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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.10.1871
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- 1871-10-09
- Erscheinungsdatum
- 09.10.1871
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- Deutsch
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3208 Nichtamtlicher Theil. 233, 9. October. gleichzeitig zwei seiner Kinder mit hinwegraffte, so daß sich der rur- glückliche Vater plötzlich mit einem Mädchen von 2^ Jahren nnd dem eben geborenen Knaben allein sah. Sein fester Charakter ließ ihn das Verhängniß mit würdiger Fassung tragen, während seine Mutter und Schwester wetteiferten in der liebevollsten Fürsorge so wohl für ihn, wie namentlich für den neugeborenen Knaben Alfred, den sie denn auch glücklich am Leben erhielten. Er ist heute einer der Besitzer des Hauses. In treuer Hingabe an seinen Beruf und in fleißiger Arbeit suchte und fand Hachcttc Ableitung von dem tiefen Kummer, der ihn eine Zeit lang beherrschte; auch wandte er seine Aufmerksamkeit dem öffentlichen Leben wieder zn und bemühte sich unter anderem sehr, das Gesetz vom 28. Juni 1838, soweit cs das Untcrrichtswesen be traf, zur wirksamen Geltung zu bringen. In einer der von ihm veröffentlichten Schriften findet sich eine darauf bezügliche Stelle, wo er sagt: „Ln 1834 I'ioslructiou primäres n'sxistait pourainsi ckirs pL8 en Uranos. II n'^ nvnit ni nmisons d'seols, ni inaltrss, ni livrss. Nss inaisons d'ösols ns sortsnt pns äs tsrrs an eom- inandsmsnt; Is8 ösolss norwnlss ns s'orANnissot pas sn nn gour. Tes livrss ssuls psuvsnt se produirs rnpicksmsnt." Als früherer Pädagoge erkannte Hachette ganz richtig das Grundübel seiner Nation und hat sein Leben lang sich bemüht, dem abzuhclfen, d. h- den Bildungsgrad im Volke auf eine höhere Stufe zu bringen; derzeit ging er in einer ganz praktischen Weise dabei zu Werke, er stellte im Verein mit Firmin Didot und Pitois-Levrault der Regierung eine große Anzahl Elemcntarbücher gratis zur Ver fügung, die wiederum den Schulen unentgeltlich überwiesen wurden; auch gründete er im Jahre 1832 zusammen mit den genannten Ver legern, denen sich noch Jules Renouard anschloß, die Zeitschrift „Icknnusl Aönsrnl <Is I'instrnetion primnirs", die später in seinen alleinigen Besitz überging und heute noch erscheint. Diese Zeitschrift trug ursprünglich einen amtlichen Charakter, den Hachette in der erwähnten Schrift folgendermaßen erklärt: „I-a pudliontion du mnnusl Asuörnl nvsit ä son döbut uns raison d'strs dans In Situation dss eomites loeaux st des eomites d'nrrondisssmsnts gni, au momsnt ds Isur Formation, avaisnt bssoin dv direetion, st dans la nseessits ds donner uns körte im;,ulsion ä I'instrue- tion primairs." Die Herausgabe dieses Manuel hat Hachcttc übri gens wenig pecuniären Vorthcil*) und fast nur Sorgen und Mühen gebracht, hie und da allerdings auch angenehme und ehrenvolle Ver bindungen, dagegen aber hat sie unzweifelhaft viel zur Ausbreitung und Verbesserung des Elementar-Unterrichts in Frankreich beigetragcn. In anderen Unternehmungen sah Hachette seine Bemühungen pccuniär besser belohnt, sein Geschäft breitete sich mehr und mehr aus, seine Mittel wuchsen, und als er sich im Jahre 1836 zum zweiten Male verheirathctc, brachte ihm seine Frau, Wittwe Auzat, mit einer zwölfjährigen Tochter ans erster Ehe auch noch ein ansehn liches Vermögen zu. Von diesem Zeitpunkt an hat Hachette das Glück dauernd an sich gefesselt, das Ansehen seines Hauses stieg von Tag zu Tag, er besaß wieder die glücklichste Häuslichkeit und hatte die Freude, daß ihm im folgenden Jahre noch ein Sohn, Georges, geboren wurde, der heute, gleich seinem älteren Bruder Alfred, eben falls Mitbesitzer der Firma ist. Seit 1836 war das Geschäft so gewachsen, daß die bis dahin benutzten Räumlichkeiten zn ebener Erde nicht mehr ausreichten; es wurde noch eine Etage dazu genom men, einige Jahre später aber wurde das Ganze nach einem beson ders für die Buchhandlung gebauten und eingerichteten Hause am jetzigen Boulevard St. Germain Nr. 77 verlegt. Hier nun haben die geschäftlichen Unternehmungen und Verbindungen einen solchen Umfang, und hat die Firma in Folge dessen eine solche Bedeutung *) Der Gewinn betrug zur Zeit, als dem Blatte der osficiclle Cha rakter entzogen wurde, nach Ausweis der Bücher 889 frS. 84 cts.! gewonnen, daß sich heute kaum eine andere Buchhandlung mit ihr messen kann. Wir haben die Söhne Louis Hachette's bereits als heutige Mitbesitzer erwähnt, es nehmen an der Firma aber noch andere Männer Theil, die im Laufe der Zeit nach und nach ein getreten sind. Louis Hachette hatte, als er noch einen harten Kampf um's Dasein führte, in der Familie eines Mannes Unterricht ertheilt, der ihn spater, als er seine Buchhandlung begründete, mit Geldmitteln kräftig unterstützte; Hachette wollte sich dem Manne, dem er so zn Dank verpflichtet war, nach Kräften erkenntlich zeigen und bethatigte dies dadurch, daß er den Neffen seines Wohlthäters als Zögling in's Geschäft aufnahm, ihn später zum Compagnon machte und ihm schließlich im Jahre 1844 seine Tochter Zelima Auzat zur Frau gab; dieser Mann ist Louis Breton, der älteste Socius der Firma- Hachctte, die bei seinem Eintritt in L. Hachette & Co. geändert wurde. Diese engere Verbindung zwischen den beiden Männern fällt in die Zeit einer zweiten schweren Krisis, welche das Haus dnrch- zumachcn hatte; das Jahr 1848 hatte alle jene schrecklichen gesell schaftlichen Umwälzungen hervorgerufen, an denen die Geschichte der Stadt Paris leider nur zu reich ist, und die jetzt erst wieder unter unfern Augen sich wiederholt haben; jeder Bürger ließ sich auch derzeit in die Nationalgarde cinreihcnundbekämpftedasplünderungs- lustige, Barricaden bauende Proletariat. Louis Hachette war wie derum in den Reihen der Ordnungsmänner zu finden und zeichnete sich namentlich in einem Gefecht gegen die Aufrührer bei der Brücke Saint-Michel aus, bei welcher Gelegenheit einer seiner Freunde, Masson, an seiner Seite erschossen wurde. Hachette betheiligte sich noch weiterhin bei verschiedenen andern Kämpfen, fand aber nebenbei immer die Zeit, sein Geschäft im Gange zu erhalten. Dabei hatte er sein Augenmerk besonders auf die brotlos gewordenen und doch gutgesinnten Arbeiter geworfen, die unter den Zeitumständcn ganz besonders schwer zu leiden hatten. Er hatte den Muth, in der Zeit der größten Stockung von Handel und Verkehr, während nahezu alle Handwerker und Fabriken feierten, jene Arbeiter an sich zu ziehen und mit ihrer Hilfe buchhändlerische Unternehmungen vorzu bereiten, welche so umfassend waren, daß vicrSchnellpressenMonate lang ununterbrochen dadurch in Thatigkeit gehalten wurden. Er ge wann durch diese aufopfernde Handlungsweise eine namhafte Zahl ganz vortrefflicher Arbeiter und eine natürliche Folge davon war, daß nach Wiederherstellung der Ordnung die übrigen Druckereien fühlbaren Mangel an guten Arbeitern hatten, weil diese gern in der schlechten Zeit Arbeit bei Hachette genommen hatten und ihn nun aus Dankbarkeit auch nicht verlassen wollten. Seine Druckerei hatte dadurch iu jeder Beziehung gewonnen, die vorbereiteten Unternehm ungen schlugen fast sämmtlich glücklich ein, nnd so konnte das Haus bald die Verluste, die das Revolutionsjahr auch ihm nicht erspart hatte, verschmerzen; ja cs hob sich sogar weit über die frühere Blüthc dadurch, daß der mit Hachette's Tochter Louise verheiratete EmileTemplier zu jener Zeit von Louis Hachette als zweiterSoeius in die Firma ausgenommen wurde. Templier ist ein äußerst rühri ger, thätiger 'Mann, der mit besonderer Vorliebe und mit bedeuten dem Erfolge die schönwissenschaftliche Literatur, die illustrirten und die größcrn Prachtwcrkc des Hachette'schen Verlages gefördert hat. Es stellte sich bald heraus, daß durch das Hinzutreten und mäch tige Wachsen dieser neuen Richtung in der Verlagsthätigkeit die Ar beitskraft dreier Chefs für die Leitung der Geschäfte nicht mehr ausreichend war, und so wurden denn die schon erwähnten Söhne Hachette's, Alfred (1861) und Georges (1863), als vierter und fünf ter Gesellschafter ausgenommen, wobei jedoch der Vater stets die obere Leitung sämmtlicher Angelegenheiten des Hauses in seiner Hand behielt. Lonis Hachette bewahrte seine unermüdliche Thätig- keit bis zu seinem Ende und griff überall mit Rath und That erfolg-
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