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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.04.1897
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- 1897-04-17
- Erscheinungsdatum
- 17.04.1897
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- Deutsch
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werden sollte, so würden wir doch dafür eintreten, daß der Zusatz zu Z 26 im Entwürfe des Vereinsausschusses: »Der ordentliche Gerichtsstand der im Deut schen Reich domizilierten buchhändlerischen Firmen wird hierdurch nicht geändert« gesondert zur Abstimmung und hoffentlich zur Annahme gelange. Die öffentliche Lesehalle in Jena. Am 20. Februar dieses Jahres war ein Jahr verflossen, seit in Jena sich ein Verein bildete, der den Namen -Lesehallenverein- annahm. Sein Bestreben war die Errichtung einer öffentlichen Lesehalle in Jena, die in überraschend schneller Weise bereits am 1. November 1886 am Löbdergraben eröffnet werden konnte. Sic ist bereits jetzt eine der größten Deutschlands. Die ersten Anregungen zu deren Begründung, so ist dem kürz lich erschienenen Jahresbericht 1886 des Lesehallenvereins zu Jena zu entnehmen, dessen erster Teil »Allgemeiner Bericht» von Herrn Institutsdirektor Pfeiffer versaßt worden ist, gingen von der dortigen Comenius-Zwciggesellschast und dem Verein für ethische Kultur aus. Die Bemühungen dieser beiden Vereine fielen aus fruchtbaren Boden. Herr Professor Abbe, ein eifriger Freund und Förderer des geplanten Unternehmens, erwirkte aus dem Fonds der Carl Zeiß-Stiftung einen jährlichen Beitrag, zunächst auf die Dauer von drei Jahren, von 4000 Diese Stiftung trug auch die Kosten der gesamten Einrichtung der Räume, wie überhaupt der Verein der Freigebigkeit der Herren, die an der Spitze dieser Stiftung stehen, noch weitere namhafte finanzielle Zuwendungen zu verdanken hatte. Den Grundstock zur Bibliothek legte die Zeißsche Fabrik durch Darbietung ihrer mehr als 1600 Bände umfassenden Büchersammlung. Die Organisation des Bibliothekswesens, sowie die Schaffung einer Bibliotheks- und Leseordnung übernahm Herr Pro fessor Rosenthal; ebenso besorgte er auch die Einweisung des angestellten Kustos. Diesem mußte späterhin wegen Arbeitsüber- bürdung eine ständige Hilfskraft beigegeben werden. Herr Or. Czapski leitete die für die Ausstattung der Leseräume erforder lichen Arbeiten. — Die acht geräumigen, den Zwecken der Lesehalle dienenden Zimmer erwiesen sich bald nach der Eröffnung als un zureichend, so daß es nötig war, die noch in der zweiten Etage des Bibliothekshauses verfügbaren Räume hinzuzunehmen. Die Lesehalle ist täglich von 9 Uhr, an Sonntagen von 10 Uhr früh bis 10 Uhr abends dem Publikum geöffnet. Der Mitgliederbestand des Lesehallen vereins wies Anfang Februar 1897 22 korporative, 21 ordentliche, und 70 außerordentliche Mitglieder auf. — Schließlich wird im Be richte noch der Hoffnung Raum gegeben, eine Vereinigung mit dem in Jena ebenfalls bestehenden -Litterarischen Museum-, das lange Zeit eine abwartende Haltung in dieser Angelegenheit annahw, unter Wahrung beiderseitiger Selbständigkeit vom 1. April ab her- beisühren zu können. Wie wir aus dem letzten Absätze des Jahres berichts ersehen, ist der Vertrag inzwischen genehmigt worden. Aus dem »Nechnungsbericht», der von Herrn l>r. S. Czapski gegeben ist, entnehmen wir in Kürze, daß die Einnahmen und die Ausgaben für eine Jahresbilanz sich noch nicht genau präzisieren ließen, hauptsächlich auch deshalb nicht, weil die Eröffnung der Lesehalle erst am 1. November, also zwei Monate vor Jahres schluß, stattgefunden hat Für die Einrichtung der Lesehalle wurden 78ö9 ^ 12 verausgabt, die Kosten ihrer Unterhaltung machten 2127 ^ 47 aus; beide Beträge, insgesamt 9986 ^ k>9 H, deckte die Carl Zeiß-Stistung. Das -Vereins-Konto» im engeren Sinne, das die baren Beiträge, Schenkungen und dergleichen der Mitglieder in den Einnahmen und diesen gegenüber die lediglich zur Be schaffung, Instandhaltung u. s. w. des Lesestoffes für Lesehalle und Bibliothek erforderlichen baren Aufwendungen als Ausgaben an- sührt, steht in der Einnahmebilanz mit 2696 ^ 5 ^ verzeichnet, denen 2788 38 -Z als Ausgaben gegenüberstehen; es macht sich also vor läufig noch eine kleine Unterbilanz bemerkbar. Diese Ueberschreitung ist wesentlich durch notwendige Bücheranschaffungen verursacht. Den dritten Teil des Jahresberichtes nimmt der -Bibliotheks- Bericht- von Herrn Professor vr. Ed. Rosenthal ein. Die Bibliothek umfaßt jetzt 4076 Bände. Außer der bereits bemerkten Zeißschen Bücherschenkung werden u. a. solche auch von vielen Ver legern, an deren Spitze die Herren vr. G. Fischer, G. Hirzel und vr. v. Hase, mit warmem Danke erwähnt. Herr Or. G. Fischer gehört auch der Bibliotheks- und Rechnungsprüfungs kommission an. Bei der Auswahl und Zusammenstellung des Lesestoffs mar ins Auge zu fassen, daß alle Litteraturzweige unter haltender und belehrender Gattung in entsprechender -Berück sichtigung der Bedürfnisse und Interessen der verschiedensten Stände und Berussklassen- vertreten sein sollten, nur die rein wissen schaftliche Litteratur war auszuschließen. -Die technische Hand- tzabung der Buchleihe ist-, so heißt es wörtlich im Bericht, -unter Nutzbarmachung der Erfahrungen ähnlicher, namentlich amerika nischer Institute, bestmöglich vereinfacht und alles bureaukratischen Wesens entkleidet worden Nach einer erstmaligen Eintragung von Namen, Stand und Wohnung in das ausliegende Buch und der Ausfüllung einer Leihkarte ist der Entleiher bei der Entnahme von Büchern aller Weiterungen und allen Schreibwerkes ledig. Bei der Ausgabe eines Buches bemerkt der Bibliothekar die Signatur desselben auf der Karte und drückt den Tagesstempel aus Buch und Karte; diese verbleibt in der Bibliothek. Bei der Rückgabe des Buchcs wird mit dem Tagesstempel auf der Karte quittiert. Dieser einfache Modus bietet nicht nur ge nügende Kontrolle, sondern auch ausreichende Handhabe zur Führung genauer Statistiken«. Die Benutzung der Bibliothek war eine recht rege und überstieg die kühnsten Erwartungen. Die Dauer der Entleihung ist bis zu drei Wochen für den Band, als dann kommt die Mahnkarte, und es sind für den Tag drei Pfennige zu zahlen. Verluste sind bisher noch nicht zu verzeichnen gewesen. Aus die einzelnen Abteilungen der Bibliothek kamen folgende Be nutzungen, wobei wir -Entleihungen- und »Benutzungen im Lese zimmer- in ihren Zahlen zusammenziehen: Erd- und Völkerkunde, Reiscbeschrcibungen: 1167; Geschichte: 916; Biographiecn: 729; llnterhaltungslektüre: 7556; Naturkunde: 274; Schöne Litteratur (Dramen, Lieder, Gedichte, Dichtersammelwerke): 495; Verschiedenes: 32; Literaturgeschichte: 52; Philosophie, Pädagogik, Religion: 66; Politik: 14; Kunst und Kunstgeschichte: 29; Hauswirtschaft und Gesundheitslehre: 24; Volkswirtschaft, Rechts- und Staatswissen schaft: 118: Fremdsprachliches: 16; Zeitschriften: 1550; Tcchnik(einschl. Gewerbe, Handel und Industrie): 297. Die Summe der Entleihungcn beträgt 13336 Bände, auf den Tag 149 Bände, sie verteilt sich auf die Monate November, Dezember und Januar. Hierzu kommen monatlich mindestens noch 1200 Benutzungen in den beiden Bücher lesezimmern. Die Zahl der Benutzer betrug insgesamt 1932, davon waren 386 Frauen und 1546 Männer. Die Berufsarten der Ent leiher sind recht mannigfache. Am stärksten sind unter den Frauen die Berufslosen mit 317, unter den Männern die Handwerker mit 512 Entleihungen vertreten. Die Statistik der am meisten ge lesenen Bücher ergiebt, daß weitaus am beliebtesten alle Gesamt- und Einzeldarstellungen des Krieges von 1870 waren; dann folgten in der Gunst des Publikums Reisebeschreibungen; die Unterhaltungs lektüre wies den höchsten Prozentsatz auf. Sehr begehrt waren neben Jugendschriftstellern, wie Horn. Nieritz, Wörishöffer u. a., G. Freytag (besonders -Soll und Haben- und -Ahnen-) und Sudrrmann (besonders -Frau Sorge-). Der Geschmack des Publi kums wendet sich energisch dem historischen Roman zu. Die Romane von W. Alexis, Bulwer, W. Scott, ferner die Werke von Auerbach, Dahn, Dickens, Ebner-Eschenbach, Ebers, Fontane, Hauff, Keller, C. F. Meyer, Rosegger, Herm. Schmidt, Seidel, Storm, I. Verne und von Fritz Reuter fanden besonderen Anklang. Von Drama tikern waren bevorzugt Anzengruber, Hauptmann, Ibsen und Wildcnbruch. Erwähnt wird noch, daß in manchen Kreisen der Leserinnen eine kaum zu befriedigende Nachfrage nach den Romanen der Marlitt, Heimburg und Werner rege war. Zur Zeit steht die Bibliotheksverwaltung in Verhandlung mit dem Gewerbeverein und dem Lutherfestspiel-Verein zwecks Ver einigung dieser Bibliotheken mit der Lesehallenbibliothek. Sobald die Zahl der vorhandenen Bände 5000 ausmacht, soll mit der Herstellung eines Kataloges vorgegangen werden. Den vierten Teil bildet der -Bericht über das Zeitungswesen- von Herrn vr. Bergemann. Der Bestand ist zur Zeit 258 Zeitungen und Zeitschriften, die in sechs Zimmern ausliegen. Von diesen sind: 64 Tageszeitungen, ferner 18 belletristischen und humoristischen Inhalts, 17 litterarische und allgemein kritische, 14 Kunst-, 13 natur wissenschaftliche und geographische, 11 stenographische, 5 Jugend-, 6 Frauen-Zeitschriften, 48 Zeitschriften für Gewerbe, Handel und Industrie, 22 sozialpolititsche, 40 Zeitschriften religiösen, päda gogischen und vermischten Inhalts. Die Verteilung ist in den Leseräumen so erfolgt, daß die Zeitungen und Zeitschriften möglichst gesondert im Anschluß an die soeben gegebene Uebersicht ausliegen. Aufgebracht wird diese große Zahl der Zeitschriften teils durch Abonnement, teils durch Lieferung an Zahlungsstatt, auch durch leihweise Abgabe, in der Hauptsache aber durch Schenkungen von Verlegern, Privatpersonen oder Körperschaften. In den beiden großen Lesezimmern liegt ein Wünschcbuch für Zeitungen und Zeitschriften aus. Damit sind wir am Schluß des Jahresberichts angelangt. Alles in allem genommen, haben wir ein recht erfreuliches Bild der Entwickelung der Lesehalle vor uns, und mit den Wünschen ihrer Gönner und Freunde vereinen wir auch die unseren zu einem baldigen vollkommenen Gelingen der hohen Aufgabe, die sich das Jenaer Institut zum Vorbilde für andere gestellt hat. Kleine Mitteilungen. Schulbücher. — Der Vossischen Zeitung entnehmen wir die nachfolgende Zuschrift, die die Schulbücherfrage vom Standpunkte
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