Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.09.1887
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1887-09-19
- Erscheinungsdatum
- 19.09.1887
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18870919
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188709193
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18870919
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1887
- Monat1887-09
- Tag1887-09-19
- Monat1887-09
- Jahr1887
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
463 t Nichtamtlicher Teil. 216, 19. September 1887. Sie will, um es kurz zu sageu, diese Bahnbrecher einer vernünftigen, friedlichen und gedeihlichen Lösung der (aus eigener Kraft bisher ungelösten) Wirren deS deutschen Buchhandels ächten, ausschließen nnd geschäftlich tot machen — indem man diese Großkaufleute als ,Schleuderer' brandmarkt. Und diese Gewaltthat soll vollbracht werden — zu Gunsten des sogenannten , soliden Sortiments'«. Das also ist des Pudels Kern, der deutsche Gesamtbuchhandel will das »kleine Häuslein entschlossener Männer« ruinieren, die sich nicht anders zu helfen wissen, als daß sie das Publikum zu Hilfe rufen. Sie sind wirklich sehr zu bedauern; es ist nur schade, daß sich die Sache gerade umgekehrt verhält und das »kleine Häuflein entschlossener Männer« den Gesamtbuchhandel ruinieren will, woran es hoffentlich die überwältigende Majorität der in Frankfurt zusammenkommenden Kollegen hindern wird. Wenn man eine Sache in dieser Weise auf den Kopf stellen und das Gegenteil von dem beweisen will, was vor aller Welt offen vorgeht, reichen freilich gewöhnliche Mittel nicht aus, sondern man muß zu dem außerordentlichen Mittel der poetischen Ausschmückung greisen. Wie gewandt der Mitarbeiter der »Nation« auf diesem Ge biete ist, hat er schon in unserem ersten Citate aus seinem Artikel bewiesen; wir wenigstens sind noch nicht so glücklich gewesen, die Bekanntschaft eines Verlegers zu machen, der uns nach zwei Jahren noch 33s/Z°ch und 7/6 bewilligt hätte, und wer im Buchhandel so be wandert ist wie der Verfasser des Artikels, muß wissen, daß der Sor timenter zwar mehr als ihm lieb ist ä condition gesandt erhält, wirklich gangbare Bücher aber, die er haben muß, meist nur fest beziehen kann. >. In der vorstehenden Apotheose des Großbuchhandels ist der Verfasser zwar so offenherzig, selbst zu sagen, daß »jene Pioniere« nur »begehrte und Erfolg versprechende Werke« mit 50°/g einkaufen und mit 20- 30°/> verkaufen; dabei verschweigt er aber wohlweis lich, daß dieselben die Ameisenarbeit des Vertriebes der Neuigkeiten den »soliden Sortimentern« überlassen. Daß die letzteren auch Miete und Personal bezahlen müssen, durch das Schlendern der »Großkanflcute in den Geschäftscentren der deutschen Großstädte« aber so geschädigt werden, daß sie, um ihr Dasein zu fristen, in der Provinz auch Schreibmaterialien führen müssen, das vergißt er so vollständig, daß er für Ursache hält, was Wirkung ist, und um gekehrt. Der Verfasser jenes Artikels ist so besorgt um seine Ideale, daß er sie in Gedanken schon »geschäftlich tot« gemacht sieht. Davon ist ja aber gar keine Rede; nein, »leben und leben lassen« ist die Parole des Börsenvereins, und wenn einer der »Großkauf leute« des deutschen Buchhandels jährlich für 60 000 nach Japan liefert, so mag er doch seinen Kollegen, die es nicht so gut haben, auch das liebe Leben lassen. Der Verlagsbuchhandel aber wird nicht so kurz sichtig sein, zu übersehen, daß es sein wohlverstan denes Interesse ist, nicht ein »kleines Häuflein ent schlossener Männer« auf Kosten des Buchhandels reich zu machen, sondern das »solide Sortiment« lebens fähig zu erhalten, das den deutschen Buchhandel zu dem gemacht hat, was er ist. Es würde zu weit führen, den zweiten Teil des Artikels, welcher ganz speziell ans die Vorlage und die Geschichte ihrer Ent stehung eingeht, Schritt für Schritt zu widerlegen; es kennzeichnet denselben hinreichend, wenn wir sagen, daß er darin gipfelt, unseren allverehrten Vorsteher Herrn Kommerzienrat Krön er als den »un fehlbaren Papst des neuen Konzils von Frankfurt« und »Herrn vr. von Hase, den Sohn des berühmten freisinnigen Theologen Carl Hase in Jena nnd Mitchef des Welthauses Breitkopf L Härtel, als Bundesgenossen in einem Kampfe« darzustellen »welcher vor der! Statutenwidrigkeit nicht zurückschreckt.« Das ist also der Lohn, den diese Ehrenmänner dafür ernten sollen, daß sie sich in der uneigennützigsten Weise ihrer Berufs genossen annehmen und, weit entfernt statutenwidrig handeln zu wollen, ihnen eine Vorlage machen, welche die Statuten zum all gemeinen Besten abändern soll. Zum Schluß wird ein zweiter Artikel in Aussicht gestellt, welcher die Folgen untersuchen soll, die aus der Annahme der Vor lage erwachsen müssen. Diese können wir getrost der Zukunft über lassen, nachdem das »Konzil von Frankfurt« gesprochen haben wird. Für uns genügt es, zu wissen, daß die jetzigen Zustände unhaltbar sind und der deutsche Buchhandel seinem unvermeidlichen Ruin ent gegentreibt, wenn nicht eine starke Hand in den Stand gesetzt wird, die Auswüchse abzuschneiden und die Wunden zu heilen, die sie gezeitigt haben. Denn das ist in dürren Worten die Frage, die der Börsenverein in Frankfurt zu beantworten haben wird: ob es fernerhin unfern deutschen Buchhandel geben soll oder nicht? Der selbe befindet sich in einer unzweifelhaften Notlage, die von Tag zu Tag zunimmt, wenn »jenen Pionieren« nicht die Flügel beschnitten werden; wenn es so fortgeht wie bisher, werden unsere Kollegen in der Provinz bald auch Cigarren, Streichhölzer u. dergl verkaufen müssen, wie in andern Ländern (denn wo sie säen, ernten die »Großbuchhändler«) und der ehrenwerte Stand des deutschen Buch handels wird vom Erdboden verschwinden. Wir haben an der Vorlage nur anszusetzen, daß sie nicht statt halber Maßregeln den Kundenrabatt ganz abschafft; dann könnten die Verleger den Rabatt auch kürze» und die Ladenpreise niedriger stellen, womit allen Teilen geholfen wäre; denn Verleger, Sorti menter und Bücherkäufer würden sich dabei wohler befinden. Darum »Auf nach Frankfurt«! und wer es kann, trage zu seinem Teile dazu bei, daß ein so hochherziges Beginnen, wie cs diese edlen Männer aller Anfeindung zum Trotz in die Bahnen ge leitet haben, nicht an der Engherzigkeit eines »kleinen Häufleins entschlossener Männer« scheitere. Zur Hauptversammlung in Frankfurt a/M. Die »Nachrichten«, das Organ des Schweizerischen Buchhändler- Vereins, bringen in ihrer neuesten Nummer ans der Feder eines hoch geachteten Schweizer Kollegen den nachstehenden Aufruf: Auf nach Frankfurt! Die neuesten Nachrichten ans Berlin lauten so ernst, daß ich es für meine Pflicht halte, nochmals allen schweizerischen Börsenverein s- mitgliedern dringend ans Herz zu legen, daß nicht ein einziges zu Hause bleibe. Die Berliner Korporation hat beschlossen, gegen die beiden Haupterrungenschaften des neuen Statuts: ß 3, Abs. 5. u. Z 13, Abs. 4 zu stimmen. Ferner hat sie eine Beisteuer zu den Reisekosten derjenigen Mitglieder, die nach Frankfurt gehen, beschlossen nnd hat vom Eisenbahnminister eine Ermäßigung des Fahrpreises bewilligt erhalten, falls eine gewisse Zahl von Personen sich beteiligt. Auch die Leipziger sollen letztere Maßregel anstreben. Die Aussichten aus einen Kompromiß werden durch die erstge nannten Beschlüsse leider sehr getrübt. Man rüstet sich zu ernstem Kampf. Alles steht auf dem Spiel. Zur Annahme des neuen Ent wurfes bedarf es einer Zweidritlel-Majorität. Niemand von uns dars daher fehlen. Übersehen wir nicht, daß jeder ein direktes persönliches Interesse am Zustandekommen der Statutenrevision hat! Gelingt es nicht, den durch Z 3, Abs. 5 angestrebten Schutz des Sorti menters gegen auswärtige Konkurrenz durchzusetze», dann war das ganze zehnjährige Ringen nach Besserung unserer Lage umsonst. Herrn Kröners Amtsdauer läuft Ostern ab. Wann und wo würden wir einen Vorsteher finden, der Mut und Freudigkeit hätte, eine Arbeit von neuem anzupacken, die Herrn Kröners machtvoller Persönlichkeit nicht gelungen wäre? Glückt es aber, die neuen Statuten unter Dach zu bringen, dann dürfen wir in der That hoffen, die auswärtige Schleuderkonknrrenz aus dem Felde geschlagen zu sehen und auch die von uns notgedrungen gemachten Rabattkonzessionen zurückziehen zu dürfen. Die geringen, überdies durch den Zuschuß seitens unseres Vorstandes auf ein Minimum reduzierten Kosten einer Reise nach Frankfurt würden also im Falle unseres Sieges bereits im ersten Jahre wieder ein gebracht sein und in Zukunft hundertsältig Frucht tragen. Die Annahme der Statuten bedeutet Blüte und Gedeihen des soliden Sortiments, ihre Ablehnung allgemeine Ent mutigung desselben und Ausbreitung der Schleuder ei! Möge darnach ein jeder selbst entscheiden, ob er es vor sich und seinen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder