Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.04.1874
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1874-04-01
- Erscheinungsdatum
- 01.04.1874
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18740401
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187404012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18740401
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1874
- Monat1874-04
- Tag1874-04-01
- Monat1874-04
- Jahr1874
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1230 Nichtamtlicher Theil. ^ 75, 1. April. Dazu gehörte vor allem der Abschluß eines ordentlichen Ver trags zwischen Dichter und Verleger. Leider befindet sich diese werth volle Urkunde heute nicht mehr im Besitz der Göscheu'schcn Verlags handlung, so daß uns eigentliche Anhaltspunkte über die Höhe des für die „Werke" bezahlten Honorars fehlen, umsomehr, als das alte Göschen'sche Hauptbuch ebenfalls nicht mehr vorhanden ist. Nur eine Urkunde vom 14. April 1792 liegt noch vor. — Schiller und der Schwiegersohn Reinhold unterschrieben sie als Zeugen —, durch welche Wieland und seine Frau bekennen, daß sie das Eigenthums recht an den Wieland'schen Werken Göschen und dessen Erben abgetre ten haben und zwar unter „den Bedingungen, die in nnserm hier über schriftlich errichteten und von beiden Theilen unterschriebenen und besiegelten Contract enthalten nnd festgesetzt sind". Nun hatte Göschen alles, was er wollte, und während Wieland jetzt die Durchsicht der für die ersten Bände bestimmten älteren Ar beiten in ernstlichen Angriff nahm, sah sich Göschen wegen Druck und Papier um. Denn er hatte sich entschlossen, seines Gönners Werke gleich in vier verschiedenen Ausgaben in Angriff zu nehmen, in einer kostbaren Qnartausgabc, einer Großoctavausgabe, einer Taschenformatansgabc nnd einer wohlfeilen Kleinoctavausgabc.*) Diese vier Drucke gaben dem Verleger also noch vor ihrem eigent lichen Beginn mancherlei zu denken und zu thun nnd begreiflicher Weise bekam da Wieland ebenfalls ein Theil von dieser Arbeit zu kosten. Ihm lag cs ab nnd zu ob, über Papier- und Druckpro ben — zur Schrift war die Antiqua gewählt — sein Urtheil abzu geben, doch beschied er sich dann gern und überließ alles, was vor das Forum Göschen'» gehört, gänzlich dessen Gutbefinden. Aber in Be treff der Qnartausgabc äußerte Wieland doch einige Bedenken. „Lachen Sie nicht", schreibt er, „aber ich muß Ihnen meine Schwach heit, wenn es eine ist, gestehen: ein inneres Gefühl, das mir etwas mehr als bloße Bescheidenheit scheint, repugnirt in mir den Gedan ken, alle meine Schriften in einer so prächtigen Ausgabe als Ihre Quartausgabe seyn wird, in dieWclt gehen zu sehen. Es kommt mir gerade so vor, als ob ich mich zum Baron oder Grafen machen lassen sollte. Ein Autor muß wenigstens ein König sein, um sich ohne Schamröthe eine so außerordentliche Ehre anthun zu lassen. Also, im Ernst, wäre es nicht für Sie und mich besser, wenn die Groß- octavausgabedievornehmstewäre? Siemuß immer noch sehr hoch im Preise kommen und wird doch wahrlich schön genug sehn, daß der erste Schriftsteller der Welt nicht mehr verlangen kann." Aber Gö schen ließ sich durch solche Bedenken nicht irre machen, seine Vor bereitungen für die Quartausgabe hatten ihren Fortgang. Dazwischen gibt der Merkur fortgesetzt zu thun und Anlaß zu regem Briefwechsel. Anzeigen, die Wieland sollte beiheften lassen, gehen in Weimar ein, leider für die Postexemplare des gerade er scheinenden Monatsstückes zu spät. Und Geld wird gezahlt, an wen, kann nicht zweifelhaft sein. Noch immer ist Herr Jacob Elkan der erwünschte Vermittler. Dazwischen erscheint Wohl Göschen wie der einmal selbst, ein dem Dichter und seinemHaus stets willkomme ner Gast. Noch im Frühjahr kauft sich der Dichter ein Wohnhaus und wie cs den Anschein hat, wird aus diesem neuen Besitz größere Bequemlichkeit erwachsen; auch Ersparniß, denn der genau rech nende Poet hat gefunden, daß er fortan 120 Thlr. billiger wohnen wird als seither. Ein Besuch Charlottcns, der Tochter Wicland's, bei Göschcn's, wird geplant, aber nicht ausgeführt, dafür fährt Göschen *) Die „Werke" erschienen dann in folgenden Ausgaben: 1) 36 Lllö. n. 6 Luxpl. ^.USA. tu ge. 4. IN. Luxf. VslinpLp. 1794—1802. 250 llAIr. 2) 36 Leis. u. 6 Luxpl. Husg. in gr. 8. Vslinxax. in. cl. Luxk. cl. Onurtansg. 1794—1802. 125 'lllilr. 3) 36 Läs. n. 6 8npxl. ^.nsg. in iknsolisnkoiinut in. ä. Lnxtsrn eler Ouartsusg. 1794—1802. 112 lkblr. 12 Ln. 4) 39 Läs. n. 6 Snxxl. 8. 1794—1811. 27 TAU. im Juni nach Weimar und gerade zur rechten Stunde, denn Wie land ist wieder muthlos schwarzseherisch wegen der „Werke". Göschen tröstet und beruhigt und Wieland schreibt dann zu Anfang Juni: „Sic können nicht glauben, liebster Göschen, wie sehr der gute Muth und Enthusiasmus, womit Sie den unsäglichen Mühen und unend lich vielerlei Sorgen dieser in der That großen und vielleicht Ihrer Thätigkcit, Klugheit und Freundschaft für mich allein ausführbaren Unternehmung entgegen gehen, auch mich zu der auch nicht unbe deutenden Arbeit begeistert, die diese Ausgabe von der letzten Hand mir auferlegt. Gebe der Himmel uns beiden nur Leben und Ge sundheit, so dürfen wir, glaube ich, an dem guten Erfolg nicht zweifeln." Im Sommer fuhr Göschen nach der Schweiz. Der Dichter hatte gewünscht, bei dem Beginn dieser Reise irgendwo, am besten Wohl in Jena, mit seinem Verleger zusammenzutreffen, aber das wollte sich dann nicht fügen. So mußte er wieder zur Feder greifen, schrieb nach Nürnberg und München und berichtete von allerlei, von sei nen Arbeiten am Manuscript, welche der leidige Umzug in das „alte neue Haus" und die nöthige Sorge für den Merkur unlieb unter brachen, von den Kupfern, die zu den „Werken" kommen sollten. Auch sendete er ein Empfehlungsschreiben, das von Göschen bei irgend welchem hervorragenden Münchener Künstler zu be nutzen war. Im Spätherbst erschien Göschen nochmals in Weimar. Aber er litt sichtlich unter einer Erkältung und Wieland sah ihn in diesem Zustand des Unwohlseins mit um so mehr Sorge wieder abreisen, als er sich selbst unwohl fühlte. Das hätte nun zwar auf das Fort schreiten des Werkes nicht viel Einfluß gehabt, wenn von der für Wieland verfügbaren Zeit nicht der Merkur den besten Theil geraubt hätte. „Ich rechnete", meint der Dichter, „ehedem auf die Mithilfe meiner Schwiegersöhne, aber Reinhold hat keine Zeit, Schorcht ist gestorben und Liebeskind, den ich beim Merkur am besten hätte gebrauchen können, ist mir durch eine ganz eigne Laune meines Schicksals fast ganz unnütz gewesen und befindet sich dermalen in so schlechten Ge sundheitsumständen, daß er, Allem nach, Schorchten bald folgen wird." Vielleicht wüßte Göschen einen oder zwei junge Gelehrte, die gegen ein „eouvsaadles bouorariuiu" dem Merkur in seinen Nöthen beisprängen. Wieland wäre dadurch eine Last erleichtert, die ihn sonst zu Boden drücken und dem Merkur sowohl wie dem „Haupt geschäft" Schaden bringen würde. — Göschen rührte dann wirklich die „Werbetrommel" für den Merkur, und mit einigem Erfolg. Das beginnende Jahr 1793 fand das Manuscript der „Werke" in erwünschtem Wachsthum, derSatz der ersten siinfBände, die läng stens zur Neujahrsmesse 1794 gedruckt sein sollten, konnte beginnen, sobald esGöschcn beliebte. Es war dabciPlan, die geringere Taschen ausgabe in Leipzig und danach die guten Ausgaben in Basel, wo das Papier zu diesen gefertigt wurde, drucken zu lassen. Aber das neue Jahr hatte neben diesem Erfreulichen noch die unliebsame Thatsache gebracht, daß die Weidmannschc Buchhandlung, der die kräftigen Vorbereitungen Wicland's und Göschcn's zum Be ginn des Drucks nicht hatten verborgen bleiben können, endlich eine Klage bei der Leipziger Büchercommission wider Göschen cingereicht hatte. Dieses war schon unterm 6. December 1792 geschehen. Auf fragliches Actenstück, in dem Gräff von dem Unternehmen Göschcn's Anzeige machte und um Untersagung desselben „mit Ein schluß der von uns verlegten einzelnen Schriften" bat, blieb dann Göschen die Antwort nicht schuldig; doch wissen wir nicht genau, was er sagte. Jedenfalls fand nun die Büchercommission, daß sich der Streit wohl ani besten durch einen Vergleich schlichten lasse, und be rief deshalb Gräff und Göschen zum 1ü. Februar 1793 vor ihre Schranken. Aber der Vcrglcichsvcrsuch scheiterte. Göschen berief sich daraus, er habe bereits seiner Zeit Weidmaun's Vergleichsvor-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder