleine Aufsätze. <1.—10. Ausl.) 8". XII, 402 S. (— Thomas Mann: Gesammelte Werks in Einzelausgaben). Berlin 1922. S. Fischer, Verlag. Geh. .F 35-, Hlwbd. 48.-, Lwbd. 55.-, Hldrbd. .4k 75.-. ES sind Peripheriekapitel, um derentwillen das tm wesentlichsten Sinne große, geschlossene Werk gesammelter kleiner Essays hier er wähnt werden muß. — Denn räumlich wie besonders geistig ist der Abriß für Lag und Stunde: »Friedrich und die große Koalition» der schwergcwichtige Kern des Buches, eigentlich seine Seele. — Was in dieser an Empfindling und Erkenntnis konzen triert ist, dieses ernste Gefühl und Wissen von deutscher Schicksals- geschichte, geht deutsche Buchhändler viel zu sehr außerberuslich an. als daß sich das Interesse dasiir irgendwie sachlich spezialisieren ließe. Ader da das Sachliche oller anderen Kapitel von diesem Zeniral- kcimpunkte aus durchstrahlt ist und von ihm aus zu jeder anders thematischen Zelle jene unanzweifelbare Beziehung besteht, die wir allgemein zwischen Seele und Geist ahnen, so wäre cs unrecht, unmöglich, von den uns unmittelbar berührenden Äußerungen dieses Geistes zu sprechen, ohne im voraus auf die seelische Mitte des Werkes hingewiesen zu haben. Bedeutsam inniger und inten siver wird gerade dadurch auch unser eigenes Interesse siir die zahl reichen Kapitel, die sachlich in unsere — geistige — Bcrufssphäre ge hören. Wie nahe und vielfältig das Buch als Ganzes unserem Fach- Interesse ist, ergibt sich — oberflächlich gehandelt — auS einem Rechenexempel: Eine beträchtliche Zahl der Abhandlungen gilt der Ein führung von Einzelwerken oder Sammelausgaben anderer Autoren, von Anthologien, von Buchreihen bestimmter angesehener Berlage. Thomas Mann sagt im Vorwort seines Buches, daß die darin ge sammelten Aufsätze Zusallserzeugnisse seien; einzeln betrachtet mag es wohl so sein, und selbst so hat jede der Äußerungen den guten, hohen Herkunftswert von einem gedankenkrästigsten Wisser und Emp- sinder und einem klar und reich formenden Aussprecher. Aber die Zufälligkeiten treten in diesem Buche als Schöpfungen einer methodischen Idee in Erscheinung: Wir erkennen Thomas Mann als einen verantwortungsbewußten und plangemäß tätigen Förderer der Verbreitung hervorragender Literaturwerke. Die Wirkungsmacht gerade dieses berufenen und auSerwählten Befürworters ist den Buch händlern insgesamt wohl aus alltäglicher Erfahrung bekannt; in diesem summierten Buche wird nun die große Linie sichtbar, in der sie sich als Tendenz — im lautersten Sinne — betätigt: Eine systematische Bahnbrecherarbeit siir das gute deutsche Buch, und es ist wohl an gebracht, daß an dieser Stelle dem Wirker Dank gesagt wird. — Denn wen» auch im Einzelsalle der fruchtbare Einfluß des Fürsprechers vorwiegend der einzelnen Erscheinung, ihrem Autor und Verlag zugute kommt, so sind doch besonders die Einführungen von Thomas Mann von einer großen und allgemeinen Geltungskraft, die der guten Lite ratur, ihren Schöpfern und Verbreitern treffliche Dienste leistet. Nicht nur in dem, ivas sie zum Leservolk hin sagt, will und wirkt, sondern auch mit einer Fülle von sachlich-literarischer Kritik, Lehre und An regung, die sich in diesen Zufallserzeuguissen findet. Man könnte wohl aus diesem Buche einen kleinen, wertvolle» geistige» Leitfaden für deutsche Berlagsarbeit zusanimcnstellen; man könnte aber auch aus ihm ein stattliches und wichtiges Buch komprimieren, das den Deutschen einen rechten Begriff und eine gewisse Achtung vor dem deutschen Buchwesen beibringt. Aber als beides zusammen und wohl noch mehr und am besten möge das Werk, so wie es hier ist, nirken. Von dieser Stelle aus gesehen ist es ein Buch als Werkzeug für das Buch, nicht bloß empfehlend, sondern — das ist wohl mehr — klärend! Unter der Oberfläche, zwischen den Zeile» merken wir dies« — vielleicht nebenabsichtliche — Wirkung heraus. — Sie erscheint offen und leuchtend in dem wieder veröffentlichten »Versuch über das Theater», denn hier findet eine feinscharse Charakterisierung von Theater und Drama, Literatur und Roman statt; die Begriffe werden ineinander abgespiegelt, und ohne daß wir wegen der Verteilung unserer Sympathien in Wissens- und Gewissenskonflikte geraten, emp fangen wir eine anmutig überzeugende Lehre von den Eigenschaften wichtiger, nahverwandter und doch nicht verwischdarer Kulturele mente. — Man lernt nicht nur Theater und Literatur in sich kennen, sondern auch — was nicht minder notwendig ist — die gegenseitigen Grenzen ihrer Bedeutungen und Wirkungen. Das mag sllr jeden Buchhändler, der sich um das geistige Wesen seiner »Ware» kümmert, von beträchtlichem Vorteil sein. Auch was der Dichter an den Lehrer über »Erziehung zur Sprache- nnd über den deutschen Sprachunterricht schreibt, bürste als Dritten den Buchfachmann interessieren. Wenn auch kaum so sehr des tatsächlichen Gehalts wegen, so doch um einer gewissen symptomatischen Bedeutung willen, reizvoll mit mancher Bemerkung, sind der Brief an einen Verleger und der Glück wunsch an einen (seinen, des Dichters) Buchhändler unseres Interesses würdig; es ist lehrhaft und vergnüglich, bas Walten eines tüchtigen Berufsgenossen von einem bedeutenden Schriftsteller so gut skizziert und so freundlich ausgezeichnet zu sehe». Von besonderer Würde und bleibender Wichtigkeit ist die gut achtliche Stellungnahme Thomas Manns zum Rechtsstreit um den dritten Band von »Bismarcks Gedanken und Erinnerungen». Der reichsgerichtliche Rechtsbesund erfährt eine literarisch-ästhetische Präzi sierung mit entscheidender Folgerung, daß der gesetzliche Schutz für »literarisch wertvolle Schriftwerke mit originalem Gcdankeninhalt» den angefochtenen Kaiserbriefen nicht zufteht. — Es ist sozusagen 247
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