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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.03.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-03-13
- Erscheinungsdatum
- 13.03.1914
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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^ 5S, 13. März IS14. Redaktioneller Teil. Sind irgendwo Erfahrungen dahin gemacht worden, datz die zu bewältigende Arbeit selbst bei intensiver Anstrengung nicht in kürzerer Zeit erledigt werden kann, so fragt sich — innerhalb der hier gezeichnete» Grenzen des Arbeitszeit-Optimums und der Ergiebigkeit der menschlichen Arbeitskraft —, ob nicht in solchen Fällen Raubbau mit der Arbeitskraft getrieben wird und eben mehr Personen erforderlich sind, um das Arbeitsquantum zu bewältigen. Das ist eine kapitalistische Frage, die ihr Gegenbei spiel in den Beamtengepflogenhciten findet, bei denen eine Aus dehnung des Arbeitsquantums meist die Vermehrung des Beam tenpersonals zur Folge hat. VI. Mit der Frage der Dauer der Arbeit hängt aber noch ihre Verteilung auf die Tagesstunden — die Frage der sog. englischen Arbeitszeit zusammen, auf die wenigstens noch kurz hingcwiesen werden mag. Die oben gegebenen Ziffern für die Ermüdung und Unfälle geben ja zu denken. Viel hängt dabei sicher davon ab, datz gegen die Pause hin Nachlässigkeit oder Unruhe, Hasten oder Unaufmerksamkeit sich geltend machen. Unüberwindliche Schwierigkeiten scheinen mir ihr nir gends entgegcnzustehen; die Einrichtung zeigt sich vielmehr als ein gewisser Ausgleich für die größer gewordenen Anforde rungen an die Intensität der wöchentlichen Arbeitsleistung und andererseits als eine Konzession an das moderne Bestreben, an den Möglichkeiten einer reiche ren Kultur teilnehmen zu können. Es ist das ein Ausdruck des Wunsches, etwas von dem vielfach verlorenge- gangcncn Tageslcben zu retten. Es ist auch hier schwer, Vor teile und Nachteile wirklich einwandfrei nachzuweisen. Unter suchungen darüber gibt es meines Wissens noch nicht, und die Erfahrungen, die einzelne Beobachter an sich und anderen ge- macht haben, reichen zur endgültigen Beurteilung noch nicht hin. Für die ununterbrochene Arbeit spricht vor allen Dingen der Wegfall eines zweimaligen (auch pshchischen) Antriebs mit dem An- und Abschwellen der Intensität. Da aber mit dem Durch arbeiten zumeist eine Verkürzung der Gesamtarbeitszeit Hand in Hand gehen mutz, weil 0 Stunden hintereinander auf die Dauer kaum jemand arbeiten kann, so folgt daraus, daß dauernd mit erhöhter Intensität gearbeitet werden muß, falls das Gleiche wie bisher ohne Vermehrung des Personals geleistet werden soll. Ich halte im allgemeinen gemäß meinen obigen Ausführungen über die Zulässigkeit von Arbeits a n st r e n g u n g eine solche Intensität für zulässig und zuträglich und bin der Ansicht, daß in 8 Stunden ununterbrochener Arbeit zweifellos das Gleiche ge leistet werden kann wie in g Stunden mit Mittagspause. Ja, cs erscheint nicht ausgeschlossen, datz der durch den ununterbrochenen Lauf erzielte Gewinn noch grötzerist, so datz man noch weiter herunter gehen kann. Aber die Stundenzahl und ihre Arbcitsansnützung ist für diese Frage ja nicht allein maßgebend. Die Wohnungsverhält- nissc der Großstadt und andere große soziale Gesichtspunkte sind hier ausschlaggebend und beeinflussen die Entschließung der Prinzipale. Der Nachweis wäre leicht zu erbringen, wenn Firmen ohne Vermehrung des Personals die durchgehende Arbeitszeit mit Zeitvcrkürzung entführen würden und dann zu ermessen in der Sage sind, ob ihre Arbeiten in gleicher Pünktlichkeit erledigt wer den können. Diese Frage ist also ein besonders gelagerter Spezialfall des allgemeinen Problems des Arbeits-Optimums. Von der Presse in Frankreich. Von A. Rutari, London. II. (I siehe Nr. 58.) In der französischen Presse ist heute offenbar, wie schon lange in der englischen, nicht mehr der Redakteur, sondern der Ge schäftsführer die Hauptperson. Bei jener Klasse von Tageszeitun gen wenigstens, die den Stempel des journal moderne ans der Stirn tragen, handelt es sich viel weniger darum, Gedanken in die Menge zu tragen, politische Stimmung zu machen und Parteien zu führen, als schlechtweg Nachrichten in die Welt hinauszuschleu dern. Je sensationeller, je schneller, um so besser. Die grobe Aufgabe des Redakteurs ist cs, sic als Lockspeise aufzutischcn, und Latzarus schildert belustigend, wie ein modernes Journalistenhirn sich auf diesem wichtigen Gebiete betätigt. Hatte in alten Zeiten ein Ehemann seine Frau ermordet, so überschrieb man den Zei tungsbericht ganz einfach: »Ein Ehcdrama«, und jedermann hielt dies für einen ausgezeichneten Titel. Heute indessen setzt man das anders auf. »Willst du mir folgen?« — »Nein, sagte sie- — »Und er tötet sie«. — Voilä UN titre moderne. Er sicht in Riescnbuchstaben an der Spitze des Artikels und mutz die Witz begierde reizen, bei weitem aber nicht befriedigen, denn sonst würde niemand den Artikel selber lesen. Man steht schon an diesem Beispiel, an welche Leserklasse sich die moderne Zeitung wendet. Sie wittert die Instinkte der Masse. Denn die Masse soll sie kaufen, wo blieben sonst die Mil lionen Auflagen! Und was die Menge der kleinen Leute reizt, ist neben den sensationellen Nachrichten, den Mord- und Detektiv berichten obenan, das Feuilleton, will sagen der Roman, der unter dem Strich erscheint. Hat einst in der »guten alten Zeit ein Pariser Blatt mit der Schaudergeschichte eines Eugene Suc sein Glück gemacht, so hat sich auch heute hierin noch nichts ge ändert, und die Redaktion zahlt gern 30 000 Franken, um die Ar beit eines populären Schriftstellers zu gewinnen. Dies scheint die höchste Ausgabe zu sein, zu der die Pariser Redaktion sich entschließt. Die Herren selber, die die Zeitung machen, beziehen nicht mehr als (je nach dem Stande des Blattes und der Tätig- keit des Betreffenden) 300 bis 600 Franken im Monat. Von den beiden Chefredakteuren des Matin, die abwechselnd vierzehn Tage (oder sagen wir besser Nächte) Dienst haben, erhält ein jeder tausend Franken Monatsgehalt. Dies sollen die höchsten Redak tionsgehälter sein, die heute in Paris gezahlt werden. Da sind die Herren von der Feder in London besser dran, wenigstens die Mehrzahl von ihnen, wenn es auch keinem zweiten so gut geht wie üemklditor derTimes mit seinen dreitausend Pfund imJahre, oder den Herren an der Dailh Mail, die Aktionäre des Blattes sind, das seine 40 bis 45 vom .hundert Dividende einträgt. Der Redakteur ist eben nicht mehr der wichtigste Mann auf dem Bureau einer Pariser Zeitung: der Manager steht über ihm, ein Mann, der nicht allein ein gewiegter Geschäftsmann sein, sondern obendrein auch den echten journalistischen Instinkt haben, d. h. mit feiner Spürnase wittern muß, was just die Menge am meisten interessiert. Ein genialer Manager vermag das Schick sal eines Blattes zu entscheiden; ein Redakteur oder Mitarbeiter, und sei er noch so beliebt, der heute von »seinem« Blatte zu einem anderen übergeht, nimmt auch nicht einen Leser mit. Dies ist eine Wahrheit, für die sich in England Beispiele anführen ließen. Es ist noch nicht allzu lange her, daß ein sehr talentvoller Zeich ner das Glück des Punch ausmachte; nach seinen Karikaturen blätterte man zuerst, wenn man den Punch aufschlug. Kein Wunder, datz man ihn und datz schließlich er selbst sich für den Punch unentbehrlich hielt. Er stellte neue und hohe Bedingun gen, und als ihm diese nicht bewilligt wurden, schied er aus. Er brachte ein eigenes Blatt heraus, das bald wieder einging, er schrieb und illustrierte Magazinartikcl und verschwand schließlich in halber Vergessenheit. Punch aber lebt sorglos weiter auch ohne ihn . . . Eine harte Lehre für den Mitarbeiter, die ihn, wäre er nicht ein echter Humorist, mithin ein Philosoph, hätte erbittern müssen. Man mutz sich darüber klar werden, datz eine moderne Zei tung meist nicht mehr das Flugschiff ist, ans dem Gedanken hinaus in die Welt getragen werden, sondern ganz einfach ein Geschäft, und zwar eines, zu dem ein großes Kapital notwendig ist. Wer in Paris eine neue Zeitung gründen will, mutz mindestens sünf Millionen Franken flüssigen Golds zur Verfügung haben und darf nicht darauf rechnen, vor zwei Jahren auch nur seine Zinsen einzunehmen. Ganz abgesehen von dem Heer von Ange stellten, Redakteuren, Druckern usw., verschlingt der Maschinen, raum ungeheure Summen. Die neuesten Schnelldruckprcssen kosten nahezu eine halbe Million Franken das Stück, und der Petit Parisicn z.B. hat deren acht. Diese Wunderwerke der Technik, die auf der einen Seite die weitzcn Bogen des »end losen- Papiers aufgerollt haben und diese durch wunderbar ver- 39Z
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