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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.07.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-07-28
- Erscheinungsdatum
- 28.07.1908
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- Deutsch
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des Menschen in ihr und das Verhältnis der Menschen untereinander in der Seele des Einzelnen spiegelten, mußte dadurch stark beeinflußt werden. Glücklich das Volk, das sich nicht damit genügen ließ, aus Reisebeschreibungen nur Dinge herauszulesen, die man als bloße Merkwürdigkeiten auf sich wirken ließ, sondern das tiefere Folgerungen daraus zu ziehen wußte, das sich von den Torheiten eines fremden Volkes nicht nur erzählen ließ, um selbstzufrieden zu lachen, sondern um seine eigenen Torheiten daran zu messen, das überhaupt die Erzählungen über andere Völker zunächst als Maßstab benutzte, um über seine eigenen Vorzüge und Mängel klar zu werden. Man hat uns Deutschen lange Zeit nachgesagt, daß wir der Sprache, der Literatur, der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Lage fremder Länder zu große Aufmerksamkeit schenkten. Für die Entwickelung unserer eigenen Kultur ist dies zweifellos von größtem Vorteil gewesen. So wird die Literatur denkwürdiger Reisebeschreibungen für uns zu einer Lehrmeisterin von tiefstem Einfluß — ganz wie bedeutende geschichtliche Bücher; fließt doch beides zu weilen ineinander über. Das Werk Herodots, des »Vaters der Geschichte«, ist als Resultat seiner langen und weiten Reisen entstanden. Ohne das Reisewerk Marco Polos würden wir die Geschichte Asiens im Mittelalter fast gar nicht kennen. In Beschreibungen der Eroberung fremder Weltteile mischen sich geschichtliche Erzählung und Reiseschilderung. Eine scharfe Grenze läßt sich nicht ziehen. Vielleicht ist auch gerade darum das Interesse, das Büchern dieser Art entgegengebracht wird, so besonders stark. Insbesondere in Deutschland hat man die Literatur der Reisebeschreibungen stets mit lebhafter Aufmerksamkeit verfolgt. Zumal im achtzehnten Jahrhundert zeigte sich leidenschaftliches Interesse dafür. Damals erschienen nicht nur Hunderte von selbständigen Reisebeschreibungen, sondern es trat auch eine ganze Anzahl von Reisesammlungen ins Leben, von denen jede einzelne es auf eine stattliche Anzahl von Bänden brachte. Auch die Vorliebe des neunzehnten Jahrhunderts — obwohl in diesem merkwürdigerweise nicht eine einzige solche großzügige Reisesammlung erschien — und der Gegenwart für gute Reisebeschreibungen ist bekannt. Zwar gestattet es die erstaunliche Entwicklung des modernen Reiseverkehrs, in aller Sicherheit und ohne Verzicht auf die mannigfachen Bequemlichkeiten des heutigen Luxus Weltgegenden zu besuchen, in die sich noch vor 50 Jahren der Europäer nur mit Gefahr seines Lebens und unter Entbehrungen und Leiden mannigfacher Art wagen durfte. Dennoch ist die Vorliebe für Reisebeschreibungen dadurch nicht abgekühlt worden. Je mehr die weißen Völker durch die Entwicklung der Verkehrsmittel und durch die Verflechtung ihres Wirt schaftslebens einander genähert werden und ihre Unter schiede aneinander abschleifen, je mehr auch die fremden Weltteile durch Eisenbahnen erschlossen und der soge nannten Zivilisation zugeführt werden, um so weniger werden wir in neueren Reisebeschreibungen die Erzählung gefahrvoller Erlebnisse finden können, wie sie die Reisen früherer Jahrhunderte beleben und so besonders anziehend machen. Vielleicht ist Sven Hedin der letzte große Reisende in unerforschten und gefährlichen Ländern; denn bald werden nur noch die Polargebiete abenteuerlustigen Forschern Ge legenheit bieten ihre Kraft und ihren Mut zu erproben. Die denkwürdigen Reisebeschreibungen früherer Jahrhunderte ge winnen dadurch für uns um so höheren Reiz. Denn sie bieten nicht nur historisches Interesse, sondern fesseln uns auch durch die Frische und Urwüchsigkeit, die ihre Verfasser — zugleich ihre Helden — zeigen und die von ihrer Kraft, ihrem Wagemut, ihrer Tüchtigkeit und Männlichkeit ausströmen. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 75. Jahrgang. Zudem sind viele dieser älteren Reisewerke so geschrieben, daß sie noch heute die Teilnahme des Lesers ebenso stark erregen wie in früheren Zeiten. Wer Interesse für die Zustände fremder Völker und Länder hat (und dieses Interesse ist ja in Deutschland gerade sehr rege entwickelt gewesen), wird daher nicht nur die neueren, sondern auch die wertvollen älteren Reisebeschreibungen gern zur Hand nehmen und reichen Gewinn aus ihrer Lektüre schöpfen. Victor Loewe: Lilfliographie der Hannoverschen und Lraunschweigischen Geschichte. Posen 1908, I. Jolo- wicz. 8". 450 S. 15 in Original-Leinwand band 16 50 H. Das mit dem schnellen Anwachsen der Literatur zur Lokalgeschichte deutscher Landschaften immer fühlbarer werdende Bedürfnis nach Hilfsmitteln zur Orientierung auf diesen Gebieten hat mehrfach den Plan zur Herausgabe umfassender Bibliographien für einzelne Territorien ent stehen lassen, der bisher jedoch nur für Württemberg ver wirklicht war.*) Erfreulicherweise hat sich nun mit dem Buche von Loewe für die von den Historikern mit besonderem Eifer durchforschten, auf eine reiche geschichtliche Vergangenheit zurückblickenden altwelftschen Lande ein ebenbürtiges Werk dieser Art angeschlossen, das aus der mehrjährigen Tätigkeit des Verfassers am Staatsarchiv in Hannover erwachsen ist. In nahezu 6000 Nummern wird mit möglichster Voll ständigkeit die seit etwa 1815 bis auf die jüngste Gegenwart in selbständigen Schriften oder Zeitschriften niedergelegte Literatur verzeichnet; mit Recht hat der Autor darauf ver zichtet, die in den meisten Fällen gänzlich veralteten Arbeiten der früheren Jahre mit gleicher Ausführlichkeit aufzu nehmen, und sich begnügt, von ihnen nur diejenigen mit zuteilen, die in irgend einer Hinsicht heute noch von Be deutung sind. Die den Stoffmassen vom Verfasser gegebene Disposition ist klar und übersichtlich. Es seien daraus nur die Haupt gruppen hervorgehoben. In dem ersten Abschnitt wird das Quellenmaterial aufgeführt. Wir finden hier unter anderem die Verzeichnisse der Bibliothekskataloge, der histo rischen Zeitschriften und Vereine, die Biographien von Historikern der niedersächsischen Geschichte. Das zweite Kapitel (S. 18—31) ist der historischen Geographie gewidmet und bringt im einzelnen die geschichtlich-geographischen Be schreibungen des Landes, die Gau- und Diözesan-Einteilung, die Siedlungsgeschichte, die Wüstungen und Ortsnamen. Es folgt an dritter Stelle (S. 31—47) die allgemeine Geschichte. Hier sind demgemäß die Sammlungen der Quellen und Dar stellungen, die Urkundensammlungen und die universalen Arbeiten zur Landesgeschichte sowie der des Welfenhauses ver zeichnet. Ein weiteres Hauptkapitel (S. 47—131) gibt die Lite ratur zur politischen und zur Kriegs-Geschichte und zur Geschichte des Fürstenhauses nach der Reihenfolge der Ereignisse, bildet also naturgemäß für den Historiker eine besonders wertvolle Fundgrube; hingewiesen sei hier z. B. auf die Zu sammentragung der umfangreichen Literatur über die Ereig nisse von 1866 und die sogenannte Braunschweigische Frage. Der die Verfassung, Verwaltung und Rechtspflege behandelnde nächste Abschnitt ist, da auch er das Material bis auf die Gegenwart anfführt, für den Politiker und Verwaltungs beamten von Bedeutung. Das umfangreiche Kapitel von Seite 169—228 ist den einzelnen Zweigen des öffentlichen *) Heyd: Bibliographie der Württembergischen Geschichte. 2 Bände. Stuttgart 1895—96. 1055
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