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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.05.1893
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1893-05-08
- Erscheinungsdatum
- 08.05.1893
- Sprache
- Deutsch
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27S8 Nichtamtlicher Teil. 105, 8. Mai 1893. Nichtamtlicher Teil. Die Ostermesse. i. Der Begrüßungsabend. Die Begrüßung der auswärtigen Kollegen seitens der Leip ziger fand am Sonnabend vor Kantate im großen Saale des neuen Buchhändlerhauses wie gewöhnlich statt. Im Saale über raschte vor allem das große vom Freiherrn Franz von Lipper- heide in Berlin gestiftete und von Professor Woldemar Friedrich geschaffene Wandgemälde, eine Verherrlichung von Kunst und Wissenschaft darstellend. Es befindet sich in der stadt- wärts gelegenen Nische und wirkt durch seine gediegene Kom position und Farbenpracht. — Der Verkehr der Kollegen war, wie immer, überaus herzlich, der Aufenthalt sehr behaglich, so daß das Fortströmen in die bekannten Keller erst in vorgerückter Stunde vor sich ging. II. Das Kantateessen. Das große Festessen erfreute sich auch dieses Jahr einer großen Teilnahme. Gegen siebenhundert Personen hatten im großen und kleinen Saale Platz genommen. Beim Betreten der Festräume fiel die niedere Temperatur angenehm auf, die großen Gaskronen waren nicht in Brand gesetzt, das Wehen der Gardinen bewies, daß die kleinen Klappfenster geöffnet waren, und wenn letztere durch den draußen heftig wehenden Sturm während der ersten Reden häufiger unangenehm bewegt wurden, so war das doch nur ein Beweis dafür, daß bei dem diesmaligen Festessen alles eben bestens »klappte«. Die Zahl der Ehrengäste war bedeutend. Vertreten waren die Armee, das Reichsgericht, die Universität, der Rat der Stadt Leipzig, die Geistlichkeit, die Schriftsteller. Ebenso war die Zahl der von auswärts gekom menen Buchhändler sehr hoch und die allgemeine Stimmung von Beginn an die beste. So begann das Essen unter den günstigsten Bedingungen. Jeder Teilnehmer fand an seinem Platze eine Speisekarte in Ge stalt eines freundlich lächelnden Knaben, der die »Mittägliche Rund schau« als Plakat den Hungernden entgegenhielt. Das Ganze, ebenso neu wie zierlich, stammte aus der Offizin von Giesecke L Devrient. Ferner lag das »Taschenbuch für Buchhändler« der Firma Baumbach L Co. wie immer auf dem Teller, ebenso ein geschmackvolles Täschchen der Firma E. A. Barthel, das Musikprogramm und Weinkarte enthielt; lauter Angebinde von ausgesprochenem Zweck und verheißungsvoller Wirkung. Bald nach Beginn bestieg der erste Vorsteher des Borsen- vereins, Herr vr. Eduard Brockhaus, das Rednerpult, um nachstehende Worte an die Versammlung zu richten: »Hochgeehrte Festversammlung! »Im Namen des Vorstandes und der Mitglieder des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler heiße ich unsere auch heute zahlreich erschienenen Gäste, unter ihnen die Spitzen der hiesigen Militär- und Civilbehörden und der Universität, herzlich willkommen. Und indem ich ihnen herzlichen Dank sage für die Ehre und Freude, die sie uns dadurch bereiten, fordere ich sie zunächst auf, mit uns einzustimmen in das Hoch, mit dem es uns stets drängt unsere festlichen Zusam menkünfte zu beginnen: in das Hoch aus den Deutschen Kaiser als den Schirmherrn des Deutschen Reiches und gleichzeitig in das Hoch aus den König von Sachsen als den Herrscher dieses Landes und als den Schirmherrn des Deutschen Buch handels. »Se. Majestät Kaiser Wilhelm II. und Se. Majestät König Albert, sie leben hoch! hoch! hoch!« Seiner Aufforderung ward jubelnd entsprochen, und die Gläser wurden unter Absingung der Nationalhymne geleert. Als zweiter Redner folgte Se. Excellenz Generallieutenant Freiherr von Hodenberg, dessen Hoch folgenden Wortlaut hatte: »In der kurzen Zeit, welche ich hier in Leipzig bin, habe ich so viel Interessantes, Schönes und Entgegenkommendes ge funden, daß ich mich gedrängt fühle, die erste Gelegenheit zu benutzen, um meinen Dank auch öffentlich auszusprechen. Zu diesem Interessanten gehört auch der heutige Tag, gehört der Umstand, ich muß es eingestehen, zum erstenmale in meinem Leben mich ans einer Rednertribüne zu befinden. »Ich erwidere im Namen der Gäste mit Dank, daß uns die Ehre zu teil geworden, an diesem schönen Feste teilzunehmen, an einem Feste, das der Buchhandel bereitet hat, ein Beruf, dem ich meinerseits immer Interesse und Sympathie entgegen gebracht habe. Ja, ich kann offen sagen, daß mich manchmal der Gedanke beschäftigt hat, ob ich, falls ich einmal für die Armee nicht mehr tauglich sein sollte, nicht vielleicht Buchhändler werden könnte. Der Buchhandel, dieser schöne und edle Stand, vermittelt die geistige Nahrung des Volkes, und ich darf wohl sagen, daß die Armee, unser Volksheer, ebenso der geistigen Nahrung bedarf als der leiblichen. Wir Soldaten fühlen das Bedürfnis, uns mit allen Kreisen des Volkes einig zu fühlen und an ihren Interessen teilzunehmen, und so trinke ich auf den Börsenverein der Deutschen Buchhändler. Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler lebe hoch!« Diese den Stempel freier Improvisation tragenden Worte machten den besten Eindruck und erregten freudige Zustimmung. Der dritte Redner war der II. Schatzmeister des Börsen vereins, Herr Heinrich Wichern aus Hamburg, der mit kräftig erhobener Stimme nachstehende Ansprache hielt: »Hochangesehene Versammlung! »Es wäre für mich eine schwierige Aufgabe, an dieser Festtafel, vor so viel kritischen Hörern, einen der gegebenen offiziellen Trinksprüche auszubringen, wenn diese Aufgabe allein verstandesmäßig gelöst werden müßte; denn seit Jahr zehnten hat oft feiner Geist und reicher Verstand das Lob der Stadt Leipzig, das auch ich auszubringen habe, gepriesen, so daß es mir bange werden könnte, mich meinen Vorgängern anzureihen; — aber ich kann mit dem Herzen und aus vollem Herzen reden und das macht mir das Herz bei meiner ehren vollen Ausgabe leicht. »Ich komme aus dem Norden, aus jener Stadt, in der, seit wir das letzte Mal an dieser Tafel festlich versammelt waren, der Würgengel des Todes.gar schreckliche Ernte ge halten. Hammonia lag in Trauer und beweinte zehntausend ihrer Kinder, die der Tod in wenig Tagen und Wochen dahingerafft hatte, während zwanzigtausend andere, von der Hand des Todes berührt, darniederlagen. Trotz der Glut der August- und Septembertage des Jahres 1892 lag ein eisiger Todesschauer über Hamburg und drohte alles Leben zu nehmen. Da entflammte ein heiliges Feuer in allen Landen, das Feuer der werkthätigen, barmherzigen Nächsten- Liebe, und brachte mit seiner Wärme Trost und mit seinem Trost neuen Lebensmut zurück! »Für empfangene Liebe zu danken ist stets eine freudige Aufgabe, und wo könnte ich mich derselben besser entledigen als hier in Leipzig, da auch wir in Hamburg die Wärme des Leipziger Feuers gar wohl verspürt haben! »Aber das Feuer hat noch eine andere Eigenschaft als Wärme zu verbreiten — es leuchtet. »Ich komme gar oft nach Leipzig und freue mich stets des herrlichen Denkmals, das Sie hier errichtet haben. Künstlers Hand hat das geformt, was die Begeisterung für Kaiser und Reich geboren hat. Es war das Feuer der Liebe zu dem großen Heldenkaiser Wilhelm I., es war das Feuer der Ver-
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