Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.06.1888

Herr Karl Zimmermann, Beamter der kgl. Bibliothek in Dresden, bietet uns eine Sammlung »Büchereinbände aus dem Bücherschatze der kgl. öffentlichen Bibliothek zu Dresden« (E Twiet- meyer), enthaltend 50 Vorlagen in Photographie. Diese Vor lagen sind vorzugsweise deutsche, speziell kursächsische Arbeiten, welche letztere bekanntlich in der Buchbinderkunst eine bedeutende Stelle einnehmen. Der sehr knapp zugemessene Text erklärt die Abstammung der Blätter. Von Jul. Petzendorfers »Schriften-Atlas« (Stuttgart, Jul. Hoffman») liegen erst einige Lieferungen vor, zu welchen die Klemmschc Sammlung einen sehr wertvollen Beitrag geliefert hat. Die nächste Ausstellung wird wohl Gelegenheit geben, Näheres über diese, bis dahin vielleicht fertige, sehr nützliche Sammlung zu berichten. ^4 Osneral OaialoKus ol booles otlsrsä to ibe publia at tbo altixsä prieso bz- Osrnb. Ouaritob. London. 6 Bde. in gr. 8".. auf prächtigem Büttenpapier gedruckt und in elegantem Ein band, ist ein Katalog, wie er nur in England Vorkommen kann. Der Katalog, 1880 begonnen, umfaßt auf 4066 Seiten 38 552 Artikel. Ein Jndexband wird noch folgen. Herr Quaritch, in Worbis im Regierungsbezirk Erfurt geboren, jetzt der größte Antiquar der Welt, der sein Geschäft mit einem Kapital von 200 ^ begann, hat wohl einiges Recht, mit einem gewissen Stolz im Vorwort zu diesem Katalog auf seine Lausbahn zuiückzublicken. Das ausgestellte Prachtexemplar ist ein Geschenk des Herausgebers an das Buchgewerbemuseum. Aus dem Verlage von A. Asher lagen noch aus: »Die wissenschaftlichen Vereine und Gesellschaften Deutschlands. Biblio graphie ihrer Veröffentlichungen seit deren Begründung bis auf heute von vr. Jul. Müller«. Ein mächtiger Quartband von 900 Seiten, sehr schön aus Büttenpapier gedruckt und außer ordentlich übersichtlich angeordnet. Ferner: »Sammlung bibliothek- wissenschaftlicher Arbeiten, herausgegeben von K. Dziatzko. I.« und »Jahresverzeichnis der an den deutschen Universitäten er schienenen Schriften I. II.«; Werke, deren Nützlichkeit jeder Be treffende erkennt. Eine vorzügliche Arbeit des Herrn Oberbibliothekars vr. A. von Dommer in Hamburg ist: »die Lutherdrucke«, bei welcher die Klemm'sche Sammlung dem Herrn Verfasser nützlich sein konnte. Die Ausstattung ist eine vortreffliche (Druck von Lütke und Wolfs in Hamburg). Mühlbrechts »Wegweiser durch die neuere Litteratur der Staats- und Rechtswissenschaft 1886«. (Puttkammer L M.) ist ein sehr sachgemäß eingerichtetes und ausgcstattetes Hilssbuch in einem ebenso eleganten wie praktischen Einband. H. Weiter in Paris sandte »Lxserpta Ooloiubiaua. Liblio- Arg-pdis äs qualrs osuti- piöcss Zotbignss äu ooiuweuosiusui är> XVI. 8isaks pur Ilvnr/ Uarrisö«. Der Verfasser beschränkt sich nicht auf das was der Titel besagt, sondern giebt außer den Mitteilungen nach der berühmten Sammlung noch die Beschrei bung von weiteren etwa hundert verwandten Drucken. Eine sehr interessante Sammlung von Proben der buch händlerischen und bnchgewerblich-technischen Journale der ganzen Welt hat der Herausgeber der triglotten Fachzeitschrift »Export- Journal«, Herr Georg Hedeler, in i2 Mappen ausgelegt. Mappen I. II. umfassen Deutschland; III. IV. England; V. V!. Frank reich. VII. ist Holland, Österreich-Ungarn, VIII. Rußland, Schweiz, Skandinavien, IX. Belgien, Holland, Portugal, Rumänien, Spanien geweiht. X—XII. umfassen Amerika nebst Afrika, Asien und Au stralien. Wir haben verschiedene solche Sammlungen gesehen, keine jedoch in solcher Vollständigkeit. Um so dankbarer muß es anerkannt werden, daß Herr Hedeler dieselbe dem Buchgewerbe museum geschenkt hat, zugleich unter der Zusage: die Vervoll ständigung im Auge zu behallen. Eine nähere Besprechung würde für manche gewiß von Interesse sein; wir müssen jedoch in diesem Bericht davon absehen, uns vorbehaltend auf den Gegenstand zurückzukommen. Unter den Werken, welche zur Verbreitung allgemeiner lKenntnisse ungemein beitragen, stehen ja unleugbar die »Konver sationslexika« in erster Reihe. Drei solcher sind in der Ausstellung ^ vorhanden. In ihrer technisch-typographischen Einrichtung sind sie einander fast gleich; der Formatgröße nach ist »Spamers Illu striertes Konversationslexikon für das Volk« (mit diversen Neben titeln), 2. Auflage, das erste und nähert sich fast dem schmal-hoch- quart. Der Grund zu dem größeren, übrigens sehr angemessenen Format ist wahrscheinlich die Rücksicht ans die vielen Illustrationen (die vier vorliegenden Bände haben deren 4024). Diesem folgt » Brockhans'Konversationslexikon, allgemeine deutsche Rcalencyklo- pädie«, 16 Bände nebst Supplemenlband, fertig in der 13. Aust. (1887). Um ein weniges kleiner im Format ist »Meyers Kon versationslexikon, eine Encyklopädie des allgemeinen Wissens«, in der 4. Auflage Bd. 1 — 10. Alle drei Lexika sind reich illustriert; Spanier geht am weitesten, da er Porträts, Landschaftliches, Städteansichten rc. giebt. Ta fast alle Illustrationen in den Text gedruckt sind, hatte er die schwierigste Aufgabe, was Satz und Druck betrifft, hat sie aber gut gelöst. Brockhaus beschränkte die Holzschnitte im Text namentlich auf technische Erläuterungen, die übrigen sind auf Separatblättern gedruckt; daneben giebt er viele vortreffliche Karten. Auch Meyer giebt im Text haupt sächlich nur Abbildungen technischer Natur, aber außer den vielen Karten eine große Zahl der vorzüglichsten Chromos, hauptsächlich ethnographische und naturgeschichtliche Darstellungen. Mit dem Inhalt ha' en wir ja nichts hier zu schaffen; es drängt sich uns jedoch die Frage unwillkürlich auf, gehen die Konversations- Lexika nicht bereits hinsichtlich Umfang und Illustration weiter als es mit dem so gesunden Gedanken, der ihnen zu Grunde liegt, beabsichtigt war? und werden nicht durch den immer steigen den Umfang gar zu viele Konkurrenzen wachgerufen werden, die zwischen dem großen und dem kleinen Brockhaus und Meyer die Mitte halten? Abgesehen von den Karten sollten die Illustra tionen sich doch eigentlich auf solche beschränken, deren Zweck es ist, das zu erläutern, was ohne eine längere Textbeschreibung schwer verständlich wird, demnach Porträts, Städteansichten u. dgl. im Prinzip ausgeschlossen sein. Auch kommt uns vor, als wäre eine etwas schärfere Redaktion mancher Artikel wünschenswert, um alles Unwesentliche zu beseitigen und damit Raum für das rein Sachliche zu gewinnen. Es läßt sich freilich die Umfangssrage schwer nach der Elle beantworten, aber was über etwa acht tüchtige Bände geht, scheint uns bereits das normale Maß zu übersteigen, und die wünschenswerten öfteren Neuauflagen zu erschweren. An die obigen Werke anschließend möchten wir noch eins nennen, welches von weittragendem allgemeinen Nutzen sein dürfte. »Das Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien, achte Auf lage, herausgegeben von Prof. F. Reuleaux«, Bd. 1 — 7. Die Verlagshandlung (O. Spanier) verdient für die Sorgfalt, welche sie der Weiterentwickelung dieses Werkes hat angedeihen lassen, Anerkennung. Die Ausstattung ist — das vorliegende Exemplar ist allerdings als »Prachtausgabe« bezeichnet — sehr gut. — Als ein Supplement hierzu kann das in demselben Verlage erschienene »Adreßbuch Deutscher Export-Firmen« gelten. Dies vierbän dige Werk in gr. 4° erschien auf Anregung des Kgl. Preuß. Handelsministeriums und im Aufträge des Centralverbandes deut scher Industrieller und des deutschen Handelstages. Heraus gegeben wurde es von den Herren Konsul W. Annecke, Gen.-Sekretär H. Bueck, Reg.-Rat. F. Beuthner und Geu.-Sekr. I)r. H. Rentsch. Wir erwähnen das Werk an dieser Stelle ganz besonders als ein sehr interessantes Accidenz-Musterbuck, ähnlich wie es der Katalog der Kantate-Ausstellung 1884 war. Die Inserate werden alle viersprachig, deutsch, englisch, französisch, spanisch gegeben. Wenn das »Bibliographische Institut« in einem Prospcktus erwähnt, daß derjenige, der das »Mcyersche Konversations-Lexikon« mit seinen 3000 Abbildungen, 556 Karten und Jllustrations- beilagen; dann die »Erdgeschichte« von Pros. vr. M. Neumayr, 2 Bde. mit 916 Textbildern und 31 Karten und Chromos;