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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.09.1893
- Strukturtyp
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- 1893-09-18
- Erscheinungsdatum
- 18.09.1893
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- Deutsch
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5422 Nichtamtlicher Teil. 217, 18. September 1893. man praktisch nicht durch gegenüber einem Anträge zu einem neuen Gesetze, der eine mächtige Partei hinter sich habe. Man dürfe auch in Petitionen und Denkschriften nicht bei allgemeinen Forderungen stehen bleiben; daher habe er den Vorschlag des Herrn Baensch lebhaft begrüßt, der die Einbringung eines förm lichen Gegenantrages empfohlen habe. Natürlich sei das nur möglich mit Hilfe irgend einer, wenn auch zunächst kleinen Partei. Man müsse aber auch genau die Gesichtspunkte und Worte des zu bekämpfenden Centrumsantrages mit Gegenanträgen treffen, und sich auch darüber klar sein, daß immerhin selbst im günstigen Falle doch ein Teil des Centrumsantrages durchgehen könne und werde, und da werde man zu unterscheiden haben, was wichtig und was minder wichtig sei, und auf die Bekämpfung des ersteren den Hauptnachdruck legen. Er selber sichere gern seine Unter stützung zu, an der er es auch in privater Einwirkung gegenüber seinen Neichstagskollegen nicht fehlen lassen werde. Auf Vorschlag des Herrn Baensch einigte sich die Ver sammlung dahin, daß sich das bestehende Agitations-Komitee zu nächst an die verschiedenen Körperschaften und Vereinigungen des Buchhandels, der Buch- und Papiergewerbe, der Tagespresse und des Schriftstellerstandes zu wenden habe und sich von diesen zu eigener Verstärkung Delegierte erbitten möchte. Mit einem lebhaften Dank an die erschienenen Herren schloß Herr von Biedermann die Versammlung, deren Teil nehmer noch einige Zeit in anregendem Gespräche beisammen blieben. Joseph Bachem. Der -Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker- entnehmen wir mit gefälligst erteilter Erlaubnis den folgenden warmen Nachruf an den ver storbenen Joseph Bachem: Am 21. August verschied aus seinem kleinen Landhause in Honnef am Rhein im zweiundsiebzigsten Lebensjahre Herr Joseph Bachem, Inhaber der Firma I. P. Bachem in Köln, einer der bekanntesten Buchdruckcrcibcsitzer des Rheinlandes, allseitig geachtet wegen seiner vorzüglichen Charaktereigenschaften und seiner geschäft lichen Erfolge. Joseph Bachem hatte im Druckerei- und Verlagsgcschäft seines Vaters Lambrecht Bachem, dem Bruder des 1821 ver storbenen Gründers der Firma, Johann Peter Bachem, die kauf männische Lehre durchgemacht und war mehrere Jahre hindurch dem Vater eine Stütze gewesen. Später drängte es ihn, die Welt kennen zu lernen, und er ging zu diesem Zweck im Jahre 1848 nach Paris, wo er in ei» Bankgeschäft eintrat. Jedoch schon nach einem halben Jahre verlor er diese Stelle, weil das Ge schäft infolge der revolutionären Unruhen liquidieren mußte. Freundschaftliche Vermittelungen öffneten Joseph Bachem aber den Zutritt zu mehreren der bedeutendsten katholischen Redak tionen der Weltstadt. Er benutzte nun seine unfreiwillige Muße, um von allen Einzelheiten des Zeitungsbetriebes sich genaue Kennt nis zu verschaffen, die ihm in der Heimat bald von Nutzen sein sollte. Nachdem er einige Zeit an der Redaktion einer neu ge gründeten Pariser deutschen Abendzeitung mitgewirkt hatte und als Korrespondent für eine Anzahl deutscher Zeitungen thätig ge wesen war, erreichte ihn von Köln aus die Nachricht, daß man dort die Errichtung einer Zeitung katholischer Richtung plane. Sein Entschluß war schnell gefaßt. Am 2. August war er wieder in Köln. Es kam hier eine Kommanditgesellschaft auf Aktien unter der Firma H. Stirnen L Co. zu stände. Als erster Gerant fungierte der Buchhändler Heinrich Stienen, als zweiter wurde Joseph Bachem angestellt. Die Firma gab die »Rheinische Volkshalle« heraus, die bei I. P. Bachem gedruckt wurde. Bald stellte sich indes heraus, daß nur Joseph Bachem durch seine Erfahrung und geschäftliche Tüchtigkeit in der Lage war, eine junge Zeitung voran zu bringen, und da das Unter nehmen schon nach zehn Monaten festgefahren war, so löste sich am 30. September 1849 die Gesellschaft auf, und am selben Tage noch bildete sich eine neue Kommanditgesellschaft auf Aktien unter der Firma Joseph Bachem L Co., die eine neue Zeitung mit dem Titel »Deutsche Volkshalle- gründete. Von jetzt an war Joseph Bachem die Seele des Ganzen. Er verstand es, tüchtige Talente für die Mitarbeiterschaft an dem Blatte zu ge winnen, und bald war die »Deutsche Volkshalle« als das be deutendste katholische Organ Deutschlands anerkannt. Inzwischen war sein Vater infolge unglücklicher Unterneh mungen in Geldschwierigkeiten geraten, die schließlich zum Falli ment führten, wobei den Gläubigern nur ein Teil ihres Gut habens erstattet werden konnte. Der Thatkrast des Verstorbenen gelang es jedoch nach einer Reihe von Jahren, den Gläubigern freiwillig, ohne gesetzliche Verpflichtung, den Rest der Schuld voll und ganz auszuzahlen, wodurch sein Vater durch Beschluß des Königl. Landgerichts zu Köln ehrenvoll rehabilitiert wurde, ein Fall, der daselbst seit zwanzig Jahren nicht vorgekommen war. Im Jahre 1854 starb Lambert Bachem, und nun wurde Joseph Bachem alleiniger Inhaber der Firma I. P. Bachem und damit auch der Drucker der »Volkshalle«. Da auch sein Bruder Adolf, ein gelernter Buchdrucker, kurz vorher gestorben war, mußte Joseph Bachem, ursprünglich nur gelernter Buch händler, um den damaligen gesetzlichen Bestimmungen zu ge nügen, das Buchdrucker-Examen noch jetzt, im Alter von 33 Jahren, machen, und zwar das theoretische vor einer Kölner Prüfungskommission, das praktische in der Universitätsdruckerci von C. Georgi in Bonn. Kaum hatte das neue Zeitungs-Unternehmen begonnen, einen kleinen Gewinn abzuwerfen, da wurde am 10. Juli 1855 das weitere Erscheinen der »Deutschen Volkshalle« vom Polizei präsidenten verboten. Die Unterdrückung des Blattes geschah wegen seiner politischen Haltung aus dem Gebiete der »deutschen Frage«. Joseph Bachem widmete sich nunmehr mit vollem Eifer der Entwickelung des von seinem Vater überkommenen Verlagsge schäftes, und in diesem Zweige des Betriebes war es wohl das größte Verdienst des Verstorbenen, daß er die Schaffung einer für das katholische Volk geeigneten, in religiös-sittlicher Hinsicht unanfechtbaren Unterhaltungs-Litteratur angeregt hat. Doch das Journalistenblut, das in seinen Adern rollte, und das Fehlen einer katholischen Zeitung in Köln bestimmten ihn bald, neuer dings auf eigene Kosten eine Zeitung zu gründe». Nach Ueber- windung mancher Schwierigkeiten erschien denn auch am 1. April 1860 die erste Nummer der »Kölnischen Blätter«, die am 1. Januar 1869 ein vergrößertes Format und den Titel »Köl nische Volkszeitung« erhielten. Wie viele Bedrängnisse, Sorgen und Enttäuschungen ihm die Herausgabe und Weiterentwickelung dieser Zeitung, seines Schmerzenskindes, machten, — es lag dies in den politischen Ver hältnissen der sechziger und siebziger Jahre - — vermag nur der zu würdigen, der in der ereignisvollen Zeit, in der Joseph Bachem, seiner Ueberzeugung treu, sich stets in scharfem Gegensätze zur Regierung und den herrschenden Parteien befand, ihm nahe gestanden. In welchem Maße er persönlich an der Vervollkomm nung der »Kölnischen Volkszeitung«, und zwar sowohl der tech nischen als auch redaktionellen, beteiligt war, und wie häufig er für die Haltung des Blattes in religiösen, politischen und wirt schaftlichen Fragen bestimmend gewesen ist, wissen nur diejenigen, die mit daran arbeiteten. Bis in die letzten Tage seines Lebens hinein konzentrierte sich seine geistige Regsamkeit auf das Ge deihen und Emporblühen seiner Zeitung, der er das Ziel ge steckt hatte, den bedeutenden nichtkatholischen deutschen Blättern ebenbürtig zur Seite zu stehen. Er hatte in den letzten Jahren das Glück, dieses Ziel im wesentlichen erreicht zu sehen. Obwohl die »Kölnische Volkszeitung« so im Vordergrund seines Interesses stand und den größten Teil seiner Arbeitskraft in Anspruch nahm, vernachlässigte er keineswegs das Verlags- geschäft. Die Erzeugnisse seines großen Verlags, besonders die
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