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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.08.1893
- Strukturtyp
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- Band
- 1893-08-10
- Erscheinungsdatum
- 10.08.1893
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- Deutsch
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184, 10. August 1893. Nichtamtlicher Teil 4635 sei gezwungen, fortwährend Anleihen bei Deutschland, Frankreich und England zu machen. Durch den Anschluß an die Berner Konvention würden die Holländer verpflichtet werden, alle diese Anleihen zu bezahlen, während man sich jetzt alles aneignen könne ohne einen Griff in die Geldbörse (sie!). Der Vorsitzende der Versammlung, Herr vr. H. D. Tjeenk Willink, erkannte zwar die Richtigkeit der Kluitman'schen Aus führungen an, sah darin aber keinen ausreichenden Grund, den Antrag abzulehnen. Da weitere Redner sich nicht meldeten, so wurde zur Ab stimmung geschritten und der Antrag mit vierundsechzig gegen sechsundzwanzig Stimmen angenommen. Wenn nun auch hiernach auf einen baldigen Beitritt Hollands zur Berner Konvention noch nicht zu rechnen ist, so ist doch die Thatsache sehr bemerkenswert, daß im holländischen Buchhandel selbst das Gefühl sich regt, wie das Land durch ein weiteres Fernbleiben von dem internationalen Verbände notwendig die Achtung der Nachbarstaaten einbüßen wird. Bis dahin wirkte diese Frage, wenn sie aufgeworfen wurde, stets wie ein rotes Tuch aus den holländischen Buchhandel und die Tagespresse, die vereint es geradezu für unmöglich erklärten, die Frage über haupt zu diskutieren. Aber wie kürzlich auch die skandinavischen Buchhändler in die Beratung der Frage des Beitritts zur Berner Konvention eingetreten sind, so hat man auch in Holland sich der Sache jetzt nicht mehr entziehen können. Wohin sollte auch der fortgesetzte Widerstand aus die Dauer führen? Es giebt unter den Autoren wie Buchhändlern der dem Verbände noch nicht angehörenden Länder eine immer mehr zunehmende Zahl von Männern, die mit richtigem Takt herausfiihlen, daß es sich mit dem nationalen Ehrgefühl nicht mehr vereinigen lasse, den von allen Kulturstaaten anerkannten Grundsätzen für den Schutz des Urheberrechtes fern zu bleiben. Die Politik des Herrn Kluitman und seiner Gesinnungsgenossen, fortwährend Anleihen zu machen, die Schulden aber nicht zu bezahlen, ist heutigen Tages nicht mehr durchführbar, auch wenn das Gesetz diesen Raubbau noch zuläßt. Die betreffenden Länder werden dem schweren Drucke der öffentlichen Meinung nicht lange mehr widerstehen können und nachgeben müssen; sonst dürfte man in den verbündeten Län dern zu Repressalien greifen. Die Holländer sind zwar in erster Reihe tüchtige Kaufleute, die auch bis dahin ihren Vorteil in der Frage der Litterarkonventionen gut wahrzunehmen verstanden haben. Aber sie sind auch, wie ich sie kenne, kluge Leute, die einsehen werden, daß ihr Vorteil jetzt bei einem Aufgeben der bisherigen Taktik mehr gewahrt sein wird, als bei dem ferneren Beharren dabei. Und so darf man wohl hoffe», daß in einigen Jahren der dortige Buchhandel die Regierung selbst ersuchen wird, die nötigen Schritte zum Beitritte zur Berner Konvention zu thun. Die holländische Regierung steht bekanntlich schon lange auf dem ganz korrekten Standpunkt der Geneigtheit zum Beitritt. Das beweist der am 13. Mai 1884 zwischen den Vertretern der deutschen und holländischen Regierung im Haag Unterzeichnete Vertrags-Entwurf einer Litterarkonvention zwischen Deutschland nnd Holland. Damals noch wurde die holländische Regierung von der öffentlichen Meinung des eigenen Landes überflügelt, so daß sie es nicht wagen konnte, den durch den Kommissionsbericht vom 1. Juli 1885 abgelehnten Entwurf in der Zweiten Kammer zur allgemeinen Abstimmung zu bringen. Er würde gefallen sein. Heute, nach neun Jahren, liegt die Sache schon ganz anders, und ich hoffe es noch zu erleben, daß das Jahrhundert nicht zu Ende geht, ohne daß Holland sich mit uns verbündet hat zum Schutze des Urheberrechtes gegen Nachdruck, Nachbildung, Ueber- setzuug und unerlaubte Aufführung. Damit wäre das Ziel er reicht, für das ich schon im Jahre 1872 eingetreten bin. Berlin, 5. August 1893. Otto Mühlbrecht. Vermischtes. Wiener Handelskammerbericht. — Dem Berichte für 1891 der niederösterreichischen Handels- und Gewerbekammcr entnimmt die österreichisch-ungarische Buchhändler-Correspondenz folgendes: »Buchhandel. -Der schleppende Geschäftsgang des Vorjahres hat im Berichtsjahre nicht nur seine Fortsetzung gesunden, sondern auch durch eine Reihe von widrigen Umständen eine Verschärfung erfahren. War schon die allge meine Lage von Handel nnd Industrie noch immer eine höchst unbe friedigende, so wurden, namentlich für den Sortiments-Buchhandel, die ungünstigen Witterungsverhältnisse während der Reisesaison, dann die später ausgetauchte Choleragefahr zu einer wahren Kalamität Der Fremdenverkehr, der für den Wiener Buchhandel von großer Bedeutung ist, weil er unter normalen Verhältnissen eine ergiebige und lang fließende Quelle beträchtlicher Einnahmen bildet, war ganz unterbunden, und seit einer langen Reihe von Jahren ist derselbe nicht so ungünstig wie in der Berichtsperiode gewesen. -An Käufern wissenschaftlicher Litteratur aus anderen Ländern machte sich namentlich auch das Fehlen der sonst zahlreichen jungen Aerzte, besonders aus Amerika, die gewöhnt waren, durch ein oder auch zwei Semester in den Wiener Spitälern zu praktizieren und auch noch Vorlesungen zu hören, sehr fühlbar. Dieselben wenden sich in letzterer Zeit immer mehr und mehr nach Berlin. -Das Weihnachtsgeschäft war ein sehr mäßiges und beschränkte sich hauptsächlich auf den Absatz billiger Jugendschriften, während Pracht- und größere Werke sehr vernachlässigt blieben. Das Publikum pflegt eben auch hier, dem Zuge der Zeit im Buchhandel entsprechend, der sich bemüht, die billigen Kollektionen fort und fort zu vermehren, zu folgen, wobei leider erfahrungsgemäß die Steigerung des Absatzes nur eine Vermin derung der Einnahme und eine Vermehrung der Arbeit bedeutet. -Der Verlagsbuchhandel hat sein Feld mit großer Umsicht und entsprechender Thätigkeit bearbeitet, doch leidet auch er, soweit es sich um den Brodverlag, d. h. um den Schulbücher-Verlag handelt, unter dem Einflüsse eines ungewöhnlichen Preisdruckes, der ihm kaum noch ermög licht, einige Prozente über die aufgewendeten Kapitalzinsen zu verdienen. Die Preise der österreichischen Schulbücher sind heute die billigsten aus dem ganzen Kontinente. Trotz dieses lähmenden Umstandes hat der Verlagsbuchhandel in seiner Thätigkeit, namentlich auf wissenschaftlichem Gebiete, nicht nachgelassen und durch eine ganze Reihe stattlicher Werke den Markt des deutschen Gesamtbuchhandels bereichert. Das Schwerge wicht seiner Thätigkeit muß er immer mehr und mehr dem internatio nalen Markte zuwenden, da das Feld seines Schaffens im Jnlande lang sam aber stetig eingeengt wird. Vielleicht kommen auch in dieser Richtung befsere Zeiten. -Kunsthandel. -Der Wiener Kunsthandel kann auch 1892 keine erhebliche Wendung zum Besseren verzeichnen. Kein Gewerbe ist so sehr dem Einflüsse der allgemeinen Lage preisgegeben, ja geradezu abhängig, wie der Kunst handel, dessen Artikel — man muß aufrichtig sein — nicht wie Bücher zum Lebensbedarf des Gebildeten gehören, sondern reiner Luxus sind. Zudem haben die Dekorateure seit Makart dieTendenz, jedes, auch das größte Gemach möglichst zu verfinstern, allen erdenklichen Kram in Bouquets, Tasse», Waffen rc. an die Wände zu stecken, wenn es gilt, gerade einen leeren Raum auszufülleu.so daß wirklich kein größeres Bild Platz oder Licht fände. Es fehlt aber auch leider an der bewegenden Kraft, de» bemittelten Kreisen Kauflust, Kunstliebe einzuflößen und überhaupt auzuregen, wie das in Paris, London, Köln und anderen Städten erfolgt, die es durch die großen Kunstauktionen, welche in Wien nur mit Schwierigkeiten und be deutenden Kosten durchzuführen sind, erreichen. Die adeligen Kunst freunde, welche bis in die sechziger Jahre Bilder kauften und dadurch auch die reicheren Bürger anspornten, es ihnen gleich- oder nachzuthun, sie sind teils ausgestorben, teils gänzlich interesselos geworden Es ist nicht mekr Mode, Bilder zu kaufen, Sammlungen zu mehren — der Zug der Zeit hat andere Richtungen. »lieberblickt man die verschiedenen Zweige des Kunsthandels, so zeigt sich, daß in Oelbildern (Porträts ausgeschlossen) nahezu nichts ver kauft wird. Gefühlsauktionen, wie die Schlndlersche, sind ja nicht anzurechnen. Die Amerikaner, welche sich früher gern in Wien ein fanden, um Originale zu kaufen, sind seit Jahren ausgcbliebe». — Stiche und Heliogramme werden allmählich beliebt und verdrängen die Photographie auf dem Gebiete des Genres, wogegen diese im Porträt und der Ansicht die unbestrittene Herrschaft beibehalten hat — Oeldruck ist nahezu unverkäuflich und wird nur in ganz billiger Ware gesucht. — Der Farbenlichtdruck, obwohl etwas teurer, scheint au Boden zu gewinnen. — Der Kunstverlag, welcher gezwungen wurde, sich seines spezifisch österreichischen Charakters zu entschlagen und seine Richtung dem Weltverkehr anzupassen, wollte er überhaupt existiere», macht bescheidene Fortschritte; der europäische, ja selbst der amerikanische Markt ist unseren Erzeugnissen gegenüber kaufsreundlich, wie dies die Ausfuhriiste beweist. Wenn in Amerika der hohe Zoll aufhörte, würde gerade Wien aus ein ganz bedeutendes Geschäft rechne» können. — Auch der Kupserfarbendruck wird in letzter Zeit kultiviert, und ist hierfür der gedeihlichen Anregung durch die Ausstellung im Oesterreichischcn 621'
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