Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.03.1922
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X- 57. 8. März 1922. Redaktioneller Teil. virlnrbum I. ». Dychn. Wicklung des Verlages, den Ausbau des Geschäfts durch Herrn Kom- merzienrat Hermann Stilke können wir als bekannt Übergehen sBbl. Nr. 1>. Es solgen nun 7 Aussätze, die sämtlich aus Stilke oder seine Vcr- lagsartikel Bezug nehmen. Di« Rücksicht aus den zur Verfügung stehenden Raum zwingt uns zu unserm Bedauern, wesentlich kürzer aus sie einzugehen, als aus die Darstellung Härings, die im we;ent- lichen dem Buchhandel gewidmet ist. Paul Lindau, »der mcn- schensreundlichstc, von Güte strahlende Idealist, sobald er zu diktieren begann», wie ihn Maximilian Harden nennt, gibt eine Schilderung der »Gegenwart. Von der Begründung der Wochenschrift bis zun, Ende meiner Leitung Januar 1872—Oktober 1881». Er zeigt, wie der Gedanke dazu von Stilke gefaßt und von ihm ausgenommen wurde, der sich gerade der -Neuen Freien Presse« in Wien verpflichtet hatte. Beide Männer gingen mit Keuereiser an die Arbeit, und Lindau ge lang es, eine Fülle der besten Männer als Mitarbeiter sür das neue Organ zu gewinnen und dadurch den großen literarischen, aber auch geschäftlichen Erfolg der Wochenschrift herbeizustihrcn. Nach zehn Jah ren war der Rausch der Jugendzeit verflogen, die Zeitschrift war nicht mehr das, was sic von Beginn an gewesen war, und Stilke und Lindau trennten sich von ihrem Unternehmen, das in den Besitz des Re dakteurs der Gegenwart Theophil Zolling überging. In gleich launiger, wenn auch durch seine Eigenart ganz verschiedener Weise schilderte Maximilian Harden in einem Briese an Herrn Kommerzienrat Stilke »die Gründung der.Zukunft'», die 20 Jahre später spielt und an der die Witwe Georg Stilles noch lebhaft Anteil genommen hat. Sie knüpft gewissermaßen an die »Gegenwart» an, denn Stilke wurde aus Harden aufmerksam durch dessen im genannten Blatte unter dem Deck namen »Apostata» veröffentlichte Satiren, die Stille dann gesammelt verlegte. Lange hat die Verbindung nicht gedauert; Stilke mußte von dem Verlage der »Zukunst« zurücktretcn, weil die Artikel HardenS höheren Orts Anstoß erregt hatten. Der nächste Aussatz von vr. Emil Daniels: »Kriegsgeschichte und Weltgeschichte bei Hans Delbrück» ver diente eigentlich eine eigene Besprechung, denn der Versasser zeigt uns an der Hand der vo» Delbrück im Stilkcschen Verlage erschienenen Werke: »Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Ge schichte» und »Das Leben des Kcldmarschalls Gncisenau», daß ziem lich alles, was wir im Gymnasium über die Kriege der Griechen und Römer, die des Mittelalters bis zu Friedrich dein Großen gelernt haben, unrichtig ist. Wir müssen aus die Lektüre des Artikels selbst verweisen, da uns ein Eingehen auf seinen Inhalt hier z» weit führen würde. Das Programm der Preußischen Jahrbücher, die unter Del brücks Leitung lange bei Stilke erschienen sind, behandelt eingehend deren jetziger Herausgeber vr. Walther Schotte, während der Wirk liche Geheime Obermcdizinalrat Professor vr. E. Dietrich, Ministerial rat im Preußischen Wohlsahrtsmtnistertum, in einem Aufsätze »Die Firma .Georg Stilke' und die Wohlfahrtspflege» die Verlagstättgkcit dieses Hauses zur Förderung besonders der Säuglings- und Kinder pflege auszcigt. Dasselbe tut der Geheime Oberjustizrat und Mini sterialrat im Preußischen Justizministerium vr. Georg Crusen, indem er »Tic rechtswissenschaftlichen Veröffentlichungen der Verlagsbuchhand lung Georg Stilke» einer eingehenden Besprechung unterwirst. An den Vater Georg StilkeS knüpft der letzte Artikel an: »Was meine Bilder erzählen, von vr. Paul Kaufmann, Präsident des ReichSver- stchcrungsamts». Es folgt dann das ausführliche VerlagSverzcichnis, das durch ein sorgfältiges Sachregister sür die Benutzung noch wertvoller gemacht wird; eine Liste der Veröffentlichungen des ehemaligen Verlags Stilke L van Muyden beschließt den interessanten Band. Das in gefälligem blauen Pappbanb gebundene Buch ist äußerst vorteilhaft ausgestattet; die Spaniersche Buchdrnckerei hat cs i» sauberem großen Frakturdruck hergestellt, breite Ränder und die schöne Ge schlossenheit des Seitenbildes, oben und unten von zarten grünen Nand- linien begrenzt, mache» das Lesen zum Genuß, den ein reicher Bilder schmuck noch erhöht. Den Kollegen kann die Festschrift angelegentlich zur Lektüre in Mußestunden empfohlen werben, sie werden darin viel Interessantes finden, nicht nur für ihren Beruf, sondern auch sür ihre Weltanschauung. Kleine Mitteilungen. Jubiläum. — Am 1. März konnte die Papier- und Kunsthandlung Gustav G e rst e n b er ge r in Chemnitz aus ein 75jährigcs Be stehen zurückblicken. Sie ist jetzt im Besitz der Herren Hans und Konrad Stickel und nimmt auf dem Gebiete des Kunsthandels einen ersten Rang ei». Ihre Kunstausstellungen haben einen gewissen Rus und sind in Chemnitz einzig in ihrer Art. Buchhändlcrischcr Fachschnlvcrcin in Bayer», c. V. — Der von dem Kachschulverein bereits mit Rundschreiben vom September vorigen Jahres angekllndigte Antiquar-Kursus sLeiter: Herr Emil Hirsch) beginnt jetzt in München und findet jeweils Donnerstags: am 8., 1k., 28., 8K. März und k. April abends 7—8 Uhr im Lchrsaal 23 (3. Stock) der Städtischen Kaufmannsschule, Rosen thal 7, statt. Der Kursusbeitrag ist einschließlich Einschreibgebühr 3 Mk. Tie Einschreibung erfolgt am ersten Unterrichtsabend, Donnerstag, de» 8. März, von abends 7 Uhr an im Direktorat der Städtischen Kaufmannsschule sZimmer 17, 2. Stock). Bastei, Verein jüngerer Buchhändler in Dresden. — Der zweite »TresdnerDichterabcnd« findet am Sonnabend, dem 11. März, abends 8 Uhr im Saale des »Fraucnklub», Johann Georgen-Allec 13 l, statt. Herr Professor vr. Freiherr Georg von der Gabele ntz- Lin singen, der rühmlich bekannte Dichter und vom König von Sachsen zum Nachfolger des Grasen Nikolaus von Seebach ernannte Generalintendant der Dresdner Hosbiihnen, wird aus seinen eigenen Dichtungen vorlesen. Sämtliche Angehörigen des Dresdner Buch handels sind herzlich eingelaben. Eintritt frei. — Donnerstag, den 23. März, abends 8 Uhr spricht Herr Kollege Edmund Haupt im Vcreinslokal »Stadt Weimar», Waiscnhausstraßc, über: »Der Unter gang des Abendlandes und sein Prophet». Gäste willkommen. Gesellige Vereinigung der Buchhandclsangcstelltcn in Gotha. — Zu einer Schubert-Feier hatte die Gesellige Vereinigung der Buchhandelsangcstcllten in Gotha ihre Mitglieder und Freunde sür den 21. Februar in den »Deutschen Hos» eingcladcn. Die Feier wurde durch einen sinnigen Prolog und das Adagio aus der letzten Sonate >6-moll) würdig eingelcitet. In einem gut durchdachten und fesseln den Vortrage »Schubert als Mensch und Künstler» verstand cs der Redner vortrefflich, die zahlreichen Anwesenden in Schuberts Leben, Werden und Schaffen einzusiihren, wie auch die Eigenart Schuberts als Mensch und Künstler und seiner vortrefflichen Werke zu schildern. In dem sich dem Vorträge anschließenden musikalischen Teile wurde n. a. eine Auswahl Schubertscher Lieder gut vorgetragen. Sie ergänzte» das im Vortrage gegebene Bild Schubertschen Könnens aufs beste. Mit diesem Abend hat auch die »Gesellige Vereinigung» ihr Teil zur Ver breitung Schubertschcr Kunst bcigetragen. Den Herren Verlegern, die auch sür diesen Abend ihre Unterstützung in wohlwollender Weise zuteil werde» ließen, sei an dieser Stelle nochmals hcrzlichst gedankt. — Als nächste Veranstaltung findet im März d. I. aus Anlaß der Vollendung des neunzigsten Jahres seit Goethes Ableben eins Goethe-Ge ben ks ei er statt. Franksnrtcr Buchmesse. — Die Frankfurter Buchmessen des Mit telalters sind wieder erstanden. Im betonten Zusammenhangs mit der Eröffnung des »Hauses Werkbund«, das die Verkörperung des Onali- tätsgedankens barstellt, wurde die erste Franksnrtcr Buchmesse im Nah men der Frankfurter Herbstmesse des vergangenen Jahres abgchalten. Beschickung und Besuch haben damals erwiesen, »nd die interessierte» Kreise haben daraus gedrängt, daß die Buchmesse regelmäßig zweimal im Jahre abgchalten werde. So wird denn die Frankfurter Buchmesse vom 2. bis 8. April d. I. wieder im Rahmen der Franksurter Inter nationalen Messe stattsinden, und zwar im Haus »Frankfurter Buch messe», bas ihr fortan reserviert bleibt. Der hier zur Verfügung stehende Ausstellungsraum ist schon seit langem an namhastc VerlagS- sirmcn vergeben. Die Meßleitung gibt flir die Buchmesse einen be sonderen literarischen Führer heraus, dessen Einleitung Rudolf G. Binding geschrieben hat. Anfragen beantwortet das Meßamt Frauk- surt a. M. Eine Plakatschau aus der Wiener Frühjahrsmesse. — Im Rahmen der Wiener Frühjahrsmesse, die bekanntlich in der Woche vom 18. bis 25. März 1822 stattsindet, wird auch eine Plakatschau veranstaltet werden. Sie soll der erste Auftakt sein zu einer großzügigen Reklame- mcsse, die, ähnlich wie in anderen Messestädten, auch der Wiener Messe angegliedert werden wirb und alles umfassen soll, was in das große Gebiet des Werbewesens gehört, also Plakate, Reklamebroschlirc» und sonstige Reklamcdrucksachcn, Licht- und Lichtbildreklame, Reklame im Wege der verschiedenen Verpackungsmittel, kurz alles, was der moderne Neklamctechniker und Künstler für die Werbearbeit des Produzenten und Händlers ersinnt. Die Plakatschau auf der Frühjahrsmesse wird in sehr günstigen Räumen in der Neuen Hofburg untergebracht sein, sodaß die Arbeiten der sich an dieser Schau beteiligenden Plakatkünsticr und graphischen Anstalten sich sehr wirkungsvoll darbieten werden. Die Plakatmesse wird im Einvernehmen mit der kürzlich ins Leben gerufenen Österreichischen Gesellschaft sür Reklame - 2S7
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