Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.07.1893
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- 1893-07-13
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- 13.07.1893
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4162 Nichtamtlicher Teil. A? 160, 13. Juli 1893. Vorsitzenden zur Verlesung von den Herren Limbarth-Wies baden und Schullheß-Zürich, während von Herrn Petters- Heidelberg am Dienstag ein Telegramm in Knittelversen eintraf, das stürmische Heiterkeit erregte. Im Fluge etlten die Stunden dahin, und die letzten Gäste verließen den »Königsbau« erst, als sich schon die ersten im Festsaal des »Europäischen Hofes« einfanden, um sich für die kommenden Genüsse des schnell beliebt gewordenen Familienabends, den der Bergnügungsausschuß der letzten Jahre mit so viel Beifall ins Leben gerufen hat, ein gutes Plätzchen zu sichern. Und dies mit Recht; bol doch der Abend eine solch reichhaltige Fülle an gediegenen, ernsten Klaviervurträgen, an künstlerischem und liebreizendem Gesang, an launigen und humoristischen Vor trägen, daß wir nicht zu entscheiden wagen, wem die Palme des Festes gebührt. Der Abend wurde mit einem Klaviersolo »Grillen« von Schumann, vorgetragen von Musikdirektor Ernst H. Seysfardt, eröffnet. Sowohl in dieser Nummer als auch bei den weiteren Vorträge», Etüde as äur von Chopin und einem Impromptu eigener Komposition erwies sich Herr Seysfardt als fein empfindende, echt künstlerisch veranlagte Natur. Der folgende Prolog, ver saßt von Johannes Prölß, vorgetragen von Fräulein Luise Fröhlich, dem jugendlichen Mitglied des Stuttgarter Hos- Iheaiers, entfesselte einen Sturm des Beifalls. Bei dem allge meinen buchhändlerischen Interesse, das er besitzt, lassen wir ihn hier folgen: Sei der Berus auch noch so ernst und noch so hoch das Streben, Nur Lust und Liebe können ihm des Glückcs Weihe geben. Ob ireuc Arbeit ihre» Lohn auch in sich selber sinket — Der schönste Lohn ist, wenn ihr Pfad inS Reich der Freude mündet. Drum, die Ihr zum Ge>chäste macht, stets weiter zu verbreiten Den Gnadenyorl der Poesie, den Bildungsschatz der Zeiten, Die Ihr ine Pioniere seid im Fortjchrinskamps der Geister — Zu Eurem Feste man berief mich, den Humor, als Meister. In meinem heiteren Revier latzt alle Sorgen stiegen, LybcUengicich laßt Euren Sinn in Festesgtanz sich wiegen. Nun war' es meine Pflicht vielleicht, ausführlich zu verkünden. Was Ihr des weitern Euch zur Lust bereitet werdet finden, Wie das Bergnügungskonntee in Sitzungen voll Eifer Sich treu mit mir verständigt hat, doch — kennt Ihr Stahl und Pfeiffer. Und nichl zum erstenmale ja wir froh vereint hier tagen Jiii Juni, wenn die Reben blüh», die Dornen Rosen tragen, Ihr habet zur Zmaininenkunst stets Stuttgart sestgehalten, Bliebt dem Humor stets treu gesinnt, darum: es bieibl beim Alten. Es soll der frische Ledenssinn der Psälzer, Franken, Schwaben Auch diesmal wieder Eirund und Ziel jür lusi'ge Kurzweil haben. Stets Hab' ich meine Freude ja an Eurer Junnnesse — Nubt Leipzig, nichl Berlin zeigt je für mich so viel Interesse. Hier zahlet vem Verleger froh, als bring' er Liebespsändcr, Und kneipt darauf versöhnt mit ihm der fleiß'ge Sortimenter. Und der Verleger trinkt jeur Wohl beim Textur und beim Fohmann, Als wäre mit dem Absatz ganz zufrieden auch und froh man, Ls grüßen kollcgialijch sich die schärfsten Konkurrenten, Mau sieht die Zukunst voll Erfolg und ohne — Remittenden. Dann gar beim Mahle, hei, das giebt ein kräftig Kommersieren, Da läßt sogar die Krebse man als lobenswert passieren. Und Reden steigen hoch zum Preis von allem, was Euch eine: Des Vaterlandes Herrlichkeit und Gotlschick-Wilters Weine, Des deutschen Südens eigne Krast, den Ruhm des Buchgewerbes Und Stuttgart als die Wahrerin des alten Cotta-Erbes. — — So läßt sich's an auch dieses Mal und so soll's weiter gehen — Was sonst zum Dorn Euch wird, es soll in Glanz und Blute stehen. Ich führe Euch zum Fest heran gar schöne Novitäten, Die nicht nur geh n, sobald es Zeit, nein, die zum Tanz anircien, Die ohne hohen Absatz nie im Publikum erscheinen, Und mit dem Inhalt reich und fein, ein schön Format vereine». Auflagen finden sich dabei von manchem ällern Prachtband, Manch' Jahrgang, dessen ersten schon man ganz samos gemacht fand. Wenn dann im Tanze schweben hin die leichtbeschwingten Damen, Sagt auch der äU'sle Annquar zu dieser Jugend — Amen. Und wenn dann Eure Blicke trifft ein Anlwortgruß aus ihren — So wird zum Augenlustakkord sogar das Rcinilitcren. Als ein Verlegertöchicrlein — ich glaub' cs war vorm Jahre — Mit einem Sortimenter ward zum anvcrlobtcn Paare, . Da Hab' ich — es ist unerhört — ja auch erleben müssen, Daß er für Nachnahme-Verkehr begeistert war — beim Küssen! Gemach, noch sind wir nicht so weit. .. Wozu sich übereilen? Heut' sollt Ihr in dem Saale hier mit Lust und Laune weilen ! Wohl winkt für morgen Monrepos bei Ludwigsburg den Gästen, Doch findet heute oon repos ein jeder hier am besten. Gesang, Behagen, Munterkeit und ich — wir sind zu viert Wirt, Daß dieser Abend -weder pro noch contra» nicht notiert wird. Fräulein Fröhlich entzückte die zahlreiche Gesellschaft im weiteren Verlauf des Abends durch die Arie der Adele aus dem »Lotterielos« von Jsouard, mit dem neckischen »Geheimnis« von Walldach und dem reizenden Koloraturwalzer »Farfalla« von Gelli. Mit ihrer prächtigen Sopranstimme, die in allen Lagen eine angenehme Klangfarbe aufzuweisen hat, eroberte sich Fräulein Fröhlich die Herzen der Zuhörer im Sturme und der Beifall steigerte sich von Nummer zu Nummer. Vom Stuttgarter Hoftheater wirkte ferner Herr von Mar so mit, ein junger Künstler mit einer metallreichen Baßstimme von großem Umfang. Er sang die Cavatine aus der »Jüdin« von Halovy, ein sehr ansprechendes Lied »Zu Zweien« von Krug-Waldsee und eine Komposition von Galt, mit denen er einen durchschlagenden Erfolg erzielte. Besonders warmen Bei fall errang ein liebenswürdiger Leipziger Kollege, Herr Friedrich Wild, der die zahlreiche Gesellschaft durch einige mit großer Wärme vorgetragene Lieder zum Teil eigener Komposition erfreute. Wir hoffen, Herrn Wild auch in fernere» Jahren als lieben Gast bei den süddeutschen Messen begrüßen zu dürfen und noch manches Lied aus seinem Munde zu vernehmen. Das humoristische Element war durch Stuttgarts Jungbuch handel bestens vertreten. Eine Anzahl junger Standesgenossen hatten sich dem Komitee freundlich zur Verfügung gestellt, um de» Abend zu verschönern, und boten mit den Vorträgen »Die männ lichen Drillinge« von Genöe, der Pendantnummer »Die weib lichen Drillinge« von Baselt, »Eine musikalische Speisekarte« von Zöllner, »Eine musikalische Ehe« von Heinze und der Vorfüh rung einer »Radaukapelle« unter Leitung ihres Direktors Bläßle Ausgezeichnetes; dröhnende Bravosalven donnerten nach jeder Nummer durch den Saal, so daß sich die Herren entschließen mußten, die appetitreizende »Speisekarte« zu wiederholen und die urkomische Kapelle nochmals vorzusühren. Wie sehr sich Stuttgart in die Gunst unseres buchhändlerischen Nachwuchses zu setzen weiß und wie gern jeder Gehilfe in unserer rebenum- gürteten Residenz weilt, geht aus nachstehenden im Auszug wieder gegebenen Versen hervor, die die lustige» Musikanten zum Vor trag brachten: In Stuttgart ist bis dato 's Gehilfen Eldorado. Da ist's bei uns'rer Seele, Fidele, fidelel und In Stuttgart nur alleine, Da ist das Leben feine I Da ist's bei uns'rer Seele, Fidele, fidele! Noch lange nach Schluß des Programms saßen Männlein und Weiblein in gehobener Stimmung beisammen, um die wechselvolle» Bilder des Abends nochmals im Geiste an sich vorüberziehen zu lassen. Das letzte Häuflein der Getreuen krystallisierte sich um unfern hochverehrten Eduard Witter- Neustadt a. d. H., der schon beim Festessen und im Verlauf des Abends in Wort und Lied gebührend gefeiert worden war. Gesang und Rede wechselten in bunter Reihe, und in feucht fröhlicher Stimmung verließen die letzten Gäste beim herauf dämmernden Morgen den prächtigen Saal, in dem ihnen so viel Vergnügen und Genuß geboten worden war. Am Dienstag, den 20. Juni, fand von vormittagslL Uhr an die Abrechnung im großen Saal des Bürgermuseums statt, und das prosaische Geschäft war gegen r/,H Uhr beendet. Die
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