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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.08.1887
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1887-08-31
- Erscheinungsdatum
- 31.08.1887
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- Deutsch
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201, 31. August 1887. Nichtamtlicher Teil, 4279 Korb« (Schösferhof) angekauft worden; es ist dies das einzige der berühmten Druckhäuser, welches das alte Äußere bewahrt hat. Wo die Druckerei Gutenbergs nach der Trennung von Fust sich befunden hat, wissen wir nicht; daß ihm der vr. Humery (Homery) die helfende Hand reichte, ist bekannt; weniger vielleicht, was vr. Falk in seinem Aufsatz »Die Schlußschrift des Katho- likons« erzählt, daß, wie aus einem Manuskript aus der Heidel berger Sammlung in der Vatioana hervorgeht, vr Humery in Bologna studiert und dort die Vorlesungen des Dekretisten Lapi ausgezeichnet habe. In dem erwähnten Aussatz sucht Herr vr. Falk nachzuweisen, daß Gutenberg selbst nicht die berühmte Schluß schrift abgefaßt habe, er erblickt vielmehr in derselben die Feder eines Geistlichen, möglicherweise des Peter Günther aus Höchst, der über dreißig Jahre lang Pfarrer zu St. Christoph in Mainz war und sich außerdem als Korrektor beschäftigte. Die Wahrscheinlich keit spricht sehr für diese Ansicht, vr. Falk neigt sich auch der Auf fassung zu, daß Gutenberg weniger aus Bescheidenheit als durch äußere Gründe abgehaltcn war, sich offen als Besitzer der Druckerei zu nennen. Kehren wir nach dieser Abschweifung zu der Erzählung des Herrn vr. Schneider zurück, so finden wir nach dem Erfinder und seinen Nachfolgern eine Anzahl tüchtiger Buchdrucker, so den aus einer angesehenen Familie stammenden Jacob Medenbach, der nicht allein ein guter Drucker, sondern auch ein befähigter Schrift- und Formenschneider war. Peter Friedberg, um 1493, war ein tüchtiger, man glaubt sogar gelehrter Buchdrucker; seine Typen scheinen von Medenbach zu stammen, seine zahlreichen, nur lateini schen Druckartikel tragen alle genau denselben äußeren Charakter; alle sind äußerst sauber, zugleich sehr einfach. Das alte Schöffersche Geschäft wurde nach dem Tode des letzten des Namens durch Georg Wagner für die Anverwandten weitergeführt; das letzte von ihm bekannte Werk, eine der vielen deutschen Livius-Ausgaben, fällt in das Jahr 1457, gerade hundert Jahre nach dem Erscheinen des berühmten Psalterinms, des ersten Werkes mit Schössers Namen. »Ein Jahrhundert an Leistungen und Erfolgen groß.« Erhard Rewich, der die Illustrationen zu Breydenbachs Reise lieferte, ist nie Buchdrucker gewesen, wenn er vielleicht auch in seinem Hause durch Schösser den Druck ausführen ließ und diesen selbst überwachte. 1508 eröffnete Friedrich Hewmann aus Nürnberg seine Werkstätte; seine Spur verschwindet schon 1509. Die Annahme, die vr. Schneider noch festhält, daß seine wenigen Druckwerke zum Teil mit Gutenbergschen Typen gedruckt sind, dürfte nicht stich haltig sein. Peter Jordan machte sich 1531 seßhaft; ein her vorragendes Werk von ihm ist die deutsche Bibelübersetzung von Dietenbcrger 1534. Der Schwerpunkt seiner Thätigkeit liegt in kleinen bildgeschmückten Drucken, die jetzt sehr selten geworden sind. Nach 1535 verschwand er. Die Offizin des Franz Behem aus Meißen (1539) hatte einen längeren Bestand und sie blieb wenn auch unter mancherlei Wandlungen erhalten, bis sie 1631 durch die Schweden zerstört wurde. Der Dreißigjährige Krieg riß auch in die Geschichte der Mainzer Buchdrnckereien eine breite Lücke. Erst 1649 erscheint Nikolaus Heyl auf dem verwüsteten Boden, schließt jedoch bereits 1652 seine Laufbahn. Eine höchst bedeutsame Thätigkeit entfaltete unter der kraftvollen Regierung des Kurfürsten Johann Philipp von Schön born Christoph Küchler. Die Umgestaltung der alten Mainzer Liturgie erforderte den Neudruck aller liturgischen Bücher. 1666 trat Küchler an diese Aufgabe mit solcher Geschicklichkeit und Aus dauer heran, daß die Erzeugnisse seiner Pressen zu den hervor ragendsten auf diesem Gebiet gehören. Die Riesendrucke des Chor breviers, des Graduales, des Vesperalcs und auch der kleineren, zum Handgebrauch bestimmten liturgischen Bücher ans einer Zeit, die eben die furchtbarsten Kriegsstürme Überstunden hatte, sind wahre Denkmale der Mainzer Druckgeschichte. Die Leipziger Kol legen können sich in ihrem Buchgewerbe-Museum hiervon wie von dem staunenswerten Reichtum desselben an Mainzer Drucken über haupt überzeugen. Küchlers Arbeiten lassen sich bis 1686 ver folgen. Die Bestände seiner Druckerei gingen mit seinem Tode an das Noviziatenhaus der Jesuiten über. Nach einer abermaligen Unterbrechung der Druckerreihe er öffnet 1696 Johann Mayer eine Druckstätte, die ein Jahrhundert überdauern sollte; zwischen 1721 und I 742 wurde hier die Gesamt ausgabe des Raymundus Lnllus in zehn schweren FoliobändeU ge druckt. Gegen Ende des Jahrhunderts folgte die Prachtausgabe des Uissals des Kurfürsten Philipp Karl zu Eltz. Wenn wir nunmehr hier einen kurzen Auszug aus dem Bei trag des Herrn vr. Bockenheimer: »Die Buchdruckerei im St.Rochus hospital« einzuschaltcn uns erlauben, so geschieht dies nicht, weil diese Druckerei eine besondere Bedeutung gehabt hätte, sondern weil ihre Geschichte bezeichnend für die damaligen Zustände ist. Die 1720 von dem Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn gestiftete Wohlthätigkeitsanstalt brauchte viel Geld und legte sich, um solches zu verdienen, auf verschiedene Spekulationen, als Strumpf- Weberei, Lichtgießerei, Herstellung von Heilmitteln w; als jedoch diese nicht ziehen wollte», kam man auf Buchdruckerei und Vertrieb von privilegierten Staats- und astronomischen Kalendern, sowie von Schulbüchern und verfiel schließlich auf ein Zeitungsunter nehmen, »Jntelligenzblatt uud Staatsanzeiger« Doch auch einige Werke von Bedeutung wurden unternommen, z. B des ge lehrten Vr. Franz Falks Betrachtungen über »Die Nachfolge Christi des Thomas von Kempen«, 3 Bde. in Fol. Als Honorar erhielt der Verfasser hundert Exemplare von jedem der Bände und nach Vollendung 100 fl., und für jede neue Auflage hundert Exemplare des Werkes. Auch Knpferstichwerke wurden verlegt, z. B. die von Rücker gestochenen Bildnisse der Mainzer Kurfürsten; Plan und Profil der Kurfürstlichen Residenzstadt Mayntz, 1755; die von Rie- dinger gezeichneten uud von Ostertag und Rücker gestochenen Pro- spectiva von Aschaffenburg, 1749, u. a. Die Anstalt befaßte sich auch mit der Herausgabe von Staatsschriften, z. B. des Wahl- diariums Josephs II., 1764, an dessen Ausschmückung noch 1771 gearbeitet wurde und das einen Aufwand von 2000 fl. erforderte. 1781 hatte der Verlagskatalog einen Umfang von zehn Bogen. Dieses Jahr bezeichnet jedoch den Höhepunkt der Blüte des geistigen Lebens in Mainz, welches durch die Umgestaltung der Universität und der höheren Lehranstalten und die Anwesenheit einer großen Zahl bedeutender Männer hervorgerufen war. Von nun an begann ein unruhiges Leben für die Buchdruckerei. Eines Tages, am 3. November 1792, erschien das »gnädigst priviligicrtc« Jntelligenzblatt als »Stadt Mainzisches Jntelligenz blatt mit »provisorischer Genehmhaltung der fränkischen Station«; denn am 21. Oktober hatte Custine Besitz von Mainz und auch von der St. Rochusbnchdrnckerei genommen Als Ablösung der guten Zopfzeit kam die wühlerische Clubistenzeit und brachte dem Blatt unruhige Tage. Am 23. Juli 1793 zogen die Franzosen ab; es dauerte aber nur kurze Zeit, so waren sie wieder da, um sich auf längere Zeit häuslich einzurichten Nun mußte die St. Rochus druckerei ganz in die Dienste der Politik treten. Der dreimal in der Dekade erscheinende »Beobachter vom Donnersberg« mußte als Grundlage für eine zweisprachige Zeitung »Vnnsktk cks Naz-sncs — Mainzer Zeitung« dienen, und nahm nach vielen widrigen Zwischen fällen 181 l in dem Rochushospital ein Ende, um bei Th. v. Zabern ans dem Bischofsplatz wieder aufzuleben. Hiermit hatte die Rochusdruckerei auch ihre Endschaft erreicht. Bei dem öffentlichen Verkauf erwarben die Herren Flor. Kupferberg und Joh. Wirth den Bestand, trennten sich jedoch 1816 und errichteten jeder für sich eine Druckerei. Joh. Wirth, der letzte Faktor der Rochusdruckcrei, mußte, obwohl er bereits 1807 den Titel eines bischöfliche» Buchdruckers und Verlegers erhalten hatte, jedoch ein neues Brevet lösen. Der jetzige Inhaber Joh. Lud. Ad. Wirth hat seine Offizin in der Schottstraße Nr. 2. Der Zeitpunkt des Eingehens der Rochusdruckerei bezeichnet den tiefsten Verfall der Druckkunst und des Buchhandels in Mainz. Der französische Präfekt glaubte, daß es hauptsächlich in der Hand 586*
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