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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.09.1893
- Strukturtyp
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- 1893-09-18
- Erscheinungsdatum
- 18.09.1893
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- Deutsch
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217, 18. September 1898. Nichtamtlicher Teil. 5421 werbe gehe ein anderer schwer wieder einzubringender Schaden einher: der Schlag, den die Freiheit der Presse, diese kostbarste Erwerbung des Jahrhunderts, zu erleiden haben werde. Die Centrumsanträge bezweckten nichts anderes, als dem Volke das Lesen abzugewöhnen; namentlich auf dem Lande, wo der Geist liche bisher gewohnt gewesen sei die Litteratur für seine Ge meinde auszusuchen, sei der Kolporteur den ultramontanen Seelenhirten ein Dorn im Auge, wie denn auf dieser Seite ja auch offen ausgesprochen werde, daß der Volksschulunterricht ein unnützes Ding sei und die Kunst des Lesens das Glück des Volkes keineswegs gefördert habe. — Ein wesentlicher Zweck der heutigen Besprechung solle der sein, dem schon jetzt wirkenden, aus den Herren Otto Maier, A. Payne, Max Hesse, G. W. Bösenberg und seiner Person bestehenden Agitationskomitee weitere Kräfte, namentlich auch aus den Kreisen des Verlagsbuchhandels, der Buch- und Papiergewerbe und der Presse zuzusühren, um so vereinigt die schwierige Arbeit für die gemeinsamen Interessen mit größerem Nachdruck führen zu können. Herr Otto Maier führte die Notwendigkeit an, daß es die Pflicht aller, die mit dem Buchhandel und der Kolpor tage gewerblich zusammenhängen, sein müsse, dem Kol portagebuchhandel zu helfen, und der Gefahr vereint gegen überzutreten; denn diese bedrohe die Papierfabrikanten und Papierhändler, Buchdrucker, Buchbinder und anderen dem Buch handel nahestehenden Gewerbszweige, wenn auch nicht unmittelbar, so doch in ihren Folgen. Das Komitee habe sich daher ent schlossen, mit sciner Bitte um Unterstützung 1) an die verschie denen buchhändlerischen Korporationen und Vereinigungen heran zutreten, 2) an die Korporationen und Vereinigungen der sämt lichen mittelbar interessierten Buchgewerbe, 3) an die Presse, 4) an die Kundschaft des Kolportagebuchhandels, 5) an einzelne Reichstagsabgeordnete, um auch diese für eine berichtigte und wohlwollende Beurteilung des Kolportagebuchhandels zu gewinnen. Dieser letztere sei mit Unrecht verrufen. Redner habe eines der größten Kolportagegeschäfte in Deutschland und könne aus seiner praktischen Erfahrung heraus versichern, daß die sogenannte 10-^-Litteratur nicht mehr als höchstens 15°/<>des gesamten Kolpor tagebetriebes ausmache; die guten illustrierten und nicht illustrierten Zeitschriften, die großen und kleinen populärwissenschaftlichen Werke, gute unterhaltende und belehrende Litteratur, nähmen volle 85 bis 90"/o des Gesamtvertriebs in Anspruch. Uebrigens sei der sogenannte Schauerroman besser als sein Ruf. Er sei wohl aufregenden und stellenweise vielleicht blutigen, aber in seiner Grund-Tendenz ehrlichen und sittlichen Inhaltes. Die Form sei eben dem naiven Geschmacke des Volkes angepaßt. Nur dadurch aber, daß man dem nicht ge bildeten Leser entgegenkomme, gewinne man ihn überhaupt, und erziehe ihn zum Lesen und damit zum Fortschritt in der Bildung. Herr Johannes Baensch-Drugulin zollte den Anschau ungen des Vorredners seinen vollen Beifall. Er würde es im Interesse des Volkes aufrichtig bedauern, wenn hier das Kind mit dem Bade ausgeschüttet würde und wegen einzelner Aus wüchse des Kolportagebuchhandels der gesamte Buchhandel und die auf seinen Bedarf angewiesenen erzeugenden Gewerbe einen so empfindlichen Schlag erleiden sollten. Er betrachte den Kol portagebuchhandel keineswegs als ein gefährliches Glied in der Kette der gewerblichen Erscheinungen, sondern als die Schwester des Sortimentsbuchhandels, die in anderer Form im wesentlichen die gleiche Bücherware vertreibe, wie dieser. — Zu den von Herrn Maier angeführten Vereinigungen, an die sich das Agitations-Komitee zu wenden haben würde, empfehle er noch die Schriftstellervereinigungen heranzuziehen. — In Hinsicht auf die praktische Bekämpfung der Centrumsanlräge werde es sich empfehlen, daß man im Reichstage selbst einen Gegenantrag zu ermöglichen suche. Hauptersordernis bleibe aber, daß man sich selber auch über die unverkennbaren Auswüchse der Kolportage klar sei, diese nicht beschönigen wolle, sondern rücksichtslos selber dagegen ankämpfe. Unter dieser Vor aussetzung könne es möglich sein, eine Partei im Reichstage für Seligster Jahrgang. ein Gegengesetz zu finden, dessen Annahme die Anträge des Cen trums zu Falle bringe. Herr Otto Maier bezweifelte die Möglichkeit der Aus führung dieses Vorschlages. Man werde sich aller Voraussicht nach daraus beschränken müssen, Petitionen an den Reichstag zu richten. Herr Ferdinand Flinsch erklärte, daß auch die Papier industrie, wie es durch Herrn Baensch schon vom Buchdruck hervorgehoben worden sei, ein wesentliches Interesse an der er folgreichen Bekämpfung der Centrumsanträge habe. Herr Wittig forderte die anwesenden Vertreter von Kor porationen auf, dem bestehenden Komitee die Adressen der ihnen bekannten gewerblichen Vereine und Korporationen auszugeben, damit es mit den betreffenden Körperschaften sofort in Unter handlung treten könne. Herr Baensch-Drugulin wiederholte seine Ueberzeugung, daß alle diese Gewerbszweige das lebhafteste Interesse an der Erhaltung des Kolportagebuchhandels hätten und ihre Unter stützung nicht versagen würden. Es sei aber vom praktischen Standpunkte durchaus notwendig, den betreffenden Körperschaften die zu unterstützenden Petitionen möglichst mundgerecht vor zulegen, und nicht von ihnen zu erwarten, daß sie in langwierige Beratungen und Textseststellungen darüber ein- zutreten hätten. Herr Max Hesse empfahl eine möglichst sorgfältige und bei aller erforderlichen Klarheit doch umfassend ins einzelne gehende Ausarbeitung der Petition, die dann zunächst an alle beteiligten Körperschaften und Vereine mit der Aufforderung zur Unterstützung zu versenden sei. Auch sei es wichtig, bei der Verstärkung der Kommission möglichst auf Inhaber großer, be deutender Firmen Bedacht zu nehmen, die auch das Gewicht ihres Namens in die Wagschale legen könnten. Herr E. O. Jahn hielt die Ausarbeitung einer förmlichen Denkschrift für nötig, die die Ausführungen der Petition am wirksamsten würde unterstützen können, wenn man sie an die Mit glieder des Reichstages und des Bundesrates und vielleicht auch an das Reichskanzleramt senden würde. Nicht unwichtig scheine ihm auch die Mitwirkung des Publikums zu sein, das für Unter schriften zu gewinnen keineswegs unmöglich oder besonders schwierig sein werde, wie er aus eigener Erfahrung bestätigen könne. Herr Bruno Klinkhardt erklärte als Vorsitzender des deutschen Buchdruckervereins seine Bereitwilligkeit, bei Einlauf der bezüglichen Petitionen dafür zu sorgen, daß diese i» geeigneter Weise in der Buchdrucker-Fachpresse und in den einzelnen Sek tionen des Buchdruckervereins eingehend besprochen werden sollten. Zu jeder anderweitigen Unterstützung, soweit sie in seinen Be fugnissen liege, stelle er sich gern zur Verfügung. Herr Flinsch erklärte sich für die Papierindustrie in dem selben Sinne, empfahl aber als zweckmäßig, die auszusendenden Petitionen oder Denkschriften in verschiedener Form auszuardeiten und je dem betreffenden Gewerbszweige anzupassen, bezw. in ihnen speziell auf die dem betreffenden einzelnen Gewerbe drohen den Schädigungen hinzuweisen. — Das Publikum könne vielleicht am zweckmäßigsten dadurch erwärmt werden, daß man die Redaktionen der vom Kolportagebuchhandel vertriebenen Zeit schriften veranlasse, auch ihrerseits die Sache der Kolportage in Schutz zu nehmen. Herr Professor vr. Hasse, Reichstagsabgeordneter für die Stadt Leipzig, erklärte, daß er der Einladung zu der Versammlung gern gefolgt sei, da er es nicht nur im allgemeinen für wünschens wert, sondern für einen Abgeordnete» Leipzigs für notwendig halte, sich über diese, Leipzig so stark treffende Angelegenheit belehren zu lassen. Es sei wichtig, diese Sache ganz spitz zuzu schneiden. Man dürfe sich nicht begnügen, zu sagen, daß man auch mit dem Strafgesetze ausreiche, um Auswüchse zu treffen, daß man auch die Bestimmungen der Gewerbeordnung, so wie sie heute in Geltung seien, auf sich nehmen wolle, und man es also beim Alten lassen möge. Mit einer bloßen Bitte um Schonung komme 727
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