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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
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- 1922-06-12
- Erscheinungsdatum
- 12.06.1922
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- Deutsch
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X; 134, 12. Juni 1922. Redaktioneller Teil. Ernst Ortlepp, einem »reich begabten, aber haltlosen Sachsen, der sich von 1836 bis 1854 in Stuttgart Herumtrieb und noch heule in der Erinnerung mancher als Typus eines poetischen Hungerleiders und verkommenen Genies fortlebt»'), brachte Franckh »Die Lieder eines politischen Tagwächters» <1843). Erheblich überragte aber all diese Werke der Roman von Her mann Kurz »Schillers Heimatjahre-. Hermann Kurz <1813— 1873) verdient denn auch eine besondere Erwähnung unter den Autoren des Franckh'schen Verlages. Sein erster großer Roman »Schillers Heimatjahre», von dem 1838 Bruchstücke im Cotta- scheu Morgenblatte erschienen, war langsam herangereist, weil er immer wieder durch literarische Lohnarbeiten unterbrochen wurde. Als das Werk vollendet war, wiesen Cotta und fast alle Stuttgarter Verleger es zurück, bis endlich der Franckh'sche Verlag es 1843 annahm und es 1844 in drei Bänden heraus brachte. Auch die »Erzählungen» von Hermann Kurz erschienen 1858 bis 1861 in drei Bänden bei Franckh. Der erwähnte Roman sollte ursprünglich nach dem Haupthelden »Heinrich Roller heißen, aber Franckh änderte ihn in »Schillers Heimatjahre» um, weil er diesen Titel für zugkräftiger hielt. Kurz war sehr erbost aus Cotta, weil er glaubte, wenn der Roman bei ihm erschienen wäre, wäre sein Dasein als Schriftsteller auch wirtschaftlich ge sichert gewesen. In Wirklichkeit hätte Cotta Wohl nicht viel mehr dafür tun können, als Franckh, denn der Roman fand durchaus keinen ungewöhnlich starken Absatz. Die durchgesehene zweite Auslage erschien nämlich erst 1857. Einen sehr glücklichen Griff tat Franckh mit der Heraus gabe des »Belletristischen Auslandes». Diese »Kabi nettsbibliothek klassischer Romane aller Nationen«, die unter Lei tung des vielgelesenen Romanschriftstellers Karl Spin dl er herausgegeben wurde, brachte ungefähr alle in der Mitte des 19. Jahrhunderts berühmten ausländischen Romane und Novel len zu einem sehr mäßigen Preise <20 Psg. die Nummer), »billi ger als die Gebühr einer Leihbibliothek», wie ein Prospekt in den 4ver Jahren besagt. Von dem »Belletristischen Ausland» er schienen von 1843—1865 3618 Nummern, und die Zahl der Subskribenten betrug schon nach kurzer Zeit 15 000, ein für die damalige Zeit ungewöhnlich großer Erfolg. Es ist geradezu staunenswert, welche Menge von Romanen und Novellen aus den verschiedensten Literaturen geboten wurde. Am stärksten ist die französische Literatur vertreten, weil diese ja damals am meisten hervorragende Werke der Unterhaltungsliteratur hervor- brachte. Der Zahl nach überragen natürlich Alexander Dumas, der Ältere und der Jüngere, Eugen Sue, George Sand; daneben finden wir auch de Vigny, Edmond About, die Gräfin Dash, Paul F«val, Lamartine usw. In zweiter Linie kommt di« englische Literatur: Dickens, Currer Bell, Georg Eliot, Lady Fullerton, Beecher-Stolve, Thackeray usw. Die flämische Literatur ist mit einer ganzen Reihe Romane von Hendrik Conscience vertreten. Aus dem Dänischen gibt es Andersen, aus dem Schwedischen Fre- derike Bremer, Flygare-Carlen, Marie Sophie Schwartz und Karl Anton Wetterbergh, aus dem Italienischen Manzoni. Als Über setzer und Bearbeiter zeichneten C. F. Grieb, Johannes Scherr, Edmund Zoller, Direktor der Hvfbibliothck in Stuttgart, und eine Menge andere. Als das »Belletristische Ausland» vergriffen war, wurden die beliebtesten Romane in größerem Format <teilweise auch illustriert) bei Franckh neu gedruckt, so Romane von Currer Bell, Frederike Bremer, Alexander Dumas, Emilie Flhgare-Carlän, Marie Sophie Schwartz und Eugen Sue. Eine besondere Er- wähnung verdient noch das Werk von A. Weil!, »Sittengsmälde aus dem elsässischen Volksleben-, zu dem Heinrich Heine ein Vor wort schrieb <1847, 2 Bde.). Zu dem »Belletristischen Ausland- gesellte sich das ebenfalls stark verbreitete »W e l t p a n o r a m a-, eine Chronik der neuesten Reisen und Abenteuer, das Spindlersche Taschenbuch »Vergiß meinnicht» und manches andere. Die Taschenbücher, die Nach- folger der Musenalmanache, waren seit dem letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts der beliebteste Artikel im deutschen Buch handel gewesen. Es gab ihrer eine ganze Menge, aber nach 1830 ') Rudolf Krauß: Schwäbische Literaturgeschichte. S. Bd. S. 4SV. kam diese Richtung des Verlages in Rückgang. Immerhin, hielt sich Spindlers »Vergißmeinnicht» noch von 1830 bis 1849, wäh rend andere Nachkömmling« zumeist schon vor 1840 «ingegangsn waren'). Spindlers sämtliche Werke erschienen 1831 bis 1845 in 81 Bänden und einer wohlfeilen Ausgabe in 59 Bänden 1838 bis 1843 und zuletzt einer Auswahl in 14 Bänden 1875 bis 1877. Die Vorzüge der Spindlerschen Romane, von denen einzelne auch heute noch gelesen werden, bestehen in der farbigen und lebendigen Schilderung geschichtlicher Zustände. Gottlob Franckh war es nicht vergönnt, die Früchte seines rastlosm Fleißes zu genießen. Schon am 23. September 1845 starb der intelligente, unternehmende Verleger, mit dem ein buch händlerisches Talent von großer Bedeutung dahinging, nach langem, schwerem Leiden in der Heilanstalt in Winnenthal. Nach seinem Tode wurde sein Bruder Friedrich alleiniger Inhaber. Im selben Jahre begann das offenbar noch von Gottlob geplante große Unternehmen »Neue Enzyklopädie der Wissen schaften und Künste«, redigiert von vr. C. Fr. Grieb und Johan nes Scherr, an dem die bedeutendsten Fachgelehrten der dama ligen Zeit mitarbeiteten. Das Werk erschien in 9 Bänden oder 24 Lieferungen <470 Bogen) und wurde bis 1863 in drei Auf lagen gedruckt. Einzelne Bände hatten noch einen viel stärkeren Erfolg, so die »Geschichte der Philosophie« von vr. Ml. Schweg ler <15 Auslagen — etwa 75 000 Exemplare) und die »Allgemeine Geschichte der Literatur- von Johannes Scherr <1851) <10 Auf lagen — etwa 60 000 Exemplare). Wenn auch dieses große Sammelwerk den Verlag offenbar stark in Anspruch nahm, so erschienen daneben doch noch einzelne bedeutende Werke, so das Werk »Die Proletarier. Eine histo rische Denkschrift- von vr. Heinr. Wilh. Bensen <1847) und das auch heute noch lesenswerte Werk von vr. Louis Vsron: Me moiren eines Pariser Bourgeois über das Ende des Kaiserreichs, die Restauration, die Julimonarchie, die Republik und die Wiedereinführung des Kaiserreichs (Deutsch von vr. G. Fink. 1854. 2 Bde.). Im ganzen war aber der Verlag etwas ins Stocken geraten, und Friedrich Franckh befand sich um 1850 in solchen finanziellen Schwierigkeiten, dätz er sein ganzes Vermögen einem Gläubiger- ausschuß verschreiben mutzte. Er starb am 2. Januar 1885 in Stuttgart. Im April 1866 übernahmen G. Leins und Carl Con rad i das Geschäft. Sie brachten die beliebtesten Romane aus dem »Belletristischen Ausland» in der bereits erwähnten besseren Ausstattung heraus. Am 4. Juli 1868 trennten sich die beiden Besitzer. Conradi übernahm alle die Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste umfassenden Werke in feine eigene Firma, die seit 1861 bestand. Den übrigen Verlag behielt Leins mit der alten Firma Franckh'sche Verlagsbuchhandlung. Am 21. Juli 1871 trat er den Verlag an Carl Conradi ab. Nunmehr lautete die Firma: Franckh'sche Verlagsbuchhandlung Carl Con radi. Der neue Inhaber kaufte von A. Kröner auch Teile des Ad. Becherschen Verlages in Stuttgart (Viehoffs bekannte Dich- terbiographien und Kommentare usw.) dazu. Als der bereits bejahrte Besitzer sich zur Ruhe zu setzen wünschte <er hatte einen Schlaganfall erlitten und starb am 20. Januar 1898 im Alter von 71 Jahren. Das Börsenblatt s1898, Nr. 26, S. 724j nannte ihn »einen der letzten Stuttgarter Buchhändler der alten Schule«), übernahmen zur Junimesse 1893 Walter Keller und Euchar Neh mann das ge samte Geschäft, das sie seither unter der Firma Franckh'sche Verlagshandlung W. Keller L Co. sortfllhren. Ferner wurden verschiedene Verlagsartikel von Carl Conradi dazu er worben, dessen Firma auch heute noch den Inhabern des Franckh'schen Verlages gehört, ebenso 1897 ein Teil von C. Mal- comes und die Belletristik der Hoffmannschen Verlagsbuchhand lung, einer Firma, die, wie wir gesehen, 1827 das Sortiment und die Leihbibliothek von Franckh gekauft hatte. So war der größere Teil des früheren Franckh'schen Verlages wieder mit der alten Firma vereinigt. ') Eduard Borger, a. a. O. II, S. 1L8. 837
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