Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.10.1871

Ir 233, 9. Octobcr. Nichtamtlicher Theil. 3209 reich ein ; er starb »ach einer kurzen Krankheit am 31. Juli 1864 und konnte in der Uebcrzeugung scheiden, dast er seine menschlichen Pflichten hier auf Erden getreulich erfüllt habe. Die vier Theilhaber setzten nach Hachette's Tode die umsang- rcichen Geschäfte in der bisherigen Weise fort und nahmen endlich im Februar 1870 Hr». N. Fourct, Bröton's Schwiegersohn, und wenige Wochen darauf den Sohn Templier's als fünften und sechs ten Theilhaber auf, wonach die Firma in die heutige geändert wurde, in: Hachette L Co. (Schluß folgt.) Miöcellen. Das Meßagio hat unsers Erachtens ganz und gar nichts mit den Benesizien zu schaffen, deren Hr. 8. in Nr. 227 d. Bl. Erwäh nung lhut und welche vielmehr Sache des speciellcn Uebereinkom- mens sind. Wer es in seinem Interesse für wichtig hält, auf die von Hrn 8. vorgeschlagcne Vergütung bei früher geleisteten ü Conto-Zahlungen cinzugehcn, wird dies sicherlich thun. Das Meßagio als solches ist ein ganz ungerechtfertigter Abzug und muß fallen. Möge recht bald eine Anzahl größe rer Verleger per Circular gemeinschaftlich die Initiative ergreifen! Die übrigen werden sicher bald Nachfolgen. Einer, der zugleich im Verlag und Sortiment arbeitet. Aus Stuttgart erfahren wir, daß der im Verlag von Vogler L Beinhauer erschienene „Pfaffenspiegel von Corvin" in sämmtlichen Auflagen von der württembergischen Regierung confis- cirt und zum Einstampfcn verurtheilt worden ist. Verleger und Autor gingen zwar straffrei aus; dagegen wurde ihnen das Recht der Verteidigung nicht zugestanden. Dieses cigcn- thümlichc Urtheil gründet sich noch auf ein Gesetz vom Jahr 18 l7, von dem der württembergischeBuchhandcl hoffentlich durch einReichs- preßgesetz in nächster Zeit befreit wird. Soeben geht mir aus Leipzig ein an den Buchhandel versandtes Circular eines gewissen C-F. Al brecht, ä. cl. Gera, Ende August 1871 zu, worin derselbe die Errichtung einer Colportage-Handlung an hiesigem Orte und gleichzeitig anzeigt, daß er dieselbe im Laufe des Winters nach einer concurrenzfrcien Nachbarstadt zu verlegen und zu einer „ vollständigen Buch-, Kunst- und Musikalien-Handlnng" auszudehnen gedenkt. Zur näheren Illustration namentlich des letz ten Absatzes in diesem Eireular: „Die mir während meiner Tätig keit im Buchhandel erworbenen Kenntnisse re." diene, daß p. Albrechl — von Profession und bis Herbst v. I. Schneider, zeitweise auch Schießbudenpächter — wegen mangelhaften Broterwerbes von meinem Vorgänger, Hrn. F. E. Köhler, auf mehrseitiges Bitten um Beschäf tigung imHcrbst I870als Colp orteur und Austräg er in Dienst genommen worden ist und bis Milte Juli d. I. als solcher fungirt hat. Daher also die „im Buchhandel erworbenen Kenntnisse"! — Ich halte mich den Herren Verlegern gegenüber, die etwa Lust haben sollten, mit diesem neuen „College»" in nähere Verbindung zu treten, zu vorstehender Erklärung verpflichtet. Gera, 30. Sept. 1871. A. Reisewitz (Kanitz'sche Buchh.). Den Inhalt des oben Gesagten bestätige ich in allen Punkten. Fr. Eugen Köhler in Gera. Rüge. — Der Jahresbericht des Pestalozzi-Vereins für die Pro vinz Schlesien, erstattet Waldenburg vom 30. Mai 1871, enthält folgendes Inserat: „Im Verlage der Reisner'schen Buchh. (Georg Wider) in Liegnih erschien: Spruchbuch zu Luthcr's kl. Katechismus, von Gaertner rc. Indem wir dieses Spruchbuch mehr- klassigen städtischen Schulanstalten zur Einführung empfehlen, erklären wir uns gleichzeitig bereit, bei directer Bestellung das Ercm- plar zum Preise von 3 Sgr. abzulassen und außerdem 10HH des Kostenpreises den betreffenden Zweig-Vcrcinscassen des schlesischen Pestalozzi-Vereins zu überweisen." Die Opfer des Krieges. — Mit aufrichtiger Theilnahme begrüßen wir die Fortsetzung eines Unternehmens, welches im vorigen Jahre noch während der Dauer des großen Entschcidungskampfes zwischen Deutschland und Frankreich begonnen wurde und unter dem Titel: „Die im Kriege 1870 gefallenen deutschen Buchhändler. Hcrausgegeben von E. Wadsak" allenthalben den verdienten Beifall fand. Hiervon erschien soeben das 2. und 3. Heft, welche folgende Biographien nebst Pvrlraits enthalten: II. Adolf Krabbe. — Ma thias Minderlein. — Ernst Neumann. — Adolf Haenel. — Arthur Wildt. — Eugen Lange. III. Ernst Schulze (ohne Biographie und Portrait). — Hermann Bohn. — Mar Kepplcr. — Gustav Gödcckc. — E. H. Ehr. Jebens.— Joh. Martin Gebhardt. Nebst einem Ver zeichniß der Ordensverleihungen und Beförderungen. (Inhalt des 1. Heftes: Gustav Meyer. — Hans Gleichmann. — Joseph Christ mann. — Clemens Helwing. — E. Müller. — Ludwig Battmanu. — C. A. Münzinger.) Der Herausgeber hat durch dieses Unter nehmen dem Andenken unserer gefallenen College», die freudig den Heldentod für's Vaterland gestorben sind, ein würdiges Denkmal ge setzt, welches dcnAngehörigen und zahlreichen Freunden der Gefallenen eine willkommene Gabe sein wird, wie es auch als Beitrag zur Ge schichte des Buchhandels einen bleibenden Werth behält. Die Por- traits sind vortrefflich in Holz ausgeführtund die typographische Aus stattung eine des Gegenstandes würdige. Möge das Unternehmen auch in weiteren Kreisen eine günstige Aufnahme finde», damit dem Herausgeber auch ein materieller Erfolg geboten wird. R. Aus Riga können wir unfern Lesern die erfreuliche Mitthei lung machen, daß die Schließung des Brutzer'schen Geschäfts (Börscnbl. Dir. 227) am 28. Sept. wieder aufgehoben worden ist. Die Leipziger Bank hat unterm 6. October den Disconto für Lombardgeschäfte auf 6HH erhöht. Personalnachrichten. Die Vcrlagshandlung von Fr. Bartholomäus in Erfurt wurde auf der vor kurzem abgehaltenen Gewerbe- und Industrie-Aus stellung zu Linz für ihre dort ausgestellten Oelfarbeudrucke und Gravüre» mit dem ersten Preise, der großen silbernen Me daille, ausgezeichnet. Aus Berlin, 2. Oct. berichtet das „Berliner Fremden- und Anzeigeblatt": „Den zahlreichen Jubilarcn der Königlichen Gehei men Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker) gesellte sich am 1. d. M. der Procurist und Vorsteher der Verlagsbuchhandlung, Herr Otto Marquardt, zu, welcher nun 25 Jahre dem Hause angehört. Seine zahlreichen Freunde und College» hatten diesen Tag dem Jubilar zu einem Feiertage bereitet, indem sie ihm im Englischen Hause ein Frühstück gaben und ihm ein kostbares Andenken über reichten. Der Chef des Hauses überraschte den Jubilar gleichfalls durch ein ebenso liebenswürdiges als anerkennendes 'Schreiben nebst Angedenken, welches der jüngste Sohn, Hr. G. v. Decker, persönlich in der Wohnung des Jubilars überreichte, nicht ohne seinerseits gleichfalls ein Erinnerungszeichen hinzuzufügcn. Sowohl vor als während der Festtafel fehlte es nicht an vielen Beweisen der Freund schaft und Verehrung, welche dem Jubilar von der zahlreichen Ver sammlung entgegengebracht wurden, und daß dem Humor eine offene Brücke gebaut war, versteht sich in einer Gesellschaft von selbst, in der die Geister der Literatur und vor allen Dingen der Verleger des »Kladderadatsch« heimisch sind. Ein Quartett und einige humori stische Vorträge von College» ernteten vielen Beifall und ließen eine angenehme Erinnerung an den schönen Tag zurück."