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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.05.1893
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1893-05-08
- Erscheinungsdatum
- 08.05.1893
- Sprache
- Deutsch
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105, 8. Mai 1893. Nichtamtlicher Teil. 2799 ehrung gegen den Herrscher dieses Landes, es war das Feuer der Dankbarkeit gegen die Paladine des geeinigten Reichs! »So bewährt sich das Leipziger Feuer nicht nur in der Wärme der Nächstenliebe; sondern es leuchtet auch als ein Licht der Vaterlandsliebe bis an die Grenzen des Reichs und darüber hinaus! »Soll ich nun noch an dieser Tafel, zu der Sie aus allen Gauen des Reichs zusammengeströmt sind, untersuchen, welchen Brennstoff das Leipziger Feuer verzehrt? Nein, meine Herren, das thue ich nicht! Sie könnten mich sonst vielleicht gar noch unter jenen süddeutschen Kollegen stellen, der hier einst die Leipziger Luft pries, oder gar unter jenen Norddeutschen, der vor Jahren das Leipziger Wasser besungen hat, und löschen mir mit seinem Wasser noch mein Feuer für das Leipziger Feuer aus! »Meine Herren! Ein Brandstifter bin ich nicht, aber ich möchte in Ihre Herzen einen Feuerbrand werfen, indem ich Ihnen daS zuruse, was einst der alte Ernst Moritz Arndt in seiner Jugend gesungen hat: »Aus Feuer ward der Geist geboren, Drum schenkt mir süßes Feuer ein,« und ich bitte Sie dieses Feuer in Ihre Gläser zu schütten, damit der feuergeborene Geist geschaffen werde, der uns all jährlich hier zusammen führt und eint, und mit mir anzu- stoßen auf das »Leipziger Feuer«, indem Sie rufen: Die gute, die edle Stadt Leipzig lebe hoch!« Feurig wie die ganze Rede war auch die Wirkung aus die Zuhörer, und ihr entsprach sofort Herr Oberbürgermeister vr. Georgi mit Dankesworten, die, wie stets, mächtig zündeten. Der Herr Redner führte ungefähr folgendes aus: »Ein verehrter Freund aus Hamburg hat Leipzigs Wohl ausgebracht. Einen Hamburger wieder in unserer Mitte zu sehen, was erweckt das für Gedanken, welche Freude bereitet uns diese Thatsache, zumal wir gehört, wie kräftig sein Organ trotz aller Gefahren geblieben! Es ist bekannt, daß im vorigen Jahre jede Stadt einen Zirkel um sich herum gezogen, um jeden aus Hamburg Gekommenen sernzuhalten. Heute liegt kein Bedürfnis vor, ihm »abzuwinken«. Es ist keine Stadt im ganzen Deutschen Reiche, die mit dem Geschick Hamburgs so innig verflochten gewesen wäre, wie die unsere. Der Ausfall der Messe brachte uns recht schlimme und trübe Erfahrungen und die Wahrnehmung, daß das, was wir aus einer patrio tischen Rücksicht für Deutschland zum Opfer gebracht, von anderer Seite für eigennützige Interessen benutzt und aus gebeutet wurde. Aber die Erfahrung lehrt, daß wir auch viele Freunde hatten. Ich berühre nur die trefflichen Beziehungen zwischen dem deutschen Buchhandel und der Stadt Leipzig! Ich wünsche, daß die ausgezeichnete Organisation, welche dem deutschen Buchhandel im Börsenverein der Deutschen Buchhändler gegeben ist, über alle Stürme fortdauern möge, und ich fordere Sie auf, den Börsenverein und die trefflichen Männer des Vorstandes hoch leben zu lassen!« Daraus erschien als fünfter Redner der II. Vorsteher des Börsenvereins Herr Arnold Bergstraeßer aus Darmstadt, um Leipzigs Universität zu feiern. Mit kurzen, zündenden Worten pries er sie als den Edelstein im großen, vielumfassenden Ge meinwesen Leipzig, betonte mit sinnigem Hinweis den engen Anschluß des Buchhandels an die von ihr allezeit sorgsam ge pflegte Wissenschaft und deren Träger und gab seiner Freude über diese engen Beziehungen und seinen Wünschen für deren niemals geminderte Herzlichkeit beredten Ausdruck. Seine warm empfundene Rede wurde von Sr. Magnifizenz Herrn Rektor Professor Ur. Brieger wie folgt beantwortet: »Meine hochverehrten Herren! »Es ist soeben die Universität Leipzig begrüßt worden — Sechzigster Jahrgang. in Worten, die hochehrend für sie waren. Gestatten Sie, daß ich im Namen der Universität ein Wort des Dankes sage. »Der Herr Vorredner hat der alten Beziehungen gedacht, welche uns verknüpfen. In der That, es sind alte, ja uralte Beziehungen. Um hier vom Mittelalter zu schweigen, so sind es gleich in den Tagen der Erfindung des Buchdruckes, aus denen ja die moderne Epoche des Buchhandels datiert, die Universitäten und deren Lehrer gewesen, die einen Bund schlossen mit der jungen Großmacht, für welche niemand ein lebendigeres Verständnis hatte als sie. War doch damals mitunter in einer Person Drucker (d. h. zugleich Verleger) und Professor vereinigt, wie in einem ganz speziellen Vor gänger von mir, dem Leipziger Professor der Theologie Andreas Friesner, welcher bei dem Kantate-Essen des Jahres 1482, wo er Rektor war, zugleich als Mitglied der Zunft hätte reden können — der erste übrigens und damals der einzige Buchdrucker Leipzigs. »Eine solche Personalunion mag später, als dem Buchdruck seine Wiege zu eng geworden war, kaum wieder vorgekommen sein. Aber die Union ist geblieben, durch alle Jahrhunderte. Man müßte ein stattliches Stück Kulturgeschichte schreiben, wollte man das im einzelnen darlegen. Diese Union — es ist uns soeben in beredten Worten gesagt worden — besteht noch heute; noch heute, wo doch die wissenschaftliche Litteratur nur einen bescheidenen Bruchteil bildet von alledem, was Jahr für Jahr ans den Markt gebracht wird. Sie, meine hochver ehrten Herren, wissen gerade diesen Teil, wiewohl er meist nicht obenauf schwimmt, zu schätzen. Und wir, ich glaube sagen zu dürfen, wir verstehen es vor anderen zu würdigen, was es besagen will, daß Sie im Laufe des letzten halben Jahrhunderts erstarkt sind zu einer festen, geschlossenen Korporation, welche unter ihren vornehmsten Zielpunkten auch das Ziel verfolgt, den idealen Gesichtspunkten, für deren Pflege die Universitäten stets in erster Linie eingetreten sind, auf Ihrem besonderen Gebiete zum Siege zu verhelfen, so daß man sagen kann: Blank, wie der Schild der deutschen Universitäten trotz ihres ehrwürdigen Alters noch heute ist, blank und fleckenlos strahlt der Schild Ihrer Vereinigung. »Das allein schon giebt eine gute Bundesgenossenschaft! Daß sie sich bethätige, fort und fort, zum Heile unseres Volkes, darauf stoße ich an und in diesem Sinne rufe ich: die alten Beziehungen zwischen den deutschen Buchhändlern und den deutschen Universitäten — Leipzig voran — sie bleiben jung und frisch und kräftig! ihr Bund lebe hoch!« Leider war die Ruhe nicht im gewünschten Maße mehr vor handen, so daß es dem verehrten Redner schwer wurde, sich verständlich zu machen; nur die näher Sitzenden konnten den Wert seiner Worte würdigen. Ebenso erging es den meisten der noch folgenden Redner. Der siebente der Redner war Herr Max Niemeyer aus Halle, der II. Schriftführer des Börsenvereins. Er widmete sein Hoch dem Reichsgericht: »Wir haben in den letzten Tagen viel von Leipzig als dem »Erfüllungsort« reden hören. Mag die Kompetenz des hiesigen Land- und Amtsgerichts auch in vielen Fällen noch so zweifelhaft sein, zweifellos ist jedoch, daß die Mauern Leipzigs den Gerichtshof bergen, dessen Entscheidungen maß gebend sind für unser Rechtsleben. Wir haben die große Freude und die hohe Ehre, heute Mitglieder dieses Gerichts hofes in unserer Mitte begrüßen zu dürfen. »Meine Herren! Ein deutsches Gericht wegen seiner strengen Unparteilichkeit, seiner rücksichtslosen Sachlichkeit, seiner prak tischen Wissenschaft zu rühmen, wäre fast eine Beleidigung. Nicht allein das Moralische, auch das Gelahrte versteht sich bei einem deutschen Gerichtshof von selber. Aber was unfern höchsten Gerichtshof auszeichnet, was ihn vor allem uns so wert macht, das ist: er ist durchdrungen von dem Gefühle 374
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