Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.10.1871
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- 1871-10-23
- Erscheinungsdatum
- 23.10.1871
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3404 Nichtamtlicher Theil. Ir 245, 23. Octobcr. mal eine, verzweifelten Ton an, Stahel gibt sic „mit jenem Ver gnügen, welches ein Vater haben mus, wenn ihm sein Sohn ge hangen wird". Zwar möchte er die Hoffnung noch nicht ganz schwin den lassen, da der Kaiser gutgesinnt ist „und wenn nicht einige Minister sich jo sehr sür den Nachdruck crkärt hatten, die Sache wäre schon lange beygelegt, und hier würde nichts mehr nachgcdruckt". Viel leicht hilft cs, wenn man die Nachdrncker lächerlich macht? Das ver such! Herr Stahel in jeder Anzeige, die von seiner Handlung einer WicnerZcitung bcigelcgt wird, und da er weiß, daß Seine Majestät alle Zeitungen liest und manchmal da, wo man es am wenigsten ver machet, ein Fünkchen zündet, so hat er statt aller Instanzen einst weilen diesen Weg eingeschlagen. Weckt nicht die Frechheit der Nach drucke! manchmal geradezu den schärfsten Hohn? „Das heißt doch die Rascrey bis auf den höchsten Grad treiben, wenn man den recht mäßigen VerlcgeralsKomnnjsionaire einesNachdruckcrs in öffentliche Zeitungen setzt. Ohne Zweifel", meldet Stahel an Reich, „werden Sic die Liste der sTrattncr'schcn neuen Verlags-) Bücher schon in den Händen haben, und da steht ohne allen Spott Herr Nikolai in Berlin als Kommissionaire von Jacobson's technologischem Wörter buch«: und andern Werken ans seinem Verlage! Ich war einmal Sin nes, im Namen des Herrn Nikolai und andrer förmlich zu prote- stiren und in öffentlichen Blättern Trattncrn Lügen zu strafen: allein was hätte dies Key einem Manne geholfen, dessen Seele von den vielen hiueingehauencn Schurken wie ein Reibeisen aussehen mus." Bald darauf zeigt sich das Glück günstig, „Trattner ist mit sei nen Nachdrücken der Spott der ganzen Stadt geworden. Bekannt lich rief er die Erbländischen Gelehrten alle auf, um durch ihre Hilfe eine bessere Wahl der Werke, die er selbst nicht kennt und doch Nach drucken will, zu machen. Bekanntlich haben ihm die Gelehrten ver schiedene beißende Briefe zugeschriebcn, und unter diesen waren Sonnenfcls und Blumaucr die vornehmsten; Traltncr, der aller Schandthaten, die auf ihm hasten, vhngeachtet, doch manchmal roth werden kann, verbiß den Flcischerhund nicht, welcher auf dem zwei ten Bande der Aeneis steht, und gab wider Blumauern, den er einen frechen Pasquillanten nannte, und gegen Sonnenfels eine Instanz ein, deren Hauptpunkt dieser war, man sollte die Gelehrten in den Erblanden durch Zwangmittel anhalten, seine patriotischen Gesin nungen zu unterstützen, und klagt über dasVcrdcrbnis der Zeiten, in welchen man seine dem Lande so vortheilhaften Absichten mißdeute. Diese Schrift ward nuu der Ccnsur zur Beförderung übergeben, und unser guter Präsident, Baron van Swietcn, sollte sie zu Sr. Maj. einbcgleiten; er thats, aber so, daß die Schrift ohne Resolution blieb, und Trattner nichts weiter ausrichtcte, als baß er jetzt das Märchen der Stadt ist." Der „Hamburgischc unpartheyischc Korre spondent" meldet zu jener Zeit — Sommer 1765 — von einer Ein gabe, welche die Wiener Studien- und Censur-Commission an den Kaiser in Betreff des Nachdrucks gerichtet hat. Dieser von Sonnen- fels verfaßten Eingabe thut auch Stahel Erwähnung und er hofft das Beste, da der Monarch jetzt anfäugt, sich lenken zu lassen. Der Wiener Buchhändler arbeitet selbst an einem Aufsatz über den Nach druck und über das Verbot des ausländischen Nachdrucks, vielleicht, daß er damit einigen Erfolg hat. Und wie aus Wien, so kommen unerfreuliche Nachrichten aus der Schweiz und dem Reich. Heilmann in Biel ist ein gefähr licher Räuber deutscher Vcrlagsarlikcl, aber die Schweizer Verleger sind deshalb vor deutschen Nachdrucken nichts weniger als sicher. Jener gibt dem Leiter der Wcidmannschen Handlung häufig Anlaß zu Aergcr, und dieser Aerger wird dadurch nicht verwinde, t, daß Herr Heidegger — vonOrell, Geßncr u.Comp. in Zürich—dem Leipziger Freund das Herz ausschüttct: „Weder Püttcr, noch unser Eifer sür die Rechte des Verlegers, auch selbst die besten Chursächsischen Ver ordnungen schützen uns bis dahin vor dem Nachdruck nicht." In Höchst am Main haust ein Dieb, der den Zürcher,, ihren Shakspeare auf Pränumeration nachdruckt; auf dem Avertissement, so er darüber ausgab, hatte er eine Anzahl guter Firmen als Collecteurs ange geben, und es ist Herrn Heidegger doch undenkbar, daß sich seine anständigen Herren College,, zu solch schlechten Streichen hcrbeilassen sollten. Wie er an Reich meldet, so hat er sie nun aufgefordert, wenn sie ohne ihr Beiwisscn als Collecteurs wären beigeseht wor den, so sollen sie auf der Zürcher Kosten durch eine öffentliche Zei tung declariren, daß sic sich dieses Nachdruckes nicht beladen wollen. Und dabei fällt Herrn Heidegger eine süße Rache wider den Fleisch hauer in Reutlingen ein. Wie wär's, wenn man diesen, Erzschelmen, der den Zürcher,, und Leipzigern schon so viel Schaden gethan, sei nen Bodmer'schen Homer, der wirklich gut ist, nachdruckte und ohne Rücksicht auf Gewinn zu», halben Preis des Verlegers verkaufte? Ware Herr Reich verseilen Meinung, wie Herr Heidegger, so könnte der Plan gleich ins Werk gesetzt werden. Denn noch zwei chren- wcrthe Männer—„für unser vier wäre die outrsprim- nicht zu groß" — die sich mit Zürich und Leipzig verbänden, werden unschwer auf zutreiben sein. Eine kurze Anzeige im Meßkatalog wäre dann nicht undicnlich; man sagte dann beiläufig: „Wir unternehmen diesen Nachdruck in der Absicht, denen Nachdruckern zu zeige», wie wir für das künftige gegen sie zu Werke gehen werden, wenn uns weder Privilegien noch Eigenthumsrecht bey den, Unsrizen schützen." In diesen Jahren hatte auch die Krieger'sche Buchhandlung in Gieße» schweren Aerger. Der Sohn jenes Leipziger Superinten denten Bahrdt, ,»it dem die Wcibinannsche Handlung zu brechen für gut befunden, Karl Friedrich Bahrdt, saß in, Jahr 1777 nach wechselvollcm Leben in Hcidesheim (Rheinpsalz) als Leiter eines »ach Basedowschem Muster angelegien Philanthropins. Der fähige Mann, der in derThat ein besseres Loos verdient hätte, war schon von Jugend auf literarisch thätig gewesen, und ans seiner Autobiographie geht hervor, wie er über das Autorrecht in den unklaren Ansichten seiner Zeit völlig befangen war. Er gibt, verbessert und vermehrt mit neuen Abhandlungen, das Erbauungsbuch eines andern Theologen heraus, und jetzt, wo ihn, ein Buchhändler der Umgegend vorrechnct, daß das Heidcsheimer Philanthropin auch eine Buchhandlung haben müsse, „und durch äußerst herabgesetzte Preise die Welt an sich ziehen sollte", ist es leicht, dcnMan» mit der eisernen Stirn von der Richtigkeit solcher Behauptung zu überzeuge». Der Buchhändler „schäfte wirklich einen ganzenLastwagcnBücher ins Schloß undzcigte Ernst. Erwachte sich anheischig, die Verlagskosten mit mir ge- meinschastlich zu bestreiten und dazu eine hinlängliche Summe her- beizuschaffcn. Er verpfändete sogar schriftlich sein Lager dafür, wel ches bereits in, Schlosse war. Mit der Buchhandlung sollte auch eine eigene pädagogische Zeitung verbunden werden. Das Alles wurde den, Publikum im hohen Posauncntvn verkündet". Auch eine Buchdruckerei mußte man haben und Herr Gegel von Frankenthal, ein eifriger Nachdrucker, legte sie an. Und als cs nun galt, für die Pressen Arbeit zu schaffen, da wußte der Director des Philanthro pins Rath. Hatte Gegel in seiner Officin für Bahrdt dessen 1772 —1775 bei Hartknoch in Riga erschienene neuesten Offenbarun gen Gottes in Briese» und Erzählungen neu gedruckt, so ward cs jetzt als ganz zweckmäßig erachtet, die theologischen Artikel aus Ni- colai's allgemeiner deutscher Bibliothek znsammenzustcllcn. Ein be- zügiges Avertissement kan, in die Zeitungen, und wie der erschreckte Nicolai gegen dieses Vorhaben öffentlich kämpft — Frankfurter Staats-Ristretto 1777, Juli —, so geht die Krieger'sche Buchhand lung in Gießen mit sich zu Rath, was sie außer einer Anzeige in, Frankfurter Journal noch an Minen soll springen lassen gegen de» frübcrcnGießcnerProfcssor, der sie unter seinen Collecteurs nament lich aufgesührt hat. In solcher Lage ist cs wohl das Beste, an Herren Wcidmann's Erbe» und Reich zu schreiben und diese zu ver-
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