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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.12.1884
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1884-12-03
- Erscheinungsdatum
- 03.12.1884
- Sprache
- Deutsch
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281, 3. De«mb«r. Nichtamtlicher Therl. 5771 tereffirte, und eilte zum Buchhändler, um die Sache zu kaufen. Dieser hatte aber Tage, ja Wochen lang, nachdem das Werk publicirt und kritisirt war, noch keine Ahnung von der Existenz desselben. So suchte ich vor einigen Monaten ein politisches Werk über Gibraltar, das ich in einer Zeitung besprochen ge funden hatte. Der Versuch, dasselbe in irgend einer der Madrider Buchhandlungen zu finden, war absolut fruchtlos; ich bestellte dasselbe also in einer derselben und sollte es sicher, da es in Sevilla erschienen war, in drei Tagen erhalten. Nachdem ich vier Woche» täglich danach gefragt hatte, erhielt ich es endlich zu Anfang der fünften. Eine sehr große Erschwerung des Verkehrs bildet der Umstand, daß viele Buchhändler eine bestimmte Spezialität und Brauche cultivireu. Das ist bei einer sehr großen Literatur aller dings sehr dienlich; für Spanien aber, dessen bedeutendere Novi täten sich jährlich auf wenige Hunderte beziffern, ist diese Ar- beitstheilung wenig ersprießlich und sehr unbequem; überdies wird sie nicht einmal streng durchgcsührt, und ich habe mehrfach in der einzigen Schulbüchcrhandlung Madrids vergebens nach ge wissen Lehrbüchern gefragt. Eine andere und höchst charakteristische Eigenthüinlichkcit ist dagegen die, daß der Buchhändler den Kunden ruhig - seinen ganzen Vorrath durchstöbern läßt. Die Freunde des Hauses, die gelehrten Kunden dürfen sich mit aller Ruhe und Bequem lichkeit der Lectüre der Novitäten hingeben, die ungebundenen Bücher aufschneiden re., ohne sie zu bezahlen; der Einwurf des Käufers, daß ein Buch aufgeschnitten ist, hat dagegen freilich keine Gültigkeit und bewegt den Buchhändler nicht, nur einen Ccntimo von dem Preise nachzulassen. Das Geschäftslocal ist zeitweise von Gelehrten, Politikern, Schriftstellern, Künstlern über füllt, die dort plaudern, rauchen, politisiren, die Novitäten durch blättern, die Journale lesen — und dem edlen Stadtklatsch sröhnen. In solchen Zeiten ist es natürlich vollends schwer, einen Kauf zu bewirken; denn Chef und Gehilfe sind selbst zu sehr in der Unterhaltung engagirt und kümmern sich kaum um den nicht zu diesen Kreisen gehörigen Käufer. Ebenso hochmüthig, stolz, indifferent und apathisch wie viele Sortimenter sind die Antiquare. Die bedeutenderen derselben sind allerdings sehr reich, ja es gibt Millionäre unter ihnen; denn sie kauften vor fünfzig Jahren bei Aufhebung der Klöster die ungeheuren Bücherschätze derselben billig auf, gingen damit nach Frankreich und England und erzielten aus dem Verkauf dieser Werke enorme Summen. Ich will hier noch der großen Madrider Septembermeffe gedenken, auf der der ganze Ramsch der Madrider Antiquariate, — deren Zahl übrigens sehr beträchtlich ist, — zum Verkauf ausgestellt wird. Tausende von Büchern, darunter auch viele sehr werthvolle, sind theils in den Bretterbuden auf Regalen geordnet, theils liegen sie in mächtigen Haufen vor den Buden. Dieser Markt ist höchst interessant, denn auf ihm versehen sich zahllose Menschen im Lause der Jahre mit den „Literatur schätzen", die sie brauchen und die ihre mehr oder minder kleinen Büchersammlungen ausmachen. Alle Stände sind unter den Käufern vertreten. Ministerialräthe, Offiziere, Geistliche, Profes soren, Studenten, Schriftsteller, Musiker, vornehme Damen, Schul mädchen, Dienstmädchen, Arbeiter, Soldaten, Handwerker, Aristo kraten blauesten Blutes und Individuen der niedersten Volks schichten drängen sich dort in buntestem Durcheinander und Alle finden — meist zu unglaublich niedrigen Preisen — dort irgend etwas, was sie brauchen können; denn Literaturprodukte aller Gattungen sind da vorhanden. Die letzte Messe im vorigen Monat dauerte^drei Wochen, und jeden Nachmittag waren die Bücherbudcn von Kauflustigen überfüllt. Sobald dieser Jahrmarkt vorüber ist, nehmen die dort aufgestellten Antiquar!», nachdem sie in die Buchhandlungen zurllck- transportirt sind, theilweise wieder höhere Preise an, — wie denn Antiquaria überhaupt durchschnittlich verhältnißmäßig theuer sind, — von denen auch nicht nachgelassen wird; denn der spanische Antiquar läßt nicht mit sich handeln Selbstverständlich gibt es ja auch unter den Buchhändlern Ausnahmen von der gekennzeichneten Regel, und unter diesen ist besonders Fernando Fs zu erwähnen, der mit Eifer den Wünschen der Kunden nachzukoiumen bemüht ist; ferner Bailly- Bailliöre, der das größte Lager von fremden Werken hat, auch die Libreria Gutenberg. Und hier sei auch des dcutschenBuch- händlers Holm gedacht, der in liebenswürdigster Opferfreudigkeit allen den zahllosen Zumuthungen nachzukommen sucht, die von den durchreisenden Deutschen und von dem Vaterlande her an ihn gestellt werden. Es gibt wohl keinen deutschen Gelehrten, der sich in irgendwelcher Weise mit Spanien beschäftigt, der nicht Herrn Holm zu lebhaftestem Danke verpflichtet wäre. Leider wird, wie ich mich öfters zu überzeugen Gelegenheit hatte, auch hier die große Mühe oft mit schnödem Undank bezahlt und die Gutmüthigkeit und Zuvorkommenheit des genannten Herrn zu weilen gemißbraucht. Personalnachrichtcn. Ein fünfundzwanzigjähriges Geschäfts-Jubiläum. — In Innsbruck feierte am 15. November d. I. Herr Anton Schumacher, Inhaber der Wagner'schen Universitäts-Buchhand lung, den sünfundzwanzigsten Jahrestag seiner Uebernahme des väterlichen Geschäfts. Ein Comits, bestehend aus Mitarbeitern der Firma Wagner, hatte vor einiger Zeit Einladungen zu dieser Feier ergehen lassen. Schon den in die Festräume, Krast's Veranda und Fortunasaal, Eintretenden konnte der erste Blick auf die daselbst Vereinigten belehren, welchen Anklang diese Einladung gefunden hatte. Bis auf das letzte Plätzchen war alles von einer auserlesenen Gesellschaft dicht gefüllt. Wir zählen von denen, die sich eingefunden hatten, um den im Kreise seiner Familie anwesenden Jubilar zu ehren, hier auf: den Oberlandesgerichts-Präsidenten Baron Mages, den Bürgermeister der Stadt Innsbruck vr. Falk, den Rector Magnificus Professor Or. Tschurtschenthaler, die Dekane der philosophischen und juristischen Facultät, den Präsidenten der Handelskammer Herrn Rhomberg, zahlreiche Professoren der Universität und der übrigen Unterrichtsanstalten, Beamte und Bürger. Die Jünger Gutenbergs aber schienen vollzählig ge kommen zu sein, um dem hervorragenden Vertreter ihrer Kunst ihre Huldigung darzubringen. Herr Redacteur Tschugmcll eröfsnete die Reihe der Fest redner. Er schilderte den mächtigen Aufschwung, den die Wagner'sche Buchhandlung, Buchdruckerei und Schriftgießerei ge nommen hat in dem Vierteljahrhundert, durch welches der Jubilar das dreifache Geschäft geleitet, wie namentlich der Verlag durch die rege literarische Thätigkeit, die an unserer Universität herrscht, und den opferwilligen Unternehmungsgeist des Chess, nament lich auf dem Gebiete der Theologie und Geschichte imponirend gewachsen ist, so daß mit Recht heute die Wagner'sche Firma ' unter die ersten eingereiht werden darf. Der Redner betonte weiter, wie Herr Schumacher trotz der umfassenden Thätigkeit, die sein ausgedehntes Geschäft erheischt, doch noch Zeit und Kraft finde, um als langjähriges Mitglied des Gemeinderathes und Vicebürgermeister, Bicepräsident der Handelskammer, Obmann der Buchdruckercigenossenschaft u. a. m. eine überall ersprießliche Wirksamkeit zu entfalten, und wies hin aus die ehrenden Aus- 798»
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