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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.01.1884
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1884-01-30
- Erscheinungsdatum
- 30.01.1884
- Sprache
- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1884
- Monat1884-01
- Tag1884-01-30
- Monat1884-01
- Jahr1884
- Titel
- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.01.1884
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- [2] - 462
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462 Nichtamtlicher Theil. 25, 30. Januar. wir seiner Freundlichkeit noch einige nähere Winke in Betreff der von ihm verfolgten Absicht verdanken, mithin ziemlich genau mit dem Gedankengange vertraut zu sein glauben, so möchten wir den Lesern dieses Blattes eine möglichst getreue Analyse der von ihm entwickelten und, wie wir glauben, sehr beherzigens- werthen Ansichten vorlegen. Die Bedürfnisse des täglichen Lebens, so begann etwa Herr Wallau nach einer allgemeinen Einleitung, haben dem Zweige des Gelegenheitsdrucks eine große Ausdehnung gegeben. Man braucht sich nur die große Zahl von Rundschreiben zu vergegen wärtigen, welche täglich — und oft ungelesen — in dem Papierkorb ihr Dasein beschließen, oder man hat nur nöthig, an öffentliche Ankündigungen zu denken, welche oft eine Großmacht darstellen und sich vielfach in den absonderlichsten Formen kundgeben. Aber selbst der kleinste Geschäftsmann hat verschiedene Formulare nöthig, er braucht Rechnungen, Briefbogen mit Firma oder Monogrammen, Vignetten, Briefumschläge, Empfehlungskarten u. s. w. Alle diese Geschäftsformulare werden fast ohne Ausnahme durch Accidenzdruck hergestellt. Betrachten wir nun diese vielgestalteten typographischen Erzeugnisse, so treten uns darin ausfallende Verschiedenheiten ent gegen. Wir erwähnen, um nur eine Thatsache heranszugreisen, daß eine ganz bedeutende Anzahl solcher Accidenzdrucke gar nicht von gelernten Buchdruckern hergestellt wird. Sie kommen zum großen Theil von kleinen Papierhändlern und Allerleiverkäufern, welche bei dem heutigen Stande der maschinellen Entwickelung sehr gut nebenher auch noch etwas mit drucken können. Die Ver vollkommnung der kleinen Druckpressen, welche mit einigen Pfunden Buchstaben in verschiedenen Sorten, nebst allen er denklichen Anweisungen zu billigen Preisen zu haben sind, gewährt die Möglichkeit, auch ohne besondere Kenntnisse Drucksachen der bezeichneten Art sehr billig herzustellen. (Man hat für solche Pseudo-Typographen den technischen Ausdruck „Trittmüller" er funden). Durch den adelnden Einfluß künstlerischer Bestrebungen hat sich, wie auf allen Gebieten des Gewerbes, zwischen den das große Gebiet des Accidenzdruckes bearbeitenden Druckereien eine gewaltige Kluft gebildet, oder wie wir hinzusetzen möchten: sie hat sich wesentlich erweitert, denn bestanden hat sie schon seit den ersten Jahrhunderten der Einführung der Buchdruckerkunst. Aus der einen Seite sieht man Taglöhnerarbeit und Handwcrksschablone, aus der anderen dagegen selbständiges Schaffen und bewußtes Streben nach künstlerischer Formgebung. Hier liegen Boden und Ziele des Kunstgewerbes. Allerdings handelt es sich vor nehmlich um solche Drucksachen, welche vermöge ihrer Bestimmung eine finanziell höhere Bedeutung besitzen, wobei jedoch nicht aus geschlossen sein soll, daß eine solche Arbeit nicht auch recht billig hergestellt wird. Das, was auf diesem Gebiet in unserem Jahrhundert bis in die 70er Jahre hinter uns liegt, lassen wir am besten liegen. Es ist eine bekannte Thatsache, daß die ersten Erzeugnisse der Buchdruckerkunst in unübertrefflicher Vollendung der äußeren Erscheinung dastehen, daß aber diese Kunst des Drückens immer mehr sank und in den ersten Jahrzehnten des 1 g. Jahrhunderts so tief stand, daß ein Aufschwung kommen mußte.*) DieLeistungcn im Bücherdruck, der hierbei hauptsächlich in Betracht kommt, *) In der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts knüpften die Ver besserungen und Erfindungen noch behutsam an das Bestehende an; von dem Beginn unseres Jahrhunderts an ging es aber mit Sturm schritten ans neuen Bahnen unaushaltsam vorwärts. So äußert sich mit Recht Herr C. B. Lorck in dem kürzlich erschienenen 2. Bande seines ..Handbuchs des Geschichte der Buchdruckerkunst". Leipzig 1883, I. I. Weber. waren mit nur ganz wenigen Ausnahmen ärmlich und geradezu abstoßend. Allerdings trug hierbei auch die Schriftgießerei einen nicht geringen Antheil der Schuld. Es kann nur als eine sehr unglückliche Auffassung des Wesens der Schristbildung bezeichnet werden, daß die schriftgießerische Technik die großartigen Fort schritte zu immer größerer sogenannter Feinheit der Striche der Buchstaben benutzte. Es waren daher sowohl die Formen der zu mageren Fratzen zusammengeschrnmpsten Fractur- und Antiqua- Schriften, als auch die Beschaffenheit des eigentlichen Druckes und der Anordnung des Satzes auf eine Stufe gesunken, die im Ver gleich mit den Leistungen der alten Meister des 15. Jahr hunderts bis gegen Ende des 16. sehr beschämend erscheint. Man denke nur, welche geringen technischen Mittel standen den großen Alten zu Gebote! Und dennoch gelangen dem uner müdlichen Fleiße und der Sorgsamkeit Leistungen, welche, rein technisch gesprochen, weitaus die größte Zahl der neueren Schnell- pressen-Drucke in Schatten stellen. Als Beispiel führt Herr Wallan nur an: die mit dem Polyglottendruck des Kardinals Ximenes zusammenhängenden Drucke der Moz-arabischen Liturgie von Toledo. Obgleich mancher Drucker aus eigene Faust versuchte, probirte und änderte, so haben doch nur solche Bestrebungen wirklichen Erfolg gehabt, welche sich direct auf das Studium der Alten gründeten. So empfahl der in England als Reformator des Geschmacks hochgepriesene Architekt und Aesthetiker Pugin zu Anfang der vierziger Jahre, auch auf dem Gebiete des Drucks ältere Vorbilder zum Muster zu nehmen. Als hervorragend auf diesem Gebiet nennt Herr Wallau die als wahre Kostbarkeiten geschätzten Leistungen von Pickering. Von der Größe ihrer Aufgaben durchdrungen, wenn auch auf beschränktem Gebiet, er scheinen ihm Drugulin*) in Leipzig und die Fick'sche Druckerei in Genf. Eine großartige Wiedergeburt aber dankt das Druckgewerbe nach Herrn Wallan's ltrtheil dem thatkrästigen und ziclbewußten Eingreifen von G. Hirth in München, dem bekannten volkswirth- schaftlichen Schriftsteller und Statistiker. Indem Herr Wallau sich nun zur ästhetischen Würdigung der Bedingungen künstlerischer Ausstattung und Darstellung der eigentlichen Schrift wendet und von dem Fundamcntalsatz ausgeht, daß die Schrift sich unbedingt als F l ä ch c darstellt, macht derselbe als eine der wichtigsten Voraussetzungen geltend, daß die Theilung der Fläche durch die Schrift in einer durchaus harmonischen, das Helle und Dunkle angemessen vertheilcnden Weise erfolgt. Es werde bedingt: 1) die richtige Form des Buchstabens, 2) ein kräftiges Abhcben von der Fläche und 3) die Schmückung des Buchstabens, die jedoch die beiden anderen Bedingungen nicht beeinträchtigen darf. Zur Zeit der Erfindung der Buchdruckerkunst und des Lettern- guffes wurde eine Schrift angewandt, welche nach dem Muster der aus leichtbeweglichcr Feder geflossenen Schrift gebildet wurde; sie *1 Auch C. B. Lorck a. a. O. crtheilt der Firma W. Drugulin (1821—187g) sehr wohlverdiente Lobsprüche. Er sagt u. A.: . . . Hatte die Jury der Pariser Weltausstellung von 1867 bereits erklärt, daß in Frankreich nur die kaiserliche Druckerei Aehnliches prästiren könne, wie diese Arivat-Ossizin in Leipzig, so wurde nun in der That durch Drugulin's Erwerbungen, unter welchen sämmtkiche Stempel und Matern der früheren Karl Tanchnitz'schen orientalischen, älteren Renaissance und holländisch-gothischen Schriften sich befanden, ein Complex geschaffen, wie er außer in de» Staatsanstalten zu Wien und Paris (und Berlin bez. der Reichsdruckerei, wie wir hinznfügen möchten) sich nicht wieder vorfindet. Drugulin's außergewöhnliche Kunst- und antiquarische Kennt nisse kamen ihm bei seinen vielen Reproduktionen und Imitationen von Drucken älteren Stils vortrefflich zu statten. (Tie Firma Drugulin in Leipzig besteht bekanntlich noch heute).
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