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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.11.1893
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1893-11-09
- Erscheinungsdatum
- 09.11.1893
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- Deutsch
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6802 Nichtamtlicher Teil. 261, S. November 1898. Um diese zu erhallen, wird durch die sogenannten Strahlenfilter photographiert, d. h. farbige Glasscheiben, welche die Strahlen, die man auszuschließen wünscht, absorbieren, und außerdem durch das bekannte Liniennetz, das für jede Autotypie nötig ist, um die Halbtöne der Photographie in Linien und Punkte zu zerlegen und dadurch für den Hochdruck geeignet zu machen. Die »Photo graphischen Mitteilungen« in Berlin brachten in Nr. 19 des 29. Jahrganges zuerst eine derartige Kurtz'sche Arbeit; ein Still leben, das einen Majolikateller, Weintrauben, Pfirsiche, Ananas, Citronen rc. zeigt und durch seine frappante Naturwahrheit großes Aussehen erregte.*) Ueber die Strahlenfilter veröffent lichte kürzlich die St. Petersburger Staatsdruckerei ihre Er fahrungen, die sich allerdings hauptsächlich aus den Dreisarben- lichtdruck erstrecken. Bezüglich der Aufnahme für Rot und Blau ist der Grundsatz festzuhalten, daß zur Anwendung kommende Strahlenfilter nicht nur die jeweilige Grundfarbe, sondern auch die beiden Mischfarben absorbieren müssen. Unter Mischfarben ist hier die Mischung zweier Grundfarben verstanden; es muß also der Filter für Rot: Orange, Rot und Violett absorbieren und cs wird demnach grün sein müssen. Die Bromsilberplatte Wird dabei mit Eosinsilber sensibilisiert. Blau muß durch einen Filter, der Grün, Blau und Violett absorbiert, aber Gelb, Orange und Rot durchläßt, also orange ist. Dabei wird die Brom silberplatte mit Cyanin empfindlich gemacht. Die größten Schwierig keiten haben der Petersburger Anstalt die Gelbplatten gemacht, weil sich nämlich bei ihnen das Rot schwer ausschließen läßt und sie daher Gelb und Rot enthalten. Diesen Fehler kann man nur durch Retouche heben. Man macht von dem für Rot angefertigten Negativ ein Diapositiv und »subtrahiert« durch Retouche von dem Gelbnegativ das Rot. Dabei hat man in Petersburg die Erfahrung gemacht, daß die günstige Reihenfolge der Farben beim Druck gelb, rot, blau ist und nur so sich wirklich gute Resultate erreichen ließen. In Einzelheiten weicht nun das Vogel-Kurtzsche Verfahren von diesem ab; so soll na mentlich keine Retouche bei der Gelbplatte nötig sein; aber im großen und ganzen deckt es sich mit dem eben Gesagten. Mit großen Schwierigkeiten ist es ferner verknüpft, die Platten in genau gleicher Größe zu photographieren und sie später zum Passen zu bringen, zu welchem Zweck sehr komplizierte und kostspielige Vorrichtungen getroffen wurden. Auch die Auswahl der Farben ist sehr schwer, da diese sowohl in Bezug auf Licht echtheit wie Feinheit von erster Güte sein müssen. Während nun die St. Petersburger Staatsdruckerei vorschlägt, die Farben jedes mal nach dem Gegenstand abzustimmen und z. B. bei einer Winterlandschaft auch mit gebrochenen Tönen zu drucken, verlangt Professor Vogel, daß stets die einmal spektroskopisch gewählten Farben wieder genommen werden. Ferner erfordert auch die Aetzung der Platten wie der Druck selbst eine tüchtige Kraft; denn alles muß harmonisch Zusammengehen, wenn der Gesamteindruck befriedigen soll. Dies nun alles hat Kurtz durch jahrelange Ex perimente und mühevolle Arbeit erreicht, und aus seinem groß artigen Atelier am Madison-Square in New Dork gehen jetzt Drucke hervor, die das Entzücke» des Fachmanns bilden. Mit der größten Liebenswürdigkeit wurde mir dort ein eben vollen detes Blatt zur Verfügung gestellt, das einen nach einem aus- gestopften Exemplar in Dreifarbendruck ausgenommenen Papagei darstellt. Da das Blatt den Abdruck viermal enthält, so ist es auch sehr interessant, diese vier Abdrücke zu vergleichen, wobei man findet, daß einer genau wie der andere ist. Nach der Ver sicherung der Angestellten ist es überhaupt ein großer Vorzug dieses Verfahrens, daß sich eine viel größere Gleichmäßigkeit der Abdrücke einer Auflage untereinander ei zielen läßt, als dies bei der Chromolithographie möglich ist. Diesen Papagei, der bis auf die kleinste Feder mit einer wunderbaren Naturtreue wiedergegebcn ist, zeigte ich auch verschiedenen Fachgelehrten der Zoologie als Typus für die zukünftige Illustration zoologischer Werke und fand damit ungeteilten Beifall. Interessant war es mir zu hören, daß die Farben zu diesen Drucken bis jetzt nur von einer deutschen Firma zur Zufriedenheit geliefert sind, und zwar von Käst L Ehinger in Stuttgart. In der Kurtz'schen Ausstellung waren nun außer dem oben erwähnten Stillleben noch andere ausgestellt, so eines, aus dem der Bronzeglanz einer Büste inmitten von Rosen besonders na türlich wirkte, und ein anderes, auf dem eine Gruppe von Hummerscheeren, Weintrauben u. s. w. durch die charakteristische Wiedergabe der verschiedenen Stoffe zur Bewunderung hinriß. Auch für Reproduktionen von Gemälden ist ja dieses Verfahren von großem Wert, und Kurtz zeigt in verschiedenen Proben auch darin seine Meisterschaft. Dies gilt von dem »Schlafenden Mönch« nach Cassanova und verschiedenen andern Blättern. Auch in Autotypieeu in Schwarzdruck leistet Kurtz natürlich Vorzüg liches. Ich erwähne davon einen Tigerkops und spielende Katzen. Jedenfalls ist es sicher, daß die deutschen Verleger mit diesem für die Buchillustration unschätzbaren Verfahren in nicht all zuferner Zeit werden rechnen müssen. Für Deutschland hat be kanntlich die Firma W. Büxenstein in Berlin das Patentrecht erworben, und auch von ihr findet man tüchtige Arbeiten in Chicago ausgestellt, auf die ich später noch zurückkomme — der Meister aber bleibt Kurtz, und nicht zum geringsten hat er zum Lorbeerkranz, den sich deutsches Streben und deutscher Fleiß am Michigan-See errungen haben, beigetragen. Chas. Scribners Sons in New Dork sind Herausgeber der weitverbreiteten belletristischen Monatsschrift »Sdidnor's Llsssarino«, einer der angesehensten amerikanischen Zeitschriften Diese ist sehr reich illustriert und gut gedruckt, wenn sie auch in Bezug aus glänzende Ausstattung bei weitem nicht an unsere deutschen Zeitschriften ähnlichen Genres hinanreicht. Es ist das auch einer von den Punkten, die wir mit Genugthuung bemerkt haben, daß unsere belletristischen Zeitschriften sich namentlich in den letzten Jahre» auf eine bedeutende Höhe hinaufgeschwungcn haben und die Konkurrenz keines Landes zu scheuen brauchen. Die sehr bereitwillig verteilte umfangreiche Ausstellungsnummer des »Lla.s'g.rins« umfaßt. 163 Seiten, und daran schließt sich ein Annonccnanhang von 148 Seiten, der zwar in Bezug auf Origi nalität manche interessanten Züge aufweist und uns zeigt, welche Meister der Reklame die Amerikaner sind, anderseits aber auch für das Ueberwuchern dieser Reklame sehr charakteristisch ist. Der Preis für die Zeitschrift ist ? 3 pro Jahr. Sehr interessant war die Ausstellung von Originalzeich nungen für die Bilder des Magazins, die in Holzschnitt oder Autotypie reproduziert werden. Die Originale sind fast durchweg in Tuschzeichnung ausgesührt und sehr häufig mit zarten Pastell- artigen Tönen übermalt, die ganz außerordentlich viel zur Ge samtstimmung beitragen. Außer diesem Hauptverlagsartikel der Firma sind auch noch viele Bücher ausgestellt, die sich durchweg durch hübsche Einbanddecken auszeichnen, und namentlich fällt da bei die ungemein reiche Ausstattung des Buchrückens auf, der in seinen Figuren auf den Inhalt des Buches hinweist. Unter den Büchern ist zu erwähnen: ein Werk über amerikanische Dachten mit prächtigen Chromolithographieen. Ein großer Teil dieser Verlagsartikel ist gedruckt in der Buchdruckerei von I. I. Little L Co. in New Dork. Auch die folgende Ausstellung, die der Barrie Publisher in Philadelphia, zeigte recht bedeutende Arbeiten. Diese älteste Verlegerfirma in Amerika hatte einen originellen Bau mit In schriften berühmter Schriftsteller errichtet und bot namentlich in illustrierten Prachtwerken, die fast durchweg in eigener Druckerei hergestellt werden, ganz Vorzügliches. Wie überall in der ameri kanischen Ausstellung trifft man hier auf viele französische Schrift steller; denn die Nordamerikaner haben eine kleine Schwäche für die Franzosen. Ich erwähne von den ausgestellten Sachen Victor Hugos Werke in gr. 4» mit schönen Gravierungen; die *) Vgl. Börsenblatt 1893 Nr. 6 u. 9.
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