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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.07.1908
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 23.07.1908
- Sprache
- Deutsch
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7942 Börsenblatt s. d. Drlch». Buchhandel Nichtamtlicher Teil 16S, 23. Juli 1S08. A. F. Zinserling zu Ehrenmitgliedern erwählt. Ein Provinzialbuchhändler dankte Herrn Devrient für seine stete Bereitwilligkeit, den Bedürfnissen der Provinzialbuchhändler entgegenzukommen. Dann wurde, durch die Vorftandschaft angeregt, das Andenken an die verstorbenen Gründer des Vereins durch Erheben geehrt. Der Vorsitzende verlas darauf die zahlreich eingelaufenen Begrüßungstelegramme und -Briefe. Dann wurde von der Vorstandschaft beantragt, das fünfundzwanzigjährige Vereins jubiläum noch auf folgende Weise zu kennzeichnen: Im Vereinsorgan sollen die Biographien und Bildnisse der Ehrenmitglieder veröffentlicht, photographische Porträts der verstorbenen Gründer des Vereins für das Vereinslokal an gefertigt und ein praktisches Lehrbuch für Buchhändler und Buchhandlungsgehilfen herausgegeben werden. Herr Eugen Wolfs versprach, eine Übersicht über das bisherige Wirken des Vereins zu schreiben. Danach beschloß die Versammlung, die geschäftlichen An gelegenheiten auf den nächsten Tag (Montag, den 23. Juni / 6. Juli) zu vertagen. Vor Schluß der Sitzung wurde auf Antrag der Vorstandschaft noch beschlossen, den Journalisten, die sich an demselben Tage gleichfalls versammelt hatten, ein Begrüßungstelegramm zu senden. Herr Devrient be antragte, das Andenken an den verstorbenen Hauptgründer des Vereins, N. N. Fenoult, zu ehren, und Herr P. Smirnow schlug vor, den Erben Fenoults ein Begrüßungs telegramm zu senden und für die Schüler der Handelsklassen des Vereins eine Fenoult-Prämie zu stiften. Diese beiden Vorschläge wurden dem Vorstande zur Ausarbeitung über lassen, um in der nächsten Versammlung des Vereins be sprochen zu werden. Die Teilnehmer der Festversammlung fuhren nun auf einem Dampfboote nach Krestowskij (einer Insel an der Mündung der Newa), um dort im Hause des Jachtklubs ein gemeinsames Mittagsmahl einzunehmen. Die Ehren plätze in der Mitte der Tafel nahmen die beiden Prä sidenten Devrient und Ssytin ein. Präsident der Mittags tafel war L. S. Zetlin. Herr Devrient brachte den ersten Trink spruch auf Seine Majestät den Kaiser aus. Oettinger toastete auf Devrient und Lemke auf Ssytin. Der Präses des Vereins trank auf das Wohl der Moskauer Kollegen und äußerte den Wunsch, daß sich alle Berufsgenossen bald zu einem einzigen Verein verbinden möchten. Die übrigen Trinksprüche können wir hier nicht einzeln wiedergeben, möchten aber doch die Worte des Herrn Eugen Wolfs anführen, mit denen er den Toast auf seine Firma beant wortete. Er sagte ungefähr folgendes: »Ich wies zuweilen auf die Notwendigkeit hin, daß wir uns an den im Auslande, namentlich in Deutschland herrschenden, durch langjährige Praxis erprobten Ordnungen ein Beispiel nehmen müßten. Darauf wurde mir erwidert, der Ausländer, namentlich der Deutsche, könne für uns nicht als Autorität gelten. Dennoch halte ich es auch jetzt wieder für meine Pflicht, auf das Ausland und namentlich auf Deutschland hinzuweisen, und ich muß offen sagen, daß mich der Neid dazu veranlaßt. Ja, meine Herren, es ist Neid, und zwar deshalb, weil es dort, namentlich in Deutsch land, gar nicht selten vorkommt, daß Verleger zu Doktoren der Philosophie und Buchhändler zu Kommerzienräten er wählt und ernannt werden, und zwar ausschließlich für ihre berufliche Tätigkeit. In Frankreich werden viele Verleger durch Orden und andere Ehrenzeichen, und zwar gleichfalls ausschließlich für ihre verlegerische Tätigkeit, ausgezeichnet. Man erkennt daraus, daß diese gewerbliche Tätigkeit dort nicht nur von den Regie rungen, sondern auch von Gelehrten, Professoren und andern Gebildeten anerkannt und ihre kulturelle Bedeutung ge würdigt wird. Bei uns ist man zu meinem Leidwesen noch sehr weit davon entfernt. Wir werden hier vielfach nur für Ausbeuter gehalten, man glaubt, unser Verdienst bestehe ausschließlich darin, Geld zur Herausgabe von Büchern her zugeben ; vom eigentlichen Wesen unserer beruflichen Tätigkeit hat man bei uns keinen Begriff. Wir werden wie gewöhnliche Krämer betrachtet, die weder Verdienste haben, noch haben können. Ich erinnere mich an die vor etwa fünfzig Jahren von meinem Vater gesprochenen Worte, daß der Verleger mit der kostbarsten von allen Waren, mit den Früchten der Geistesarbeit, mit den Ergebnissen der künstlerischen In spiration zu tun hat. Der Verleger vervielfältigt die Werke der Wissenschaft und der Kunst, macht sie dem Publikum zugänglich und verbindet sich zu diesem Zwecke mit deren Schöpfern. Er muß daher Kenner und Schätzer der geistigen und künstlerischen Werke sein oder werden. Um es werden zu können, muß er viele Kenntnisse erwerben, die ein Erzeuger von anderen, weniger kostbaren Produkten nicht zu haben braucht. Es gibt keine Ware, die sich an Kostbarkeit mit der unsrigen vergleichen läßt, und es ist eigentlich unrecht, diese Erzeugnisse der Wissen schaft und Kunst, der Gedankenwelt und Begeisterung Ware zu nennen, obwohl wir damit Handel treiben. Ich spreche daher den Wunsch aus, daß man uns in dem nun folgenden Vierteljahrhundert auch hier in Rußland die nämliche Achtung, dieselben Ehren zuteil werden lassen möchte, die unsere Berufsgenossen in Westeuropa errungen haben, und daß man auch bei uns von dem Bewußtsein durchdrungen werden möchte, daß der Buch- und Kunstverlag eine der nützlichsten und für die Kultur eines Landes notwendigsten Tätigkeiten ist. Hoffentlich wird man dann auch bei uns des Historikers Mommsen Worte wiederholen können: ,Die Bücherverleger sind gleichfalls Lehrer und Leiter des Volkes, und die Buchhändler sind ihre Gehilfen'. Auf diese Zukunft erhebe und leere ich mein Glas.« Wir erwähnen noch eine ausführliche Rede des Herrn Lemke über die Lage der Buchhändler und Verleger in Ruß land, denen er ebenfalls eine bessere Zukunft wünscht. Herr Oettinger teilte mit, daß es den jüdischen Kollegen — aus nicht von ihrem Willen abhängigen Ursachen — leider unmöglich gewesen sei, nach St. Petersburg zu kommen, um dieses Jubiläum mitzufeiern. Auch die Bouquinisten — Büchertrödler — wurden als nützliche Verbreiter solcher Bücher, die in den Läden keinen Absatz finden, lobend erwähnt. Der Präses des Mittagsmahls äußerte schließlich noch den Wunsch, daß sich die Vereinsmitglieder regelmäßig versammeln, ihre An sichten austauschen und freundschaftlich miteinander verkehren möchten. Alle Reden und Toaste wurden wie üblich mit obligatem Trompeten- und Paukenklang begrüßt. Nach dem Mittagsmahl unternahm die Gesellschaft eine Dampfschiffahrt in die Meeresbucht hinaus; unterwegs wurde Kaffee und Champagner getrunken. Eine photographische Aufnahme der Teilnehmer an dieser Feier soll einer der nächsten Nummern des »Knishnyj Wjestnik« beigelegt und auch einzeln — zu 14 Kopeken, auf besserem Papier zu 35 Kopeken — verkauft werden. Den Bericht über die am 23. Juni (6. Juli) den ge schäftlichen Angelegenheiten gewidmeten Verhandlungen und Beschlüsse des Vereins werde ich in einer der nächsten Nummern des Börsenblatts nachtragen. W. Henckel.
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