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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.05.1893
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- 1893-05-01
- Erscheinungsdatum
- 01.05.1893
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die er aus seinem bisherigen in seinen neuen Beruf mit herübernahm, kamen ihm dabei trefflich zu statten, und namentlich dem in seiner Art einzigen und mustergültigen Verlag amtlicher Formularien wußte er mit Hilfe dieser Bekanntschaften und Ver bindungen eine Bedeutung zu geben, die unbestritten war. Es verstand sich bei einem Charakter wie dem seinigen von selbst, daß er diese Verbindungen wohl geschäftlich so weit wie nur thunlich verwertete, dabei aber doch immer sich selbst und seinen Freunden gegenüber jene strenge Rechtlichkeit und insonderheit auch eine Neidlosigkeit bewahrte, die im heutige» Geschäftsleben nicht immer zu finden ist. Den Begriff der »Kon kurrenzmacherei«, wie sie mehr und mehr ausgeübt wird, kannte und wollte er nicht kennen; daß der, welcher einmal mit ihm in Geschäftsverbindung getreten war, dieselbe auch dauernd festhiclt, daß ihn mit den meisten seiner Auftraggeber und Autoren zu gleich Bande der Freundschaft vereinigten, das war ein natür liches Ergebnis seiner persönlichen Liebenswürdigkeit und seines Talentes, sich jeder Eigenart anzupassen. Man hat Kohlhammers Thäligkeit als Buchdrucker nicht von dem Standpunkte aus zu beurteilen, als hätte er irgendwie dem Buchdruckgewcrbe neue Bahnen weisen wollen. Das lag ein mal nicht in der Art seines Geschäftes, und auch nicht in seinem eigenen Wesen. War ihm in der Ausführung seiner amt lichen Druckarbeiten, darunter namentlich der Veröffentlichungen des Statistischen Landesamtes, Pünktlichkeit und Sauberkeit die natürliche Hauptsache, so legte er auch bei Herstellung seiner eigenen Verlagswerke weit weniger Gewicht auf sogenannte »glänzende Ausstattung« als vielmehr auf eine einfache Solidität und Klarheit in Druck und Schrift, wie sie auch der Richtung seines Verlags am meisten emsprach. Dieser Verlag hat sich aus ursprünglich kleinen Anfängen immer mehr erweitert und eine Bedeutung gewonnen, die nicht nur in Württemberg, sondern auch in ganz Deutschland anerkannt und gewürdigt wird. Unter den verschiedenen Gebieten, die sein Verlag kultivierte, nimmt das staats- und rechtswisjenschaftliche Fach den ersten Rang ein. Indem Kohlhammer dabei in erster Linie der würltembergischen GesetzgebungRechnung trug und hier eine Reihe von Werken veröffent lichte, wie Schickers Polizcistrasrecht, seine Sammlung von Rcichs- gesetzen und württembergischenLandesgesetzen, die namentlich sür die Praxis des Gerichtsbeamten und die Prüfungen der Verwaltungs kandidaten unentbehrlichen Bücher von Mager, Siegle und Stiegele, die Sieinheilsche Ausgabe des württembergischen Gesetzes über die Kirchengemeinden und ihre Vereinsangelegenheiten, die als Musterarbeiten auf diesen Gebieten anerkannt werden müssen, legte er nebenbei ein Hauptgewicht auf die württembergische Ge schichte und Landeskunde, wozu ihm schon seine Verbindung mit dem statistischen Landesamt Anregung und Veranlassung gab. Daß ein Monumentalwerk wie das vom Statistischen Landcsamt in den Jahren 1882—86 herausgegebene Königreich Württemberg, eine Beschreibung von Land, Volk und Staat, im Kohlhammer- schen Verlag erschien, daß neben diesem auch die von der gleichen Stelle ausgegebenen würltembergischen Oberamtsbeschreibum.en, deren erste Bände vor einigen Wochen eist neubearbeitet er schienen sind, ihm zum Druck und Verlag übergeben wurden, das spricht am besten für das Ansehen, welches die Firma des Verstorbenen nach und nach sich erworben. Man hat in weiten Kreisen, auch in buchhändlerischen, wohl keinen Begriff von den mannigfachen und oft kaum überwindlich scheinenden Schwierigkeiten im Verkehr mit einer aus so vielen Mitarbeitern bestehenden Behörde; die württembergischen Jahrbücher sür Statistik und Landeskunde, die württembergischen Vierteljahrshcste sür Landesgeschichte, beide, ebenso wie das Staatshandbuch für Württemberg, von der gleichen Behörde herausgegeben, haben ihrem Verleger viel Arbeit und Zeit aufwand gebracht, allein es zeigte sich auch hier, wie sehr es Kohlhammer verstand, immer wieder den rechten Weg zum Aus gleich verschiedener Meinungen und zur Beseitigung aller Sechzigster Jahrgang. Schwierigkeiten zu finden. Es gab sür ihn eben gerade hier keine Unmöglichkeiten; eisernem Fleiß und zäher Beharrlichkeit mußte es gelingen, allen Anforderungen, die bei der Herstellung solcher Werke gestellt wurden, zu genügen, und er war der Mann dafür, diese Arbeit zum Ziele zu führen. Die Liebe zu seiner schwäbischen Heimat, deren Bevölkerung er wie selten ein anderer in ihrer Eigenart kannte und schätzte, ließ ihn auch hier manches Opfer bringen, und eine stattliche Reihe seiner Verlagswerke aus Geschichte und Litteratur Schwabens giebt davon Zeugnis. Es sind da neben einer Reihe von Monographieen aus schwäbischer Geschichte und Landeskunde, neben G. Hauffs treff licher Biographie des Dichters Schubart, sowie neben seinen militärgeschichillchen Veröffentlichungen von Niethammer, Pfister, Strack von Weißenbach u. a. namentlich die von ihm verlegten Publikationen Schloßbergers aus dem Stuttgarter Archiv über König Friedrichs Korrespondenz mit Napoleon I., der drei bändige Briefwechsel der Königin Katharina und des Königs Jörome von Westfale» sowie des Kaisers Napoleon I. mit dem König Friedrich von Württemberg, und die Biographie des Prinzen Karl von Württemberg von dem gleichen Autor hervorzuheben. Ferner ist das kulturgeschichtlich interessante Werk von I. Sittard »Zur Geschichte der Musik und des Theaters am württembergischen Hofe«, ist die Sammlung von historischen und litterargeschicht- lichen Aussätzen Wilhelm Längs »Von und aus Schwaben«, sind namentlich auch die »Porträtbüsten des Stuttgarter Lusthanses«, von K. Walcher herausgegeben, eine baugeschichtliche Monographie von Klemm »Württembergs Baumeister und Bildhauer«, sowie noch viele andere kleinere und größere Publikationen zu nennen, die alle zeigen, daß ihr Verleger ein Sohn Schwabens war. Daneben her ging eine Reihe streng wissenschaftlicher Werke teils sprachwissenschaftlicher, teils historischer und historischdiplomatischer Natur, die alle in Fachkreisen warme Aufnahme fanden. Die erste Stelle unter diesen Publikationen nimmt die im Auftrag der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien von Pro fessor Or. Geldner in deutscher und englischer Sprache veranstaltete Neu-Ausgabe der Avesta, der heiligen Bücher der Parsen ein. Das mit neugegossenen Typen hergestellte Werk, dessen Heraus geber in seiner Arbeit durch die Uneigcnnützigkeit und Aufgeklärt heit mehrerer Parsenpriester sehr gefördert wurde, indem ihm dieselben ein reiches, der Wissenschaft bis jetzt unzugänglich ge bliebenes Material überließen, ist nach Inhalt und Ausstattung ein Prachtwerk in des Wortes wahrster Bedeutung und ver kündet in aller Welt den Ruhm deutscher Wissenschaft und deutschen Gewerbefleißes. Anschließend an die Avesta ver öffentlichte der Herausgeber derselben in Gemeinschaft mit Pischel eine Serie »Vedische Studien«, und ein amerika nischer Gelehrter, A. V. W Jackson, eine Reihe von Arbeiten und Beiträgen zur orientalischen Philologie, deren Wert in Fachkreisen anerkannt worden ist. Auf anderem Gebiete be wegen sich die Veröffentlichungen Pflugk - Harttungs, seine ^.ota pontiüeum Romanorum ineclita, Urkunden der Päpste vom Jahre 748 — 1198, sowie seine Zpoeimina aolseta Obartarum Rontiüoum Romanorum, und des gleichen Autors Itor italionm, sowie seine Monographieen aus der alten und mittleren Geschichte, die von Kohlhammer mit großen Opfern und in musterhafter Ausstattung verösfeinlicht wurden. Daß neben dieser reichen und vielseitigen wissenschaft lichen Vcrlagsthätigkeit auch die schöne Litteratur nicht ganz unbeachtet blieb, soll gerne anerkannt und hier besonders die Namen der Brüder Karl und Richard Weitbrecht mit ihren »Schwvbagschichta«, Büchern, die in ihrer Art klassisch genannt werden dürfen, hervorgehoben werden. Auch war Kohlhammer der erste, der seiner Zeit in seinem »Neuen Deutschen Familien blatt« dem System des bekannten »Woll-Jäger«, Professor I)r. Gustav Jäger, Raum gab und in der Folge die dieses System näher begründenden Schruften Jägers »Die Normalkleiduug als Ge sundheitsschutz«, sowie »Mein System« und fein »Monaisblatt, Organ 854
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