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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.05.1888
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1888-05-09
- Erscheinungsdatum
- 09.05.1888
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- Deutsch
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H 106, 9. Mai 1688 Nichtamtlicher Teil. 2333 durchlaufen hatte, trat er in Köln in die Sortimentsbuchhandlung von Renard L D»byen als Lehrling ein, wo er sich in kurzer Zeit mit dem Sortimentsbuchhandel vertrant machte. Von dort kehrte er nach Neuß in das väterliche Geschäft zurück, um diesem von nun an bis zu seinem Tode seine ganze Kraft zu widmen. Mit einem wahren Feuereifer und nicht zu ermüdendem Fleiße, mit einer Energie und Unternehmungslust, welche, vor keinen Schwierig keiten zurückschreckend, ihn das, was er mit praktischem Blicke als für das Geschäft Nützliche und Vorteilhafte erkannte, unablässig bis zur Erreichung Versalsen ließen, war er vom frühen Morgen bis spät in die Nacht hinein lhätig, überall zugreifend, wo es nötig war. Um für die Druckerei hinreichend Beschäftigung zu finden, wandte Franz Schwann sich zunächst der Ausdehnung des Formular geschäftes (welches bald das reichhaltigste der Rheinprovinz wurde) und der Verlagslhätigkeit zu. Letztere entwickelte sich in der ersten Zeit hauptsächlich nach zwei Richtungen. Die eine umfaßte katholische Gebet- und Erbauungsbücher. Der »Katholische Volks kalender*, anfangs von dem Gesellenvater Kolping verfaßt, Werke aus der katholischen Kirchengeschichte, Predigtsammlungen rc. ge hören auch dahin. Von den Erbauungsbücheru fanden namentlich die Philothea von Franz von Sales und die Nachfolge Christi von Thomas von Kempen in musterhaften Übersetzungen in immer neuen Auslagen eine großartige Verbreitung. Für die zweite Richtung, den Verlag von Schulbüchern, wurde die Verbindung mit dem im Jahre 1842 gegründeten Schullehrer- Seminar in Kempen von großer Bedeutung. Die Büscher'sche Fibel, welche cs auf über 100 Auflagen brachte, die Lesebücher desselben Verfassers, die Rechenbücher von Kcutenich, die katholische Zeitschrift für Erziehung und Unterricht, denen sich noch eine ganze Reihe ähnlicher Werke anschloß, folgten rasch auf einander. Im Jahre 1845 war die erste Schnellpresse in Dienst gestellt worden, 1851 folgte bereits die zweite, 1856 die dritte und so ging es stetig weiter Die große Ausdehnung des Verlags mit all den Arbeiten, Korrespondenzen, Reisen rc, welche dieselbe im Gefolge hatte und welche von Franz Schwann sämilich persönlich besorgt wurden, hinderte ihn nicht, auch der Druckerei seine Aufmerksamkeit zu widmen und sich hier keineswegs mit der Herstellung der Druck sachen, so schlecht und recht, zufrieden zu geben. Vielmehr ging auch hier sein Streben dahin, in Accidenzen und in Ausstattung der von ihm verlegten Werke nach Form und Material Mustergiltiges zu bieten In den illustrierten Werken, wie Rheinlands Bau denkmale rc., wurde auf den Truck der Holzschnitte die äußerste Sorgfalt verwandt. Im Farbendruck, der von ihm unter großen Opfern an Zeit und Arbeit gepflegt wurde, leistete die L. Schwann'- sche Druckerei bald so Hervorragendes, daß häufig aus den bedeu tendsten Centren des deutschen Buchhandels, aus Leipzig, Berlin rc., sogar aus Paris, Druckaufträge für feinere Farbendrucksachen nach dem entlegenen Neuß kamen. Die Wiener Ausstellung im Jahre 1878 und die Düsseldorfer Ausstellung im Jahre 1880 erkannte die Leistungsfähigkeit der L. Schwann'schen Druckerei durch Ver leihungen hoher Auszeichnungen an, wie auch Ihre Majestät die kunstsinnige Kaiserin und Königin Augusta unserem Franz Schwann das Prädikat eines Königlichen Hofbuchhändlers verlieh. Als die Falksche Ära einen Teil der im L. Schwann'schen Verlage erschienenen Schulbücher aus den Schulen entfernte, wurde in einem neuen Zweige der Litteratur, dem juristischen, dafür^ Ersatz gesucht und gefunden. Die großen Grotefendschen Gesetzsammlungen, preußische, deutsche, hannoversche rc., nebst einer ganzen Reihe von Einzelausgaben von Gesetzen mit Kommentar traten in die Lücke, ohne daß es darum versäumt wurde, das verlorene Terrain im Schulbüchervcrlage wieder zugewinnen Mittlerweile war das L. Schwann'sche Geschäft auf einem Punkte angelangt, wo es, sollte seine natürliche Weiterentwicke lung nicht Schaden leiden, absolut notwendig wurde, dasselbe ^ nach einer größer» Stadt mit ihren Hilfsmitteln, Verbin dungen rc., wie sie das kleine Neuß nicht zu bieten vermochte, zu verpflanzen. Obgleich Franz Schwann die Sechszig bereits überschritten hatte und die ganze Last des Geschäftes noch immer fast einzig aus seinen Schultern ruhte, entschloß er sich doch zu dem ihm gewiß nicht leicht werdenden Schritte, die Stätte seiner bisherigen Wirksamkeit zu verlassen und nach dem benach barten im raschen Aufblühen begriffenen Düsseldorf überzu siedeln. Nachdem ein allen Ansprüchen der Neuzeit entsprechendes, mit den besten Maschinen und Hilssmaschinen ausgerüstetes neues Druckereigebäudc hergestellt war, fand der schwierige und langandauernde Umzug statt. Die Sortimentsbnchhandluug in Neuß wurde verkauft, und nur der älteste Verlagsartikel, die im Jahre 1826 gegründete Neußer Zeitung, mit Zeitungsdruckerci dort belassen. Im Herbst 1878 war der Umzug vollendet. Nahezu 10 Jahre sollte es Franz Schwann noch vergönnt sei», an der neuen Stätte zu wirken. Waren auch die Jahre au ihm keineswegs spurlos vorübergegangen, machte sich auch infolge der gewaltigen Arbeitslast, welche er viele Jahrzehnte hindurch getragen, allmählich ein Nachlassen der geistigen Spann kraft und Willensenergie geltend, so blieb er doch nach wie vor die Seele dcs Geschäfts, der von morgens bis spät abends von allem Kenntnis nahm, alles selbst anordnete, alles überwachte. Das Wiederaufleben der ältern strenger» Richtung in der katholischen Kirchenmusik gab ihm Veranlassung, seinen Verlag auch auf dieses Gebiet auszudehnen, sowie den Verlag des »Gregoriusblattes« und des »Greg oriusboten« zu über nehmen. Nebenher gingen Verhandlungen zur Übernahme einer neuen »Zeitschrift für christliche Kunst«, die gleichfalls zum Ziele führten. Jahrelang beschäftigte er sich mit einer reich illustrierten Prachtausgabe des Thomas von Kempen. Letztere Ausgabe konnte er noch Ende des vorigen Jahres in die Welt gehen lassen; das Er scheinen des ersten Heftes der »Zeitschrift für christliche Kunst« sollte er nicht mehr erleben. Die geistige Überanstrengung hatte seine sonst so kräftige und widerstandsfähige Gesundheit untergraben Eine leichte Erkältung, die er sich im vergangenen harten Winter zugezogen, wollte nicht weichen. Sie zwang ihn endlich aufs Krankenlager, von dem ihn nach wenigen Tagen ein schmerzloser Tod in ein besseres Jenseits abrief. Es sei uns nach diesem Überblick über das Wirken des Ver storbenen in seinem Berufe zum Schluffe noch vergönnt, ihn auch in wenigen Worten als Mensch zu würdigen. Strenge Rechtlichkeit war die Richtschnur seines Handelns; denn die Religion war ihm Herzenssache, nach deren Vorschriften er sein ganzes Thun gewissenhaft zu regeln suchte. Er war knapp und kurz in Worten, einfach und schlicht, allem Prunke und äußerem Scheine feind, einer jener seltenen Menschen, die um so mehr ge winnen, je näher man sie kennen lernt Stolz und Hochmut blieben ihm auch auf der Höhe des Erfolges fremd; auch gegen den geringsten seiner Arbeiter war er stets freundlich und teil nehmend, hatte für Arme und Notleidende stets eine offene Hand. Ganz besondere Freude gewährte ihm, dem rastlos Thä- tigen, Fleiß und Strebsamkeit zu unterstützen. Er thronte nicht als Herr einsam in seinem Kontor, sondern bewegte sich am liebsten unter seinen Arbeitern, Rat gebend und Rat nehmend, überall selbst prüfend und eingreifend, nicht bloß in den Be rufsarbeiten Anweisung erteilend, sondern auch sonst aus dem reichen Schatze seiner Lebenserfahrung gern mitteilend. So wurden seine Untergebenen, wie diese in ihrem dem Ver storbenen gewidmeten Nachrufe sagten, ihm in Dankbarkeit ver pflichtet, nicht nur für sorgfältige Ausbildung und Unterweisung in ihrem Berufe, sondern auch für Erziehung zur Pflichttreue, zu Fleiß und Ordnung, zu streng sittlicher, aus echter Religiosität ruhender Lebensführung. Selbst nicht verheiratet, war er mit seinem starken, fürsorglichen Familiensinne der lebendige Mittel- ^ Punkt, um den sich seine Geschwister in Eintracht und Liebe fest
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