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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.09.1889
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- 1889-09-18
- Erscheinungsdatum
- 18.09.1889
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4706 Nichtamtlicher Teil. 218, 18. September 1889. Nichtamtlicher Teil. Zur Geschichte der württembergischen Druckgewerbe. Von Theodor Goebel. (Schluß aus Nr. 210, 212 u. 216.) Die Aufmerksamkeit der Leser ist bis hierher vorzugsweise für den Buchdruck und seine Nebenzweige in Anspruch genommen worden; ein kurzer Bericht über den Steindruck möge diese Uebersicht über Einführung und Verbreitung der graphischen Gewerbe in Schwaben zu Ende führen. Welche Verbreitung die lithographische Kunst gegenwärtig in Württemberg besitzt, wurde bereits oben, wo von der Ver breitung des Buchdrucks die Rede war, ziffermäßig angegeben; über die Einführung derselben besitzen wir, im Gegensatz zur Buchdruckerei, genauere Nachrichten, und da ist es abermals Johann Friedrich Cotta, welchem wir als Bahnbrecher begegnen, und dem wir auch die zuverlässigen Mitteilungen über das erste Auftreten der neuen Kunst in Stuttgart, ja sogar die erste Schrift, die über den Steindruck überhaupt erschienen ist, ver danken. Sie führt den Titel: »Das Geheimnis des Steindrucks in seinem ganzen Umfange, praktisch und ohne Rückhalt nach eigenen Erfahrungen beschrieben von einem Liebhaber. Im Ver lage der I. G. Cottaschen Buchhandlung in Tübingen. 1810.« Aus der von Cotta selbst geschriebenen Vorrede erfahren wir, daß einer seiner Freunde in Stuttgart, der durch Goethe bekannt gewordene Kaufmann Heinrich Rapp, der ungenannte Verfasser derselben war. Nur elf Jahre später, als Alois Scnefclder 1796 den Steindruck in seinen Anfängen mehr durch Zufall entdeckt, als erfunden hatte, brachte ihn, im Frühjahr 1807, ein »ambu- lierender« Steindrucker aus München nach Stuttgart, wo er je doch, nur mit einer Notpresse (sogen. Galgenpresse), mit Kreide und Tusche versehen, vergeblich eine Anstellung suchte, bis die Cottasche Buchhandlung in Tübingen ihm Unterstützung gewährte und einen Kunstfreund in Stuttgart, eben genannten Rapp, anf- sorderte, auf gemeinschaftliche Rechnung eine Steindrnckerei da selbst zu gründen. »Man ließ nach einer Zeichnung,« heißt es darüber in der erwähnten Schrift, »eine bessere Presse bauen, Steine herbeibringen und alles anordnen, was zu einer ganzen Einrichtung gehörte. Zuvor aber mußte eine große Summe be zahlt und ein kostbares Engagement des angeblichen Künstlers unterzeichnet werden, ehe die Interessenten in das Geheimnis eingeweiht wurden. Man glaubte alles gethan zu haben, um ruhig und bestimmt arbeiten zu können. Auf gemeine Ausbeute durch Noten- und Schriftdruck rc. war es indessen nicht abgesehen, sondern ans Veredelung und Erweiterung der neuen Kunst. Es wurden von den geschicktesten Zeichnern vortreffliche Sachen auf Stein gemacht, und mit Recht ebenso vortreffliche Abdrücke er wartet. Allein hier singen schon die Kenntnisse des angeblichen Drnckkünstlers an zu wanken. Mit Mühe brachte er zuweilen einige ganz gute Abdrücke hervor, aber bald waren die Platten bis zum Unkenntlichen verdorben; andere Platten gleich im An fang ruiniert. Es fanden sich Ausreden über Ausreden, und es gehörte mehr als gewöhnliche Geduld dazu, um den anfgenommenen Faden nicht sogleich wieder zu zerreißen.« Mit dem »ambulierendeu Steindrucker« war ein Fortschritt nicht zu erreichen; er kannte-eben nur das Handwerksmäßige der Arbeit, die Kunst zu finde» blieb den Stuttgarter Unternehmern überlassen, und sie waren, wie die citierte Schrift darlegt, darin sehr glücklich. Bis dahin hatte man nur mit Kreide oder Tusche auf den Stein gezeichnet, die Gravierung allerdings auch schon für möglich gehalten, jedoch noch nicht in befriedigender Weise auszusühren vermocht. Dem Stuttgarter Kunstfreunde gelang es, den Stein stich, wie man das Verfahren nannte, glücklich herzustellen, und Schillers Reiterlied, in Folio gedruckt, war ein Erstling dieser Vervollkommnung, die Cotta dann sofort zur Er zeugung von Karten, Plänen re. für seine Verlagswerke zu be nutzen wußte. Doch auch der württembergische Staat hatte den hohen Wert der neuen Erfindung sehr bald erkannt, zumal er sie damals für seine Zwecke sehr nützlich verwenden konnte. Im Jahre 1818 begann das große Werk der württembergischen Landesvermessung, und nach dem Vorgänge Bayerns beschloß man, zur Verviel fältigung der Vermessnngskarten ein lithographisches Institut ein« znrichten, hierfür den Lithographen Fleischmann aus München berufend, der sich jedoch, bei dem damals noch herrschenden Mangel an tüchtigen Kräften, ein für den Kartenstich brauch bares Personal erst heranziehen mußte und dafür seine Schüler meist aus den Zöglingen des Stuttgarter Waisenhauses wählte, die neben der technischen Hebung durch Inspektor Fleischmann auch Unterricht erhielten in dem Zeichnen von menschlichen Figuren, Tieren und Landschaften durch den eigens dazu bestellten Professor Ekemann-Alesson, einen Schweden, welcher ein tüchtiger Künstler war und sich auch durch Herausgabe von Land schaften in Tondruck einen Namen gemacht hat. Von seinen Schülern erlangten mehrere bedeutenden Ruf, so Gottfried Küstner, welcher, zwar als Lithograph gebildet, doch einer der tüchtigsten Steindrncker wurde, die Württemberg, ja Deutschland in jener Zeit besessen haben, und dessen später errichtetes eigenes bescheidenes Geschäft dadurch zu weiter Berühmtheit gelangte. Die staatliche Anstalt zählte bis zum Ende der Landesvermessung im Jahre 1840 durchschnittlich 24 Graveure, 4 Drucker und 3 — 4 Handlanger und Steinschleifer, und die Zahl der her gestellten Karten betrug 15 200, neben denen noch viele andere Behördenarbeiten auszusühren waren. Später, nachdem auch die Rektifikation der Karten dnrchgeführt, d. h. alle in der Zeit ihrer Herstellung vorgekommcnen Aendernngen eingetragen, sowie auch andere bedeutende Kartenwerke fertiggestellt worden waren, ging ein Teil des Personals an das statistisch-topographische Bureau, jetzt statistische Landesamt über, so daß heute das Personal der ersteren außer dem Vorstande nur noch aus 6 Graveuren, 3 Druckern und 1 Tagelöhner besteht; an Steinen besitzt sie einen Vorrat von ca. 17 000 Stück, die i» dem neuen schönen Lokal im Gebäude der König!, öffentlichen Bibliothek ein zweck mäßiges und sicheres Unterkommen gefunden haben. Nahezu gleichzeitig mit der König!, lithographischen Anstalt, 1820, hatten die Gebrüder Boisserse aus Köln unter Leitung von Strixner ans München im heutigen Lokale der Kunstgewerbe- schnle eine lithographische Anstalt errichtet, aus welcher nament lich ein Werk über den Kölner Dom und eine Reihe vorzüglicher Reproduktionen in Tondrnck von Gemälden der altdeutschen Schule hervorgingen; einer ihrer Schüler war Franz Schnorr, und dieser gründete in der Marienstraße eine lithographische Anstalt, als die Brüder Boisserse 1827 nach München übersiedelten; neben ihnen sind als frühe Förderer der lithographischen Kunst in Württemberg noch zu nennen Carl Ebner, anfänglich Kupfer- drncker in der Karlsakademie, und sein Bruder, der Kunsthändler Georg Ebner, ferner Reß L Pobuda, als Stecher trefflicher Landkarten renommiert und zugleich ausgezeichnete Illustrationen zu Lewalds »Europa« liefernd; Matts, ein Zögling der Königl. lithographischen Anstalt, aus dessen Druckerei, die etwa bis 1860 bestand, unter Mitwirkung von Gnauth und Nisle, elfterer ebenfalls ein Schüler dieser Anstalt, zahlreiche lithographische Knnstleistungen hervorgegangen sind; ferner Wölsle, Emminger, sowie der berühmte Kupferstecher Johann Gotthard Müller, der auch im lithographischen Fache Ausgezeichnetes geleistet hat. Die Namen der Meister Emil Hochdanz und G. F. Krauß aber leiten uns auf die Gegenwart über, die wahrlich nicht arm ist an tüchtigen Künstlern und Meistern. In Heilbronn gründeten
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