Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.08.1887
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- 1887-08-31
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- 31.08.1887
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4278 Nichtamtlicher Teil. PK 201, 31. August 1887. Hellermann, E, Herzog, E. M. Mayer, Friedr, Kunze, Flor Kupfer- bcrg, Osc. Lehmann, H. Prickarts, I. D Reuter, Karl Theyer, Aug. Walter, Joh. Wirth, A. Wcnglein, Carl Wallau und PH. v. Zabern. — Inhaltlich besteht es in einem Vorwort von dem Herrn Dom- präbendat l)r. Fr. Schneider, einer poetischen Widmung von Herrn Ludwig Noirö, sowie aus nenn poetischen und dreizehn historischen Beiträgen. Die Besprechung des poetische» Teils des Werkes liegt außer: halb der Sphäre des Schreibers dieses und er enthält sich aller und jeder Beurteilung desselben Privatim huldigt er der Ansicht, daß die Persönlichkeit Gutenbergs sich weder als Mittelpunkt eines Dramas, noch eines Epos eigne. Gutenbergs Geschichte beginnt in Unklarheit, verläuft in Nebel und verliert sich zuletzt im Sande Die ihn umgebenden Persönlichkeiten, die in der Poesie bald als seine ihn bewundernden Freunde, bald als Teufel in Menschen gestalt sich zeigen, während wir sie aus der Geschichte als schlaue, gut rechnende Geschäftsleute ohne poetischen Anflug kennen, können kaum jemandem als dramatische Charaktere Interesse abgewinnen. Wo sich Dichtung und Wahrheit nicht ergänzen, sondern sich so diametral entgegenstehen, wie in den Gutenbergdichtungen, dürfte den Manen des Erfinders am besten gedient sein, wenn wir ihn in seinen Werken ehren, ohne uns über seine Persönlichkeit und die seiner Umgebung immer aufs neue verwirren zu lassen. Von den dreizehn historischen Aussätzen entwirft der eine, »Das goldene Mainz, eine kulturhistorische Skizze von vr. I. Rover«, ein begeistertes Bild von dem alten und dem neuen Mainz, der »vornehmsten« Stadt Deutschlands, wie sie bereits im elften Jahrhundert genannt wurde, dem Haupt des aus mehr als hundert Städten bestehenden Rheinischen Städtebundes. Handel und Wohlstand blühte dort, es war der Lieblingssitz des reichen Adels, der Mittelpunkt für deren Feste und Turniere; die Stadt schmückte sich mit schönen Bauwerken; Künste und Wissenschaften fanden liebevolle Pflege, eine Meistersängerschule war lauge Zeit hindurch berühmt, au deren Spitze Heinrich zur Meiße> genannt Frauenlob, stand. Und ist es erlaubt von der Gegenwart auf die Vergangenheit zu schließen, so ist es begreiflich, daß sein Liedermund von Lob und Preis der Mainzer Frauen und Jung frauen überfloß. Es war Mainz somit eine Stadt Wohl wert einen neuen, den größlen, Ruhmestitel als die »gottbegnadigte«, wie es in der Schluß- schrist des Katholikons geschieht, den alten hinzufügen zu können, in dem ihr das Glück zu teil wurde, Geburtsstätte der über die Welt Licht verbreitenden Kunst zu werden und den Erfinder ihren Bürger nennen zu dürfen. Es kam aber eine lange trübe Zeit über Mainz, wo Handel, Künste und Wissenschaften darnieder lagen, wo Guten berg unter deni Kriegslärm und der leiblichen Not vergessen wurde, wo es erst fremden Eroberern beschicken war, sein An denken in der Erinnerung der Mainzer wieder aufzufrischen. Doch die schwere Zeit ist längst überstanden. Mainz ist auf dem besten Wege, seine alten Adelstitel wieder geltend zu machen und kann sich heute auch mit vollem Recht das »fröhliche und lachende« Mainz nennen. Wer Gelegenheit hatte in jüngerer Zeit einen heiteren Sommerabend auf der Terrasse des prachtvollen, den Künsten der heiteren Musen gewidmeten Stadthalle, am kühlen Strome mitten unter Tausenden gesellig angeregter Menschen bei den Klängen der Musik zuzubringcn, angesichts des frischen von Dampfern belebten Stromes mit seinen gewaltigen und doch eleganten, von den ehrwürdigen Baudenkmälern der Stadt über ragten Brücken- und Ufcrbauten, der darf wohl dort, wo »Wein, Weib, Gesang, des Lebens grüner Schmuck, den Bund geschlossen« des vr. Novers begeisterter Schilderung des neuen Mainz bei stimmen und ihm aufs Wort glauben, daß dort wie nirgends eine echt rheinische Fröhlichkeit und Geselligkeit blüht. Daß die Gutenbergstadt unter solchen Verhältnissen nicht als ein auf gegebener Vorposten der edlen Druckerkunst und des Buchhandels hetrachtet werden konnte, stand wohl bereits bei jedem fest und das vorliegende Buch giebt den Beweis dafür. Möge Mainz bald den hohen Platz, der ihm von Geburtswcgen zukommt, einnehmen, dazu Glückauf! Wir wenden uns jetzt denjenigen Aufsätzen zu, welche für das buchgewerbliche Publikum ein besonderes Interesse haben. Es sind dies: »Mainz und seine Drucker«, von vr. Fr. Schneider; — »Die ersten Druckhäuser und Druckwerke von Mainz«, von Th. Winkler; — »Die Schlnßschrift des Katholikons von 1460« von vr. Franz Falk; — »Die Buchdruckerei des St. Rochus hospitals« von vr. K. G. Bockenheimer; — »Zur Geschichte des Gutenbergdenkmals«, von vr. W. Belke, Stadtbibliothekar zu Mainz; — »Das Gutcnbergfest im Jahre 1837«, von vr. H. Gaßuer. Wir führen sie nicht nach ihrer Reihenfolge in dem Buche auf, sondern so, wie sie sich chronologisch aneinander reihen und wie wir sie deshalb benutzen, um ein möglichst chronologisches Bild der Druckkunst in Mainz zu geben. Daß der Aufsatz des Herrn vr. Schneider ein höchst interessanter ist, versteht sich von selbst. Seine Charakteristiken von Gutenberg und Schösser sind gleich treffend und in festen Zügen gehalten; da ist nichts von dem üblichen Wortschwall in Erhebung Gutenbergs und Erniedrigung Schössers; man spürt aus jeder Zeile den klarblickenden Mann, der die Menschen beurteilt, wie unvollkommene Weltbürger, die weder Engel noch Teufel sind, beurteilt werden müssen. Gutenberg und seine nächsten Nachfolger sind jedoch in diesem Blatte so oft besprochen, daß wir uns versagen müssen, die betreffenden Spalten abzudrucken; wir möchten es aber jedem, dem das Buch zu Händen kommt, ans Herz legen, sie nicht zu überschlagen. Als weniger bekannt erwähnen wir jedoch aus dem Aufsatz des Herrn Th. Winkler einiges über die Druckhäuser. Fünf Gebäude sind es, die in dem heutigen Mainz direkt an Gutenberg erinnern, wenn sich auch keines derselben in seiner ur sprünglichen Gestalt erhalten hat, bei der Mehrzahl vielmehr nur noch der Platz in Betracht kommen kann. Zuerst ist zu nennen das Haus Emmeransstraße Nr. 23, der ehemalige Wambolder Hof, der in seiner jetzigen Gestalt erst seit 1702 besteht, jedoch an der Stelle errichtet wurde, wo vormals das Stammhaus der Gensfleisch stand. Ob Gutenberg wirklich, wie eine Marmortafel unter dem Thorbogen besagt, 1398 hier geboren wurde, bleibt aber durchaus ungewiß. Bereits 1430 erscheint ein Peter Silberberg als Besitzer. Das Stammhaus der Mutter ist der heutige »Hof zum Gutenberg«, an der Ecke der Schustergasse und der Christoph straße; doch auch dieses hat ein ganz verändertes Ansehen. Noch zu Lebzeiten Gutenbergs wurde es nach der Einnahme durch den Herzog Adolf von Nassau eingezogen. Später fiel es der Zer störung durch die Schweden anheim. Der Churfürst Johann Philipp von Schönborn überwies seinem Kanzler Mehl die Ruinen unter der Bedingung, es wieder aufbauen zu lassen. Das 1661 vollendete Haus ist das noch stehende, welches sich seit 1808 im Besitz der Mainzer Casinogesellschaft befindet. Über die sonst noch vorhandenen Denkmäler wird weiter unten gesprochen werden. Das dritte Haus ist der »Hof zum Jungen« in der Stadthausstraße. Wir wissen jetzt mit Bestimmtheit, daß Gutcn- berg im Jahre 1443 hier seine Werkstätte errichtete. Sein Oheim Henne Gensfleisch hatte es für ihn von der Familie »zum Jungen« auf drei Jahre gemietet. Hier wurden in einem Keller auch die viel besprochenen und vielfach abgebildeten Pressenbruchstücke 1856 gesunden, welche Heinrich Klemm als echt Gutenbergisches Inventar gekauft hat, und die in seinem Museum ihren Platz finden werden. Nach der Trennung Fusts von Gutenberg wurde die Druckerei in des letzteren »Hof zum Humprechl« (vul^o »Druckhaus«, später »Dreikönigshof«) in der Schustergasse übergeführt. Obwohl 1462 bei der Einnahme von Mainz zerstört, konnte es 1464bereits wieder alsWerkstätte dienen. Hier blieb dieSchöffersche Osfizin bis 1555. Bereits 1476 war auf Grund der Ver größerung des Geschäfts das Nachbarhaus nach hinten »Zum
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