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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.07.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-07-28
- Erscheinungsdatum
- 28.07.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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pG 173, 28. Juli 1908. Nichtamtlicher Teil. BörfeiMatt I. d. Dtfchn. Buchhandel. 8087 und höchsten Stellen des Landes als ein Mittel zur Moderni sierung des Landes ins Leben gerufen worden, um an ihrem Teil die Bevölkerung Chinas zu dem als notwendig erkannten Wettbewerb mit den europäischen Mächten wie mit dem japa nischen Nachbarvolke befähigt zu machen. In diesem Sinne wurden im Jahre 190S von Peking aus sogar Weisungen an die chine sischen Prootnzgouverneure erlassen, mit der Wirkung, daß allent halben »Amtsblätter», daneben aber auch eine größere Anzahl unabhängiger Blätter ins Leben traten. Heute hat jede chinesische Provinz ihre Preßorgane, wenn auch die Blätter von Peking, Schanghai, Tien-Tsin und Kanlon die weiteste Verbreitung ge- nießen. Ihre wesentlichsten Züge sind eine scharf patriotische Gesinnung, die namentllich in den Schanghaier Blättern zutage tritt und einen rücksichtslosen Kampf gegen das wirtschaftliche und politische Vordringen der verhaßten »Fremden- in China führt, und ein kritischer Geist, der sich gegen die über kommenen Religionsformen mit ihren abergläubischen Sinn losigkeiten, gegen den Bnreaukratismus und die Mißwirtschaft der Beamten, sowie sonstige Mißstände des öffentlichen Lebens kehrt. Obwohl die Betätigung dieses kritischen Geistes keines wegs ungefährlich ist, da ein mißliebiger Journalist in China auch heule noch nicht nur Gefängnis, sondern auch körperliche Slrasen zur Sühne seiner Kühnheit erleiden kann, gehen die chinesischen Blätter in ihren Angriffen gegen ihnen mißliebige Beamte und sogar regierende Herren mitunter sehr weit; hat doch z. B. erst vor kurzem ein Pekinger Blatt einen Wettbewerb für das beste satirische Gedicht gegen den Prinzen Tsing ausgeschrieben und dafür Preise ausgeteilt. Der moderne Geist, der diese Blätter ins Leben gerufen hat, macht sich auch in ihrem literarischen Teil bemerklich. Anstatt der Wunder- und Geistergeschichten, von denen die ältere chinesische Literatur voll ist, bringen sie in ihren Feuilletons Romane, unter denen namentlich Übersetzungen aus dem Englischen, Fran zösischen und Japanischen sehr beliebt sind; doch fehlt es selbstverständlich auch nicht an Erzeugnissen der heimischen Lite ratur. Neben den Liebesromanen sind hier die Schlüsselromane sehr beliebt, bet denen die Personen — zumeist hohe Beamte oder Mitglieder des kaiserlichen Hauses —, deren Treiben gekenn zeichnet werden soll, gewöhnlich mit einer jeden Zweifel aus- schließenden Deutlichkeit geschildert werden. Auch nationalistischen Tendenzen sind diese Romane nicht selten dienstbar, wie z. B. der Roman »Der schlafende Löwe-, der unlängst in einem Shanghaier Blatt erschien — der Löwe ist natürlich China —, oder er wendet sich gegen die übertriebenen EuropäisterungSde- strebungen der »Intellektuellen- Chinas, wie dies z. B. ein kürzlich erschienener Roman: »Die neuen Erzieher- getan hat. Was die Organisation und wirtschaftliche Grundlage dieser Blätter betrifft, so sind sie in der Regel Eigentum von Altien- gesellschaflen, die aus Gelehrten und reichen Kaufleuten bestehen, und denen nicht selten die höchsten Mandarinen des Landes, ja selbst Mitglieder des Kaiserhauses angehörenf häufig sind sie auch, wie schon gesagt, unmittelbar die Schöpfung eines Vize- köntgs oder Gouverneurs, der ern Blatt zu seiner Verfügung zu haben wünscht. Auch die Japaner haben sich in China einige Blätter geschaffen — so namentlich rn Peking und Mulden —, die vollkommen die japanischen Interessen vertreten, während anderseits ein Teil der Studentenschaft und der umstürzlerisch gesinnten Neuerer auch Blätter un Ausland gegründet haben, so ln Hongkong, Singapore und in mehreren Städten Japans; eins davon, bas den Namen Sin Tsche Kmi Kl sührt, erscheint sogar in Paris. Auch eine ausschließlich von Frauen geleitete und zur Hebung der Interessen des weiblichen Geschlechts bestimmte Zeitung fehlt nicht; sie sührt den Namen Nüpao sDamenzeitung) uno bringt besonders Artikel über Mode, Hauswirtschaft und speziell werbliche Angelegenheiten. Die Leitung» der größeren chinesischen Blätter liegt zumeist in den Händen angesehener Gelehrter, die nicht selten früher Mandarlnenrang bekleidet haben; die Spartenredakleure sind dagegen meistens junge Leute, die im Durchschnitt nur bl) Dollars rm Monat besoldet werden. Über die Auflage dieser Blätter ist Sicheres schwer zu ermitteln. Einige Shanghaier Blätter, die nach ganz China verschickt werden, haben eine Auflage von 19 000 blS 1b 000 Exemplaren. Ihr Gründungskapital ist oft sehr erheblich; so betrug dieses bei der »Allgemeinen Zeitung- (Tscheotschu-tschepan) von Shanghai 200 000 Tasls (— etwa 650 000 >!) und bei einem unlängst von einem Konsortium in Hang-Tschau gegründeten Blatt sogar 300 000 Tasls. Auf jeden Fall muß mit der Tatsache gerechnet werden, daß China heute eine Presse hat, die, wenn sie auch noch weit von der Voll kommenheit der europäischen Presse entfernt ist, doch im Verein mit den Eisenbahnen des Landes den mächtigsten Hebel zur Modernisierung Chinas bildet und der darum nicht nur vom literarischen und kulturgeschichtlichen, sondern auch vom politischen und weltwirtschaftlichen Standpunkt hohe Bedeutung zukommt. K. Schneider. Die Oxkorä Hnivsr8lt^ krsss und ihre Geschichte. — Die Oxkorck Oaivsrsit/ krsss hat soeben einen Bericht über ihre eigene Geschichte aus der Feder Falconer Madan's, des lang jährigen Bibliothekars der öoälsian Inbrar^, veröffentlicht. Dieser Bericht wird auch in Deutschland Interesse finden; ist doch die Oilorä Umvsrsitx krsss nicht nur die größte Provinzpresse Eng lands, sondern auch die einzige des Landes, die — um mit Madan's Worten zu sprechen — sich ununterbrochenen Bestehens >eit den Tagen der Königin Elisabeth rühmen und noch darüber hinaus in eine Zeit zurückblicken kann, wo die Buchüruckerkunst in London selbst unbekannt war, und auf ein Buch, das noch vor Caxtons erstem Werk in Weftminster oder doch unmittelbar nach diesem hergestellt worden ist. Die erste Presse in Oxford, so sührt Madan aus, gehörte dem fünfzehnten Jahrhundert an; das erste in Oxford gedruckte Buch war eine Ausgabe der Werke des Heiligen Hieronymus, die die Jahreszahl 1463 trägt, eine Angabe, die man bisweilen für einen Irrtum gehalten und durch die Zahl 1478 ersetzen zu sollen geglaubt hat. Auf dieser Presse wurden nachweislich bis zum Jahre 1487 Bücher gedruckt. Die zweite Presse war nur drei Jahre lang, nämlich von 1517—1520, in Gebrauch. Diese Kurz lebigkeit war ein Schicksal, das sie mit allen übrigen Provinz pressen des sechzehnten Jahrhunderts teilte; wurden doch am 4. Mai 1556 vermöge des Freibriefs der Ltationörs' Oompauz- alle Pcovinzpreffen mit Ausnahme derer in Oxford und Cambridge unterdrückt. Das Bedürfnis nach einer eigenen Presse machte sich aber in der Universität doch wieder gellend, und dieselbe lieh deshalb im Jahre 1585 dem Oxforder Buch händler Joseph BarneS 100 Pfund zur Erichlung einer eigenen Druckerei, aus der im Jahre 1586 zum ersten mal «in griechisches Buch heroorging. In der nächften Periode hat sich hauptfächlich der bekannte Ur. Fell, der Dekan von Christ Church, um die Entwicklung kur Presse verdient gemacht, der im Jahre 1667 eine regelrechte Schriftgießerei in Oxford errichten ließ und im Jahre 1669 die Bibliothek in dem Sheldoman - Theater unterbrachle; dort verblieb die Bibliothek bis zum Jahre 1830, wo sie nach ihrem neuen, nach dem Lord Clarendon genannten Haufe in Watton Street übersiedelte. Von werteren wichtigen Ereignissen verdienen die Anwendung des Dampfes zum Betrieb der Druckmaschinen im Jahre 1840, die Einführung der modernen Stereotypie im Jahre 1860 und der Gebrauch der Photographie zu JllustrationSzwecken im Jahre 1885 Erwähnung. (Nach: »Lubiisüsrs' IVssicJ».) 12. Internationaler Presse-Kongreß, Berit« 1808 (Vgl. Nr. 77,.85, 97 o. Bl.) — Zu dem in den Tagen vom 20. bis 24. September 1908 in Berlin statlfindenden 12. Internationalen Presse-Kongreß sind aus allen Ländern so zahlreiche Anmeldungen eingelausen, daß die Liste der Teilnehmer bereits geschlossen worden ist. Die Presse Österreich-Ungarns, Italiens, Belgiens, Hollands, Englands, der Skandinavischen Länder, Griechenlands, Amerikas und Japans wird durch Redakteure der leitenden Zeitungen oerlreren sein. Ein auffallend reges Interesse für den Kongreß zeigt sich in den Kreisen der sranzösifchen Journalisten. Namen von bekanntein Klange, wie Jules Elarette, A. Hsbrard cTenips), Jean Dupuy, G. Berthoulaz fLiberrs), Gafton Calmette fAlgarv), A. Brisson (TempS) u. a. sind angemeldet. Für einen glänzenden Empfang der fremden Journalisten wird durch das Komitee, in dem sämtliche Berliner Tageszeitungen und eine An zahl großer Provinzblätter durch ihre Chefredakteure und Verleger vertreten sind, gesorgt werden. (Nalionalztg.) 1055*
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