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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.09.1874
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1874-09-07
- Erscheinungsdatum
- 07.09.1874
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- Deutsch
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3235 HK 206, 7. September. Nichtamtlicher Theil. chen Erckmann-Chatrian'scher Erzählungen sahen, wird kaum ein deutscher Verleger acceptiren, und der kleinste Drucker einer beschei denen Provinzialstadt würde sich schämen, seine Firma auf ein solches Product zu setzen. Aber wir müssen gestehen, daß mit dem steigenden Verdienst unserer Arbeiter unter der Masse derselben anch der Ehrgeiz einer tüchtigen Leistung abgenommen hat. Je höher der Verdienst bei bequemer, unschwerer Arbeit, desto mehr schwindet der Trieb zur Vervollkommnung. Manches „wackere Vcrbandsmitglied", das sich in den Versammlungen als energischer Agitator für die Er langung eines „menschenwürdigen Daseins" breit machte, haben wir am Setzkasten als Stümper erkannt, kaum im Stande, Gedrucktes ohne die gröbsten Fehler abznsetzen. Wir haben neuerdings den Ver such gemacht, das persönliche Ehrgefühl des Setzers dadurch zu he ben, daß wir am Schluß einer schwierigen Arbeit neben der Druck- firma den Namen des betr. Setzers beifügen ließen, und uns nicht nur den Dank des Arbeiters, sondern die Gewißheit fernerer tüchtiger Leistung erworben. Wenn der ekylograph ans der Holzplatte seinen Namen gravirt, warum soll nicht der Setzer das gleiche Recht haben, wenn er durch geschmackvolle Anordnung und correcte Reprodnction einer schwierigen Materie die Arbeit des Gelehrten erst genießbar macht? Auch die oft übel angebrachte Sparsamkeit und Engherzigkeit unserer Buchhändler und Buchdrucker tadelt der Berichterstatter. Im Gegensatz zu Engländern und Franzosen ist der deutsche Verle ger sehr leicht geneigt, am Papier, am Buchbinder, der Drucker an der Farbe zu sparen. Wir glauben, diese alte und schlechte Gewöh nung wird bald schwinden, wenn sich unsere Verleger erst durch einige Jahrcsrechuungcn ihrer Buchdrucker klar gemacht haben, daß der Mehraufwand für ein schönes, festes Papier verschwindend klein ist gegen die heutigen Kosten des Satzes, ja selbst der Corrccturändc- rungen. Wenn unsere Setzer noch vor wenigen Jahren bereit waren, für die Hälfte dessen zu arbeiten, was ihre englischen College» ver dienten, so können nach Einführung des Normaltarifes mit den an hängenden Localzuschlägcn unsere deutschen Mittelstädte in Bezug auf die Höhe der Kosten nahezu mit London und Edinbnrg ri- valisiren. Unter angemessener Einschränkung unserer Büchcrproduc- tion werden wir auf die Calcnlation unserer englischen Vettern kom men, und namentlich für gelehrte und theure Werke mit hohen Satz preisen ein entsprechend gutes Papier nehmen müssen, ganz einfach darum, weil das Buch durch die Mehrausgabe weniger Groschen Pro Exemplar um einen weit höheren Preis verkäuflich wird. Unsere Drucker aber werden sich überzeugen, wenn sie sich am Schlüsse des Jahres ein genaues Rechenexcmpcl machen und das Quantum der verbrauchten Farbe mit der Zahl der erhaltenen Drucke in Verhält- niß bringe», daß eine feine, gute Farbe wegen ihrer besseren Dcckkrast weit ausgiebiger und deshalb relativ meist nicht thcurer ist, als die billigere. Wenn Lorck englischen und französischenDruckwerken gegenüber den einheitlichen Styl in unserer deutschen Typographie vermißt, so stimmen wir ihm bei, daß er dieSchuld davon unseremZwittersystem von gemischten Lettern, Fractur und Antiqua, bcimißt. Während Eng länder und Franzosen, neben dem an und für sich schon unschätzbaren Vorzüge eines einheitlichen Systems in Bezug auf den Schriftkegel, den Vortheil haben, ihre Anschaffungen von Schriftmatcrial auf einen be stimmten Schnitt zu concentrircn, ist der deutsche Buchdrucker genöthigt, um dem wechselnden Geschmack uud den Anforderungen seiner Geschäfts freunde zu genügen, deutsche und lateinische Typen gießen zu lassen. Und nicht bloß dies, er ist wiederholt in der Lage, bald einen magern, bald einen fetteren, bald die jetzt sehr in Mode gekommenen Renais sance-Typen zu bestellen, uud daneben das ganze Heer von fetten, halbfetten, gothischen und sonstigen Zicrschriften vorräthig zu halten. Wie selten bringt der Franzose oder Engländer beim Wcrkdruck fette Typen zur Anwendung! Er begnügt sich bei Citaten mit derCursiv- schrift oder mit Gänsefüßchen, während er für die Namen kleine Versalien, sogen. Capitälchen, verwendet. Daneben sehe man sich in vielen unserer gelehrten Werke die bunte Abwechselung von com- Pressem und gesperrtem Satz, von fetten, magern und Cursiv-Typcn an: kein Wunder, wenn der gebildete Geschmack sich davon abwendct. Nur mache wenigstens der deutsche Schriftsteller den Buchdrucker nicht dafür verantwortlich; denn oft trägt er an dieser das Auge beleidigenden Unruhe die Schuld, indem er bei dem Streben nach Deutlichkeit die Klarheit des Ausdruckes auf mechanischem Wege durch den Setzer zu erreichen sucht, anstatt mehr Sorgfalt aus die Klarheit und Durchsichtigkeit seines Stylcs zu verwenden. Auch nach dieser Seite hin ist der neue Tarif vielleicht geeignet, Besserung zu schassen. Seitdem der „gemischte Satz" mit 15 —25>o/g Aufschlag gestraft wird, ist das bunte Durcheinander von Typen etwas kost spielig geworden, und wir rathcn dem Verleger wie dem Drucker, die Autoren bei Zeiten hierauf aufmerksam zu machen. Unsere Druckereien, wenigstens die neueren, sind bereits auf dem besten Wege, die „berechtigte (aber theure) Eigenthümlichkeit" des Haus kegels fallen zu lassen und das französische System cinzuführcn; vielleicht haben auch die Bestrebungen der Papierfabriken zur Ein führung gewisser stets vorräthig zu haltender Standard-Formate in bestimmten Qualitäten und Gewichten Erfolg, so daß wir auch die für deu Drucker unleidliche, und, wegen der jetzigen Kostspieligkeit des Durchschusses, auch theure Vielseitigkeit der Formate in etwas reduciren können. Wir kommen Wohl aus dies für Buchhändler und Drucker wie für Schriftsteller gleich wichtige Thema an anderem Orte gelegentlich noch einmal zurück. Mit besonderem Nutzen wird der Buchhändler an der Hand unseres kundigen Referenten sich unterrichten können, was unsere französischen Nachbarn durch ein einheitliches Zusammenwirken aller Zweige der graphischen Künste in Bezug aus illustrirtc Pracht werke zu leisten und dem Ausstellungspublicum zu bieten im Stande waren. Der durch alle Phasen der politischen Metamorphosen ein heitlich und für de» französischen Buchdruck maßgebend gebliebene Ductus der Schrift, wie er von der Nationaldruckerei hcrvorgernfcn ist, gibt den Grundton, und Drucker, Farben- und Papicrfabrikant, Holzschneider, Lithograph, Buchbinder uud Buchhändler vereinigen sich, wo es gilt, Hervorragendes zu leisten. Das französische und französisch sprechende Publicum aber muß — mehr als das deutsche — geneigt sein, so kostspielige und hervorragende Leistungen, wie sic z. B. Hnchcttc durch seine „Evangelien" aufwcisen kann, zu unter stützen, denn der Verleger würde sonst nicht den Muth haben, derglei chen Prachtwerke, im besten Sinne des Wortes, zu publicircn. Einen Vortheil besitzen die französischen Druckereien vor den unseren auch durch ihre meist streng durchgcführtc Arbeitstheiluug. Werkdrucke- rcien sind selten mit Zcitungsdruckereicn vereinigt, und für besondere Specialitäten wie mathematischen Satz rc. sind auch nur gewisse Officinen eingerichtet. Kein Land, sagt Lorck, wechselt in Bezug auf Typographie so selten die Mode wie England. Seine Producte zeichnen sich durch einfache Eleganz und soliden Geschmack aus, der sich auch auf die periodische Presse überträgt. Man vergleiche den Jnseratenthcil einer- englischen mit dem einer deutschen Zeitschrift oder Zeitung. Unserni Geschmack ist die fast eintönige Schmucklosigkeit, wenigstens für eine wissenschaftliche Zeitschrift, anmuthcnder wie die unruhige Aufdring lichkeit, die sich oft in dem styllosen Durcheinander der heterogensten Schriften manifestirt. Unsere meisten Setzer sind aus böser Ange wöhnung nur allzu geneigt, bei Büchcrtitcln und noch mehr im Jnsc- ratentheile der Presse nach jeder neuen Zierschrift zu greifen, welche 433*
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