Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.04.1888

1863—2797 Firmen; endlich aus 1888—7026 Firmen. Ein Blick auf diese Ziffern bringt zahlenmäßig eine gewaltige Bewegung zur Er scheinung, und daß in dieser nichts krankhaftes liegt, im Gegenteil eine durchaus gesunde Entwickelung sich bekundet, findet seinen Beweis in der folgenden Zahlenreihe der Städle, welche niit Buchhandlungen besetzt sind, nämlich - 1839-386 Städle; 1863-723 Städte; 1888-1575 Städte, Wieder liegt auch hier das große Übergewicht der Aufwärtsbewegung in der zweiten Hälfte des Zeitraums, welche ja auch durch regeres öffent liches Leben, die Vervollkommnung der Volksbildung und durch all gemeinen wirtschaftlichen Aufschwung vor früheren Perioden des Jahr hunderts sich auszeichnet. Die Ausstattung des Jubelbandes ist, wie schon angedeutet, be sonders würdig und reichhaltig. Im Titelbild blickt »ns des greisen Frommann Antlitz entgegen, und eine Lebensbeschreibung von der Hand Gustav Thomälens erläutert uns die Gesichtszüge des Alten, dessen Gedächtnis unter uns lebt, — Bequemer zum Auge gerückt, als die Wirklichkeit leider es bieten kann, bringt das Vorsatzblatt eine Abbildung der Statue des Buchhandels von Zurstraßen, welche im Giebel des Deutschen Buchhändlerhauses thront, bedauerlicherweise mehr als dienlich von der Kuppel der Eingangshalle verdeckt. Das Vorsatzblatt selber in seinem adlerdurchwirkten Tapetenmuster ist ein Meisterwerk seiner Art, — Der Beigaben aus den Buchher stellungsgewerben, namentlich aus den Photo- und chemigraphischen Zweigen derselben, ist in diesem Jubelbande eine ansehnliche Fülle zur Stelle, Wir können nicht jagen, daß alle diese Proben neuer und alter Technik uns gleichmäßig befriedigt hätten, doch ist einiges darunter, das auch dem Fachmann freudiges Erstaunen entlocken möchte; so namentlich dürfte die Phologravüre von H, Riffarth in Berlin, Stu dienkopf in grünlichem Ton, aus dem Gipfel vollendeter Technik stehen. Auch die Proben von Alfred Müller in Reudnitz-Leipzig, Archi tektur- und Maschinenzeichnungen in gewöhnlicher aber haarscharfer Autotypie, sind aller Anerkennung wert. Vermischtes. Neue Bücher, Zeitschriften, Gelegenheitsschristen, Kata loge rc, für die Hand- und Hausbibliothek des Buchhändlers, öuolr- urrck RnnstRackaloA. — 6s s uiomt-Verl slratulo^ ckss äsutscchsn Ruedlianäsls unck des mit illm im ckirelltsn Vsrllslrr stellenden Xnslundss, Rand XII (Oesterrsiell-Ungarn,) I-ieks- runA 7, 8, t-r, 8°, 8x, 1345—1760, Uüuster I, >V, 1888, Xdolpll Russell'» Verlag. RundlsidinZ tot lest Loelllloudsn voor äso 8osllll,>nds1aar, roovel uitßever als dellitant. l)oor 6, ä, van der Roo, ösllroond antrvoord op cks krijsvruuA uit^ssollrevsn ckoor cks VereeniAinA tsr llsvorderinA van cks belangen äss Loellllandsls. lll. 4", IX, 58 8, u, 22 Tackeln, ämstsräam 1888, II X, van Rampen L 2n, Zum Gedächtnis Kaiser Wilhelms. — Das kaiserliche Post- Zeitungs-Amt in Berlin erließ einen Aufruf zur Sammlung aller Zeitungen und Zeitschriften, die aus Anlaß des Hinjcheidens Kaiser Wilhelms seit dem 9, März Nachrufe, Gedichte oder Zeichnungen gebracht haben. Ausstellung, — Über eine für nächstes Jahr in Stuttgart ge plante Ausstellung von Erzeugnissen des württembergrschen Verlages wird uns von dort Folgendes mugeteilt: Unter dem Vorsitze des Vorstandes der Handels- und Gewerbe kammer, des Herrn Geh, Hofrats Or, v, Jobst, fand in den letzten Tagen bezüglich eines von Professor vr, Huber angeregten und detailliert entworfenen Projekts der Ausstellung der würtlembergischen Verlags- und Buchgewerbe, welche einen Teil der zur Feier des fünsundzwanzigjährigen Regierungs-Jubiläums Seiner Majestät unseres Königs in Aussicht genommenen Festlichkeiten bilden wird und für die Zeit von Milte Juni bis Ende Juli nächsten Jahres geplant ist, eine Vorbesprechung verschiedener hiesiger Verlagsfirmen in engerem Kreise statt. Bei derselben wurde zunächst die Vorfrage für das Zustande kommen des Unternehmens, nämlich die der genügenden Beteiligung und finanziellen Garantierung, befriedigend gelöst. Die Ausstellung wird sich erstrecken: 1) aus die Firmen des würtlembergischen Jllustrationsverlags; 2) auf die künstlerischen, mecha nischen und chemischen Reproduktionsarten, namentlich auf Lichtdruck, Xylographie, Chromolithographie und Farbdruck, ferner Photographie, Auto-, Helio- und Phototypie u, s w.; 3) aus eine retrospektive Ausstellung älterer Illustrationen, Schriftproben und Einbände; 4) ans die Vorführung der Mechanik der Vervielfältigung u, s, w. Das ausführende Komitee besteht aus den Herren: Freiherr v, Cotta als Vorsitzender, Kommerzienrat Kröncr und Karl Hall- berger als Stellvertreter, Prosessor Or, Huber, Th. Göbcl, Paul Nefs und Max Seeger, Eröffnung des Gutcnbergkellers in Leipzig, — Die Er öffnung des Gutenbergkellers unter dem Deutschen Buchhändlerhause in Leipzig fand am Ostersonnabend vor einer zahlreich erschienenen Ver sammlung von Berussgenossen statt, welche die weiten, originell aus gestatteten Hallen bis aus das letzte Plätzchen füllte. Von einer be sonderen Eröffnungshandlung, welche durch eine versandte Einladungs karte in Aussicht gestellt war, wurde Abstand genommen. Die Räume bieten ungeachtet der Weile ihrer Ausdehnung ent schiedene Behaglichkeit, Licht und Lust erwiesen die günstigsten Verhältnisse, namentlich die Lüftungsanlage bewährte sich bei der Überfüllung der Räume am Eröffnungsabend in mustergiltiger Weise. Das zum Ausschank kommende Bier befriedigte allgemein durch seine vorzügliche Beschaffenheit, und nicht zum mindesten soll auch die zahl reiche, aufmerksame und gut geleitete Bedienung hier lobend erwähnt sein. Die Wirtschaft liegt in den Händen des Herrn Albert Neu meyer, eines Mannes von bewährtem Ruse in seinem Fache, Schulbücher, — Die »Nat,-Ztg,« schreibt: Eine Plage der Eltern von Schülern und nicht minder der Buchhändler war es, daß die zu beschaffenden neuen Bücher den Schülern erst bei Beginn der Schule bekannt gegeben wurden. Dieselben sollten nun in aller Hast beschafft werden. Jetzt hat das Provinzial-Schulkollegium augeordnel, daß diese Mitteilung gleich bei Schluß des Semesters stattzufinden hat. Personalnachrichtcn. Gestorben: am 22, März Herr Wilhelm Lang in Landau im neununddreißigsten Lebensjahre, Der Verstorbene war seit 1871 Inhaber der dortigen G, L. Lang'schen Buchhandlung. am 28. März Or. pllil, Fr. W, Rudolf Engelmann, seit 1879 Mit inhaber und Leiter der Verlagshandlung Wilhelm Engelmann in Leipzig. 6r, Rudolf Engelmann, geboren 1841, war der älteste Sohn Wilhelm Engelmanns, des am Jahresschlüsse 1878 Heimgegangenen hochbedeutenden Mannes, welcher durch seinen mustergiltigen Ausbau des 1833 vom Vater übernommenen Geschäftes den hohen Ruf der Firma in der Gelehrtenwelt und im Buchhandel begründet hat. Ur sprünglich nicht für die buchhändlerische Lausbahn bestimmt, entsagte Or, Rudolf Engelmann seinen gelehrten Arbeiten, seiner Stellung als Privatdozent und erster Observator an der neuen Sternwarte der Leipziger Universität, als der im Jahre 1876 unerwartet eingetretene Tod seines jüngeren Bruders Paul, des Prokuristen und ausersehenen zukünftigen Leiters der Handlung, ihn nötigte, persönlich für die Fortführung der Firma einzutreten, deren Leiiung er nach dem Tode seines Vaters 1879 in Gemeinschaft mit seiner Mutter übernahm. Der glänzende und gediegene Zug, welcher auch unter seiner kräftigen und sicheren Hand die Verlagsthätigkeit der bedeutenden Firma aus zeichnete, legt Zeugnis ab von dem Ernste und dem feinen Verständ nis, die ihn bei seiner Ausgabe beseelten, — Am Sarge des Ver blichenen, welcher lange Jahre dem Ausschüsse sür das Börsenblatt angehörte und seit 1884 deren Vorsitz führte, trauert auch die Redak tion dieses Blattes um den tiesschmerzlichen Hingang ihres Vor gesetzten, welcher ihr allezeit ein verständnisvoller Berater und treuer Freund gewesen ist, Aufrichtigkeit und Freundlichkeit, gewissenhafte und milde Beurteilung waren die liebenswürdigen Züge seiner persön lichen Eigenart, welche auch im Verkehr mit der Redaktion dieses Blattes immer hervortraten und ihm überall verehrende Freunde ge wannen, die sein Andenken in dankbarem Herzen bewahren, — Von seinen wissenschaftlichen Arbeiten, welche neben den Erfolgen seiner geschäftlichen Thätigkeit den Fleiß und die immer rege Arbeitskraft ihres Autors bezeugen, seien hier folgende zusammengeftelll: »Messungen von neunzig Doppelsternen, am sechsfüßigen Refraktor der Leipziger Sternwarte ausgesührt« (1865); »Resultate aus Beobachtungen auf der Leipziger Sternwarte, I, Beobachtungen am Meridiankreis« (1870); »Über die Helligkeitsverhätlnisse der Jupitertrabanten,« Im Jahre 1875 gab er Fr, Wilh, Bessels Abhandlungen in drei Bänden, 1878 dessen »Rezensionen«, ein Band, endlich vor einigen Jahren Newcombs »Populäre Astronomie«: in vermehrter Ausgabe heraus.