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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.04.1874
- Strukturtyp
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- 1874-04-22
- Erscheinungsdatum
- 22.04.1874
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- Deutsch
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91, 22. April. Nichtamtlicher Theil. 1479 bestimmt. Salon und Agathodämon. Der Salon blieb Plan, vom Agathodämon erschienen einige Capitel im Museum, dann vollendete ihn Wieland und gab ihn Göschen in Verlag. Ebenso die Gespräche unter vier Augen, die zum Theil im Merkur gestanden hatten. Das Honorar, das Göschen dafür bot, erscheint uns sehr hoch, es waren 15 Thalcr für den gedruckten Bogen, Wieland aber war nur bedingt damit zufrieden. „Warum sollte ich nicht, antwortete er auf Göschen's Anfrage, zumal wie meine Actien beim Publico dermalen zu stehen scheinen, sehr wohl damit zufrieden sein?" Es beschlich ihn das Gefühl des Alters und daß er, neben den jüngeren Geistern, die Weimar dermalen berühmt machten, doch kein ganz Ebenbürtiger sei. Und wohl fühlte er den Hieb des Tenions: Ist nur erst Wieland heraus, so kommts an euch übrigen alle, Und nach der Location! Habt nur einstweilen Geduld! Die Gespräche und Agathodämon erschienen nicht besonders, sondern als 31. und 32. Band der Werke, was Wieland bitter kränkte. Sollte sein Credit seit etlichen Jahren unter den Deutschen so außerordentlich gesunken sein, daß Göschen keinen Sonderdruck dieser Werke mehr wagte? Wieland sollten noch mehr Zweifel aussteigen. Nach dem uns verlornen Vertrag war unser Dichter gehalten, auch, was er etwa noch Neues schreiben werde, Göschen zum Verlag zu geben. Gewiß war diese Verpflichtung bei dem bisherigen Ent gegenkommen Göschen's kein störender Zwang, sondern eine angenehme Aussicht, sich stets neu gedruckt und honorirt zu sehen. Wie aber, wenn Göschen einmal die Fruchtbarkeit des greisen Dichters übel empfände? Wenn ihm das Verhältuiß zu dem auch in hohen Jahren so federfertigen Wieland noch kurz vor dem natürlichen Ende fatal würde? Das aber mußte unser Dichter fast glauben. Denn Völliger hatte von dem Aristipp, an dem Wieland dermalen — 1799 — gerade arbeitete, in überschwänglichem Enthusiasmus an Göschen ge schrieben, dieser aber gab keine Antwort. Für Wieland ein schlechtes Zeichen. Also entschloß sich der Dichter den für später vorbehal tenen Schritt sofort zu thun uud sich an seinen Verleger wegen des Aristipp zu wenden. „Wie sich sie Zeiten geändert haben! meinte er am 14/24. December 1799. Wer von uns beiden hätte vor 7 oder 8 Jahren gedacht, daß eine Zeit kommen und so bald kommen würde, wo Ihnen, mein Freund, dessen eifrigster Wunsch einst war, mein Verleger zu seyn, bei der Ankündigung einer neuen Frucht meines Geistes ebenso zu Muthe sehn würde, und den Umständen nach seyn müßte, wie einem von knappen Einkünften lebenden Vater von 13 Kindern, dem seine liebe Ehehälfte die 14tc Schwangerschaft an kündigt." Sollte nicht eine in dem von Göschen nach dem Englischen bearbeiteten und Wieland handschriftlich zur Beurtheilung zugesandten Stück vorkommende Stelle: „die alten Schriftsteller schreiben ums Geld" gar auf ihn, Wieland selbst, gemünzt sein? — — „Der Himmel verhüte, daß ich Ihnen Unrecht thue! Aber wenn ich alle Umstände zusammen nehme, kann ich mir die Sache doch nicht wohl anders erklären, und was noch mehr ist, ich kann cs Ihnen auch nicht verdenken, daß Ihnen meine Fruchtbarkeit lästig zu werden anfängt; nur werden Sic mir gern gestehen, daß es für mich traurig ist, eine solche Epoche erlebt zu haben." Also wäre die Frage, wollte Göschen den Aristipp einmal ansehen, um zu entscheiden, ob er ihn drucken mag? „Ein solches Buch schreibt man nicht ums Geld, aber wenn man anderthalb Jahre bloß aus die Hälfte desselben verwendet hat, und es nun einmal geschrieben ist, uud man in so engen Schuhen steckt wie ich (denn daraus kann ich kein Gehcimniß machen), so will man freilich Geld dafür haben." Wollte Göschen das Werk drucken, so müßte dann jedenfalls eine besonders schöne Ausgabe veranstaltet psehlung dem Herrn Amtmann (und Buchhändler) Heidegger, der ohne Zweifel diesem Project (mit mir) einen baldigen Sucres; wünschen wird. Kommt es je zu einer glückliche» Ausführung desselben, so weiß ich schon, was ich Euch rathen würde. (A. B. v. W. IV. S. 121.) werden neben der, welche sich als 33. u. s. w. Band den „Werken" anschloß. Auch hätte der Druck jedenfalls im Jahre 1800 zu be ginnen. Uud dann drittens — doch genug. Von der dritten Vor bedingung, die eigentlich mehr Wunsch als Bedingung war, sollte ein andermal die Rede sein. Göschen nahm diese Herzensergießung des Dichters freundlich auf und den Verlag des Aristipp an. Der Druck begann, die Vor auszahlungen von früher konnten auch fernerhin nicht vermieden werden, jetzt weniger als je. „Ich bin Ihnen", schreibt der Dichter am 7. Mai 1800 an Göschen, „von unsrer letzten Abrechnung cks 18tcn Juli 1799 auf neue Rechnung 207 Thlr. 11 gGr. Sächs. schuldig verblieben. Dazu kommen noch 120 Thlr. Interessen von den bewußten 3000 Thlrn.*) von Ostern 1799 bis dahin 1800. Sic hätten mir also von Rechts wegen 327 Thlr. 11 gGr. an der Zahlung, welche Sie mir auf nächste Pfingsten zu thun gedenken, abzuziehen. Geschieht dies, so reicht das, was mir überblcibt, bey weitem nicht für meine der- mahlige Bedürfnisse zu. Ich ersuche Sie also sehr angelegentlich, wenn es Ihnen nur immer möglich ist, die besagte Summe erst von der zweyten Hälfte des Honorars für den ^rmlipp abzuziehen und mir dermahlen (da ich noch wegen beträchtlicher Bau- und Wirth- schafts-Ausgaben im Gedränge bin) sowohl die 125 Carolin für die 2 ersten Thcile des Aristipp, als das, was mir vom Llsrlcar 1799/1800 (nach Abzug der bereits abschläglich vorausbezahlten 300 Thlr. uud der an Hrn. Lrsnnar in dieser Messe assi^nirtsn 300 Thlr.) etwa noch übrig bleiben wird, vollständig zukommen zu lassen." Und dann meint er noch: „Sie, mein Freund, haben izt die schlimmste Zeit im Jahr; ich fühle dabey für Sie und mich. Gebe der Himmel, daß die bcynahe übernatürliche Dürre, die seit mehr als 4 Wochen unsre Felder, Wiesen und Gärten drückt, sich nicht auch, in einem andern Sinn, auf Ihre Messe erstrecke. Aber was ist, da nun auch die Hoffnung zum Frieden dahin ist, von dieser trüb seligen Epoke zu erwarten? Was bleibt uns als Geduld, Ausdauren und Freundschaft?" Noch war cs zweifelhaft, ob der Aristipp mit dem vierten Bande geschlossen oder fortgesetzt werden sollte, da tauchten wieder neue Plane in dem Gehirn des 68jährigen Dichters auf. Er wollte mit Böttiger uud Jacobs ein Vollständiges Theater der Griechen in Uebcrsetzungen beginnen, mit seinem ältesten Sohne Ludwig, in dem er ein schönes dichterisches Talent entdeckt hatte, Osmannstädtische Unterhaltungen schreiben. Ruhelos wandte sich der greise Dichter von einem Project zum andern und unerfreulich waren die späteren Tage auf seinem Osmantiuum, auf dem er zu Ende des Jahres 1801 seine Frau hatte begraben müssen. Doch Göschen lebte ja, das war noch ein Trost bei allem Leid, uud ruhiger rief unser Dichter aus, nachdem Göschen's Beileidsschreiben eingegangen war: „Der hat noch nicht Alles verloren, liebster Göschen, dem ein Freund wie Sic übrig geblieben ist." Um der aufreibenden Sorgen sich cntschlagen zu können, ent schloß sich endlich Wieland, sein Gütchen, auf dem er „Seide zu spinnen" nicht vermocht, zu verkaufen. Aber während deshalb Ver handlungen gepflogen wurden, feierte nicht die Plane schmiedende Phantasie des Dichters. Literarische Vorschläge gelangten an Göschen und Wieland stellte da ausdrücklich die Bedingung zu leistender Vor schüsse. Und er schrieb bei diesem Anlaß: „Ich bin genöthigt, diese Bedingung seines Vorschusses) zu machen, ohne welche mir in der fatalen Lage, in der ich mich befinde, schlechterdings unmöglich wäre, *) Es sind dies, »ach einer Stelle des alten Göschcn'schcn Copir- buchs zu schließen, die 3000 Thlr. Honorar sür die zweite Auflage der 30 ersten Bände der „Werke", von denen schon oben die Rede war. Wieland war verpflichtet, diesen Betrag mit jährlich bis zur Oster messe 1800 zu verzinsen. Von da an hörte die Verzinsung deS Capi- tals aus. 200*
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