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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.12.1874
- Strukturtyp
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- Band
- 1874-12-14
- Erscheinungsdatum
- 14.12.1874
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- Deutsch
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blühenden Kindern umgeben verlebt hatte, verleidet. Dazu kamen die damaligen unglücklichen politischen Verhältnisse, welche eine Geschäftsentwicklnng wesentlich störten, und endlich die immer mehr in ihm sich befestigende Ueberzcugung, daß eine holländische Stadt der geeignete Boden für ihn nicht sein könne, seine weitgehenden Pläne zur Ausführung zu bringen. Er faßte daher den Entschluß, sein zweites Vaterland Holland zu verlassen und nach Sachsen über- zusiedcln. Es handelte sich nun für Friedrich Arnold Brockhaus zu nächst darum, seine Kinder bis dahin, wo er wieder einen festen Wohnsitz gefunden, untcrzubriugen. Anfang Januar 1810 reiste er mit denselben nach Dortmund, wo sie bei Verwandten freundliche Aufnahme und liebevollste Behandlung fanden. Heinrich kam zu dem einzigen Bruder seines Vaters, Gottlieb Brockhaus, der ihm in großer Liebe zugethan war und ihn wie ein Vater behandelte. Bei diesem blieb er sechs Jahre lang und kehrte dann im April 1816 ins elterliche Haus nach Altenburg zurück, woselbst sein Vater in zwischen sich neu ctablirt und 1812 wieder verheirathet hatte; sein jüngerer Bruder Hermann (der spätere berühmte Orientalist) war schon im April 1814 dahin gekommen, während der ältere Bruder Friedrich seit Herbst 1813 bei dem Pastor Schlosser in Groß- zschochcr erzogen wurde. Heinrich erhielt mit Hermann und an dern Knaben Privatunterricht, bis beide, Heinrich im Juli 1817 und Hermann im Juli 1818, in die Erziehungsanstalt des vr. Karl Lang zu Wackerbarthsruhe bei Dresden kamen, wo sie einige Jahre blieben, ersterer bis Ostern 1819, letzterer bis Ostern 1820. Zu Ostern 1819 wurden Heinrich und sein älterer Bruder Friedrich ins elterliche Haus zu Leipzig, wohin seit 1817 der Vater sein Geschäft verlegt hatte, zurückgerufen, letzterer, um sich vorzugs weise der Buchdruckerei, und ersterer, um sich dem Buchhandel unter des Vaters Augen zu widmen. Des jüngern Bruders Hermann Laufbahn ist bekanntlich eine wissenschaftliche geworden. Heinrich Brockhaus erhielt bei seinem Abgänge von der Er ziehungsanstalt zu Wackerbarthsruhe von deren vortrefflichem Director vr. Karl Lang ein ausgezeichnetes Zeugniß über seinen Fleiß, seine Kenntnisse und sein Betragen; er blieb mit demselben, wie mit mehreren seiner ehemaligen Lehrer lange Zeit in brief lichem Verkehr und freundlichstem Verhältniß, insbesondere mit vr. Karl Vogel, dem späten: hochverdienten Director der Ersten Bürgerschule zu Leipzig, der bis zu seinem Tode (1862) dem frühern Schüler die wärmste Freundschaft bewahrt hat. Kaum 15 Jahre alt, als Heinrich in die Buchhandlung seines Vaters als Lehrling eintrat, wußte der begabte und energisch aufstrebende Jüngling, schon damals wegen seines durchdringenden Verstandes scherzweise im Kreise seiner Familie „der Philosoph" genannt, sich rasch die geschäftlichen Kenntnisse zu erwerben. So wurde er bereits nach einigen Jahren trotz seines jugendlichen Alters dem Vater eine wirkliche Stütze, machte noch bei dessen Lebzeiten, im Januar und Juli 1823, einige Reisen theils in Familien-, theils in Geschästs- angelegenheitcn und vertrat ihn während dessen lebensgefährlicher Krankheit im Winter von 1822 auf 1823 fast ganz. Friedrich Arnold Brockhaus wurde bald darauf, am 20. August 1823, seiner Familie, seinen zahlreichen Freunden, der Literatur und Wissenschaft und dem Buchhandel durch den Tod entrissen. Das von ihm begründete Geschäft war aus kleinen Anfängenbereitsdamals zu einem großartigen buchhändlerischen Jnsütute herangewachsen. Als nun die zwei ältesten Söhne laut testamentarischer Bestimmung in Gemeinschaft mit dem treu bewährten Procuristen Karl Ferdi nand Bochmann es unternahmen, das Geschäft ihres Vaters zunächst für Rechnung sämmtlicher Erben bis zum Jahre 1829 fortzuführen, zählte Friedrich 23, Heinrich aber erst 19H Jahr. War es auf der einen Seite ein die Söhne ehrender Beweis von Vertrauen, den der Vater ihnen gegeben, so war es ans der andern Seite eine schwere Last, die auf ihre jugendlichen Schultern gelegt wurde, und ihre Aufgabe in geistiger wie in materieller Beziehung in keiner Weise eine leichte. Jndeß mit frohem, frischem Muth wurde dieselbe von den Brüdern ausgenommen. Als Heinrich, in tiefen Schmerz versunken, am Grabe seines Vaters stand, gelobte er sich, nichts unversucht zu lassen, um das von diesem hintcrlassene Werk in jeder Weise zu fördern und zu dessen Ehre weitcrzuführcn. Mit diesem Gelübde trat er nebst seinen: ältern Bruder Friedrich ein in die Leitung eines complicirten Geschäfts und ging auf dem Wege weiter, den ihnen der Vater, ein weit über seine Zeit hinaus sehender Mann, vorgczeichnet hatte. Das Geschäft war sehr belastet, und namentlich galt es, bedeutende Un ternehmungen, für welche nach damaligen buchhändlerischen Einrich tungen die Pränumcrationsbeträge schon längere Zeit eingenommen worden waren, nun als Reste nachzuliefcrn. Die Aufgabe schien an fänglich fast zu schwierig für die Brüder werden zu wollen, allein ihrem jugendlichen Mnth, vereint mit einer ungewöhnlichen Arbeits kraft, stand der Segen zur Seite. Sie machten einige glückliche Un ternehmungen, fanden hier und da kräftige Unterstützung, und nach dem die dringendsten Bauten beendet, alle Capitalauszahlungen möglichst vermieden worden waren, kam das Geschäft bald zu Kräften. Nach Ablauf der testamentarisch festgesetzten Gemeinschaft von sechs Jahren übernahmen Friedrich und Heinrich 1629 das ganze Geschäft von ihren Geschwistern für eigene Rechnung und Beide haben dann dasselbe bis zu dem Austritte Friedrich's, Ende 1849, gemeinschaftlich fortgesetzt. Heinrich vertrat die literarische Seite, Friedrich leitete vorzugsweise die typographische und hat sich um die Gestaltung und Ausbildung des typographischen Theils hohe Ver dienste erworben. Die Zeit, in der die Brüder das Geschäft für eigene Rechnung übernommen, war übrigens eine im Allgemeinen für den literarischen Verkehr wenig günstige. Es herrschte in allen Beziehungen eine große Mattigkeit, es waren keine die Gemüther lebhafter beschäf tigenden und auf den Buchhandel günstig rückwirkenden Interessen an der Tagesordnung. Die bald cinbrcchende französische Juli- rcvolntion vollends störte alle geschäftlichen Verhältnisse in der un günstigsten Weise, namentlich hörten die gewöhnlichen Creditverhält- nisse ganz auf; die Brüder aber mußten, um die verhältnißmäßig bedeutenden Auszahlungen au ihre Geschwister zu machen, Credit in Anspruch nehmen. Die Lage der Verhältnisse wurde um so schwieriger, als sie sich sagen mußten, daß mit dem Stillstehen der Stand ihres Geschäftes sich nicht bessern könne. Sie mußten Unter nehmungen machen, und daß es ihnen dazu in schwierigen Geschäfts lagen nicht an Muth gefehlt, ist ihr Glück gewesen. Gleich ihrem Vater die Richtung und Strömung der Zeit be- und ergreifend, hiel ten sie die neuen nach den Ereignissen von 1830 eingetretenen Ver hältnisse geeignet für ein ins Auge gefaßtes Werk, das sich an das „Convcrsations-Lexikon" anschloß, aber wesentlich den Interessen der Zeit gewidmet war: das „Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur". Dasselbe, ein echtes Kind der Zeit, wurde 1832 in Angriff genommen und hat denn auch den entschiedensten Erfolg gehabt. Bald nachdem dieses Werk begonnen war, machte sich eine neue Auflage (die siebente) des „Conversations-Lexikon" nöthig, die den Bedürfnissen der vorgeschrittenen Zeit angepaßt wurde und ebenfalls eines sehr bedeutenden Absatzes sich zu erfreuen hatte. So auf dem fruchtbaren Boden, auf welchem ihr Vater so wacker vorgearbeitet, in seinem Sinne und seinem Geiste weiter bauend und an dessen Schöpfungen anknüpfend, brachten die tat kräftigen Brüder die Firma allmählich zu immer größerer Aus dehnung und Bedeutung. Im Jahre 1832 erwarben sie durch vor-
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