Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.08.1887
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- 1887-08-31
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- 31.08.1887
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Nichtamtlicher Teil. 201, 81. Aügust 188?. MÜ der dortigen Gewerbetreibenden läge, das Geschäft in Flor zu bringen und den deutschen Verlag an sich zu ziehen, da man nicht den, den sonstigen deutschen Verlag treffenden Zoll von 50 Prozent zu zahlen habe. Er richtete 1810 an den Magistrat eine darauf bezüg liche Anfrage, die jedoch seitens der Mainzer Buchdrucker und Buch händler verneinend beantwortet wurde. »Man hoffe aber das Beste von der Zeit,« dieselbe ließ aber noch auf sich warten. Merkwürdig genug war es, daß in der Periode des oben erwähnten Niederganges die erste Anregung zu der Errichtung des Gutenbergdenkmals gegeben werden sollte und zwar von dem erobernden Erbfeinde. Allerdings hatte bereits im Jahre 1504 Ivo Wiltig, Professor der Geschichte an der Universität Mainz, dem Erfinder einen Denkstein gesetzt, derselbe war aber längst verwittert und Gntenberg selbst unter der Ungunst der Zeit vergessen. Dem Präfekten Jeanbon-St.-Andre war es Vorbehalten in der ersten Sitzung der Gesellschaft zur Beförderung der Künste und der Wissen schaften des Departements Donnersberg, dessen Präsident der Genannte war, die, obwohl aus dem Munde des Feindes stammend, dennoch denkwürdigen Worte zu sprechen: »Der Tag wird kommen, wo das Andenken Gutenbergs gerächt, das Vergessene gut gemacht werden wird, wo die Weisen von ganz Europa es als heilige Pflicht ansehen werden, jeder einen Stein auf sein Grab zu tragen und ihm ein einfaches, aber hehres Denkmal zu errichten, auf dem sein Name mit unauslöschlichen Buchstaben wird geschrieben werden. Man wird einsehen, daß, wenn die Vergangen heit durch die Gegenwart übertroffen wird, es Gutenberg allein ist, dem wir dies verdanken.« Einstimmig wurde beschlossen einen goldenen Preis für die beste Lobrede auf Gutenberg zu stiften und an ganz Europa eine Aufforderung zu Beiträgen für ein Denkmal zu richten, was auch mit einigem Erfolg geschah. Als Napoleon im September 1804 selbst nach Mainz kam, bestimmte er die Errichtung eines großen, 10—12000 lüMeter umfassenden Platzes, der den Namen Gutenbergs tragen sollte, und traf nähere Anordnungen über den Standplatz des Monuments; die Kriegsereiguisse ließen jedoch den Plan nicht zur Ausführung kommen, und die Angelegenheit geriet in Vergessenheit. Erst die 1823 mit großem Pomp in Scene gesetzte Einweihung des Coster-Monuments in Hartem rüttelte die Mainzer wieder auf. Die Casino-Gesellschaft gab auf Vorschlag des Prof. Fr. Lehne dem Gesellschaftshaus den alten Namen »Zum Gutenberg« wieder. Ein Denkstein wurde in die Hofmauer eingesetzt und später ein Standbild Gutenbergs von Joseph Scholl im Museumsgarten ausgestellt. Der Anregung Schölls folgend bildete man 1831 eine Kom mission zur Errichtung eines öffentlichen Monuments für Guten berg. Im Februar 1832 erschien der Aufruf an die gebildete Welt, welcher zugleich, sich auf inhaltslere Gründe stützend, die vierte Säkularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst im Jahre 1836 begangen wissen wollte. Die Ansprache hatte nicht den erwarteten Erfolg. Es wurde bis Oktober im ganzen die Summe von 6360 fl. gesteuert, zu welcher Mainz mehr als die Hälfte bei- getragen hatte, (Berlin glänzte auf der Liste mit 5 sl., Leipzig mit 1 fl. 45 kr.). Am 30. März 1832 erschien eine Ansprache an die Künstler mit dem etwas sonderbaren Antrag, sie möchten Skizzen zu dem Monument einsenden, das Komitee werde dann selbst aus diesen ein Monument zusammenstoppeln. Die Aufforderung war auch Thorwaldsen zugegangen. Dieser erklärte, er würde mit Vergnügen ein Modell kostenlos liefern, wenn man ihm den bestimmten Auftrag erteilte; von einer Konkurrenz dürfe aber keine Rede sein. Das Komitee war zwar damit sehr einverstanden, wünschte jedoch nur ein kleines Modell, nach welchem ein einheimischer Künstler es im Großen ausführen könne. Dies lehnte Thor waldsen ab, er wolle das Modell gußfertig unter seiner Aufsicht von seinem besten Schüler, dem nachherigen Direktor der Kunst akademie in Kopenhagen, H.W. Bissen ausführen lassen, und hierbei blieb es denn auch. Das Modell wurde nach mancherlei Verhand lungen dem berühmten Gießer Crozatier in Paris übertragen, welcher die größte Garantie für eine gelungene Ausführung zu bieten schien. Jetzt wuchs auch die Teilnahme in und außerhalb Mainz, so daß die Beiträge auf 18 621 fl. stiegen. Nach vielen Verhand lungen wurde beschlossen, das Denkmal auf der südlichen Seite des Platzes aufzustellen, womit weder Thorwaldsen zufrieden war noch die Mainzer Bürger es heute sind. Die Aufstellung noch im Jahre 1836 zu ermöglichen, gelang nicht; der Grundstein konnte erst am 8. Juli 1837 gelegt, das Denkmal selbst in den festlichen Tagen vom 14.— 16. August inauguriert werden. Thorwaldsen, der nicht zugegen sein konnte, war bereits zum Ehrenbürger von Mainz ernannt; das in einer kostbaren von dem Goldarbeiter Florian Metzger angefertigten Kapsel ruhende Diplom befindet sich im Thorwaldsen - Museum in Kopenhagen. Auf seinem Triumphzuge durch Deutschland im Jahre 1841 kam Thorwaldsen am 29. Juni auch nach Mainz, wo er enthusiastisch gefeiert wurde. Das Fest der Einweihung gestaltete sich zu einer groß artigen nationalen Kundgebung. Das Mainzer Album enthält, wie erwähnt, eine Beschreibung derselben von Herrn vr.H.Gaßner; der Raum gestattet uns jedoch nicht, näher darauf einzugehen; auch ist eine solche öfters und ausführlich geliefert. Mit Recht sagt der Verfasser, »das Fest ist gewiß unvergeßlich für jeden, der das Glück hatte demselben beizuwohnen, ein unvergänglicher Markstein in der Geschichte Mainz' für alle Zeiten.« Vor Abreise der Gäste und Delegierten wurde in einer Schlußversammlung am 16. August 1837 beschlossen: »Es bei dem Gebrauch der vorangegangenen drei Jahrhunderte zu belassen und den Johannistag, 24. Juni, 1840 für die vierte Säkularfeier fest zusetzen. Es sollte hiermit keineswegs die Zeit der Erfindung streng historisch bestimmt, sondern nur der schicklichste Zeitpunkt der Feier angegeben sein.« Und dabei wird es wohl ebenfalls für die Zukunft bleiben, wenn es auch historisch korrekter sein dürfte, den Tag um zehn Jahre zu verschieben. Der Beschreibung des Festes folgt in dem Album eine aus führliche Geschichte des anläßlich des Festes von Mitgliedern des großen Chores bei der Musikaufführung gegründeten »Mainzer Liederkranzes«, aus der Feder des Herrn C. Nentwig, die jedoch hauptsächlich nur lokales Interesse haben dürfte. Wir kehren nun noch einmal zu der Schrift des Herrn vr. Schneider zurück, welche wir bei einem Zeitpunkt verließen, wo das Druckgewerbe mehr und mehr sank und das Alte zu- ammenstürzte. Aber aus den Trümmern keimte eine neue Saat, und heute hat sich die Druckkunst in Mainz zu einem kräftigen Baume entfaltet, dessen Äste nach allen Richtungen hin streben und reiche Früchte spenden. Zwanzig Druckstätten, von denen vierzehn mit Gas- oder Dampfkraft arbeiten, sind dort thätig. Das Zeitungswesen nimmt einen breiten Boden in Anspruch Fünf Tagesblätter haben eine Gesamtauflage von etwa 36 000 Abzügen, zwei Wochenblätter 60 000; außerdem erscheinen fünf periodische Schriften. Der Werkdruck hat sehr an Bedeutung zugenommen. Florian Kupserbergs Verlagskatalog zählt 700 Nummern auf, noch tiefer greift Franz Kirchheim mit 2000 Artikeln, während Victor v. Zabern scit 1855 bereits 250 Erscheinungen aufweist. Die mit dem letzteren Geschäft bis 1879 verbundene Buchdruckerei ging auf Th. v. Zabern über, dessen vortreffliche Blechdrucke als Spezialität berühmt sind. Die Notendrücke der Offizin des Hrn. Falk III. (früher Sausten) ge nießen großes Ansehen; eine geradezu einzige Leistung in dieser Richtung ist der auf Kosten eines reichen Engländers in den Jahren 1868—1873 ausgeführte Neudruck der bereits oben erwähnten Küchlerschen Chorbücher, der bereits auf der Wiener Weltausstellung 1873 verdientes Aufsehen erregte. E. M. Meyer treibt den Etiquettendruck für den ausgedehnten Weinmarkt nach einem großen Maßstabe. Die Thätigkeit des vortrefflichen (zugleich akademisch gebildeten) Buchdruckers Carl Wallau ist das Abbild jenes künstlerischen Umschwunges, der seit etwa 15 Jahren in ganz
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