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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.06.1865
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1865-06-26
- Erscheinungsdatum
- 26.06.1865
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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1398 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. ^ 79, 26. Juni. jetzt auch schon veraltete Erfindung — ; war man damit fertig, so schleppte man die Bücher selbst mit auf die Börse oder ließ sie sich durch den Markthelfer, den niemand entbehren konnte, nach tragen (es wird sich wohl noch einer und der andere der mächtigen Perthes ck Besser'schen Strazzen in Hochfolio erinnern), und nun setzte man sich einander gegenüber, gab die Transporte im Ordinär und Netto auf beiden Seiten an, conferirte, wenn sie nicht stimmten, kam indessen doch oft zu keinem anderen Schluffe, als: „zahlen Sie mir nach Ihrem Buche". Daß darüber viel Zeit verloren ging, ist selbstverständlich, aber dies Zusammensitzen hakte auch seine guten Seiten. Man theilte sich die Novitäten- zektel mit, denn neue Bücher erschienen vorzugsweise zur Messe, man sprach darüb er und über anderes. Verlag undSortimcnt waren noch meist in derselben Hand, an Trennung von Verlags-Conto und SvrrimentS-Eonto vollends gar nicht zu denken, und die, bei denen das Sortiment überwog, waren in ungleich größerer Zahl auf dem Platze, als jetzt, auch aus weiter Entfernung; ja es galt zu meines VatersZeit für ein sehr üblesZeichen, wenn einer ausblieb, denn gewöhnlich zahlte er dann auch nicht. Manche verschwanden auch plötzlich, wenn siemerkten, daß die mitgebrach- ten Gelder und die erhaltenen Saldi nicht ausreichten. Glück lich derjenige, der schon mit ihnen gerechnet hatte, die andern hatten das Nachsehen. Mit dem Sperren der Rechnung war man auch nicht so schnell bei der Hand, wie jetzt; zweijähriger Eredil war nichts seltenes, ja wenn Harlmann aus Riga nur alle zwei Jahre kam, war man ganz zufrieden. Wenn er nicht kam, zahlte er auch nicht. Deswegen frug man auch nicht: „zahlt H. in R.?", sondern: „kommt H. aus R.?" Andere machten's nicht besser. Freilich wurde damals vielmehr aufs feste Lager ge legt, das Disponiren war noch nicht erfunden, aber die Ueber- träge dafür desto häufiger und stärker, und mit dem Jnnehalten der Zahlungsfrist zur Ostermesse ging'S, wie noch jetzt zu Mi chaelis. So nahm die Abrechnung unter den Auswärtigen die halbe Jubilatewoche und einen Thcil der Eanlatewoche in Anspruch. Dann ging'S zu den Leipziger Verlegern, Sortimentern und Eommissionären. Bei letzteren mußte man oft lange warten, che man daran kam, denn das doppelte Quittiren aller einzelnen Zahlungslistcn ihrer Committenten kostete Zeit. Da stand man nicht selten zu vieren, fünfen im unbehaglichen Packraumc. War man fertig, so erhielt man auch meist das Geld nicht gleich, son dern entweder eine Anweisung auf die Eaffe, um eS andern Tags zu erheben, oder cs wurde einem durch den Markthelfer geschickt, dernatürlich einverhältnißmäßigesTrinkgcldempfing. JmComp- toir der Baumgärtner'schen Buchhandlung in der Petcrsstraße ward man freilich durch ein Glas Wein für den weilen Weg und den Saldo belohnt; zum alten P. G. Kummer mußte man in seine Wohnung im rothen Eollegio 3—4 Treppen hoch steigen. Der ist aber der Erfinder der Zahlungszettel und der erste, der die einzelnen Zahlungslisten nicht quiltiren ließ. War dieser Zettel in Quarto von ihm und dem Auswärtigen gleichförmig summirt, so erhielt man beide mit, um den einen quittirl zu schi cken und das Geld holen zu lassen. Papiergeld gab es noch nicht und in Gold zu zahlen erlaubte sich der alte Kummer nie, das Silber bestand aber guten Theils in Hundcrtkhalertüten voll Groschen, über und über mit den Namen derer bedeckt, durch deren Hände sie gegangen waren. Wehe dem, welchem eine solche Tüte aufsprang! So zog sich die Messe in die Rogatewoche hinein und es half, wenn sie unter dem Bindfaden nicht hervor wollten, mit einem Fußtritt gegen die Packete nach, die nun so geschnürt, wie sie waren, in seine Niederlage wunderten. galt als etwas Außerordentliches, wenn man zu Himmelfahrt fertig war. Viele kamen erst kurz vor Pfingsten nach Hause. In einer Zeitung habe ich einmal gelesen: „Die Messe ist vor bei, nur in der Gegend des Paulinums läuft man noch mit großen Büchern und kleinen Beuteln herum." Wenn man mit Rechnen fertig war, wurde noch das Lager inventirt, auchNeuig- k-iten verschickt, wenn das nicht gleich zu Anfang geschehen war. Daß jeder während der Messe seinen Verlag auslieferte, war selbstverständlich. Man wohnte während der Zeit fast ohne Ausnahme auf seinem Handlager, was meist nicht zu hcitzen war, und begreif licher Weise sehr schlecht. Und so konnten wir damals mit Recht von uns sagen: wir wohnen wie die Hunde, arbeiten wie die Pferde, essen und trinken wie die Könige. Denn man ließ sich nach des Tages Last und Hitze (oder Kälte) auch nichts abgehen und wurde auch von den Leipzigern weidlich tractirt. Es war Nachmittags in Rudolphs Garten, Abends in Trei bers Keller, Hotel de Basiere, Hotel de Russie und anderwärts ein ffdeles Studenkcnleben, an dem auch ältere Herren, nament lich Fr. Perthes, heiter Theil nahmen. Da wurden Freundschaf ten fürs Leben geschloffen, die eigenen Angelegenheiten, die des Buchhandels und des BörsenvercinS besprochen, seit 1826 besonders die des Börsenvereins. Hätte dies wochcnlange Zusammenleben nicht stattgcfunden, so würde der Gedanke zur Stiftung des BörsenvercinS schwerlich zur Ausführung gekommen sein. Aber nachdem er unter den Einzelnen durchgesprochcn war, bedurfte cs nur des Entschlusses Weniger, das Odium der Beseitigung des altenHorvath auf sich zu nehmen, und der Zusammentritt der 125 erfolgte. DicHaupt- arbeit fing aber nun erst an; fertig wurde der Verein erst vor 30 Jahren durch den Zutritt aller Leipziger und den Bau der Börse. Mit der Thätigkcit für Ordnung des literarischen Rechtszustandcs, für Abwehr polizeilicher Bedrückung u. a. ging aber nun das erfolgreiche Streben Hand in Hand, mehr kauf männische Ordnung in den Geschäftsgang zu bringen, wobei sich die Leipziger Eollegen viele Verdienste erworben haben. Jetzt ist cs soweitgekommen, daß dieMeßabrcchnung schneller und sicherer vor sich ginge, wennman sie den Eommissionären allein überließe. Die kleinen Verleger würden dabei auch wohlfeiler wegkommen, als wenn sie selbst nach Leipzig reisen. Von den reinen Sorti mentern kommen schon jetzt sehr wenige. Damit sind wir auf dem Punkte angekommen, den Herr A. Duncker mit Recht beklagt, daß die Messe ihre höhere Be deutung und ihren Werth, auch für das Materielle des Geschäfts, verloren hat. Am schwersten leiden darunter die Angelegenheiten des BörsenvercinS, einfach durch den Mangel an Zeit zu ihrer vorgängigcn Besprechung. Da die Börsenversammlung jetzt der Abrechnung vorausgeht, so ist sie für die Gegenstände der Bera- thung unvorbereitet, hilft sich gewöhnlich mit Verweisung an einen Ausschuß, dessen Bericht zwar gedruckt, aber wenig gelesen wird, so daß nicht selten die Schlußfaffung abermalsaufein Jahr hinaus geschoben wird. Sv geben wir für die kheuernAus- schußsitzungen vielGeldunnützaus und der Börsenverein erlahmt. Ich schließe mich bcidenVorschlägen der Herren D. u. L. an mit folgenden näheren Bestimmungen: 1) Vom Montag bis Donnerstag oder Freilag in der Eantale- woche rechnen dicLeipziger Eommissionäre bloß in den Vor mittagsstunden. 2) Die Nachmittage werden der Abrechnung unter den übrigen Mitgliedern einschließlich der Leipziger Verleger, den Aus schußsitzungen und dem freien Verkehre Vorbehalten. 3) DieHauxtversammlung ist am Mittwoch Nachmittag, nach-
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