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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.06.1922
- Strukturtyp
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- 1922-06-12
- Erscheinungsdatum
- 12.06.1922
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 134, 12. Juni 1922. ner Teile des Unternehmens und später zu einer zeitweiligen Trennung der beiden Inhaber. Schon 1827 hatten die Inhaber der Firma das Sortiment an Karl Hoffman n verkauft, der später (1835) auch einen Teil des Verlages erwarb. Im selben Jahre wurde ein Teil des Verlages an die Firma Brod- hagin Stuttgart abgegeben, deren Inhaber aber außer Friedrich Brodhag die beiden Framih waren und deren Teilhaber Louis Hallberger, der Vater E. v. Hallbergers, des Gründers der Deutschen Verlags-Anstalt (vorm. E. Hallberger) in Stuttgart, wurde. Der andere Teil des Verlages verblieb vorläufig Gott lob Franckh. 183V wurde Louis Hallberger auf kurze Zeit Teil- Haber der Firma Franckh, aber schon am 15. März desselben Jahres verkaufte Gottlob Franckh einen weiteren Teil seines Ver lages an die Firma Brodhag, aus der er und Louis Hallberger dann ausschieden, während sein Bruder Friedrich als Inhaber blieb. Gottlob Franckh siedelte nach München über. Die Firma Franckh'sche Sortimentsbuchhandlung bestand noch weiter bis 1836. In München gründete Gottlob Franckh am 1. April 1830 die Sortiments- und Verlagsbuchhandlung F. G. Franckh. ährend man bisher annahm, er habe dort nur eine geringe Tä- tigkeit entfaltet, habe ich neuerdings festgestellt, daß er doch einen Verlag in großem Umfang gründete. So gab er 1830 gleich zeitig folgende Blätter heraus: »Deutscher Merkur» (täglich) mit der Beilage Aurora, Blätter für Kunst, Wissenschaft und konsti tutionelles Leben in Bayern (wöchentlich fünfmal), »Damenzci- tung» (Morgenblatt für die elegante Welt) herausgegeben von Karl Spindler, »Der Bazar für München (täglich) und Bayern» (wöchentlich sechsmal), ein Frllhstllcksblatt für jedermann und jede Frau, von M. G. Saphir; »Neues Mitternachtsblatt» gegrün det von Müllner, fortgesetzt von M. G. Saphir; »Der Bayrische» (wöchentlich fünfmal), »Landbote- (wöchentlich dreimal), verfaßt von vr. Müller. Außerdem gründete Franckh einen neuen Buch verlag. Ostern 1830 erschien bei seiner Firma der Romanzenkranz »Der letzte Ritter» von Anastasius Grün, zu dem Moritz Schwind eine Titelvignette gezeichnet hatte. Das Werk fand solchen Beifall, daß der Dichter jetzt den Mut hatte, seine schwäbischen Vorbilder Ludwig Uhland und Gustav Schwab in ihrer Heimat aufzusuchsn. Die zweite Auslage erschien aber erst 1836 (das Vorwort ist von Stuttgart datiert). Im ganzen erlebte das Werk acht Auf lagen in 30 Jahren, was man damals schon als einen schönen Erfolg ansah. Schon am 1. Juni 1831 verkaufte Franckh den Rest seines Verlages an Louis Hallberger, darunter auch den »Letzten Ritter» von Anastasius Grün und das Werk von Karl Julius Weber »Deutschland oder Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen», das 1834 eine zweite Auflage erlebte. In München ging 1831 das Geschäft von F. G. Franckh in die Hände seines Sozius G. Franz über und wurde als G. Franzsche Hosbuchhandlung fortgeführt. Gottlob Franckh kehrte nach Stuttgart zurück. Er war sehr demokratisch veranlagt und schwärmte, wie viele andere in jener Zeit, für Freiheit und Fortschritt. Er nahm an der Koseritz - schen Militärverschwörung (1833) teil und wurde da für zu einer neunjährigen Zuchthausstrafe verurteilt, die er auf Hohenasperg verbüßen sollte. Nach den Anklageakten war Franckh, nachdem er seine Buch handlung in Stuttgart verkauft hatte, im April 1831 nach Paris gereist, »angeblich um in Gemeinschaft mit dem bekannten Oppo- sitions-Abgeordneten Advokaten Mauguin ein Journal unter dem Titel ,Le Sidele' zu gründen». Die Zeitung »i-e Siöole» er schien tatsächlich, aber erst seit 1836, doch ist Franckh der Tradition zufolge ein Jahr lang Besitzer oder Mitbesitzer dieser oder einer anderen Pariser Zeitung gewesen. Eine genaue Aufklärung hier über habe ich mir nicht zu verschaffen vermocht. In Paris wurde Franckh mit einem anderen Demokraten, dem Studierenden der Medizin Georg David Hardegg aus Eglos heim (Oberamt Ludwigsburg), bekannt, der in Brüssel während der Revolution von 1830 gewesen war und von dort republika nische Ansichten mitgebracht hatte. Franckh und Hardegg be suchten zu Paris die Gesellschaft »I-es »mis cku psuple», traten in Verkehr mit den Göttinger Flüchtlingen vr. Schuster, vr. Ahrens, Rust und Diez und kamen beladen mit dem Verdacht, Mitglieder der französischen Propaganda zu sein, und mit der Überzeugung, daß eine Revolution unvermeidlich sei und nahe bevorstehe, nach Württemberg zurück (Hardegg im Dezember 1831, Franckh im März 1832). Auch auf Hohenasperg war Franckh nicht untätig. Man ge währte ihm ziemlich viel Freiheit, denn er durfte in das am Fuße der Festung gelegene Dorf Asperg gehen und sich auch geschäftlich betätigen. Er hatte während seiner unfreiwilligen Mutze Zeit, allerlei Pläne auszudenken. Er war es, der zuerst das Ka pital für den Buchhandel zu interessieren und diesen auf das mehr spekulative Gebiet hinüberzuleiten suchte. Vom Hohenasperg aus gründete er im Verein mit Kapitalisten 1836 den »Ve rlag der Klassiker» in Stuttgart, dem Adolf Krabbe als Geschäftsführer Vorstand. Dieser Verlag brachte nach französischem Vorbilde zunächst nur illustrierte Prachtaus gaben Von Cervantes' »Don Quichote», Le Sage, »Oil Mas» und »1001 Nacht», und zwar mit Bildern nach den französischen Kli- schees heraus. Schon 1839 wurde dieser Verlag an Dennig, Finck L Co. in Pforzheim verkauft und kam von dort wieder nach Stuttgart in den Besitz der Riegerschen Verlagshandlung. Inzwischen wurden die Teilnehmer der Verschwörung am 25. September 1841 aus Grund einer Amnestie aus Anlaß des 25jährigen Regierungsjubiläums des Königs begnadigt und aus der Haft entlassen. Nur Franckh weigerte sich, die auch ihm zuteil gewordene Begnadigung anzuerkennen, da er keine Gnade, son- dem Recht verlangte. So blieb er denn freiwillig auf der Fest«, und seine Freunde mußten zu einem eigenartigen Trick ihre Zu flucht nehmen, um ihn zu entführen: sie kneipten solange mit ihm in dem Dorfe Asperg, bis sie die Festungstore geschlossen fanden und ihn dann in einem Wagen mit nach Stuttgart nehmen konn ten. So fand die schreckliche Komplottgeschichte (übrigens mit Zustimmung des Festungskommandanten) noch einen heiteren Epilog. Die Franckh'sche Buchhandlung wurde am 14. Juli 1842 neu gegründet. Inhaber waren wieder die beiden Franckh. Die Franckh'sche Gründung des »Verlags der Klassiker» führte besonders in Württemberg zu vielerlei Verbindungen des Buch handels mit Kapitalisten, die meist mit Heftausgaben Geschäfte zu machen suchten, aber vielfach nur kurzen Bestand hatten. Es ergab sich daraus ein solcher Wirrwarr von Verlags- und Firmen-Kombinationen und -Veränderungen, daß das Börsen blatt 1838 (Nr. 102) einen Überblick darüber brachte'), der sich in d^er Tat wie ein schlechter Scherz ausnimmt, da man sich sragt, wie die beiden Franckh bei all den Geschäftsveränderungen, Neu- gründungen, Assoziationen und Verkäufen überhaupt noch wußten, was ihnen gehörte und was nicht. Der in Stuttgart neu gegründete Verlag unter der Firma »Franckh'sche Buchhandlung» setzte schon bald mit einer lebhaften Tätigkeit ein. Vorerst brachte er 1842 von dem Demo kraten Ludwig Pfau die Gedichte, die aber erst 1858 eine zweite Auflage erlebten. Im nächsten Jahr (1843) begann die Ver öffentlichung von Werken von Johannes Scherr, Heribert Rau und Hermann Kurz. Von Johannes Scherr, dem nach der Schweiz geflüchteten Demokraten, erschienen bei Franckh: »Ein Priester-, Historie aus der Gegenwart (1843), »Der Prophet von Florenz», Wahrheit und Dichtung (1844, 3 Bde.), »Die Waise von Wien», Roman (1847, 3 Bde.), »Poeten der Jetztzeit in Briefen an eine Frau« (1844) und außerdem noch seine später zu er wähnende Literaturgeschichte. Heribert Rau, der freireligiöse Prediger, veröffentlichte bei Franckh den historischen Roman »Thaddäus Kosziusko» (1843, 2. Ausl. 1858), die Gedichte (1843) und anonym die »Freuden und Leiden eines Commis Voyageur», die in nicht weniger als 60 000 Exemplaren Verbreitung fanden. Die 1839 begonnene deutsche Übersetzung von Bsrangers sämtlichen Werken, die von Ludwig Seeger herrührte, kam 1842 zum Abschluß, erlebte aber erst 1859 eine zwet'e Auflage. Aus dem Jahre 1843 ist noch eine Schrift des Ästhetikers Moritz Carriöre zu erwähnen: »Der Kölner Dom als freie deutsche Kirche. Gedanken über Nationalität, Kunst und Religion». Von *) Wieder abgedruckt im Archiv für Geschichte des deutschen Buch handels, II (1879), S. 143 ff.
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