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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.09.1893
- Strukturtyp
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- 1893-09-25
- Erscheinungsdatum
- 25.09.1893
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- Deutsch
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5602 Nichtamtlicher Teil. 223, 25. September 1893. Beinen abends recht deutlich — und eine Fahrt mit dem Ele vator zum Dachstuhl hinauf lohnt jeden mit einem unbe schreiblich großartigen Blick über diese Halle — aber beweist auch zugleich, welch ein gewaltiger Raum hier verschwendet wurde. Wie der Eiffelturm der Eisen gewordene Esprit der Franzosen genannt werden könnte, so ist b'err^s ^Vbool, das obengenannte Riesenrad, der Eisen gewordene Geist der Chicagoer. Beide sind gleich genial in der Konstruktion; aber so zierlich bei aller Riesenhaftigkeit der Eiffelturm ist, so plump ist das die größte schwingende Masse aus der Erde repräsentierende Rad. So unsinnig ferner die Anhäufung der vielstöckigen Häuser in der City ist, denn ihre Insassen können in den engen Straßen gar nicht Platz finden, so muß man doch gestehen, daß sie aus das Auge einen unvergeßlichen Eindruck machen und daß es dem Chicagoer dabei gelungen ist, die notwendig entstehende bede durch eigentümliche Behandlung dcr Fronten nicht selten erträg lich zu machen — wie z B. bei dem Masonic-Tcmple, dem größten dieser Ungetüme. Aehnlich ist es bei den großen Plakat drucken: Mit den französischen haben die amerikanischen den Sinn für das Wirkungsvolle gemein; aber während jene auch bei abnormer Größe graziös und geistreich bleiben, sind diese namentlich in Bezug aus die Erfindung des Sujets ungeschickt und banal. Muß man also den Chicagoer» dieses Mißverhältnis zwischen äußerer Größe und äußerem Pomp und innerer Dürftigkeit zum Vorwurf machen, so soll, wie schon oben bemerkt, doch rückhalt los anerkannt werden, daß der Eindruck der »Weißen Stadt« am Michigan-See ein wunderbar schöner ist. Mutet namentlich den Deutschen die Reinlichkeit und Sauberkeit, die hier herrscht, nach dem Schmutz und Staube Chicagos heimatlich an, so ist auch die Lage des §uir mit dem herrlichen Michigan. See als Hintergrund sehr glücklich gewählt. Die ganze Ausstellung ist in die Farben getaucht, die auf das menschliche Gemüt stets den Eindruck des Glücklichen, Heiteren machen und die das Rokoko, der Stil der heiteren Lebensfreude, so geschickt zu benutzen ver stand: Blau, weiß, gold. Blauer Himmel, blaue See, marmor glänzende Häuser und goldiger Kies auf den Wegen. In kaum noch zu überbietcnder Weise ist ferner das elektrische Licht zur Erhöhung dcr malerischen Wirkungen in den Abendstunden her- bcigezoge», und thalsächlich sieht der Platz vor dem Administration- Building mit seiner goldenen Kuppel, den Tausenden von Glüh lampen, die an sämtlichen Architekturlinien angebracht sind, den prächtigen elektrisch beleuchteten Fontänen und gewaltigen Schuckert- schen Torpedosuchern, Mittwochs und Sonnabends, an welchen Tagen regelmäßig Illumination ist, wie ein Wirklichkeit gewor denes Märchen aus Tausend und eine Nacht aus — und dann kann der Chicagoer mit dem Urteil des Fremden wohl zufrieden sein. Aber dcr waschechte Chicagoer ist damit nicht zufrieden; er verlangt mehr — er verlangt, daß man seine Stadt und ihre Ausstellung voll und ganz vergleichen soll mit den besten Ausstellungen europäischer Länder — und aus dieser Anmaßung, der hier jeder Fremde begegnet, entspringen die scharfen 'oppo sitionellen Aujsätze, die die meisten Blätter Europas gebracht haben und die vielleicht noch milder ausgefallen wären, wenn man hier in dem »freiesten« Lande einer weniger verbreiteten In toleranz gegen eine andere Meinung übcr den Wert der Aus stellung gegenübergestanden hätte. Es ist eine schlimme Stunde gewesen, in der der Chicagoer seinem Riesenkinde den Name» k'air, aus gut deutsch Jahrmarkt, gab. — Doch ich will nach diesen dem eigentlichen Thema ferner liegenden, aber zum Verständnis des folgenden doch nötigen ein leitenden Worten zu dem Referat über die Vertretung des Buch gewerbes auf der Kolumbischen Weltausstellung übergehen, ohne mir es jedoch versagen zu wollen, ab und zu »einen Blick auf daS Lebe» der Gesamtheit«, wie Brehm sagt, zu werfen. Wenn ich sagen sollte, welche Nation auf dem eben ge nannten Gebiete am besten vertreten ist, so ließe sich die Frage so ohne weiteres nicht beantworten; soll sie bedeuten: wessen Ausstellung gibt das zutreffendste und vollständigste Bild der Ge samtleistungen des Landes, so ist die Antwort natürlicherweise: diejenige der Vereinigen Staaten. *) Heißt es dagegen: wer hat auf dem Gesamtgebiet des Buchgewerbes die größte Zahl bedeu tender Leistungen ausgestellt, so stellt sich Deutschland sofort Amerika ebenbürtig an die Seite — ja es ist aus der Aus stellung leicht der Schluß zu ziehen, daß es letzteres weitaus überflügelt hätte, wenn wirklich alle leistungsfähigen Firmen vertreten gewesen wären. Dies gilt z. B. namentlich vom Druckmaschinenbau, in dem Deutschland mit ganzen drei Maschinen vertreten ist und zwar durch zwei Schnellpressen und eine Rotations maschine der Maschinenfabrik Augsburg, während Amerika eine ganz bedeutende Ausstellung zusammengebracht hat; England und Frankreich sind garnicht auf dem Plan erschienen, obgleich der Katalog alle möglichen Firmen aus diesen Ländern auszählt. Was die Zahl der ausgestellten Bücher angeht, so übertrifft Deutschland alle andern Länder weit, und die Gesamtausstellung des deutschen Buchhandels im Deutschen Hause muß als die imposanteste und wichtigste Sammlung aus einer Branche über haupt bezeichnet werden. Es ist dies eine Genugthuung, deren wir uns von Herzen freuen können, und es ist keine Arroganz, dies ruhig auszusprechen; denn so lautet die Ansicht aller vor urteilslosen Fachgenossen hier, und die charakteristische Bemerkung eines geschätzten russischen Kollegen: »Deutschland schlägt alles kurz und klein« sagt mehr als lange Abhandlungen. Um den fremden Nationen den Vortritt zu lassen, werde ich zunächst über die Ausstellungen im Manufacturing Building berichten und mit derjenigen der französischen Republik beginnen. Es wäre allerdings die eine Einschränkung zu machen, daß einer der Hauptzweige, der Zeitungsdruck, so gut wie gar nicht vertreten ist; aber da er bei den andern Ländern auch durch vollständige Abwesen heit glänzt, so hebt sich das aus — nun, die Herren Aussteller müssen es ja wissen; er gehört jedenfalls nicht dazu! Vermischtes. Rückgang der Kaufgeschäfte in den Provinzialstädten. — Die -Deutsche Volkswirtschaftliche Korrespondenz- bringt folgende Zeit- betrachlung, die zum nicht geringen Teile auch auf den Buchhandel zutrifft: -In den Provinziaistädten bis zu einer Einwohnerzahl von lOOOO Seelen — speziell ist hier die Rede von den Städten der Provinz Branden burg — macht sich ein Niedergang der besseren Kaufgeschäfte bemerkbar, der sehr betrübend aus alle die wirken muß, welche bestrebt sind, den Mittel stand, Deutschlands festeste Stütze, Kern und Mark im Organismus des Staatslebens, nicht nur zu erhalten, vielmehr ihn noch zu kräftigen, zu stärken, sodaß er als Bollwerk dem Ansturm schädlicher umwälzender Ideen sich erfolgreich enlgegenstemmen kann. Herbeigeführt ist dieser Niedergang der besseren Kaufgeschäfte, der sich in finanzieller Bezicbung und in ihrem Ansehen, ihrer Bedeutung bemerkbar machte, durch drei Ursachen: 1) durch die Verbilligung der Transportmittel und die Reklame, 2) durch den Hausierhandel, 3) durch das in den Dörfern sich entwickelnde Krämertum. -Die Verbilligung der Transportmittel in Verbindung mit der grossen Reklame, durch welche so vielfach aus die großen Geschäfte in der Residenz Berlin aufmerksam gemacht wird, weiter die Koulanz dieser Kaushäuser in dem sofortigen Uebersenden von Katalogen, Proben, ja probeweisen Uebersenden fertiger Sachen, lockt so manchen Käufer, der früher gar nicht daran dachte in Berlin zu lausen, größtenteils in der Meinung, es an der Quelle doch noch etwas billiger zu haben als beim Zwischenhändler in der nahegelegenen Provinzialstadt, bei dem er sonst immer kauft. Er läßt sich also das Gewünschte, nachdem es nach Katalog oder Probe ausgesucht ist, senden, oder fährt Wohl selbst nach Berlin und kommt mit Kisten und Kasten beladen zurück. So manches Geschäft, so mancher Profit geht an dem Zwischenhändler — meist Inhaber von Manufaktur- und Wäschegeschäften —vorbei. Ganze Brautausstattungen, Wäsche und Kleider kommen direkt aus Berlin mit Umgehung des Zwischenhandels. -Wenn die Manufaktur- und Wäschegeschäfte dcr Provinzialstadt einen direkten finanziellen Schaden erleiden und dadurch an ihrer frühe ren Bedeutung erheblich verlieren, so sinkt anderseits das Ansehen speziell der Materialwarenhandlungen und verliert auch finanziell durch den Hausierhandel. Der Bauer war es von früher so gewöhnt, seine Be- dürsnisse in der nächsten Stadt einzukaufen; es bildete sich mit der Zeit zwischen Bauer und Kaufmann ein recht vertrautes herzliches Verhältnis
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