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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.05.1893
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1893-05-08
- Erscheinungsdatum
- 08.05.1893
- Sprache
- Deutsch
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2300 Nichtamtlicher Teil. I« 1V5, 8."Mai 18V8. seiner obrigkeitlichen Stellung und seiner Verantwortlichkeit. Daher stammt jener Mut, die Dinge aus ihrer eigensten Natur heraus zu entscheiden, der beherrschende Einfluß, den die bona üäs8, wenn ich juristisch sprechen darf, auf die Thätigkeit unseres Gerichtshofes übt. Unserm Beruf vor allem muß diese Stim mung des Gerichtes, wenn ich sie so nennen soll, zugute kommen. Denn alles in unserm Buchhändlerwesen beruht auf Sitte und Brauch, die sich ohne jedes Zuthun des Staates selbständig entwickelt haben: scharfe Formeln, feste Sätze giebt's da nicht; aus der Natur der Sache und aus der bona üäss des anständigen Geschäftsverkehrs allein läßt sich ein Standpunkt gegenüber diesen Verhältnissen gewinnen. Wir danken es dem Reichsgericht, daß es seiner grundsätzlichen An schauung auch uns gegenüber folgt, mit der Sicherheit und Freiheit, wie sie denen zukommt, die auf die Zinne gestellt sind, um das Rcchtsleben zu hüten und zu bewahren. > In diesem Sinne, meine Herren, lassen Sie uns das Glas erheben: den Wahrern der Rechtseinheit, den Pflegern der Rechtssittlichkeit, den Bildnern der Rechtsordnung, dem Reichsgericht!« Ten Dank des Reichsgerichts stattete Herr Senatspräsident vr. Drechsler, der im Verlauf seiner Erwiderung daraus Hin weisen konnte, daß er in zwei Jahren sein sünfundzwanzigjähriges Jubiläum als Gast bei de» Kantateessen zu feiern hoffe, mit herzlichen Worten ab. Sein Hoch galt dem deutschen Buchhandel. Möchte es dem verehrten Herrn und eifrigen Verfechter der Rechte des Buchhandels beschieden sein, dieses Jubelfest in unge schwächter Kraft zu erleben! Als neunter Redner erschien Herr Carl Engelhorn jun. aus Stuttgart, der in Versen der deutschen Schriftsteller gedachte und beifällige Aufnahme fand. Seine Anerkennung hierfür sprach Herr August Niemann aus, indem er bemerkte: »Geehrte Herren! Im Namen der deutschen Schriftsteller spreche ich den herzlichen Dank für die Gesundheit aus, die auf uns au-'gebracht wurde. Ueber das Verhältnis der Schrift steller zum Buchhandel ist es Wohl nicht nötig noch zu reden. Es ist bekannt, und ich möchte nur hervorheben, daß die Schriftsteller, wenn der Buchhandel nach Excellcnz von Hoden bergs Worten dem Volke die geistige Nahrung übermittelt, daß die Schriftsteller diese geistige Nahrung erzeugen. Aber eines möchte ich noch erwähnen. Ich habe immer gesehen, daß Ordnung sich mit Ordnung leicht verträgt, daß nur die Anarchie nach beiden Seiten schadet. Die Schriftsteller bilden mehr und mehr unter sich die Ordnung aus. Der Schrist- stellerverband wird sich demnächst mit der Schriftsteller- Genossenschaft vereinigen, und die hier in Leipzig von Delegierten beratene Organisation einer Pensionsanstalt wird binnen kurzem gegründet werden. Diese Pensionsanstalt wird den Kern und Mittelpunkt einer Vereinigung aller Schriftsteller bilden. Ich bin überzeugt, daß auch der Buchhandel diesem Unternehmen seine volle Sympathie entgegenbringen wird und daß so das Verhältnis der Autoren zu den Verlegern sich immer gedeihlicher entwickeln wird. In dieser Ueber- zeugung bringe ich der intelligenten Leitung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler ein Hoch aus.« Der elfte Redner war Herr Alexander Francke aus Bern, der Herrn Geheimen Kommerzienrat Adolf Kröner in Stutt gart mit kurzen Worten feierte. In launiger Weise erwiederte Herr Adolf Kröner ungefähr folgendes: »Hochverehrte Herren und werte Kollegen! Es geschieht gegen meine ursprüngliche Absicht, daß ich hier das Wort er greife. Ich hatte es mir hübsch gedacht, auch einmal recht gemütlich, aller vorsteherlichen Majestät entkleidet, hier zu sitzen, nicht die geringste Rede zu verbrechen und mich lediglich zu freuen, daß ich am Kantatesonntag wieder unter den Kollegen weilen und die berühmte Leipziger Luft atmen darf, nachdem ich ini vorigen Jahre unserem Feste hatte fernbleiben müssen. Ich war damals meiner leidenden Gesundheit halber in Marien bad; aber schon vom frühen Morgen an wanderten meine Ge danken hierher in diesen Saal Meine geschäftige Phantasie malle mir den ganzen Verlauf der Hauptversammlung. Ich hörte im Geiste unseren verehrten Herrn Vorsteher die Hauptversammlung eröffnen, ich vernahm die Verlesung des Geschäftsberichts und folgte an der Hand der mir be kannten Tagesordnung der lebhaften Bewegung Ihrer De batten. Am Nachmittage nahm ich, in altgewohnter Erin nerung schwelgend, den lebhaftesten und freudigsten Anteil an Ihrem festlichen Beisammensein in diesem Saale. Ich ver gegenwärtigte mir die wachsende Reihe der Trinksprüche, der offiziellen und der nichtoffiziellen, bis zu jenen, die man nicht mehr hören, sondern nur noch sehen kann. Meine verehrten Herren, ich habe vorhin erwähnt, daß ich meinerseits heute zu schweigen entschlossen war. Es ist aber eine Verführung an mich herangetreten, welcher ich nicht zu widerstehen vermag. Mir ist der Wunsch ausgesprochen worden, einen Toast aus zubringen, der mir aus vollem Herzen kommt und von dem ich überzeugt bin, daß er in Ihrer Aller Herzen ein freudiges Echo wecken wird Er gilt dem Manne, welchem das deutsche Volk zu unauslöschlichem Danke verpflichtet ist, welcher uns als ein genialer, sicherer, unbeugsamer Führer aus Zerrissenheit und Ohnmacht zur Einigkeit und Größe emporgeholfen hat. Sie wissen Alle, wen ich meine. Mein Trinkspruch gilt dem Gründer des Deutschen Reichs. Unser großer, unvergeßlicher Fürst Bismarck lebe hoch! hoch! hoch!« Ihm gelang es spielend, die Wellen des zu dieser Zeit schon recht erheblichen allgemeinen Lärms zu beschwichtigen, so daß er auch an entfernteren Stellen des Saales gut ver standen wurde und sein Hoch den mächtigsten Eindruck machte. Der Beifallsjubel klang in dem Liede »Deutschland, Deutschland, über Alles« aus, zu dessen Anstimmung sich die Versammlung von den Plätzen erhob. Mit jubelnder Zustimmung wurde die Mitteilung des Herrn Vorstehers vr. Eduard Brockhaus ausgenommen, daß er Sr. Dutchlaucht telegraphisch hiervon Mitteilung machen würde. Das Telegramm lautete: »Euer Durchlaucht versichern die zur Buchhändler-Messe versammelten deutschen Buchhändler infolge eines von ihrem Stuttgarter Kollegen, Geheimrat Kröner, ausgebrachten und mit Begeisterung aufgenommenen Trinkspruches ihre unwandel bare Verehrung und Dankbarkeit.« Herr Otto Petters aus Heidelberg, als dreizehnter der Redner, machte bei seinem Erscheinen einen entschieden »wohl- thuenden« Eindruck, war es doch ein Zeichen, daß nach ihm kein weiterer Redner mehr folgen würde; und man war um so lieber zum »Wohlthun« erbötig, als seine humorvolle Art, dazu aufzufordern, schon lange zuvor die Neugier erregt hatte, in welcher Weise er sich dieses Mal seiner Aufgabe entledigen würde. Der Erfolg seiner Rede war außerordentlich ergiebig; 1346 98 H fließen den Unterstützungsvereinen zu. Wenn Herr PetterS zum Beginn bemerkte, daß er nicht zum ersten- male an diesem Platze stünde, so war die dadurch erregte Heiter keit ebenso groß, wie später, wo er einen »Naumburgischen Wahlzettel« entfaltete, aus dessen weißer Rückseite sein Pegasus ihm folgende Verse entlockt hatte: Kantate ist kommen, die Remission zu End, Da bleib noch wer Lust hat in seinem Sortiment; Wie die Ballen mit Krebsen gen Leipzig ziehen ohne Zahl, So treibt's auch mich Kantate ins dust'ge Rosenthal. Vorüber ist wieder ein ganzes Rechnungsjahr, Vorüber die Plage der Sortimenterschar; Prozente ohn' Ende, o unglückselige Schleuderei, Wir armen Sortimenter gehn fast zu Grund dabei. Dazu die Journalgründungsmut, 's ist ne Plag, Jed' neues Journal, das erscheint, ist ein Schlag Für den Sortimenter, Bestellung muß er nehmen an Und meistenteils verdient er nicht einen Groschen dran.
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