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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.01.1884
- Strukturtyp
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- 1884-01-21
- Erscheinungsdatum
- 21.01.1884
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- Deutsch
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304 Nichtamtlicher Theil. ilk, 21. Januar. erbaute sich sein geräumiges Haus am Feuersee und richtete seine Buchdruckerei ganz neu ein, so daß sie damals die vollständigste und beste in ganz Stuttgart war. Der erste Prachtdruck derselben war die Festschrist zur Naturforscher-Versammlung in Stuttgart im Herbst 1834, die Beschreibung Stuttgarts von Oberstudien rath Plieningcr. Ein weiteres großartiges buchhändlerisches Unternehmen Hofsmann's war die populäre Naturgeschichte von Professor Lorenz Oken in Zürich, welche Hofsmann's eigene Idee war. Er hatte aus der „Isis" und aus einigen Werken Oken's dessen praktische Auffassung der Naturgeschichte und seine hervor ragende Begabung für gemeinverständliche Darstellung kennen gelernt; sein ahnungsvoller Scharfblick ließ ihn die Bedeutung der Naturkunde für das ganze moderne Leben erkennen, und so stand eines Abends der Plan, eine erschöpfende volksthümliche Natur geschichte in wohlfeilen Lieferungen herauszugeben, gleichsam fix und fertig vor seinen: Geiste. Noch in derselben Nacht reiste er nach Zürich zu dem von der damaligen demagogenriechenden Polizei vielfach verfolgten Oken, gewann denselben in einer kurzen Unterredung für seinen Plan und schloß einen Vertrag mit demselben ab. Oken wollte das Pflanzen- und Thierreich selbst bearbeiten; nur das Mineralreich sollte einem Fachmann übertragen werden, und Hoffmann correspondirte darüber mit Heidelberger Professoren. Als er aber mit diesen nicht zu Stande kam, ward die Arbeit dem Bergrath Walchner in Karlsruhe übertragen, der in wissenschaft licher Bedeutung allerdings weit unter Oken stand. Der Erfolg der Oken'schen Naturgeschichte übertras Hoff- mann's Erwartungen. Die Ausgabe des Atlasses hierzu veran- laßte ihn, eine eigene Lithographie, Steindruckerei und Colorir- anstalt (die erste in Stuttgart) einzurichten, und diese Erweiterung seiner Hcrstellungsmittel führte ihn auch noch auf andere Gebiete der Verlagsthätigkeit, nämlich aus die bekannten illustrirten natur- geschichtlichen Werke, wie das „Giftpflanzenbuch", Berge's „Schmetterlings"- und „Käserbuch", Rebau's „Natur geschichte", Calwer's „Kulturpflanzen" u. a. m., welche lange Zeit eine Specialität seines Verlages bildeten, sowie auf die Herausgabe seines „Buchs der Welt", jenes ersten illustrirten belehrenden llnterhaltungsblattes, welches von 1842 bis 1871 sich in steigender Beliebtheit erhielt, zu einem Absatz von 23,000 Exemplaren sich emporschwang und schließlich nur von der Concurrenz der wohlfeileren illustrirten Zeitschriften erdrückt wurde, aber jedenfalls für die populär-naturwissenschaftliche Lite ratur bahnbrechend gewirkt hat. Außer seiner erfolgreichen Thätigkeit aus dem populär-wissen schaftlichen Gebiete pflegte Hoffmann aber auch mit Glück die Zweige des Gartenbaus (Schmidlin's Gartenbücher), der ernsten Naturwissenschaft (z. B. Littrow's „Wunder des Himmels", Arago's „Unterhaltungen"), der Jugendschrif ten, der Geographie u. s. w., und rief die bekannte „Muster zeitung" in's Leben, deren Vertrieb er den Käufern seiner Kunst anstalt, Engelhorn und Hochdanz, übergab, und die nicht nur an Ort und Stelle zwei Unternehmen ähnlicher Art hcrvorrief, sondern auch die Vorläuferin des „Bazars", der Ebhardt'schen „Frauenzeitung" und anderer ward und von diesen schließlich überflügelt wurde. Zu seinen in großem Maßstab angelegten und von Erfolg gekrönten Unternehmen zählen auch die gut ausgestatteten Uebersetzungen römischer und griechischer Klassiker, welche heute noch (jetzt A. Werther's Verlag) in Ansehen stehen. Voll glücklicher Ideen, welche er mit einer unerschütterlichen Zuversicht, Kühnheit und Energie rasch und mit unvergleichlicher praktischer Geschicklichkeit in's Leben zu rufen und zu verwirklichen verstand, später wieder vom Stammgeschäft abzweigte und in andere Hände gab, hat Hoffmann eine Reihe von Jahren eines der thätigstcn und gewinnreichsten Berlagsgeschäfte in Stuttgart geleitet und eine Menge gemeinnütziger Unternehmungen in's Leben gerufen. Er war es auch, welcher in seinem jüngsten Bruder Franz Hoffmann der deutschen Literatur einen der berufensten und fruchtbarsten Jugendschriftsteller von europäischem Rufe zu- sührte. Franz Hoffmann war Buchhändler gewesen, hatte aber als solcher Unglück gehabt. Da entdeckte sein Bruder dessen schrift stellerisches Talent, ermuthigte ihn, sich als Schriftsteller zu ver suchen, gründete den noch jetzt so beliebten „Jugendfreund", welchen Franz lange Jahre redigirte, bahnte den hübschen Bändchen, ä 7'/z Sgr., den sogenannten „Hofsmännchen", den Weg ins Publicum und entäußerte sich dieses Zweigs seines Verlags, als eine seiner Schwestern den Buchhändler Schmidt aus Altona heirathetc, welcher die Firma Schmidt L Spring in Stuttgart aus eine solch geachtete Höhe brachte. Mit Leib und Seele Buchhändler, begnügte er sich aber nicht damit, diesen Beruf nur als persönlichen Erwerb auszubcuten, sondern bethätigte auch ein Standesgefühl, welches auf die Hebung und Besserung des ganzen Berufs hinstrebte. Der Mangel an raschen Verkehrsmitteln, an geregeltem Betriebe, an praktischer Organisation und an feststehenden Normen und Usancen für den gegenseitigen Verkehr waren Uebelstände, welche zu Anfang der vierziger Jahre, wo Stuttgarts literarische Production immer be deutender wurde, sich äußerst schmerzlich fühlbar machten. Für den süddeutschen und schweizerischen Buchhandel bestanden damals außer Stuttgart noch drei weitere Commissions- und Speditionsplätze: Frankfurt, Augsburg und Nürnberg. Dies verzögerte und verschleppte den Verkehr in einer Weise, von welcher der heutige Buchhandel gar keinen Begriff mehr hat. Stuttgarts literarische Production hatte diejenige der drei anderen Plätze längst überflügelt und war so be deutend geworden, daß die auswärtigen Sortimenter und Verleger nothgedrungen hier Commissionäre halten mußten. Es machte sich die Nothwendigkeit geltend, dem specifisch süddeutschen Buch handel einen Centralpnnkt für die Spedition wie für die Abrech nung zu schaffen, und dieser Punkt konnte nur Stuttgart sein. Aber es hielt unendlich schwer, die durch den Börsenplatz begünstigte Rivalität Frankfurts zu besiegen. Hoffmann war einer der ersten, welche das Banner für Stuttgart erhoben und mit dem ganzen Gewicht ihrer Persönlichkeit und ihres geschäftlichen Einflusses dafür einstanden. Er kannte dis Schwierigkeiten, welche die Verwirklichung seines Strebens haben würde; aber er ging besonnen, methodisch, mit seiner ganzen strammen Willenskraft zu Werke. Nachdem er mit unsäglicher Mühe und Beharrlichkeit die Angelegenheit des buchhänd- lcrischen Rabatts der Stuttgarter unter sich geregelt hatte, grün dete er mit Carl Messow die „Süddeutsche Buchhändler zeitung" als Organ des süddeutschen buchhändlerischen Verkehrs und als Vertreterin des Gedankens corporativer Vereinigung und eines Verkehrsmittelpunkts für den süddeutschen Buchhandel zu Stuttgart und errichtete das erste Kommissionsgeschäft nach dem Vorbild der Leipziger Commissionäre in Stuttgart. Sodann gründete er unter Mitwirkung von Friedrich Liesching und Heinrich Erhard im Jahr 1842 den Stuttgarter Buch händler-Verein zu gemeinsamer Vertretung der Interessen der Stuttgarter Collegen, dessen erste Folge die buchhändlcrische Ab rechnung der Stuttgarter war, die in zwei Zimmern im Hause von Heinrich Erhard im Frühjahr 1843 stattfand, und aus welcher die spätere süddeutsche Abrechnung hervorging. Die günstigen geschäftlichen Folgen und besonders die Regelung der Abrechnung und des Verkehrs durch den Stutt garter Verein forderten zu einem umfassenden Verband der süddeutschen Buchhändler aus und bahnten langsam das Zu-
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