Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.06.1888

den »Malerischen Jnnenräumen moderner Wohnungen, in Auf nahmen nach der Natur heransgegeben von Ferdinand Luthmer«. 2. Serie, l Frankfurt a M., Keller) bcizuniessen, wennschon das genannte Werk gewiß auch dem Laien eine Fülle interessanter Er scheinungen geboten hat. Neben einem mehr praktischen Zweck der genannten Werke tritt uns auch eine hohe wissenschaftliche Bedeutung entgegen in der »Palast-Architektur von Ober-Italien und Toscana vom 15. bis zum 17. Jahrhundert. Genua Herausgegeben von Robert Reichardt« (Berlin, Wasmnth.) Die Tafeln sind nach guten photographischen Ausnahmen in Lichtdruck, die Gr.nid- und Aufrisse, sowie die figürlichen und ornamen talen Delails nach gewissenhaften E.nzeluntersuchungen hergestellt. Die gewaltige Stellung der Architektur der italienischen Renaissance macht das genannte Werk zu einer kunstgeschichtlich äußerst wichtigen Publikation. Auf ein weiteres Gebiet führt uns eine Reihe von Werken, die außer der Architektur in ihren konstruktiven und ornamentalen Teilen das Kunstgewerbe und die dekorativen Elemente berücksichtigen. Es kann aus die reichhaltige Samm lung, da sie sich schon längst in den weitesten Kreisen ungeteilter Anerkennung zu erfreuen gehabt hat, hier nicht näher eingegangen werden. »Die Renaissance in Belgien und Holland. Ausgenommen und heransgegeben von Franz Ewerbeck, unter Mitwirkung von Henri Leeuw und Emil Mouris«; die »Deutsche Renaissance, begonnen von August Ortwein, fortgeführt von August Schessers«, 7. Bd; die »Deutsche Renaissance in Österreich, ausgenommen und heransgegeben von Franz Pankert«, sind alle bei E. A. Seemann in Leipzig erschienen. Das Knnstgewerbe in seinen verschiedenen Zweigen wird seit Jahren von der Firma Claesen L Co. in Berlin gepflegt, welche die diesmalige Ausstellung mit einer stattlichen Reihe der originellsten Publikationen beschickt hat. Wir nennen zu nächst ihre Titel: »Meisterwerke schweizerischer Glasmalerei, her ausgegeben vom historisch-antiquarischen Verein in Winterthur, Text von A Hafner«; »Kleine farbige Entwürfe für dekorative Malereien, Blumen, Vögel, Insekten, Tiere, Landschaften, Embleme u s. w von F Albert, 16 Tafeln; »Deutsche Frauengestalten, Kom positionen für dekorative Malereien in Sonderheit für Brand malerei und Glasmalerei, von M Laudien«, 8 Tafeln; »Meister stücke der Kunsttischlerei zumeist aus dem 17. und 18 Jahr hundert«; »Barock- und Rokoko-Möbel«, 30 Tafeln, erste Lieserung; »Holzskulpturen in Rokoko ausgeführt von Adolf Hoffmann«, 3. Serie, 30 Photographien; »Die Charakterköpfe der Trajans- säule, Motive zur Ausführung in Stein, Stuck, Eisen, Bronze, Holz, Thon u. s. w, gezeichnet von Ftanqois von Boucher«, 1l Tafeln; »Boucher, Hmwt, Bouchchardon u. A, photo-litho graphische Reproduktionen der interessantesten Stiche aus dem Knpfcrstichwerk des Gilles Demarteau, ein Motivenwerk für figür liches Ornament«. Großen historischen Wert hat allein das an erster Stelle genannte Werk. Es giebt einen Überblick über die besten Leistungen, welche die schweizerische Glasmalerei vom Ende des 15. bis zum Anfänge des 17. Jahrhunderts hervor gebracht hat. Die Originale erfreuen sich bereits seit geraumer Zeit der Bewunderung der Kunstgelehrten, und wir können nur den Wunsch aussprechen, daß ihre Bedeutung -als Quelle für den Historiker und Heraldiker eine, ihrem geschichtlichen Wert entsprechende Anerkennung finden möge. Ein origineller Gedanke ist es jedenfalls, wenn das Knnstgewerbe Motive in Skulpturen des Altertums sucht; es bleibt abzuwarten, inwie fern sich die Charakterköpfe der Trajanssäule in moderne Ver hältnisse übertragen lassen; zu dekorativen Zwecken sind ja ähnliche Erscheinungen der antiken Kunst bereits im Altertum, namentlich an den Triumphalbanten verwendet worden Das Rokoko, das auf der einen Seite volle Bewunderung findet, auf der andern ver dammt wird und Haß und Verachtung Hervorrust, hat seinen Reiz niemals ganz verloren und in gewissen Kreisen haben sich seine Spuren überhaupt nie verwischen lassen. Die genannten,imRokoko- ftil entworfenen Meisterwerke der Kunsttischlerei, sowie die »Ornamente und Motive des Rokokvstiles aus deutschen Kunst denkmalen, nach der Natur gezeichnet und herausgcgeben von P. Halm.« (Frankfurt a/M., Keller) beweisen, daß im modernen Kunstgewerbe die Rokokomotive eine Rolle zu spielen beginnen, und daß sie hier wie für Innendekoration, so auch für Kirchen- ansschmückung und Palastbauten verwendet werden sollen Aus dem Wasmulhscheu Verlage in Berlin sei außer der wegen ihrer zweckmäßigen Einrichtung in der That für den Praktiker vorzüglich geeigneten »Schmiedekunst, nach Originalen des 15. bis 18. Jahr hunderts« ein Werk erwähnt, das während der ganzen Ausstellung wohl am meisten mit die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hat. Es sind die »Farbigen Dekorationen alter und neuer Zeit, herausgegeben von Ernst Ewald«. Die vorzüglich ansgeführten Tafeln enthalten Motive aus italienischen Renaissancepalästen, aus französischen Bauten des 18. Jahrhunderts, moderne deutsche Dekorationen u. s. w. in vortrefflicher, aus den reichen Kunst- rvrrälen mit sachkundigem Blick für malerische Wirkung getroffe ner Wahl. Wir lassen uns wohl nicht von unserem subjektiven Urteil leiten, wenn wir der genannten Publikation einen bedeu tenden, vom Herausgeber vielleicht gar nicht mit ins Auge ge faßten Wert für die Kunstgeschichte beimessen, und wünschen ihr aus innerster Überzeugung die verdiente Anerkennung. Znm Schluß nennen wir noch kurz jene großen, farbig aus- gesührten Wandtafeln, die sich mehr und mehr in unseren Schulen einzubürgern scheinen: »Ehrenbergs Wandbilder znm Gebrauch beim Unterricht in der biblischen Geschichte, 24 Blätter mit der Rohrfeder auf Karton gezeichnet, mit Text von Schulrat Schu mann«. Berlin, Meidinger; Hölzels sehr gut ausgcführte »geo graphische Charakterbilder für Schule und Haus, herausgegeben von Chavanne, Haardt, Prausek, Marilann, Simony, Toula, Zchden«; »Lannitz' Wandtafeln zur Veranschaulichung antiken Lebens und antiker Kunst, fortgesetzt von A. Trendelenbnrg«. (Kassel, Fischer.) Begreiflicherweise hat man nicht das Recht, an derartige Tafeln, die nach verschiedenen Richtungen hin den Be dürfnisse» des Anschauungsunterrichts genügen sollen, übertriebene künstlerische Anforderungen zu stellen. In erster Linie gilt es, die Deutlichkeit der Zeichnung und Klarheit der Darstellung zu erstreben und die Möglichkeit, die Bilder für die Fernansicht zu voller Wirkung zu bringen, zu erreichen - (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. Kreisverein mecklenburgischer Buchhändler. — Die dies jährige Hauptversammlung des Krcisvereins mecklenburgischer Buch händler wird am Sonntag den 10. Juni, mittags 1 Uhr, im »Kaiser hof« in Güstrow stattfinden. Tagesordnung: 1. Rechenschaftsbericht. 2. Nechnungsablage. 3 Bericht über die Delegierten-Konfereuz. 4. Vorlage neuer Satzungen, aus Grund deren sich der Verein in den Börjenverein einordnet. 5. Neuwahl des Vorstandes. Vom Postwesen. — Postanfträge im Verkehr mit San Sal vador. Vom 1. Juni ab können im Verkehr mit San Salvador, der Hauptstadt der R publik Salvador, Gelder bis znm Mcistbetrage von 200 Pesos Gold im Wege des Postaustrages unter den sür den Ver einsverkehr geltenden Bestimmungen und Gebühren eingezogen werden. Wechselproteste werden nicht vermittelt. Postpakete nach Rumänien. — Im Verkehr mit Rumänien sind fortab wieder Postpakete ohne W.'rtangabe im Gewicht bis 3 gegen die Einheitstaxc von 1 ^ 40 H zugelassen. Reichsgerichtsentscheidung. — Der Abonnent einer ver botenen sozialdemokratischen Zeitschrift, welcher sich bewußt ist, durch sein Abonnement eine gesetzwidrige Verbreitnngsthätigkeit des Verlegers thatsächlich zu befördern, ist nach einem Urteil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 13. März d. I., wegen Beihilfe zu der verbotenen Verbreitung zu bestrafen, auch wenn er die empfangene» Nummern nur selbst gelesen, nicht aber weiter verbreitet hat und auch den Verleger gar nicht kennt.