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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.09.1893
- Strukturtyp
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- 1893-09-25
- Erscheinungsdatum
- 25.09.1893
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- Deutsch
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228, 25. September 1898. Nichtamtlicher Teil. 5601 Nichtamtlicher Teil. Das Buchgewerbe in der .White City« am Michigan-See. Von Otto Schlotte. I. Chicago ist für einen Berichterstatter kein Dorado! Das gilt,'nicht allein von der Stadt selbst, sondern auch von der »Weißen Stadt«, den lair ^rouncks — und vielleicht von den letzteren noch mehr. Man kann zwar hier in Chicago so ziem lich von allen Referenten für Fachzeitungen hören, daß ihnen ihre Arbeit durch das zerfahrene Arrangement und die Unzu verlässigkeit der offiziellen Hilfsquellen ungemein erschwert ist; aber ich meine, das Buchgewerbe ist doch am schlimmsten weg- gckommen. Wenn auch zugegeben werden soll, daß dessen außer ordentliche: Vielseitigkeit eine gute und übersichtliche Anordnung nicht leicht macht und diese namentlich durch das mit jedem Tage wachsende Hinübergreifen in das Gebiet der Photographie schwierig wird, so wäre eine bessere Gruppierung doch leicht möglich gewesen. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß es überhaupt an der Zeit ist, die gesamte Photographie dem Buch gewerbe zuzurechnen, denn die Zahl der Firmen, die neben eigentlichen Photographieen auch Reproduktionen in den ver schiedenen photomechanischen Verfahren ansertigen, wächst stetig. Andernfalls muß man wie in der Chicagoer Ausstellung sich stets erst mühsam aus den vielen anderen Arbeiten die in den oben genannten Verfahren hergestellten heraussuchen. Rechnet man dazu die unerhörte und unnötige Ausdehnung der Ausstellung selbst, so versteht man, warum erstens ein Berichterstatter, der ein zutreffendes Bild der Ausstellung entwerfen will, viermal mehr Zeit gebraucht, als er ursprünglich beabsichtigte, und sich zweitens gegen den Vorwurf, daß vielleicht eins oder das andere vergessen ist, von vornherein verwahrt. Bei dem Thema des allgemeinen Arrangements möchte ich noch einige Zeit stehen bleiben, denn es ist immerhin wichtig für spätere Ausstellungen, wenn diese Gelegenheit haben, sich merken zu können, wie man's nicht machen soll — und diese Gelegenheit bietet sich bei der Kolumbischen Weltausstellung leider sehr häufig — ja es giebt genug Leute hier, die behaupten, man solle aus ihr die Lehre ziehen, überhaupt keine Ausstellung wieder zu machen. Am übersichtlichsten hat Frankreich seine Ausstellung arrangiert und damit wieder bewiesen, daß es sich auf dergleichen wie kaum ein zweites Volk versteht. Seine gesamte buchgewerb liche Ausstellung befindet sich auf der Gallerie des Manufacturing- Gebäudes in mehreren aneinanderstehenden Sälen, welche — und das ist eine vorzügliche Idee gewesen — von französischen Marinesoldaten bewacht werden. Durch dieses Arrangement hat sich die französische Republik gewissermaßen von der Ausstellungs leitung emanzipiert und bildet ein kleines Reich für sich. Daß sie damit aber auch den Interessen ihrer Aussteller gerecht geworden ist, beweisen die vielen Diebstähle in andern Aus stellungen, die nur unter der Aussicht der offiziellen Wächter standen, so z. B. in der russischen und deutschen. Die deutsche Buchgewerbe-Ausstellung im Deutschen Hause ist zwar auch in sich abgeschlossen; aber im vorhergenannten Gebäude finden sich doch noch so viele Aussteller und zwar mit Leistungen ersten Ranges, daß man nur bedauern muß, daß nicht diese gesamte deutsche Arbeit vereinigt werden konnte. Die russischen Aussteller des Buchgewerbes, die übrigens durch die imposante Ausstellung der Petersburger Staatsdruckerei ziemlich verdunkelt werden, befinden sich auf der Gallerie des mehrerwähnten Gebäudes, während das Kaiserliche Institut im unteren Raume ausgestellt hat. Durch das außerordentlich liebenswürdige Entgegenkommen Sechzigster Jahrgang. des Vertreters desselben, des Herrn Georg Scamoni, wurde es mir, wie ich nicht vergessen will zu erwähnen, möglich vieles leichter auszufinden. Höchst charakteristisch nun für die ganze Art der Geschäfts führung und Verwaltung in der Ausstellung, die über Kleinig keiten stets erhaben gewesen ist, ist der offizielle Katalog. Dieser bildet einen stattlichen Band in Lexikonsormat mit Annoncen anhang, Illustrationen, unter ihnen so ziemlich sämtliche — wich tige und unwichtige — Leute, die in irgend einem Zusammen hang mit der Ausstellung stehen, und ist verlegt und gedruckt von der W. B. Conkey Company in Chicago. Diese Firma hat das.osfizielle Verlagsrecht für den Katalog und alle Auszüge daraus erhalten und dieses Monopol denn auch nach Kräften ausge nutzt. Der Katalog ist recht sauber gedruckt; aber es klingt un glaublich, wenn ich sage, daß die Firma es nicht für der Mühe wert gehalten hat, sich deutsche und französische Accentbuchstaben anzuschaffen — ä 0 ü s ö rc. sind unbekannte Größen. Man weiß zwar nicht, ob man dem »Department ot kublieit^ und kromotion«, dessen Chef Herr P. M. Handy ist, noch mehr Schuld geben soll, daß es diesen Mangel durchgehen ließ; aber eine Druckerei, die ein derartiges Werk, das für 1'/, ? verkauft Wird, übernimmt und übernehmen kann, sollte doch mit fremd ländischen Accentbuchstaben ausgerüstet sein, — sie wird ja von kleinen Provinzdruckereien bei uns beschämt! Der zweite Punkt aber geht die Redaktion an, und ich frage: was hat eine Aus stellung eines fremden Landes, die mit schweren Kosten für den Unternehmer ins Werk gesetzt ist, für einen Zweck, wenn sein Name in dem offiziellen Wegweiser so verstümmelt ist, daß ihn selbst Eingeweihte nicht erkennen. Ich greise folgende zwei Zeilen (S. 121) heraus, die genau abgcdruckt sind: Lxtonsivs disxlaxs trom tlrs kamous drevsriso ok Dorvont, Luulmaod, tlls Uolls, Llunieb, Lsrgordruon und b'runkoldraon*). In folgendem geben wir eine kleine Blütenlese aus der Gruppe 150, die einen großen Teil des Buchgewerbes umfaßt, wozu wir be merken, daß sie der zweiten Auflage des Kataloges, der soge nannten »revidierten« entnommen ist: Berker-Merker, Heil bronn; Labensien, Max, Rathenow; Langenschidt, G., Berlin; Liegismund, K., Berlin; Malcanes, Carl, Berlin; Valhagen L Klasing, Leipsic; Veiweg Fr. L Son, Brunswick u. s. w. Ebenso bezeichnend wie diese Nonchalance in Kleinigkeiten, die aber gerade für den Buchgewerbler durchaus keine Kleinig keiten sind, ist die Art und Weise der Behandlung des Großen für den Chicagoer. Der Amerikaner und besonders der Chicagoer hat entschieden einen Blick für Massenwirkung, für Kolossaleffekt. Aus jedem Gebäude der Ausstellung, aus dem berühmten Rad des Nidrea^-plsasaneo, aus den bekannten zwanzigstöckigen Häusern der Innenstadt, aus den riesigen gedruckten Plakaten für Theater rc., die hier eine bei uns ganz ungeahnte Kultivierung finden,^ spricht überzeugend dieser Geist. Bei den meisten Ge bäuden der Ausstellung fällt es sofort auf, daß bei ihrer Kon struktion lediglich der Gedanke vorherrschte, etwas Voluminöses, Kolossales zu schaffen und man mit dem, was hineingebracht werden sollte, vorläufig gar nicht rechnete. Es ist, als ob jedes Gebäude predigte: Wenn ich dir nur durch mein Aeußeres im poniere; — wenn du erst drin bist, kannst du denken, was du willst! Eine mächtige Kuppel, die zu dem Gesamtentwurf des Gebäudes durchaus nicht in richtigem Verhältnis steht, krönt das Gebäude der Vereinigten Staaten; wozu ist diese Kuppel? Ja, in ihr steht ein kalifornischer Baumstamm — und der bildere Europäer fragt sich: Ist die Kuppel nun des Baumstammes wegen gebaut oder sollte der Baumstamm den borror vaeui bannen? Das Llanukaeturinx Luildinx ist das größte Gebäude, das je auf der Erde gestanden hat, — man merkt das an seinen müden *) Löwenbrauerei, Kulmbacher, Bürgerbräu, Frankenbräu. 751
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