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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.09.1871
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1871-09-27
- Erscheinungsdatum
- 27.09.1871
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- Deutsch
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223, 27. September. 3047 Nichtamtlicher Theil. daß sie ein Torso geblieben, haben wir nicht zu beklagen; der Ver fasser wußte wahrscheinlich selbst nicht wo aus noch ein. Zur Geschichte des Buchhandels bringt das Archiv mehrere recht interessante Abhandlungen. So wird das zweite Stück durch einen, allerdings sehr breit gehaltenen Artikel: „Ueber den gegen wärtigen Zustand des deutschen Buchhandels", von Bensen geschrieben, eröffnet, und dieser bis zum neunten Stück fortgesetzt. Derselbe liefert eine Geschichte der Entwickelung des deutschen Buchhandels, ganz besonders des im achtzehnten Jahrhundert. Bensen beklagt die kaufmännische Form, in welcher der Buchhandel sich jetzt gefalle. Gelegentlich stellt er Ideen auf, die in viel späterer Zeit ihre Ver wirklichung gefunden haben, sogar unfern Tagen erst Vorbehalten blieben. So wünscht er Eramina für Buchhändler, Specialhand- luugeu für einzelne Fächer des Wissens. Merkwürdiger Weise nimmt der Verfasser den Nachdruck in Schutz, ohne jedoch den Schaden zu übersehen, den er anrichtet; er betrachtet ihn als einen Pionnier der Literatur. Weiter spricht er sich eingehend über die Zunahme der Zeitschriften aus und beklagt dieselbe, und am Schluß kommt er noch klagend auf die täglich wachsende Zahl der Buchhändler und mit ihr die Zunahme der Ignoranz u. s. w. Der ganze Aufsatz hat, wie schon gesagt, viel Wichtigkeit für die Geschichte des Buchhandels jener Zeit, die dadurch erhöht wird, daß zu Ende noch ein „Ver zeichniß der in Teutschland befindlichen und mit diesen in Verkehr stehenden auswärtigen Buchhändler und Verlagshändler, wie auch solcher, so mit Musicalieu, Kunstwerken, Taschcukalendcrn, Land karten und Schulbüchern handeln. Mit Anmerkungen zur bequemern Ueberstcht des Ganzen und zum bessern Verstehen der eben geschlosse nen Abhandlung" folgt. Die Anmerkungen sind ergötzlicher Art und verdienen die Anführung auszugsweise. „Die Zahl der auf- gcführtcn Handlungen ist 332, darunter I. u) 13 große Verlags händler, welche gar kein Sortiment annchmcn, sondern sich einzig und allein auf ihre Verlagsartikcl einschränken, und diese gegen baare Zahlung verkaufen; I.d) 21 kleinere desgleichen, die jenen nachahmcn wollen; I.o) 18 andere, welche mit Schulbüchern, Taschenkalendern, Musicalien uudLandchartcn handeln; II. n) 9 Buch drucker, welche dein Herkommen nach kein Sortiment führen dürfen, sondern mit eigenem Verlage nur den Buchhandel treiben, dabei sich aber gar Wohl befinden, und jenen großen Verlagshandlungen gleich sind; II.b) 13 Buchdrucker, welche nur erst kleinen Verlag haben, und jenen nachzukommen suchen; III. 6 Gelehrte, welche sich ihre Manuscriptc selbst verfertigen, diese auf eigene Kosten drucken lassen, und nachher auf gut Glück verkaufen; IV. 25 Verlagshändler, welche nur etwas weniges Sortiment nehmen, den Rest sich aber baar bezahlen lassen; V. 166 ächte Sortimentsbuchhändler, welche gegen ihren eigenen Verlag so viel fremden eintauschen, daß sich einer gegen den andern im Durchschnitt hebt, aber nur den kleinen Rest mit Geld ausgleichen. Haben sehr viel Mühe und wenig Lohn; VI. 51 Sortiments-Buchhandlungen, deren Zahl hier nur von der geringsten angegeben ist, welche nur soviel eintauschen, als sie für ihren Verlag haben können. Meistens Trödler, welche mit dem Stabe in der Hand und mit dem Schnappsack auf dem Rücken ihre Gegend auf 10 — 20 Meilen durchwandern und ihre Waare verkaufen, soviel man ihnen dafür zu geben beliebt. Sind leider! gezwungen, sehr oft ihre Gestalt zu verändern; VII. 3 Nachdrucker, welche mit fremden Verlage, den sie erst auf eigene Kosten von neuem drucken lassen, und zwar ohne Auftrag einen sogenannten contanten Buchhandel treiben. Hüllen sich in ihre Tugend, wenn cs draußen stürmt w." Solche in VI. geschilderte Sortimenter hat Schreiber dieser Zeilen selbst noch gekannt; der eine, Arnold in Bautzen, lebte im hohen Alter im Spital; er hatte den Buchhandel mit dem Schnappsack auf dem Rücken getrieben, es aber eben nur zum Spital damit gebracht; die Unterstützungen, die er sich selbst bei den zwei Buchhändlern in Bautzen holte, gaben das Geld zur Bestreitung kleiner Ausgaben, wie für Schnupftabak u. s. w. Ein anderer in der Nicdcrlausih hatte früher die Märkte in den Nachbar städten bezogen und in einer Bude feilgehalten, starb aber auch, wenn auch bis zu seinem Ende thätig, doch nicht mehr herumziehend, mittellos, wie alle Provinzial-Sortimenter, wenn ihnen nicht durch Glücksfälle Vermögen zugcfallen ist. — Für die Geschichte jener Zeit ist ein origineller Beitrag im 47. Stück: „Bemerkungen auf einer Reise von F*** nach B*** im Monath Oktober 1795." Der Brief schreiber, Buchhändler, hat es sich zur Aufgabe gemacht, auf dieser Reise, die sehr langsam gegangen zu sein scheint, alle Buchhand lungen incognito zu besuchen und mit dein Personal zu verkehren, um sie dann, mit Anfangsbuchstaben von Ort und Firma, für da malige Zeit wohl kennbar, im Aeußcrn und Innern zu schildern. Die unsäglichste Breite herrscht aber auch in diesem Beitrage. Miscellen. Anmeldungen für die internationale Ausstellung inWien 18 7 3 betr. — Die Leipziger Handelskammer hat unterm 23. Sept. folgende Aufforderung erlassen: „Zum Zweck der unge fähren Berechnung des Raumes, welchen bei der in Wien 1873 ab zuhaltenden internationalen Ausstellung die einzelnen Staaten und beziehentlich das gesammte deutsche Reich beanspruchen werden, ist es nothwendig, daß Diejenigen, welche sich daran zu bethciligen ge denken, über diese ihre Absicht und über das Maß des von ihnen zu beanspruchenden Raumes schon jetzt eine vorläufige Erklärung abgeben. Die bctheiligten Interessenten unseres Bezirkes fordern wir daher auf Veranlassung des Königlichen Ministeriums des Innern hiermit auf, ihre vorläufige Anmeldung bis zum 31. Ok tober d. I. schriftlich auf unserem Bureau, Neumarkt 19, I., cin- zureichen." Aus Berlin, 14. Sept. berichtet die National-Zeitung: „Während der heutigen Sitzung der Stadtverordueten-Versammlung erhob sich der Stadtverordneten-Vorstchcr Hr. Kochhann zu fol gender Ansprache: Meine Herren! Unser allverehrter College Hr. Georg Reimer ge hört der Stadtverordneten-Vcrsammlung heute 35 Jahre au. Während eines so langen Zeitraums durch das Vertrauen der Mitbürger mit dem wichtigen Mandat eines Vertreters der Stadt beehrt zu sein, ist an und für sich schon ein Zeichen von der Tüchtigkeit und Zuverlässigkeit eines Mannes. In welch hohem Grade unser Reimer diese Eigenschaften besitzt, ist allbekannt. Der Name Reimer steht in innigstem Zusammenhänge mit allen Ereignissen, welche seit Anfang dieses Jahrhunderts zur freiheit lichen Entwickelung Deutschlands beigetragen haben. Das Reimer'sche Haus in der Wilhelmsstraße war der Ort, wo nach den Tagen der Schmach und der Eniicdrigung im Jahre 1806 alle patriotisch denkende und fühlende Männer eine Stätte fanden, sich über das Unglück des Vaterlandes auS- zusprechcn und die Mittel und Wege zu bcrathen, um auf sittlicher und nationäler Grundlage die Wiedergeburt Deutschlands vorzubereiteu. Wo konnte dies besser geschehen, als in diescni Hause, wo deutsche Sitte und deutsches Leben die deutsche Familie so scharf kennzeichnetcn, wo der starke Wille des Mannes und die kluge und sinnige Weise der Frau nicht bloß das Hauswesen beherrschten, sondern auch einen Kreis von Männern und Frauen fesselten, welche durch geistige und sittliche Bildung als die Edelsten und Besten hervorragten, und deren Ziel und Streben es war, Sitt lichkeit, Bildung und Vaterlandsliebe anf das ganze deutsche Volk zu über trage». Der Geist, der hier gepflegt wurde, war daö Samenkorn, welches zur schönen Saat erblühte, in den Freiheitskriegen die ersten Früchte brachte und ini Jahre 1870 der deutschen Nation die reiche Ernte sicherte. Konnte unter solchen Verhältnissen der Einfluß der Eltern auf unfern Reimer und aus die ganze Familie ein anderer sein, als er sich gezeigt? Wahrheit in allem Thun und Denke», Freiheit im Handeln und tiefes sittliches RechtS- gefühl sind die Tugenden, welche unfern Reimer schmücken. Wir, seine nächsten College», wissen den Werth derselben und die Rückwirkungen auf uns ebenso zu schätzen» wie die Mitbürger cs gethan, indem sie ihin ibr unverändertes Vertrauen bewahrten und durch ununterbrochene Wiederwahl ihn dauernd ehrten. Er selbst aber, bescheiden und anspruchlos, hat sein Glück, seinen Stolz und die höchste Ehre stets in dem Bewußtsein gesucht 437 *
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