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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.06.1922
- Strukturtyp
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- 1922-06-12
- Erscheinungsdatum
- 12.06.1922
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X- 134, 12. Juni 1922. Redaktioneller Teil. gelernt und sich seiner in der herzlichsten und zartesten Weise an genommen. Franckh veröffentlichte von Waiblinger auch die im Stile Hölderlins gedichteten »Lieder der Griechen- (1823). Aus den Briefen, die Waiblinger und Gottlob Franckh gewechselt haben'), geht hervor, daß der Verleger anfänglich maßlose Hoff nungen auf das Talent des jungen Schriftstellers setzte. So ver sicherte er ihm, keiner habe eine so wunderschöne Sprache wie er, und am 8. Februar 1832 schrieb er ihm über die Griechenlieder: »Wer immer nur Ihre Lieder gelesen hat, ist ganz entzückt da von, mit Ausnahme einzelner, die mehr oder weniger ansprechen, wie es ja überall der Fall ist, und «ine Stimme ist nur, diesem jugend lichen Dichter locrsteht sich, der Person bloßl) blühe ein schönerer Lorbeerkranz, als ihn Schillers Schläfe schmücke, wenn kein rauher Nordwind die Blüte breche und so die reife Frucht sür uns ver loren ginge-. Das war allerdings eine grobe Schmeichelei, aber die Ansicht entsprach den hochgespannten Erwartungen, die man allgemein in Waiblinger setzte. Daß sie sich nicht erfüllt haben, war weder die Schuld Franckhs noch die Cottas. Beider Begeisterung für den jungen Dichter wurde schon bald gedämpft. Als der Absatz des »Phaeton« unbefriedigend war, ließ Franckh dies auch schon sehr bald erkennen. Jetzt bat er Waiblinger, sich weniger dem Rasen zu überlassen und mehr Maß zu halten Seit 1825 gab Franckh auch eine Tageszeitung in französischer Sprache »äouiunl volrersel- heraus, wie aus dem Aktenfaszikel 1825/26 des Stuttgarter Staatsarchivs zu ersehen ist. Das Faszikel enthält das Gesuch des Buchhändlers Franckh zur Her ausgabe eines Tageblatts »ckourunl vmversel« und die Ernennung des Geh. Legationsrats v. Wächter zum Zensor dieses Blattes, ferner ein von dem Fürsten Metternich veranlaßtes Schreiben der Wiener Staatskanzlei, worin Legationsrat von Wächter wegen zu milder Zensur des »ckomual vnivsrsoi« einen Rüffel erhält. Der Beifall, den diese übrigens gut redigierte Zeitung fand, veranlaßte den Verlag, 1826 mit der Herausgabe einer billigen Sammlung französischer Werke unter dem Titel «LoUeotion por- mockorne« zu beginnen, die von dem Abbö Mozin (dem bekannten Verfasser von Wörterbüchern) und Charles Courtin, dem Redak teur des »ckournal vlllvei'sel« herausgegeben wurde und die es in drei Serien auf 299 Bändchen (zu je 12 Kreuzer) brachte. Die jetzigen Sammlungen französischer Bücher in Deutschland haben also schon vor hundert Jahren eine Vorläuferin in Stuttgart ge habt. Ferner gab der Verlag seit 1829 die »Stuttgarter Stadtpost, ein Tageblatt für die Residenz- heraus, worin er einen neuen Typus eines nicht mehr trocken berichtenden, sondern alle Ereig nisse besprechenden Lokalblattes schuf. Gottlob Franckh, der die eigentlichen Verlagsgeschäfte lei tete, verkehrte freundschaftlich mit den Schriftstellern und in den literarischen Kreisen der württembergischen Residenz. Von älteren Autoren des Franckh'schen Verlages seien noch Karl Julius Weber mit seinem Werke »Deutschland oder Briese eines in Deutschland reisenden Deutschen« (1826/28) und Fürst Pückler mit seinen anonym erschienenen »Briefen eines Ver storbenen- (1830/31), Wolfgang Menzel u. a. erwähnt. Außer dem gab der Verlag eine Reihe Memoirenwerke (namentlich aus dem Französischen und Englischen) heraus. Gottlob Franckh rechnete als einer der ersten Verleger in Deutschland mit den breiten Volksschichten als Absatzgebiet für Werke der schönen Literatur des In- und Auslandes. So gab er seit 1827 die damals so beliebten Romane von Walter Scott in Bändchen von 8 Bogen zu Ls/? Silbergroschen heraus, sodatz man «inen vollständigen Roman für 15—20 Silbergroschen er halten konnte. Bis dahin waren die Romane sehr teuer gewesen und zumeist nur von Leihbibliotheken gekauft worden. Bei der von Franckh eingesührten Erscheinungsweise in Lieferungen oder Bändchen zu einem billigen Preise konnte auch der in beschei denen Verhältnissen lebende Bücherfreund sich solche Werke der »> Di« von Franckh sind in der LandeSblbliothek in Stuttgart er halten. schönen Literatur kaufen, und deshalb fanden die Ausgaben von Franckh einen bis dahin beispiellosen Erfolg in Deutschland. Franckh hatte übrigens bei den Scottschen Romanen mit einer scharfen Konkurrenz zu rechnen. 1825 hatten die Gebrüder Schumann in Zwickau im »Jntelligcnzblatt- eine Taschenausgabe sämtlicher Werke Walter Scotts angekündigt, die in 79 Bänden <8 Groschen sür den gehefteten, 9 Groschen für den gebundenen Band) 20 Romane enthalten sollte. Als dann von anderer Seite zwei neue Taschenausgaben angekündigt wurden, »die übrigens völlig unnötig sind, da die Scottschen Romane fast alle 4—6mal auf deutschen Boden verpflanzt wurden-, kündigten die Gcbr. Schumann eine ganz wohlfeile Ausgabe an, 200—300 Seiten aus das schönste Velinpapier gedruckt sür je 4 Groschen. Im »Jntelligcnzblatt« (1826, Nr. 5) stellten sie die Möglichkeit einer noch billigeren Ausgabe, wie sie jetzt schon von drei Seiten (Gcbr. Franckh-Stuttgart, Gerhard-Danzig und der Hennings- schcn Buchhandlung-Gotha) geplant sei, in Zweifel. Darauf ant worteten Gebr. Franckh im »Jntelligcnzblatt« (1827, Nr. 2), daß von 30 000 Exemplaren ihrer Taschenausgabe (jedes Bänd chen etwa 130 Seiten, brosch. 9 Kreuzer) nur noch wenige vor rätig seien, »ein erfreulicher Beweis für die Fortschritte des Vol kes in der Kultur und geistigen Bildung«. Als aber die Ausgabe abgeschlossen war, hatte der Verlag in den drei Jahren bereits 3 Millionen Bändchen abgesetzt. Der Erfolg der billigen Ausgaben von Franckh »erregte im Buchhandel allgemeines Aufsehen und rief im Verlag, zunächst im süddeutschen, die Produktion zahlloser billiger Romansamm lungen, Klassikerausgaben usw. hervor«. Eduard Berger (a. a. O. S. 131) sagt zwar, es sei eine Aus gabe mit sehr schlechtem Papier, abscheulichem Druck und erbärm lichen Umschlägen gewesen, aber auch die billige Ausgabe von Schillers Werken bei Cotta war auf schlechtes Papier gedruckt und dabei viel teurer. Die Franckh'sche Ausgabe von Scott aus jenen Jahren hat sich übrigens bis heute tadellos erhalten, ein Beweis, daß die Ausstattung durchaus nicht so minderwertig war. Berger berichtet ferner: »Der billige Preis war von durch schlagender Wirkung. Die Verleger erzielten einen sür dama lige Zeiten kolossalen Absatz und dementsprechend schöne Meß einnahmen. Es waren weniger die hervorragenden Firmen und alten Sortimentshandlungen, die sich mit diesen Zweigroschen- Ausgaben befaßten; im Gegenteil lehnten sich diese der Arbeits last und Kleinkrämerei halber stark dagegen aus. Destomehr be teiligten sich am Vertriebe dieser Ausgaben die jüngeren aufstre benden Geschäfte, die an ihm erstarkten. Die Bahn für die bil- ligen Ausgaben war eben gebrochen». Franckh setzte aber auch seine Tätigkeit für einen deutschen Erzähler ein: Karl Spindler (1796—1855), der gewisser maßen der deutsche Eugen Suc war. Spindler hatte ein ziemlich bewegtes Leben hinter sich. Er hatte die Rechte studiert und war Schauspieler gewesen, bis er 1825 seinen Beruf als Schriftsteller erkannte. Er siedelte im Herbst 1828 nach Stuttgart über, wo 1827 sein erster bedeutender Roman »Der Jude«, eine Sitten schilderung aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts (4 Bde.), erschien. Diesem folgte 1829 der historische Roman »Der Jesuit«, Charaktergemälde aus dem ersten Viertel des 18. Jahr hunderts (3 Bde.). Im selben Jahre gründete Franckh die »Damenzettung«, sür die Mörike hatte arbeiten sollen. Die »Damenzeitung« war ein »Morgenblatt für das schöne Geschlecht«. Sie wurde von K. Spindler herausgegeben rmd hatte zwei Beilagen, das Wochenblatt -Der Spiegel für Litera tur, Kunst und Musik« und »Der Schmetterling. Ein Flugblatt zum Spiegel«. Bei Franckh erschienen nur die zwei Jahrgänge 1829 und 1830. Eine Fortsetzung gab Spindler Kraus unter dem Titel: -Zeitspiegel. Wöchentliche Lieferungen aus dem Ge biete der Romantik, der Kunst, der Geschichte und des Lebens« 1831 in München (bei Jaquet) und 1832 bei Müller in Karlsruhe. Der Franckh'sche Verlag hatte mit der »Damenzeitung« jedenfalls nicht den erhofften Erfolg. Das Blatt konnte neben den bereits länger eingeführten Unterhaltungsblättern keinen ge nügenden Boden gewinnen. Der junge Verlag beging auch Wohl sonst verlegerische Miß griffe, und diese waren eine Veranlassung zum Abstößen einzel-
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