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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.12.1884
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1884-12-03
- Erscheinungsdatum
- 03.12.1884
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- Deutsch
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5770 Nichtamtlicher Theil. 281, S. December. Werken gegeben werden muß, daß ein solches Unternehmen nicht cxistirt. Die Gelehrten, die Bücherliebhaber oder sonstige Inter essenten haben sonach so gut wie gar kein Mittel, sich einen Ueberblick über die neuesten literarischen Erscheinungen ganz Spaniens zu verschaffen, die literarische Bewegung des Landes genau zu verfolgen oder sachwissenschastliche Novitäten zu über sehen. Das Annoncenwesen ist überdies auch sehr schwach ent wickelt und vollends findet man Büchcranzeigen säst nie. Aller dings würde vieles Annonciren auch den Verlag zu sehr be lasten; denn der Verbrauch von Büchern ist hier im Allgemeinen ein so unglaublich geringer, daß die Verleger nur in seltenen Fällen bei wissenschaftlichen Arbeiten Honorare zahlen können und trotzdem oft genug nicht entfernt aus ihre Kosten kommen. In größeren Massen werden nur Schulbücher und allenfalls Dichtungen und Novelle» der ersten, berühmtesten Schriftsteller gekauft. Die wissenschaftlichen Werke werden in den öffentlichen Bibliotheken studirt oder die Interessenten lassen sich dieselben von den Autoren schenken. Nur bei wenigen Schriftstellern und Gelehrten und in wenigen aristokratischen Häusern findet man Büchersammlungen, die den Namen Bibliotheken verdienen; nur ganz klein ist die Zahl derjenigen, die die moderne Literatur verfolgen und kaufen; dagegen werden literarische Raritäten von gewissen Bibliophile» und von Aristokraten, die ein offenes Haus haben, in beträcht licher Zahl gekauft und mit enormen Preisen bezahlt, da man gern mit derlei Werken rcnommirt. Endlich hat die Journalistik der Buchliteratur sehr großen Abbruch gethan, und die fachwissen schaftlichen Zeitschriften besonders decken säst ganz die bezüglichen literarischen Bedürfnisse. Diese Umstände sind alle in Betracht zu ziehen und er-, klären zum Theil den niedrigen Entwickelnngsgrad des spa nischen Buchhandels; aber sie entschuldigen darum doch keines wegs den Charakter und die eigenthümlichen Gepflogenheiten desselben. Verleger sind zunächst beinahe alle Sortimenter, seltener die zahllosen Antiquare; klein ist nur die Zahl der eigentlichen wirk lichen Verlagsbuchhandlungen, von denen die thätigsten, zum Theil auch die größten, sich in Barcelona befinden, das ebenso wie die ganze Provinz Katalonien den größten Gewerbfleiß auf weist. Verleger sind außerdem alle Buchdruckereibesitzer, auch selbst manche Lithographen und Buchbinder und endlich die Zeitungs besitzer und -Verleger. Die großen Verlagsbuchhandlungen haben meist keinen Detailverkans, sondern überlassen denselben den Sorti mentern. Außer diesen findet man aber vielfach auch unter den Papierhändlern und Buchbindern Buchhändler. Man sollte nun annehmen, daß bei dem überaus geringen Absatz von Büchern jeder Verleger das größte Interesse haben und Alles thun müßte, um seine Werke leicht zugänglich zu machen, dieselben an alle Sortimenter des Königreichs zu ver senden; man sollte ferner glauben, daß jeder Sortimenter das größte Interesse haben müßte, alle Wünsche seiner Kunden so schnell als möglich zu befriedigen; — doch in beiden Hinsichten bleibt Alles zu wünschen übrig. Aus Sparsamkeitsrücksichten wird eine Novität nicht annoncirt, sondern Verleger oder Autor informiren nur die Localpresse von dem bevorstehenden Ereigniß und die Blätter erwähnen desselben im redaktionellen Theil. Aus Sparsamkeitsrücksichten werden auch nur so wenig wie möglich Recensionsexemplare versandt. Der spanische Kaufmann mag nichts riskiren; daher gibt der Verleger zum Theil seine Werke nur gegen baare Bezahlung und feste Bestellung ab, und da kein Organ existirt, das die interessirten Kreise von allen Novitäten des ganzen Landes in- formirt, so gelangen viele derselben nur zur Kenntniß der Ein wohner des betreffenden Verlagsortes — oder auch das nicht. Oftmals haben die Verleger ihre ganz bestimmten Sortimenter, denen sie den Verkauf ihrer Bücher ausschließlich übertragen, und dann kümmern sich natürlich alle übrigen Sortimenter nicht um dieselben, verweisen den Käufer an die betreffenden „bevorzugten" Buchhändler und werden es nur selten über sich gewinnen, die Beschaffung eines solchen Werkes zu übernehmen. Aus diesem letzten Umstande erhellt schon, wie wenig der Sortimenter aus seinen Vortheil bedacht ist. Doch dies ist nur ein einziges Charakteristikum. Ich habe viel und in allen großen Städten Spaniens mit Buchhändlern zu verkehren gehabt und habe überall mit wenigen Ausnahmen, und diese finden sich haupt sächlich in Barcelona, einen unglaublichen Jndifferentismus und eine höchst nachlässige Bedienung gesunden. Der spanische Buch händler benimmt sich meist so, als ob er das Geschäft nur zu seinem Vergnügen betriebe und Millionär wäre. Von Zuvor kommenheit und Geschäftseifer ist selten die Rede; der Chef und sein Personal haben scheinbar nicht das geringste Interesse daran, irgend etwas zu verkaufen, und bequemen sich nur ungern, dem Ver langen der Kunden zu genügen, wenn dieser nicht ein Freund des Hauses ist. Um sich nicht die Mühe zu machen, ein Buch zu suchen, das er. nicht gleich zur Hand hat, das aber, wie sich oft genug nachher herausstellt, thatsächlich vorhanden ist, erklärt der Buchhändler lieber: „Das Buch ist nicht da" oder „es ist ausvcrkaust", so daß ich jetzt oftmals selbst aus die Leiter steige und suche was ich brauche. Der Gedanke, ein Buch, das man bei ihm vergebens sucht, etwa zu bestellen, kommt ihm niemals! Fragt aber der Käufer, ob der Buchhändler wohl das Buch be stellen möchte, so wird dies entweder rund abgelehnt oder schein bar angenommen; aber die Bestellung wird nicht ans- gesührt, denn das kostet ja die Mühe eines Bestellbriefcs und — der Vortheil ist so gering. Wenn man aber daraus dringt, das gewünschte Buch zu haben, wenn man den Buchhändler beschwört, es zu beschaffen, wenn man das Geld dafür deponirt, so darf man sicher sein, viele Wochen, wenn nicht Monate zu warten, ehe man in einem Orte ein in einer anderen nur wenige Stunden entfernten Stadt Spaniens erschienenes Werk erhält. Von ausländischen Werken ganz zu schweigen. Französische, auch selbst englische Bücher kann man wohl allenfalls noch geliefert erhalten, aber deutsche z. B.! das grenzt schon an das Unmögliche, und erhält man nach mehreren Monaten das verlangte deutsche Buch, so darf man sicher sein, es etwa doppelt so theuer zu bezahlen. Verlangt man Auskunft über ältere Werke, so wird man diese selbst in den größten Buchhandlungen in den allerseltcnsten Ausnahmesällen erhalten, wenn es sich nicht um sehr bekannte und berühmte Publikationen handelt, oder wenn nicht der Chef oder sein Commis ein gutes Gedächtniß haben, denn allgemeine bibliographische Hilfsmittel, Verlagskataloge rc. gibt es eben nicht, aus denen der Titel oder der Ort und das Datum de-:- Erschei nens ersehen werden könnte. In besonderen Fällen ist mir dann aus mein dringendes Verlangen die Liebenswürdigkeit zutheil geworden, daß der Buchhändler sich bereit erklärte, einen Spe zialisten, eine Autorität, einen Universitätsprosessor zu befragen, sobald derselbe in das Geschäft kommen würde. Gewöhnlich ver gessen daun aber die Herren unter der furchtbaren Last ihrer Arbeit dies gegebene Versprechen. Höchst charakteristisch ist, was mir oft und sogar in der ersten Madrider Buchhandlung passirte. Ich fand in den Zei tungen Besprechungen einer allerjüngsten Novität, die mich in-
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