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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.12.1893
- Strukturtyp
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- 1893-12-18
- Erscheinungsdatum
- 18.12.1893
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- Deutsch
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293, 18. Dezember 1893. Nichtamtlicher Teil. 7853 wird von den Amerikanern als die größte Druckerei aus der Erde bezeichnet; ob sich dies thatsächlich so verhält, will ich dahin gestellt sein lassen; das ist aber sicher: bei aller Hochachtung vor den wunderbaren Arbeiten, die aus ihr hervorgehen, muß doch gesagt werden, daß die Staatsdruckereien Deutschlands, Rußlands und Oesterreichs, was Vielseitigkeit der in ihnen gepflegten Techniken und künstlerischen Sinn angeht, die amerikanische Anstalt weit überragen. Sie ist entschieden einseitiger und nur auf einem Gebiete, wie schon einige der früher erwähnten Wertpapierdruckereien, ganz bedeutend, im Stahlstichporträt. Diese Anstalt hatte in drei prächtigen Goldrahmen eine große Sammlung von Staatsschuldscheinen und Papiergeld ausgestellt, und diese chronologisch geordneten Arbeiten geben, von den ersten Anfängen beginnend, ein un- gemein anziehendes Bild von der bewegten Vergangenheit, die die Vereinigten Staate» hinter sich haben. Zwar die Proben von Papiergeld aus den vorigen Jahrhunderten sind nur in ein fachem Schwarzdruck oder allerhöchstens in zweifarbigem Druck ausgesührt; aber der gewaltige Fortschritt, den die Druckkunst gemacht hat, wird gerade dadurch in die Augeu springend. Ueberrascht war ich auch durch die Ausstellung Argen tiniens, die in mancher Hinsicht Vorzügliches bot. Zu erwähnen sind namentlich die Musikaliendrücke von F. Stesfani in Buenos- Ayres, die in zwei Albums auslagen. Besonders effektvoll dabei waren die Notentitel, die, wenn an ihnen für unfern Ge schmack mitunter auch des Wilden zu viel geschehen war, durchweg malerische Behandlung und geistvolles Sujet zeigten. Vielfach sah man auch solche in japanischer Manier. Auch die 0 ampuui» Lllä-Lmeriesna äs Lillstss äs öunco in Buenos-Ahres hatte bemerkenswerte Arbeiten ausgestellt, zu denen namentlich argentinisches Papiergeld und argentinische Briefmarken gerechnet werden müssen. Bei allen Sachen war der Druck ganz vorzüglich. Von spanischen Ausstellern, die in der Abteilung dieses Landes untergebracht" waren, ist zu erwähnen: Blasi, Barcelona mit sehr farbenprächtigen Lithographieen für kunstgewerbliche Zwecke. Von italienischen: Ferdinand Ongania in Venedig mit einer Publikation Oalii s Oaualo, die in Wien gedruckt und mit Photogravüren versehen ist. C. Jacobi in Venedig hatte ein großes Werk über venetianische Altertümer gesandt, das reich mit Lichtdrucken ausgestattet war. Eine kleine Bibliothek mormonischer Schriften fand sich im Staatsgebände von Utah, unter denen jedoch Bemerkens wertes nicht vorhanden war; einige gute Bilderwerke in Lichtdruck waren nicht dort, sondern in New Aork gedruckt. Im California-Haus war eine Monatsschrift »Ido Ovsiiauä llontbl^« ausgestellt, die mit recht guten Zinkätzungen nach Zeichnungen auf Kornpapier illustriert war. Im Illinois-Building interessierte vor allem die Aus stellung amerikanischer Lithographiesteine aus Theben. Bekannt lich kommt, der Seeschlange gleich, von Zeit zu Zeit aus Amerika die Nachricht, daß ungeheure Lilhographiesteinlager entdeckt seien, die Steine lieferten, die den bekannten Solnhofern, den bis jetzt anerkannt besten, weit überlegen seien. Es war mir daher sehr willkommen, mit diesen Steinen bekannt zu werden, und in der That entpuppten sich denn auch diese Steine als rechter amerikanischer Schwindel. Abgesehen davon, daß das Korn ein recht grobes war, war die Färbung so dunkel, daß von einem guten Zeichnen daraus nicht die Rede sein konnte. Die Abdrücke, die von diesen Steinen gewonnen waren, lagen dort aus und zeigten wenig Rühmenswertes. Im Frauengebäude war eine Abteilung für Buch- illustration eingerichtet, in der die reizenden Entwürfe von Rose Müller-Sprague interessierten, und im Indiana-Building war eine Sammlung von Büchern in ganz hübschen Einbänden aus gestellt. ^'Mit diesen Einzelgebäuden kann ich meinen Bericht über GrÄLisstrr Jahrgang. das Buchgewerbe, soweit es die Druckerzeugnisse selbst betrifft, beschließen und möchte zum Schluß nur noch kurz aus die Maschinen Hinweisen, wobei noch manches auch für uns besonders Wichtige und Nützliche zur Sprache kommen wird. Die Maschinenhalle der Columbischen Weltausstellung war bekanntlich das zweitgrößte Gebäude, und die Abteilung für Druckmaschinen nahm verhältnismäßig einen ansehnlichen Raum ein, wenn auch nur Amerika in würdiger Weise vertreten war. Der äußere Anblick dieser von drei gewaltigen Bogen über spannten Halle war recht hübsch. Durch einen prächtigen Por tikus war sie mit dem Ackerbaugebäude verbunden; in der Mitte dieses Portikus befand sich ein Bogengang, der zum Gartenbau gebäude führte, und ich will nicht unerwähnt lassen, daß sich auf ihm eine Inschrift befand, die ein eigentümliches Licht auf die politische und geschichtliche Bildung der betreffenden Herren, denen dieses Ressort oblag, wirst. Ganz abgesehen davon, daß diese Inschriften, wie die meisten auf den anderen Gebäuden, recht mangelhafte Buchstabenformen mit schlecht verteilten Räumen zwischen den einzelnen Buchstaben zeigten, konnte man unter dem stolzen Spruch: äks odall lcuov tds trutb nnä tds trutd sdsll maks ^ou krse! (auf deutsch etwa: Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen!) als Ver treter desselben lesen: Lassalle, Pongedeleon, Cortez. Es ist wohl unnötig auf das Absurde dieser Zusammenstellung hinzu weisen — wobei ich zu meiner Schande gestehen muß, daß mir der mittlere Name bis dato vollständig unbekannt war; allzu bedeutend dürste sein Träger aber doch nicht gewesen sein, denn auch Meyers Konversationslexikon kennt ihn nicht. Eine Samm lung von Komponistennamen, die sich den ganzen Portikus ent lang hinzog, dürfte ferner auch zeigen, welche sonderbaren An sichten die Amerikaner von der Bedeutung europäischer Ton künstler haben; hier konnte man folgende Zusammenstellung sehen: Servais, Adam, Donizetti, Strauß, Spontini, Balfe, Abt, Delibes, Jenny Lind, Spohr. Im Innern der Maschinenhalle lief eine Galerie in an sehnlicher Hohe rund herum, und man hatte von dieser einen prächtigen Ueberblick über das großartige Leben und Treiben in der riesigen Halle, das namentlich um die Mittagszeit, wo alles in Bewegung war, einen unvergeßlichen Eindruck machte. Was dazu gehört, um diesen kolossalen Mechanismus in Bewegung zu setzen, das konnte man bei Besichtigung der Centraldampf kesselanlagen, die die ganze Länge des Gebäudes (1400 Fuß) einnahmen, erkennen. Zum Ueberfluß hatte noch die Travelling Crane Co. durch die ganze Länge der Halle an beiden Seiten eine Eisenstellage gebaut, auf welcher ein mächtiger Laufkrahn hin und her ging. Von diesem aus schmetterte eine Musikkapelle ihre lustigen Weisen ins Publikum hinein. Die brausenden Fan faren des »Heil Kolumbia« oder »6oä savs tds tzussnr, dazu das Aechzen und Stöhnen der Dampfmaschine, das Gebrumm und Gekreisch der Dampfsägen, das Rauschen einer großen Fontäne, der Lärm der Rotationsmaschinen, der Stimmenwirrwarr von Tausenden von Menschen — das gab einen Zusammenklang, wie ihn selbst Berlioz in seinen schlimmsten Augenblicken nicht geahnt hat. Von deutschen Maschinenfabriken war nur die Maschinen fabrik Augsburg in Augsburg vertreten und zwar mit einer Rotationsmaschine und zwei einfachen Schnellpressen. Die elftere ist eine von den berühmten neuerdings in Deutschland vielfach für feineren Jllustrationsdruck verwendeten Maschinen. Infolge ihrer vorzüglichen Eigenschaften hatte sie auch in Chicago be rechtigtes Aufsehen erregt, und die amerikanischen Ingenieure hatten ihre Konstruktion so genau studiert, daß sich die Spuren dieses Studiums mitunter an den Zahnrädern zeigten, die von genommenen Abdrücken schwarz geblieben waren. Die Unterschiede zwischen dem amerikanischen und deutschen Maschinenbau, speziell dem Rotationsmaschinenbau, ist hauptsächlich darin zu suchen, daß der Amerikaner infolge der kolossalen Ent- 10S0
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