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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.12.1893
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1893-12-04
- Erscheinungsdatum
- 04.12.1893
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- Deutsch
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7520 Nichtamtlicher Teil. Zl- 281, 4. Dezember 1893. dessen Namen es heute noch führt. Kösel verlegte das Geschäft aus der Residenz in das von ihm angekaufte Haus: Neustadt, Blumenstraße 8 54. Ende der zwanziger Jahren übertrugen Kösels Erben das Geschäft an den Kemptener Kaufmann Nicolaus Bail, der 1833 starb. Von seiner Witwe erwarb es (1838) der damalige Geschäftsführer Johann Huber, nach dessen Tode (25. Dezember 1864) es zunächst in den gemeinschaftlichen Be trieb der Erben und am 18. Juni 1872 in den alleinigen Be sitz von Ludwig Huber überging. Herr Ludwig Huber, der am 24. September d. I. die Freude hatte, die Glückwünsche weiter und angesehener Kreise zum dreihundertjährigen Jubelfest seiner Handlung entgegen zunehmen, hat diesen ehrenden Erfolg auch persönlich im vollen Maße verdient. Denn seine eifrige und umsichtige Arbeit hat das Geschäft von Grund aus umgestaltet, nach kaufmännischer und technischer Richtung großartig erweitert und auf den Boden der großen Anforderungen der Neuzeit gestellt. Der heutige Umfang des auf dem Grundstock der liturgischen Publikationen und der deutschen Uebersetzung der Kirchenväter aufgebauten be deutenden Verlages ist dem Buchhandel bekannt. Weniger be kannt ist der umfängliche Zeitungsverlag der Firma, zu dem auch die nachträglich erworbene, aber selbständig verwaltete Schmid'sche Verlagshandlung in Augsburg einen erheblichen Teil hinzuträgt. Außer dem Sortiment, das alle Zweige umfaßt, und dem Buch-, Musik- und Zeitungsverlag vereinigt das Geschäft eine große Menge technischer Betriebe: neben der Buch- und Zeitungsdruckerei eine Steindruckerei, Photolithographie, Photo chemigraphie, Galvanoplastik, Stereotypie und Buchbinderei. Der ausgedehnte Betrieb beschäftigt mehr als hundert Angestellte. Zur Feier des wichtigen Gedenktages hatten Herr Ludwig Huber und die ihm Nahestehenden eine Reihe von Festlich keiten veranstaltet, die morgens um 7 Uhr mit einem Gottes dienst ihren Anfang nahmen. Die Familie des Chefs und deren zahlreiche Anverwandte und Freunde, die geladenen Festgäste, Worunter manche Autoren des Verlags, ehemalige und alle gegen wärtigen Angestellten der Handlung begaben sich im Zuge zur Kirche, wo Herr Stadtpfarrer und Ehrenkanonikus Mößmer eine stille Messe celebrierte. Der Kirchenchor brachte eine Mettenleitersche Messe zum Vortrag. Ein gemeinsam gesungenes Ts veum schloß die erhebende Feier, der sich um 10 Uhr ein ernster Gang auf den Friedhof anreihte, um dem Vater des gegenwärtigen Inhabers, Herrn Johann Huber, der dort seit 1864 zur ewigen Ruhe gebettet ist, den schuldigen Zoll kindlichen Dankes zu bringen. Zum sichtbaren Ausdruck des selben wurde ein prachtvoller Lorbeerkranz auf dem reich mit Blumen geschmückten Grabe niedergelegt. Um halb 12 Uhr vereinigten sich die Festteilnehmer und die inzwischen erschienenen Deputationen im Huber'schen Garten, einem ausgedehnten, mit herrlichen Parkanlagen versehenen Familien grundstücke, zum Festakte, der im Saale des Gartenhauses vor sich ging. Hier ergriff Herr Paul Huber, der älteste Sohn des Chefs, das Wort zu einer einleitenden Ansprache, die von ebenso großer Wärme der kindlichen Empfindung, wie gereister Lebens- und Berufsauffassung zeugte und eine tiefe Wirkung auf alle Hörer übte. Wir geben diese Rede nachstehend im Wortlaute: Hochansehnliche FestversammlungI Sehr verehrte Anwesende! «Gestatten Sie mir, daß ich an dem heutigen Tage in dieser fest lichen Stunde zuerst das Wort ergreife! Vorerst liegt mir als dem Sohne des Hauses die ehrende Pflicht ob, allen den lieben Gästen, welche von nah und fern gekommen sind, um an dem heutigen Feste teilzunehmen, den herzlichsten Dank auszusprechen für ihr Erscheinen, sie in dieser Stunde zu begrüßen und ihnen ein herzliches Willkommen entgegen zu rufen. Ich sehe mit Freuden, daß die heutige Fest versammlung außer der stattlichen Anzahl zunächst beteiligter Arbeiter eine große Zahl liebevoller Freunde, Verwandten und Bekannten des Hauses und des Geschäftes bildet. Sie haben der Einladung, welche an Sie ergangen ist, Folge geleistet und sind gekommen, um durch Ihre Anwesenheit das heutige Fest zu verschönern und zu verherrlichen. -Und in der Thal, verehrte Anwesende, es ist ein außerordent licher Anlaß, ein seltenes Ereignis, welches Sie heute zu dieser Fest versammlung zusammenschart, ein Fest, welches würdig ist, daß es in der feierlichsten Weise begangen wird. Einen je größeren Zeitraum ein Jubiläum umsaßt, eine je größere Dauer von Jahren irgend ein menschliches Institut bestanden zu haben sich rühmen kann, desto seltener, aber auch desto freudiger ist das Jubiläum. -Wir stehen heute vor dem dreihundertjährigen Jubiläum der Joses Kösel'schen Buchhandlung. Dreihundert Jahre sind es, daß aus den Uranfängen der ehemals sürstäbtlichen Druckerei zu Kempten — gestiftet von Fürstabt Erhard Blarer — sich dieses stattliche Haus ent wickelte. Ein Jubiläum zu feiern ist gewiß ein sehr freudiges Er eignis; ein so seltenes Jubiläum von dreihundert Jahren zu feiern ist gewiß ein sehr freudiges Fest; doch glaube ich, sehr verehrte An wesende, daß es ein noch viel freudigeres Ereignis ist, wenn ein Ge schäft, welches durch einen so großen Zeitraum hindurch allen Stürmen, kriegerischen Zeilläufen und innerlichen Unruhen getrotzt zu haben sich rühmen darf, sich sagen kann, daß es eben diesen langen Zeitraum hindurch an seinem eigenen Emporblühen und Wachstum gearbeitet und sich erweitert und vergrößert hat. Denn was hat ein Geschäft für einen Ruhm, sich sagen zu können, daß es so und so lange existiert hat, wenn es sich nicht auch das ehrende Zeugnis ausstellen kann, daß es stets zu seinem eigenen Wohle und zu dem der Menschheit gewirkt hat? Daß sich am heutigen Tage die Josef Köiel'sche Buchhandlung dieses Zeugnis mit vollem Recht geben kann, das wird wohl niemand bezweifeln. -Verehrte Anwesende! Ich habe mir nicht vorgenommen, Sie heute mit historischen Angaben in den Entwicklungsgang des Geschäftes einzuführen, es ist dieses die Sache eines beredteren und gewandteren Redners. Ich wollte Ihnen in diesen wenigen einleitenden Worten nur sagen, daß die heutige seltene Feier wert ist, daß ein so großer Kreis von Gästen von allen Seiten sich eingefunden hat. Nein, verehrte An wesende, es ist ein anderer Punkt, auf den ich Sie in meinen folgen den Worten Hinweisen möchte. Ich möchte Ihnen nämlich zeigen, in wiefern der heutige Tag für mich und zwar für mich besonders ein Freudentag ist, und inwiefern gerade ich alle Ursache habe, am heutigen Tage freudig gestimmt zu sein. -Verehrte Anwesende! Vor neun Jahren, bei der Einweihung des neuen Geschäftshauses wurden mir in fremder Sprache in Form eines Gedichichens fremde Gedanken und fremde Gefühle, die das Kinderherz zwar mitfühlen mochte, in den Mund gelegt; heute drängte es mich, meine eigenen warmen Gefühle in eigener Sprache Ihnen gegenüber zum Ausdruck zu bringen. Der heutige Tag ist ein Freuden tag für alle, welche in näherer oder engerer Verbindung mit der Fa milie oder mit dem Geschäfte stehen. Es ist ein Freudentag für den Arbeiter; denn auch er hat mehr oder weniger ein gewisses Recht, sich zu sagen, daß er zur Blüte des Geschäftes beigetragen, in welchem er wirkte; es ist ein Freudentag für den geistigen Mitarbeiter der Firma, für den Autor; denn er hat sicherlich großen Anteil daran, daß das heutige Fest in so feierlicher und großartiger Weise begangen werden kann, wie es geschieht. Er ist es für alle die lieben Verwandten der Familie, welche ja heute durch ihr fast vollzähliges Erscheinen ihre Teilnahme bezeigt haben, und die ja zu jeder Stunde den innigsten Anteil nehmen an allem, was sich in der Familie ereignet. Er ist es in erster Linie natürlich für die Familie des Besitzers selbst und in ihr hauptsächlich und in vorzüglichstem Grade sür ihr Ober haupt, meinen lieben Vater, den Besitzer des Geschäftes. Doch nach ihm, sehr verehrte Anwesende, und ich sage es mit Stolz, glaube ich an der heutigen Freuden- und Feststimmung den größten Teil haben zu dürfen. Denn Sie wissen ja alle, daß ich den Buchhändlerstand zu meinem Beruf gewählt habe; Sie wissen ja alle, daß mich mein Beruf in die Fußtapfen meines lieben Vaters führt; Sie wissen alle, daß ich mit Lust und Liebe diesen Beruf antrete und bestrebt sein werde, immer in jenen höheren und heiligen Bahnen zu wandeln, in welchen mir mein lieber Vater vorangeschritten ist. Und sehen Sie, verehrte Anwesende, es ist ein hübscher Zufall, daß gerade in dem Jahr, in welchem ich meine allgemeine Bildung voll endet habe, um nun endlich meine schwachen Kräfte dem Geschäfte meines lieben Vaters zu weihen, daß gerade in dem Jahr ein Blatt sich wendet in der Geschichte des Geschäftes zu einem neuen Jahr hundert. Ich fasse es aus als einen Gruß, welchen Mir das Geschäft dadurch bringt, indem es mir sagen will: -Das neue Jahrhundert beginnen wir zusammen!- Es ist ein Morgengruß, den es mir zurust an dem Wendepunkte meines Lebens, welcher mit dem heurigen Jahre sür mich eingetrclen ist, auf meinen neuen Lebensweg. -Verehrte Anwesende! Es begrüßt mich heute ein blühendes Geschäft. Ich habe das Glück gehabt, den raschen Entwicklungsgang, welchen die Firma in den letzten Dezennien genommen, gleichsam vor meinen Augen abrollen zu sehen. Ich habe noch gut jene engen und kleinen Räume in der Erinnerung, welche im alten Hause das Geschäfts- leben einschlosseu. Ich sah jene paar Maschinen, welche in der Druckerei
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