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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.06.1922
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- 1922-06-12
- Erscheinungsdatum
- 12.06.1922
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Redakitonetler Teil. X- 134, 12. Juni tt-22. leger, die Gründer der spekulativen Stuttgarter Nichtmig«"). Der rührigere von ihnen war jedenfalls Gottlob Franckh; er wird auch zumeist gemeint, wenn von dem »alten Franckh« die Rede ist, obschon er der jüngere Bruder war und der ältere, ruhi gere und seßhaftere den Verlag noch 20 Jahre lang fortge führt hat. I. Die deutsche Büchererzeugung hatte unmittelbar vor Aus bruch der napoleonischen Kriege 1805 ihren Höhepunkt erreicht und war dann in den Jahren 1806 bis 1813 stark zurückgegangen. Erst 1821 wurde der Stand von 1805 wieder erreicht, und dann setzte ein starker Aufschwung ein. In diese Zeit fällt die Grün dung des Franckh'schen Verlages, dessen leitende Idee war, Bücher für die große Masse des Volkes zu erzeugen. Dieser Plan wurde dadurch unterstützt, daß die Königschen Schnellpressen, deren erst« 1822 in Deutschland vollendet wurde, imstande waren, 1200—1800 Bogen in der Stunde auf beiden Seilen zu bedrucken. Die Bücher waren bis dahin sehr teuer gewesen, aber die gestei gerte Ausnahmesähigkeit des Publikums und die Konkurrenz der Nachdrucker legten es den Verlegern nahe, mit den Preisen her unterzugehen. So brachte Cotta 1822 seine wohlfeile Schiller- Ausgabe heraus und setzte in wenigen Jahren 50 000 Exemplare davon ab. Am 12. Juni 1822 wurde die Franckh'sche Verlagshandlung in Stuttgart durch den Buchhändler Friedrich Franckh ge gründet. Die Firma lautete denn auch zuerst Friedrich Franckh, und unter dieser Firma erschien als eines der ersten Verlagswcrke der Roman »Phaeton» von Wilhelm Waiblinger. Johann Friedrich Franckh war am 11. Dezember 1705 ge boren, der jüngere Bruder Friedrich Gottlob Franckh nach dem Standesamtsregister am 26. Januar 1802"). Diesen nahm der Gründer der Firma schon bald in das Geschäft aus, das sich nun mehr Gebrüder Franckh nannte. Die Firma umfaßte Ver- lag, Sortiment, Druckerei und Leihbibliothek. Friedrich Franckh war vorher in einem kaufmännischen Geschäft in Holland tätig gewesen, doch ist uns nichts Näheres über seine Vorbildung be kannt. Das Geschäft befand sich zuerst an der Königstraße in einem jetzt längst verschwundenen Hause (nach einer Überlieferung zwi schen Breite Str. und Neuer Brücke). Später kam es in das Hall- bergersche Haus an der unteren Königstraße, dann in das Ge bäude, wo später der Lindenhof an der Hauptstätterstraße stand. Die Leihbibliothek wurde anfänglich von Gottlob Franckh in der Kronprtnzenstraße geführt. Über die Anfänge wissen wir wenig, da leider keine Ge- schäftspapiere aus der ältesten Zeit erhalten sind und auch nie eine vollständige Geschichte des Franckh'schen Verlages geschrie ben wurde""). Aber ich habe wenigstens einige interessante Ein zelheiten über die eisten bedeutenden Autoren des Franckh'schen Verlages und ihre Beziehungen zu den Inhabern sowie auch mancherlei Bemerkenswertes aus der späteren Zeit ermitteln und allerlei Jrrtümer berichtigen können. Die beiden Franckh bemühten sich, die jungen schwäbischen Dichter für ihren Verlag zu gewinnen, und so bahnten sie außer zu Waiblinger bald auch zu Hauff und Mörike Beziehungen an. Der erste, schon gleich in der Blüte der Jugend berühmt ge wordene Autor des Verlages war Wilhelm Hauff, dessen hervorragende Begabung Gottlob Franckh erkannt hatte. Hauff war schon als Student mit seinen »Kriegs- und Volksliedern-, die 1824 bei Metzler in Stuttgart erschienen, hervorgetreien. Er ") Eduard Berger im Archiv slir Geschichte des deutschen Buch- Pandels, II 11878), S. 131. **> AIS Geburtsjahr wird sonst gewöhnlich 1881 angegeben, unter dem lithographischen Porträt von B. Weiß nach einem wahrscheinlich 18SS gemalten Bilde von I. H. Winterhalter aber 1883. Beide Franckhs wurden in Stuttgart geboren, wo der Vater Obcrumgolber war. ""*> Die in früheren Katalogen des Verlags enthaltene kurze ge schichtliche Einleitung lauch abgedruckt Im Börsenblatt 1888 Nr. 1) und der Artikel Franckh ln Rudolf Schmidts Werk »Deutsche Buchhändler, deutsche Buchdrucker. Beiträge zur Firmengeschichte des Buchgewerbes« enthaltcn noch mancherlei Jrrtlimer, Widersprüche und Lücken. Ich habe die ältere Periode ausführlicher behandelt, weil diese am meisten der Aufklärung bedarf. ,34 hatte im Tübinger Stift Theologie studiert und war 1825 Haus lehrer bei dem Kricgsratspräsidenten von Hügel in Stuttgart geworden. Den Sommer verbrachte er mit der Familie von Hügel aus deren Schlosse Gulienberg am Neckar, wo das ohnehin romaniisch gestimmte Gemüi des jungen Mannes reichlichen Stosf für spätere literarische Werke fand. Hier schrieb er den ersten Teil der -Mitteilungen aus den Memoiren des Satans«, di: er schon im Tübinger Stifte flüchtig skizziert hatte, und den Ansang des »Mannes im Mond« nieder. Beide Werke erschienen fast gleichzeitig Ende August 1825 bei Franckh. Mit Franckh scheint Hauff, der sich gelegentlich etwas verächtlich über ihn äußerte, übrigens nicht so ganz unzufrie den gewesen zu sein, denn nachdem er im Metzlerschen Verlage im November 1825 seinen ersten Märchenalmanach auf 1826 her ausgegeben hatte, gab er den zweiten und den dritten Franckh in Verlag, der dann auch den ersten übernahm. »Der Mann im Mond« oder »Der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme« erschien fast gleichzeitig mit dem ersten Teil der »Mitteilungen aus den Memoiren des Satans- im August 1825 bei Franckh, jedoch nicht unter dem richtigen Namen des Verfassers, sondern als herausgcgcben von H. Claurcn. Dieses war der Schriftstellername von Carl Heun, der damals zu den meistgelesenen Erzählern gehörte, obschon (oder weil) er platt und geistlos und pikant-lüstern schrieb. Trotz dem verhältnismäßig hohen Preise (3 Taler sächsisch) sand das Werk großen Absatz. Heun protestierte öffentlich gegen den Mißbrauch seines Namens, und als dadurch der Absatz nur noch mehr gesteigert wurde, verklagte er Franckh. Es ist klar, daß der Geh. Hofrat Carl Heun formell recht hatte und obsiegen mußte. Franckh legte gegen das Urteil Rekurs «in, und darauf wurde er vom Kriminal-Senat des Königlichen Obertribunals zu einer Strafe von 50 Neichstalern verurteilt. Der echte Clauren ließ das Urteil durch die Zeitungen ver breiten, z. B. in der Abendzeitung vom 19. Mai 1826, und die Käufer auffordern, das Buch an Franckh zurückzuschicken und ihre 3 Taler zurückzusordern. Es ist aber kaum anzunehmen, daß einer ein plötzlich so berühmt gewordenes Buch zurückgegeben hat. Jedenfalls war man in der literarischen Welt darüber einig, daß Claurens Sieg ein Pyrrhussieg war. Hauff hat die Sache denn auch nicht allzu ernst aufgesatzt, wie man aus seiner köstlichen satirischen Darstellung des Prozesses in seiner »Konirovsrs- predigt über H. Clauren und den Mann im Mond« ersehen kann. Diese Schrift erschien natürlich ebenfalls bei Franckh und er regte berechtigtes Aufsehen. Der »Lichtenstein«, Hauffs umfangreichste Schöpfung und neben den Märchen das beliebteste seiner Werke, erschien 1826 in drei Bänden bei Gebrüder Franckh. Es wurde 1831 ins Dänische, 1833 ins Französische und 1839 ins Englische übersetzt. Nach seinem Freiwerden erlebte es immer wieder neue Ausgaben, und es ist jetzt Wohl das meistverbreitete von allen früheren Franckh' schen Verlagswerken. Die »Phantasien im Bremer Ratskeller«, die zuerst im »Ber liner Konversationsblatt« abgedruckt waren, erschienen in Buch form im Herbst 1827 bei Gebrüder Franckh. Hauff starb schon nach wenigen Monaten, am 18. November 1827, und im folgenden Jahre erschienen ebenfalls bei Gebrüder Franckh »Phantasien und Skizzen« von Wilhelm Hauff, die von einigen Freunden des Verstorbenen aus dem Nachlaß ausgewählt worden waren. Den jungen Mörike wollte Franckh sich als Autor heran ziehen, aber er wählte dafür versehlterweise eine Redaktionstälig- keit für seine »Damenzeitung», und so schied Mörike schon nach wenigen Wochen grollend von ihm und gab ihm auch später nicht den Roman (Maler Rotten), dessen Skizze er ihm vorgelegt hatte, in Verlag. Auch mit dem schwäbischen Dichter Waiblinger stand Franckh in geschäftlichen Beziehungen. Der junge Friedrich Wtl- Helm Waiblinger (er war 1804 in Heilbronn geboren) studierte im Tübinger Stift, als er 1823 bei Franckh seinen Roman »Phae ton« veröffentlichte. Die Veranlassung zu dem Roman gab ihm Hölderlins »Hyperton», und Hölderlin selbst ist darin geschildert. Waiblinger hatte den wahnsinnigen Dichter schon früher kennen
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