Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1888
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- 1888-09-08
- Erscheinungsdatum
- 08.09.1888
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Interesselosigkeit der Verleger. Es wurde vor kurzem an dieser Stelle den Sortimentern der Vorwurf der Interesselosig keit gemacht, wobei der betr. Einsender den wür digen Vorschlag machte, neue Sortimentshand lungen zu gründen. Jene Bemerkungen sind in zwischen so gründlich beleuchtet worden, dah sie hier übergangen werden können und nur dazu angeführt werden sollen, um im Gegensatz dazu nachstehenden Fall von Interesselosigkeit der Ver leger zu erwähnen. Ich habe mich vor einem halben Jahre an einem buchhändlerisch sehr bedeutenden Platze etabliert, d. h. ich übernahm ein seit vielen Jah ren bestehendes Geschäft käuflich, dessen Sorti- mentsabtcilung allerdings durch die Kränklichkeit meines Vorgängers sehr zurückgegangen war. Meine ordnungsmäßige Anzeige 'im Börsenblatt sowie mein Etablissementscirkular hatten als Re ferenzen die besten Namen aufzuweisen, so daß Zweifel in bezug auf meine persönliche Fähigkeit oder Kreditwürdigkeit durch Anfragen vor der Kontoeröffnung beseitigt werden konnten. Und trotzdem ist meine Bitte, in Rechnungsverkehr mit den Kollegen zu treten, bisher nur vereinzelt er füllt worden. Sei es, daß die Herren Verleger sich nicht dazu bequemen, ein Etablissementscirkular zu lesen, sei cs, daß es ihnen zu umständlich er scheint, sich nach jemandes Kreditfähigkeit zu er kundigen, kurz, eine große Anzahl meiner Ver- langzeltel kam mit dem Vermerk zurück: -Da wir nickt in Rechnung stehen, wollen Sie gef. bar verlangen». Diese Aufforderung ist nun geradezu sonderbar. Es wird gewiß niemandem ein fallen, ein von einem X-beliebigen soeben heraus gegebenes Buch, das sich allenfalls durch Ansichts sendungen absetzen läßt, bar zu bestellen. Wenn ich auch im Prinzip damit einver standen bin, daß sich die großen Verleger Voraus zahlungen leisten lassen, so muß ich doch auch sagen, da ß diese Vorsichtsmaßregel zum Teil übertrieben wird. Verlagsfirmen, deren Saldo bei bedeutenden Sortimcntshandlungen jährlich 60—100 ^ be- S p r e ch s a a l. trägt, verlangen eine Zahlung von 300 oder 400 Doch dies sind nur vereinzelte Fälle. In der Hauptsache bleibt zu beklagen, daß die Verleger, statt einen strebsamen Anfänger zu unter stützen, sich— wahrscheinlich nur aus Bequemlichkeit — Passiv verhalten; dann dürfen sie sich aber auch nicht beklagen, wenn ihre Verlagswerke oft nicht das bringen, was von ihnen erwartet wird. 8t. X. Blinder Eifer schlidct nur. Im deutschen Buchhandel kommen ja bekann termaßen allerlei Sonderbarkeiten und Schrullen beim Schriftwechsel zum Vorschein. Manches un glaublich klingende wird uns durch Veröffentlichung des betr. Schriftwechsels verbürgt. Namentlich spielen die landläufigen Grobheiten, vorzugs weise unter den jüngeren Standesgenossen, eine er hebliche Rolle und werden häufig mit noch der berer Münze vergolten, so daß man manchmal zweifelt, ob man es noch mit Trägern oder mit Handlangern der Litteratur zu thun hat. Aber auch in höflicher Art werden mit unter unglaubliche Dinge geleistet. Einer der merkwürdigsten Fälle der letzteren Gattung, der uns in unserer langjährigen geschäftlichen Praxis vorgekommen ist, dürfte der nachstehende sein. Eine ausländische Derlagsfirma ist wegen einer rein geschäftlichen Angelegenheit auf ge spanntem Fuß mit einer deutschen Firma, und um der Sache einen gewichtigen Nachdruck zu verleihen, schreibt sie der norddeutschen Firma, daß, so lange jene rein geschäftliche Sache nicht beigelegt sei, sie den Redaktionen der in ihrem Verlage erscheinenden wissenschaftlichen Zeitschrif ten untersagt habe, irgend welche Verlagsartikel derselben zu besprechen, und schickt nicht nur ihr die bereits eingesandten Rezensionsexemplare zurück, sondern sogar ein von einem Gelehrten jener Firma direkt eingesandtes Werk des gleichen Verlages. Begreift denn jene Firma nicht, daß sie sich ihren eigenen Redakteuren gegenüber einmal selber ein Armutszeugnis ausstellr, fürs zweite aber ihre eigene Zeitschrift, sofern es sich um Nichtbeachtung bedeutender wissenschaft licher Werke handelt, selbst am meisten schä digt? Solch Zusammcnwerfcn durchaus nicht zu sammcnhäugender Dinge könnte einen fast ver anlassen, mit dem großen Britten auszurufen: Wär der Gedanke nicht so sehr gescheit, man wär versucht ihn herzlich dumm zu nennen. X. ?. AllfrM. Ist »bar mit Remissionsrecht bezogenes- im Falle des Konkurses der Bezugsquelle als eine bevor zugte Forderung zu betrachten und kann — be jahenden Falls — diese noch geltend gemacht werden, ohne daß Gerichtskosten entstehen, nach dem der öffentliche Prüfungstermin bereits statt gefunden hat? Darmstadt. Karl Köhler. »Gelehrte — Verkehrte. - Daß obiges Scherzwort auch bei den »Ge lehrten des Kladderadatsch- zutreffen kann, zeigt eine tiefsinnige Bemerkung im Briefkasten des genannten Witzblattes vom 2. September: -Königsberg. Bibliophilus: Im.Börsen blatt für den deutschen Buchhandel' vom 22. Aug. 1888 sucht Reiuhold Kühn in Berlin: ,1 Ministerialblatt f. d. gcs. innere Verwaltung. Jahrgang 1—1877/ Leider ist zu befürchten, daß die ersten dreihundert Jahrgänge während der Völkerwanderung zum Einpacken benutzt oder sonst verloren gegangen sind.» Wenn auch nicht zu besorgen ist, daß die obige Fassung der Reiuhold Kühn'schen Anzeige dem schlichten Verstände des Geschäftsmannes, welchem das Börsenblatt dient, irgend welche Schwierigkeiten bereitet hat, so begreift man doch, Wie das geläuterte Denkvermögen eines Kladdera datsch-Gelehrten daran Anstoß nehmen konnte. Alle Anerkennung dem Königsberger Weisen für seine echt deutsche Gründlichkeit, und volle Wert schätzung des munteren Witzgewandes, in dem sie erscheint! X. ,vür Verleger von ^rolNiuinl-Ztitungen! s46630j Hübsche kürzere Novellen, Skizzen rc., elegant geschrieben, habe ich zu billigen Honorarbedingungen für den Feuilletonab druck zu vergeben. F. W. StcffcnS in Leipzig. s46831j (Otto Londersbanseu empfiehlt sein bedeutend. Schriftenmat zur Her- stell, von Werken aller Art! Kulante Zahlungs bedingungen! 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