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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.10.1893
- Strukturtyp
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- 1893-10-12
- Erscheinungsdatum
- 12.10.1893
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- Deutsch
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6052 Nichtamtlicher Teil. 238, 12. Oktober 1893. Buch, das Anklang findet, so ist die erste Auflage oft schon am Tage des Erscheinens verkauft; eine zweite wird sofort in Angriff genommen, der bald eine dritte oder vierte folgt u. s. w., ohne daß die folgenden Auflagen besonders im Buchhändlerblatte angezeigt werden. Bei neuen Erscheinungen der Belletristik oder Standard- Litteratur werden kurz nach einander Ausgaben zu verschiedenen Preisen hergestellt, um auch den ärmeren Klassen die Anschaffung zu erleichtern, und jede Ausgabe findet ihr Publikum. Eine besondere Eigentümlichkeit wäre nur hervorzuheben, die darin besteht, daß, während in Deutschland Verfasser und Verleger darnach streben, die folgenden Auslagen, was Inhalt und Ausstattung anbelangt, zu vervollkommnen, das englische Buch — medizinische und juridische Litteratur natürlich ausge nommen — ganz unverändert durch eine Unzahl von Auflagen läuft, wobei jedoch Druck und hauptsächlich Illustrationen um so schlechter werden, je höher sich die Zahl der Auflagen beläuft. Die geradezu an Manie grenzende Liebhaberei der ersten Auf lagen hat im englischen Buchhandel also eine gewisse Berechtigung; denn hauptsächlich in illustrierten Werken sind die Abdrucke der späten Auflagen manchmal wahrhafte Karikaturen, wenn man sie mit denen der ersten vergleicht. Bei Büchern, die ein weniger populäres oder gar streng wissenschaftliches Thema behandeln, kann der Verleger nur in den seltensten Fällen auf eine kräftige Verwendung von seiten der Sortimentsbuchhandlungen rechnen; man darf es ihm daher nicht übel nehmen, wenn er sich direkt ans Publikum wendet. Und wenn sich auch erst vor kurzem anläßlich des Er scheinens einer neuen Biographie ein größerer Verleger von einer derartigen Anschuldigung öffentlich rein waschen mußte, so ver schmäht es nichtsdestoweniger eine ebenso bedeutende Verlagsfirma nicht, an ausländische Bibliotheken Cirkulare zu versenden, in denen sie öffentlich nicht herabgesetzte Erscheinungen zum halben Ladenpreise anbietet, jedoch mit der ausdrücklichen Bedingung, daß Bestellungen nur durch Londoner Buchhändler gemacht werden müssen. Während der Verleger sich durch ein solches Vorgehen von vornherein die Bezahlung der Ware sichert, hängt der ver mittelnde Buchhändler, dem großmütig 5 Prozent Rabatt gewährt werden, von dem guten Willen und der Rechtlichkeit seiner über seeischen Kunden ab. Im allgemeinen kennt man ä cond. - Lieferungen nicht; 25 bis 30 Prozent ist der Normalrabatt, und zwar gegen bar für eine Handlung, die kein Konto hat, in Rechnung für Firmen, denen Konto eröffnet wurde. Es war Usus, einzelne Exemplare eines Buches unter fünf Schilling ordinär ohne Ausnahme nur gegen bar zu liefern; doch ist man davon abgekommen, und alles wird jetzt auf Konto getragen. Jeder Verleger hat seine eigenen Abrechnungstermine; der eine verlangt monatliche, der andere viertel-, halb- oder (aber das sehr selten) ganzjährige Abrechnung. Von dem Saldo geht ein 2*/,- bis 5prozentiger Kassa-Diskont, und in den meisten Fällen, noch ein eben so großer Extra- Rabatt für abgesetzte Novitäten ab, so daß also der englische Buchhändler, der Konto besitzt, statt mit 25 bis 30 Prozent, mit 30 bis 40 Prozent arbeitet; dazu kommen noch die Frei- Exemplare, deren er eins auf 12 oder 24 Exemplare erhält, wobei jedoch zu bemerken ist, daß schon bei Abnahme von 6 resp. 12 Exemplaren ein halbes Frei-Exemplar in Abzug ge bracht wird. Bei Abnahme von großen Partieen gestalten sich die Bezugsbedingungen noch viel günstiger, und man dürfte nicht zu weit gehen, wenn man 50 Prozent als Normal-Rabatt annimmt. Interessant ist die Art und Weise, wie Novitäten in den Handel gebracht werden. Kaum sind die ersten Exemplare eines neuen Werkes fertig gestellt, so wird eines dem Stadtreisendeu übergeben, der es den Buchhändlern zeigt und ihre Bestellungen entgegennimmt. Jede bedeutendere Verlagsbuchhandlung be schäftigt einen eigenen Stadtreisenden zum Vertriebe der Novi täten; ich glaube nicht, daß auch nur ein einziger Londoner Buchhändler das wöchentlich erscheinende kublisbers' Oiroular mit der Absicht liest, sich über die erschienenen Novitäten zu informieren; das thut höchstens der Provinzialbuchhändler. Fast durchgehends könnten diese Stadtreisenden als Muster für alle übrigen in der Welt hingestellt werden; sie sind höflich, nicht ausdringlich, sprechen nur zur Sache Gehöriges, danken für einen erhaltenen Auftrag und lassen selbst ein tbanL xou fallen, wenn man ihnen keine Bestellung mitgiebt. Gelangt nun auf solche Weise eine neue Erscheinung in die Hände des Einkäufers oder Lagerverwalters, so sieht dieser nur darauf, ob sie einer der folgenden Bedingungen entspricht: Ist das neue Werk ein Standard-Buch, oder verspricht es ein solches zu werden? Ist der Verfasser bekannt, vielleicht ein Lieblingsschriftsteller? Ist das im Buche behandelte Thema beliebt? und paßt es in den Rahmen des Geschäftes? und eventuell noch Ist die Novität für den Export geeignet? Derartige Erwägungen haben ihre Berechtigung. Jeder englische Bücherfreund trachtet, abgesehen von seinem Spezialfach, seine Bibliothek auch mit guten Werken der allgemeinen Litteratur (Ltanäarck IVorlro) zu füllen. Die Nachfrage nach letzteren ist in der That sehr groß, und jeder Buchhändler wird bestrebt sein, sein Lager in dieser Richtung zu komplettieren. Sehr groß ist die Zahl der Sammler, die möglichst alle Werke eines bestimmten Autors, womöglich in erster Auflage, zu besitzen wünschen. Der Buchhändler wird daher nur seinen Vorteil dabei finden, sich sofort mit Exemplaren derartiger neuen Erscheinungen zu versehen; er wird nicht erst auf den Inhalt näher eingehen; der Name bietet ihm Garantie genug. Gewiß läuft er ein Risiko; denn nicht jedes Werk ein und desselben Verfassers zieht; aber im großen und ganzen ereignet es sich häufiger, daß der Preis der ersten Auflage für Exemplare der gewöhnlichen wie Extra-Ausgaben sofort nach Erscheinen in die Höhe geht. Die große Zahl der Londoner Buchhändler bringt es mit sich, daß man sein Hauptaugenmerk mehr oder minder auf ge wisse Spezialitäten wirft; paßt daher die Novität in den vor gezeichneten Rahmen, so wird sie angeschafft. Ferner giebt es gewisse Sujets, die besonders beliebt sind — ich erinnere nur an die Sportlitteratur —; ein einschlägiges Buch wird daher nicht übergangen. Exportbuchhandlungen, besonders solche, die die Lieferung an größere ausländische Bibliotheken besorgen, können mit ziem licher Sicherheit auch auf den Absatz bedeutenderer, speziell wissenschaftlicher Werke rechnen, und in dieser Hoffnung schaffen sie manchmal neue Erscheinungen an, die sie unter andern Um ständen nicht beachtet haben würden. Das sind die hauptsächlichsten Gesichtspunkte, denen gemäß der mit der Lagerverwaltung Betraute bei Anschaffung von No vitäten vorgeht, sich, was die Zahl der zu bestellenden Exemplare anbelangt, mitunter von dem Verhältnis bestimmen lassend, das zwischen seiner Firma und dem betreffende» Verlage besteht. Die notwendige Folge ist, daß eigentlich nur »Brot-» oder »Sen sationsartikel« in entsprechender Zahl subskribiert werden, während von wissenschaftlichen Werken nur einzelne Exemplare abgesetzt werden. Eine weitere Folge ist, daß sich der Buchhändler tatsächlich nur bemüht, die festen Lagercxemplare abzusetzen; ist dies erreicht, so wird er sich nur in seltenen Fällen veran laßt fühlen, eine Nachbestellung zu machen. Geradezu merk würdig ist es, daß bei Anfragen nach einem augenblicklich nicht vorrätigen Werke der englische Sortimenter nicht seine Bereit willigkeit ausspricht, es zu besorgen, sondern den Kunden mit dem Ausdrucke seines Bedauerns, daß das Buch nicht vorrätig sei, einfach abfertigt; es lohnt sich angeblich nicht, ein einzelnes Buch zu besorgen. Hat der Kunde mit einem Gehilfen zu thun, der einige Erfahrung im Buchhandel besitzt, so wird er an eine
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